KW 40 + 41: Heimat pur, Wie frei ist die Kunst?, Consumer Value – Public Value – Production Value, …

... Klimaschutz braucht kulturellen Wandel, 1:1 Mentoring-Programm für Frauen gestartet, Die Kultivierung des digitalen Raums, Jahresberichte des Deutschen Kulturrates, Kultur- & Kreativwirtschaft in Afrika, Neue Politik & Kultur, Kolonialismus - Debatte: Bestandsaufnahme und Konsequenzen

Sehr geehrte Damen und Herren,

 

Heimat ist dort, wo es mir nicht egal ist, wie es ist. Ohne Engagement für die Heimat, kann Heimat nicht entstehen. Wäre ich in dem kleinen Taunusort geblieben, indem ich aufgewachsen bin, hätte ich mich sicher noch der Freiwilligen Feuerwehr angeschlossen oder anderswo in der Dorfgemeinschaft, zum Beispiel im Gemeinderat oder dem Kirchenvorstand, engagiert. Mitglied des örtlichen Gesangvereins, MGV Liederkranz von 1854, war ich schon als Jugendlicher.

 

In Berlin, meiner neuen Heimat, sind die Engagementmöglichkeiten ungleich breiter, aber die Entfernung der Menschen untereinander auch deutlich größer. Aber auch in einer Millionenstadt ist Engagement nötig, möglich und die zwingende Voraussetzung, um Heimat zu erfahren. „Bürgerschaftliches Engagement ist gelebte Demokratie und leistet einen unverzichtbaren Beitrag zum gesellschaftlichen Zusammenhalt“, so steht es in den Thesen der Initiative kulturelle Integration  zum gesellschaftlichen Zusammenhalt, die der Deutsche Kulturrat mit 27 gesellschaftlichen Partnern 2016 auf den Weg gebracht hat. In der These 10 steht außerdem: „Viele Bürgerinnen und Bürger engagieren sich ehrenamtlich und freiwillig in Vereinen und Verbänden. Sie übernehmen damit Verantwortung für andere und für die Gesellschaft. Sie setzen sich im Natur- und Umweltschutz, im Sport, in Wohlfahrtsverbänden, in Gewerkschaften, in der Kultur, in Kirchen und Religionsgemeinschaften, in Migrantinnen- und Migrantenorganisationen, in der Kommune und anderswo ein. Dieses bürgerschaftliche Engagement ist integraler Bestandteil eines subsidiären Staatsverständnisses, das zunächst die kleinsten gesellschaftlichen Einheiten in die Lage versetzt, aktiv zu werden. Bürgerschaftliches Engagement hat eine integrative Wirkung, denn auch viele Zugewanderte engagieren sich in Vereinen und Verbänden. Bürgerschaftliches Engagement ist aber kein Ersatz für staatliche Leistungen.“

 

Bürgerschaftliches Engagement hat eine breite integrative Wirkung durch Heimatbildung. Dort, wo das Engagement fehlt, bricht der Zusammenhalt auseinander, kann Heimat nicht entstehen. Dort brennen auch Flüchtlingsunterkünfte, dort marschieren die Demagogen durch die Straßen, dort wird Heimat als ausgrenzender Begriff gegenüber den Neuen verwendet. Wir müssen um die Heimat als einen verbindenden Ort für alle kämpfen. Dafür brauchen wir aber kein Heimatministerium, wohl aber viele Menschen, die sich für ihre alte oder neue Heimat engagieren.

 

Heimat pur ist nicht virtuell, sondern immer real.
Heimat pur ist verortet, aber die Orte können wechseln und man kann mehrere Heimaten haben.
Heimat pur ist kein Exklusivrecht für eine Gruppe, sondern immer individuell.
Heimat pur ist kein intellektuelles Konstrukt, sondern praktisches Leben vor Ort.
Heimat pur kann nur entstehen, wenn ich mich vor Ort engagiere.

 

Die Kulturpolitische Gesellschaft hat mir in der neuen Ausgabe ihrer Zeitschrift „Kulturpolitische Mitteilungen“ die Möglichkeit gegeben, die Idee von „Heimat pur“ noch ausführlicher zu erläutern.

 

Mit freundlichen Grüßen

 

Olaf Zimmermann
Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates
twitter.com/olaf_zimmermann

 

PS. Der nächste kulturpolitische Wochenreport erscheint erst am 18. Oktober, da ich in der kommenden Woche auf einer Delegationsreise in Rom bin.

 


 

Kultur.Forum St. Matthäus „Die Kunst ist frei!? – Angriffe von rechts und links“

 

„Wie frei ist die Kunst?“ – Diese Frage stellt sich aktuell immer öfter, seit in Deutschland Gedichte übermalt, Ausstellungen abgesagt und seitens rechtspopulistischer Stimmen eine „politisch neutrale“ Kunst gefordert wird. Die Kunst ist zwischen die Fronten geraten. Welche Spielräume bleiben ihr? Und wie lässt sich ihre Freiheit verteidigen?

 

Wann: 24. Oktober 2019, 19 Uhr

Wo: St. Matthäus-Kirche, Matthäikirchplatz, 10785 Berlin

 

Im Gespräch:

 

  • Norbert Bisky (Künstler)
  • Ulrich Khuon (Deutsches Theater Berlin)
  • Dr. Julia Voss (Kunsthistorikerin und Journalistin)
  • Alfred Weidinger (Museum der Bildenden Künste Leipzig)

 

  • Moderation: Hans-Dieter Heimendahl (Deutschlandfunk Kultur)

 

Das „Kultur.Forum St. Matthäus“ ist das kulturpolitische Forum von Stiftung St. Matthäus, Deutschem Kulturrat, Initiative kulturelle Integration, Kulturbüro der EKD und Deutschlandfunk Kultur. Das Gespräch wird bundesweit auf Deutschlandfunk Kultur ausgestrahlt.

 


 

22.10.2019 Einladung: Consumer Value – Public Value – Production Value. Welche Medienqualität braucht eine demokratische Gesellschaft?

 

Es wird immer deutlicher, dass unser demokratisches System mit den Auswirkungen der digitalen Transformation überfordert ist. Eine unübersehbare Gefahr besteht darin, dass Consumer Value und Public Value – Zuschauerinteresse und Allgemeinwohl – gegeneinander ausgespielt werden.

 

Aus diesem Dilemma ergeben sich zwei zentrale Fragen:

  1. Wie können Zuschauerinteresse und Allgemeinwohl im Gesamtsystem so ausbalanciert werden, dass die medialen Voraussetzungen für unser demokratisches System erhalten bleiben oder sogar noch gestärkt werden?
  2. Inwiefern müssen die Rollen, Aufgaben und Ressourcen der einzelnen Medienanbieter auf dem deutschen Markt angepasst werden, um dieses Ziel im Gesamtsystem zu erreichen?

Der Deutsche Medienrat, eine Sektion des Deutschen Kulturrates, läd am Dienstag den 22.10.2019 von 10:00 bis 18:00 Uhr zum Symposium „Consumer Value – Public Value – Production Value. Welche Medienqualität braucht eine demokratische Gesellschaft?“ in der Landesvertretung des Landes Sachsen-Anhalt in der Luisenstrasse 18 in 10117 Berlin.

 

 


 

Klimaschutz braucht kulturellen Wandel: Resolution der Mitgliederversammlung des Deutschen Kulturrates zum Klimapaket der Bundesregierung

 

Am 25. 09. 2019 hat das Bundeskabinett das Klimapaket beschlossen. Nun stehen die Beratungen im Deutschen Bundestag und bei den zustimmungspflichtigen Teilen auch im Bundesrat an. Mit dem Klimapaket wurde der Weg zur Verankerung der Klimapolitik in der Gesamtpolitik eingeschlagen.

 

Die Mitgliederversammlung des Deutschen Kulturrates teilt die Einschätzung von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, dass die vorgeschlagenen Maßnahmen bei Weitem nicht ausreichen werden, um das Ziel, die Erderwärmung bei maximal 1,5°C festzuschreiben, zu erreichen.

 

Lesen Sie die Resolution hier!

 


 

Dritte Runde des 1:1 Mentoring-Programm für Frauen in Kultur & Medien gestartet

 

Das erste bundesweite 1:1 Mentoring-Programm für karrierebewusste Frauen, die im Kultur- oder Medienbereich in Führungspositionen vorstoßen wollen, geht in die dritte Runde. In diesem Durchgang konnten 30 Mentorinnen und Mentoren aus den verschiedensten Kultursparten gewonnen werden. Die ihnen zugeordneten Mentees – ambitionierte, hoch qualifizierte Frauen mit mindestens zehn Jahren Berufserfahrung – sollen vom Erfahrungsschatz und Netzwerk profilierter Berufskolleginnen und -kollegen profitieren, damit langfristig mehr Frauen an den Schaltstellen von Kultur- und Medienwirtschaft bzw. -politik vertreten sind.

 

Im Museum für Kommunikation in Berlin fand der Abschluss des ersten gemeinsamen Tages statt.

 

 


 

Der kulturpolitische Text der Woche: Die Kultivierung des digitalen Raums

 

Susanne Keuchel, Präsidentin des Deutschen Kulturrates: Die Kultivierung des digitalen Raums – Argumente für ein europäisches Modell analog-digitaler Lebenswelten.

 

Die Gestaltung digitaler Lebenswelten ist nicht nur eine technische, sondern vor allem eine kulturelle Aufgabe und sie bedarf eines kulturellen Wandels innerhalb der Gesellschaft. Eine kulturelle Perspektive ist beispielsweise nicht die Frage: Was kann Technik? Sondern was wollen wir, dass Technik kann? Wie viele kulturelle Techniken wie Lesen, Sprachenlernen, Arbeiten etc. wollen wir „digitalisieren“? Und welche kulturellen Techniken möchten wir als Menschen im posthumanen Zeitalter beherrschen?

 

Lesen Sie den vollständigen Text hier!

 


 

NEU: Jahresberichte des Deutschen Kulturrates 2018

 

Jedes Jahr veröffentlicht der Deutsche Kulturrat e.V. einen Jahresbericht, um einen Einblick u.a. in die Arbeitsschwerpunkte, die Beratungsfunktion, die Veranstaltungen, die Öffentlichkeitsarbeit, die Projekte und die Mitarbeiterstruktur zu geben.

 

Lesen Sie hier den neuen Jahresbericht 2018!

 


 

Kultur- & Kreativwirtschaft in Afrika

 

Afrika ist ein Kontinent voller Innovationen, mit einer modernen, kreativen Szene. So beststeht beispielsweise in Äthiopien eine lebendige Gameswirtschaft und Nollywood in Nigeria ist nach Bollywood in Indien der zweitgrößte Filmproduktionsstandort weltweit.

 

Das Themendossier, das in Kooperation mit dem Goethe Institut entstand, gibt einen Einblick in die Kultur- und Kreativwirtschaft verschiedener afrikanischer Länder.

 

 


 

Neue Politik & Kultur erschienen!

 

Themen der Ausgabe:

 

  • Afrika
    Kultur- und Kreativwirtschaft in Afrika: Ein Schwerpunkt in Kooperation mit dem Goethe-Institut
  • Klimaschutz
    Gutes Beispiel Kultur: Das geplante Museum der Moderne muss Vorzeigeprojekt beim Klimaschutz werden
  • Digitale Lebenswelt
    Online-Kulturalisierung: Wie könnte ein alternatives Digitalmodell für Europa gestaltet werden?
  • Medienstaatsvertrag
    Vielfaltsorientierte Medienordnung: Was beinhaltet der zweite Entwurf des kommenden Medienstaatsvertrages?

 

 


 

Vorankündigung! Kolonialismus – Debatte: Bestandsaufnahme und Konsequenzen (Aus Politik & Kultur Nr. 17)

 

Das Interesse an den Artikeln in Politik & Kultur zur Kolonialismus-Debatte ist so groß, das Mitte Oktober der 17. Sammelband „Aus Politik & Kultur“ unter dem Titel: „Kolonialismus – Debatte: Bestandsaufnahme und Konsequenzen“ erscheinen wird.

 

Wie so oft, ist auch bei der Kolonialismus-Debatte der Kulturbereich der Katalysator, der die Diskussion in Schwung bringt. Es geht um die Bedingungen unter denen Artefakte, menschlichen Gebeine und Kunstwerke in Ethnologische Museen gekommen sind? Welche Verantwortung hat der deutsche Staat heute, wie kann Wiedergutmachung aussehen. Aber nicht nur der Staat steht in Verantwortung. Welche Rolle haben die Missionen gespielt und wie ist das Verhältnis der Kirche zum globalen Süden heute? Es wird gefragt, welche Konzeption für das Humboldtforums, das zukünftige nationale Museum der Weltkulturen in Berlin, ist die Beste? Was ist eigentlich Kolonialismus, Postkolonialismus oder Dekolonisation? Welche Bedeutung hat zeitgenössische Kunst aus dem globalen Süden für die Kulturmärkte?

 

56 Autorinnen und Autoren haben sich in Politik & Kultur, der Zeitung des Deutschen Kulturrates, mit diesen Themen intensiv beschäftigt. Sie haben Bestandsaufnahmen verfasst und Konsequenzen gefordert. Ihre Texte sind in dem Buch zusammengefasst.

 

Im nächsten kulturpolitischen Wochenreport (42. KW) wird das Buch hier ausführlich vorgestellt!

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