Umsetzung der Agenda 2030 ist eine kulturelle Aufgabe

Positionspapier des Deutschen Kulturrates zur UN-Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung

Ziel 13: Umgehend Maßnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels und seiner Auswirkungen ergreifen

 

Der Klimawandel ist inzwischen auch in Deutschland greifbar geworden. Er findet nicht mehr nur in weit entfernten Regionen statt, sondern ist weltweit und vor der eigenen Haustür spürbar. Um dem Klimawandel entgegen zu treten, ist eine neue Art des Denkens erforderlich. So kann zum Beispiel die Literatur mithelfen, neue Narrative zu entwickeln. Das Anthropozän erfordert, dass der Mensch dem von ihm verursachten Klimawandel durch geeignete Maßnahmen entgegentritt. Der Klimawandel muss daher auch als kulturelle Herausforderung begriffen werden und der Kulturbereich sieht sich hier in der Verantwortung.

 

Ziel 14: Ozeane, Meere und Meeresressourcen im Sinne nachhaltiger Entwicklung erhalten und nachhaltig nutzen

 

In den Ozeanen und Meeren leben die meisten Lebewesen. Diese sind stark gefährdet durch den zunehmenden Müll, der in die Meere gelangt. Unsere Verpackungsunkultur muss grundsätzlich hinterfragt werden. Dazu gehört auch, den Vertriebsweg der Konsumgüter stärker in den Fokus zu nehmen. Neue Produkte, in denen weniger Plastik enthalten ist, können unmittelbar zum Schutz der Meere beitragen. Nachwachsende Rohstoffe können als Ersatzstoffe zum Einsatz kommen. So ist auch zum Beispiel ein sorgsamer Umgang mit Sand, der inzwischen zu einem knappen Gut wird, dringend geboten.

 

Eine kulturelle Veränderung des Konsumverhaltens ist nötig. Die Vermeidung von Müll wird schon in vielen Kultureinrichtungen als Ziel verfolgt.

 

Ziel 15: Landökosysteme schützen, wiederherstellen und ihre nachhaltige Nutzung fördern, Wälder nachhaltig bewirtschaften, Wüstenbildung bekämpfen, Bodendegradation beenden und umkehren und dem Verlust der biologischen Vielfalt ein Ende setzen

 

Der Erhalt unserer Lebensgrundlage ist eine kulturelle Aufgabe. Heimat erzeugt Zugehörigkeit. So ist zum Beispiel der Wald insbesondere in Deutschland kulturell prägend besetzt. Sowohl in Mythen als auch in Literatur, Bildender Kunst und Musik spielt der Wald als Motiv, auch als Grund für Ängste, eine sehr wichtige Rolle.
Eine bessere Verzahnung von kultureller Bildung und Umweltbildung kann dazu beitragen, die kulturelle Bedeutung des Waldes zu erfassen und sich für eine nachhaltige Waldwirtschaft stark zu machen.

 

Ziel 16: Friedliche und inklusive Gesellschaften für eine nachhaltige Entwicklung fördern, allen Menschen Zugang zur Justiz ermöglichen und leistungsfähige, rechenschaftspflichtige und inklusive Institutionen auf allen Ebenen aufbauen

 

Das Recht und seine Durchsetzung durch eine unabhängige Justiz sind eine Kulturleistung und kulturelles Selbstverständnis. Nicht umsonst gehört zu den wesentlichen Bestandteilen der EU-Grundrechtecharta das Vorhandensein einer unabhängigen Justiz. Der Deutsche Kulturrat sieht mit Sorge, dass in einigen EU-Mitgliedstaaten dieses europäische Grundverständnis erodiert und fordert die Bundesregierung auf, in den europäischen Institutionen mit Nachdruck für eine Einhaltung der EU-Grundrechtecharta einzutreten.

 

In ihrer ersten These formuliert die Initiative kulturelle Integration, in der 27 Organisationen und Institutionen aus den unterschiedlichen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens zusammenarbeiten: „Das Grundgesetz als Grundlage für das Zusammenleben der Menschen in Deutschland muss gelebt werden.“ Und weiter wird formuliert: „Das Grundgesetz beschreibt insbesondere in seinen ersten 20 Artikeln unverrückbare Prinzipien des Zusammenlebens. Es sichert seit Jahrzehnten ein friedliches Zusammenleben in Deutschland. Die Achtung und der Schutz der Menschenwürde sind Grundlage der deutschen Rechtsordnung. Das Grundgesetz regelt zuerst das Verhältnis von Staat und Bürgerinnen und Bürgern und schützt vor staatlicher Willkür. Es ist zugleich essentiell für das Zusammenleben der Bürgerinnen und Bürger und muss daher von allen hier lebenden Menschen akzeptiert und respektiert werden.“

 

Ziel 17: Umsetzungsmittel stärken und die Globale Partnerschaft für nachhaltige Entwicklung mit neuem Leben erfüllen

 

Kunst und Kultur sind Brückenbauer und tragen zur Verständigung bei. Die Auswärtige Kultur- und Bildungspolitik hat daher eine Verantwortung, um die globale Partnerschaft für nachhaltige Entwicklung mit Leben zu füllen. Die Mittlerorganisationen aber auch viele andere zivilgesellschaftliche Organisationen können dabei wirkungsvolle Partner sein. Dabei gilt es anderen Perspektiven und Kulturen auf Augenhöhe zu begegnen.

 

Handelspolitik muss zur Entwicklung einer nachhaltigen Weltordnung beitragen und sich insbesondere den UN-Nachhaltigkeitszielen unterordnen.

 

Fazit

 

Die Idee der Nachhaltigen Entwicklung ist im Kern ein kulturelles Projekt. Die 17 globalen Nachhaltigkeitsziele sind gleichzeitig Kompass und Motor einer kulturellen Veränderung, die auf ein gutes Leben aller Menschen auf unserem Planeten zielt.

 

Der Deutsche Kulturrat sieht seine Aufgabe darin, bei der Weiterentwicklung der Agenda 2030 der kulturellen Dimension eine stärkere Beachtung zukommen zu lassen. Die Kraft von Kunst und Kultur regen Innovationen an und mobilisieren moralische Ressourcen. Sie sind Mahner und Mittler in gesellschaftlichen Diskussionsprozessen. Sie schaffen die Grundlage für eine einen kulturellen Wandel.

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