Kultur-Enquete: In Kulturelle Bildung investieren!

Stellungnahme des Deutschen Kulturrates zu den Handlungsempfehlungen zur kulturellen Bildung im Schlussbericht der Enquete-Kommission des Deutschen Bundestages „Kultur in Deutschland“

Berlin, den 09.04.2008. Der Deutsche Kulturrat, der Spitzenverband der Bundeskulturverbände, begrüßt, dass sich die Enquete-Kommission des Deutschen Bundestags „Kultur in Deutschland“ sehr deutlich und dezidiert für die Förderung der kulturellen Bildung in Deutschland ausgesprochen hat. So empfiehlt die Enquete-Kommission in ihrem Abschlussbericht Bund, Ländern und Kommunen, in die kulturelle Bildung zu investieren. Explizit befasst sich die Enquete-Kommission mit der kulturellen Früherziehung, der kulturellen Bildung in der Schule sowie mit den außerschulischen kulturellen Angeboten für Kinder und Jugendliche. Als besonders wichtig erachtet der Deutsche Kulturrat den Appell, kulturelle Bildung sowohl als unverzichtbaren, integralen Bestandteil von Bildung und Kultur als auch als Querschnittsaufgabe verschiedener Politikfelder zu verstehen. Der Deutsche Kulturrat verweist darüber hinaus auf die Unverzichtbarkeit der Kultur als wesentlichem Element der Politik und Gesellschaft.

 

Im Folgenden nimmt der Deutsche Kulturrat zu den einzelnen Handlungsempfehlungen des Kapitels „Kulturelle Bildung“ des Abschlussberichts der Enquete-Kommission Stellung. Er bezieht sich dabei auf die Handlungsempfehlungen der Enquete-Kommission in den folgenden Unterkapiteln, veröffentlicht als Bundestagsdrucksache 16/7000:

 

  • „Kulturelle Bildung als gesellschaftlicher Auftrag“ (Seite 397 – 398).
  • „Kulturelle Bildung in der Früherziehung“ (Seite 398)
  • „Kulturelle Bildung in der Schule“ (Seite 398 – 399)
  • „Außerschulische kulturelle Bildung“ (Seite 399)
  • „Aus-, Fort- und Weiterbildung“ (Seite 399 – 400)
  • „Kulturelle Erwachsenenbildung“ (Seite 405)
  • „Interkulturelle Bildung“ (Seite 407)
  • „Erhalt und Förderung der deutschen Sprache“ (Seite 410)

 

Der Deutsche Kulturrat folgt in seiner vorliegenden Stellungnahme dieser Einteilung.

 

In dieser Stellungnahme konzentriert sich der Deutsche Kulturrat auf die Handlungsempfehlungen der Enquete-Kommission zur kulturellen Bildung. Diese Stellungnahme steht im Kontext der weiteren Stellungnahmen des Deutschen Kulturrates zu den Handlungsempfehlungen der Enquete-Kommission „Kultur in Deutschland“.

 

Kulturelle Bildung als gesellschaftlicher Auftrag
Der Deutsche Kulturrat unterstützt nachdrücklich die Forderung der Enquete-Kommission an den Deutschen Bundestag und die Bundesregierung, dass die Mittel zur Förderung der kulturellen Bildung im Kinder- und Jugendplan des Bundes aufgestockt werden.

 

Darüber hinaus begrüßt der Deutsche Kulturrat die Empfehlung an die Bundesregierung, dass den Bereichen Kultur und (Neue) Medien in ihren Kinder- und Jugendberichten mehr Raum gegeben wird.

 

Hinsichtlich der Etablierung einer Bundeszentrale für kulturelle Bildung sieht der Deutsche Kulturrat noch erheblichen Diskussionsbedarf. In diese Diskussion sollten sowohl die Bundesakademien für kulturelle Bildung als auch die relevanten Bundeskulturverbände einbezogen werden.

 

Damit das freiwillige Engagement im Kulturbereich stärker gefördert wird, empfiehlt die Enquete-Kommission der Bundesregierung, die Zahl der Plätze im Freiwilligen Sozialen Jahr Kultur um ein Vielfaches zu erhöhen und die Förderpauschale entsprechend des Freiwilligen ökologischen Jahres anzuheben. Diese Forderung unterstützt der Deutsche Kulturrat nachdrücklich.

 

Insbesondere fordert der Deutsche Kulturrat von Bund, Ländern und Kommunen die zügige Umsetzung der Handlungsempfehlungen, dass zur Verbesserung der Rahmenbedingungen für kulturelle Freiwilligendienste – auch für das nicht benannte Feld der Freiwilligendienste in der Denkmalpflege – und zur Institutionalisierung eines Freiwilligen Sozialen Jahres Kultur im Ausland über eine langfristige Finanzierung verhandelt wird.

 

Der Deutsche Kulturrat begrüßt des Weiteren die Empfehlung, bundesweite Wettbewerbe für alle Sparten der kulturellen Bildung einzuführen, diese stärker miteinander zu vernetzen und öffentlichkeitswirksamer zu präsentieren. Der Deutsche Kulturrat fordert aber, dass die Zivilgesellschaft mit in die Konzeption solcher Wettbewerbe einbezogen und die Durchführung durch Fachorganisationen der Zivilgesellschaft erfolgen muss.

 

Kulturelle Bildung in der Früherziehung
Der Deutsche Kulturrat begrüßt, dassdie Enquete-Kommission die Notwendigkeit unterstreicht, die kulturelle Bildung als lebenslanges Lernen zu verstehen und damit so früh wie möglich zu beginnen. Darüber hinaus unterstützt der Deutsche Kulturrat die Empfehlung, Eltern stärker als bisher zu befähigen und zu ermutigen, die kulturellen Ausdrucksmöglichkeiten ihres Kindes von Anfang an zu fördern. Der Deutsche Kulturrat macht aber deutlich, dass hier nicht nur die Länder und Kommunen, sondern auch der Bund in die Verantwortung genommen werden muss.

 

Der Deutsche Kulturrat begrüßt darüber hinaus, dass Bund und Ländern empfohlen wird, die Früherziehung in Kultureinrichtungen zu fördern. Zudem begrüßt er die Empfehlung an die jeweiligen Träger, dass die Voraussetzungen für eine langfristige Zusammenarbeit von Kindertagesstätten und Kultur- und Bildungseinrichtungen verbessert sowie der Zugang für Kinder zu Kultur, unter anderem durch einen kostenfreien Eintritt zu öffentlich geförderten Kulturinstitutionen erleichtert werden muss.

 

Schulische Kulturelle Bildung
Der Deutsche Kulturrat unterstützt die Forderung der Enquete-Kommission, dass

  • die Fächer der kulturellen Bildung wie Kunst, Musik, Tanz und Darstellendes Spiel zu stärken und qualitativ auszuweiten und sicherzustellen ist, dass der vorgesehene Unterricht durch qualifizierte Lehrkräfte tatsächlich erteilt wird,
  • die Länder und Kommunen dafür Sorge zu tragen haben, dass im Rahmen ganztäglicher Bildung und Erziehung auch Angebote von Kultureinrichtungen und Kulturvereinen außerhalb der Schule wahrgenommen werden können,
  • die Länder dafür Sorge tragen, dass in der Grundschule die kulturelle Bildung einem pädagogischen Leitfaden folgt,
  • die Kommunen die Kooperation von öffentlichen und nichtstaatlichen Bibliotheken mit Schulbüchereien institutionalisieren sowie Anschaffungsetats und Mittel für Autorenlesungen sichern sollen,
  • die Länder auch für die kulturelle Bildung bundesweite Bildungsstandards entwickeln sollen,
  • Bund, Länder und Kommunen Leseförderung als Querschnittsaufgabe in der Jugend-, Bildungs- und Kulturpolitik verankern.

 

Der Deutsche Kulturrat teilt die Auffassung der Enquete-Kommission, dass mit einem möglichen Zentralabitur sicherzustellen ist, dass ein Fach der kulturellen Bildung zum verpflichtenden Fächerkanon gehört und zudem der Neuaufbau von Schulchören und -orchestern zu fördern ist. Grundsätzlich muss sich aber darüber verständigt werden, wie die Vielzahl an Inhalten in der verkürzten Schulzeit von 12 Jahren und einer Stundentafel von 36 Stunden pro Woche wirksam verarbeitet werden können. Die ästhetischen Fächer dürfen dabei einer möglichen Straffung der Inhalte nicht zum Opfer fallen.

 

Der Deutsche Kulturrat unterstützt die Empfehlung an die Länder und Kommunen, die Voraussetzungen für Kooperationen mit Kinder- und Jugendtheatern im Rahmen von Schulaufführungen und Schultheatertagen zu verbessern sowie Kinder- und Jugendtheaterfestivals zur Begegnung mit Künstlern und Kulturen zu stärken. Er weist aber darauf hin, dass insbesondere die Stadt- und Staatstheater diejenigen Institutionen sind, die solche Begegnungen und Festivals unterstützen und stärken.

 

Der Deutsche Kulturrat spricht sich für die Empfehlung der Enquete-Kommission an die Länder aus, Baukultur in den Fächern Kunst, Geografie und Sozialwissenschaft stärker zu berücksichtigen. Wichtig ist es aber nach Ansicht des Deutschen Kulturrates, dass die „Baukultur“ lediglich als eine Impulsgebung im Unterricht verstanden, in der Schule aber z.B. keine Architekten ausgebildet werden sollen.

 

Die Empfehlung der Enquete-Kommission an die Länder, Mediennutzung und Medienkompetenz als Erziehungs- und Bildungsauftrag der Schule zu verstehen, unterstützt der Deutsche Kulturrat mit Nachdruck. Die Filmkunst im Curriculum zu verankern, unterstützt der Deutsche Kulturrat ebenfalls. Allerdings sollte darüber nachgedacht werden, auch andere Sparten, wie beispielsweise den Bereich Design, ebenfalls mit aufzunehmen.

 

Abschließend unterstützt der Deutsche Kulturrat die Empfehlung an Länder und Kommunen, den Aufbau von Netzwerken und der Kooperation von Schulen und Kultureinrichtungen zu fördern und allen Kindern während der Schulzeit die Begegnung mit Künstlern zu ermöglichen. Allerdings dürfe dieses nicht zu Lasten des normalen Unterrichts der ästhetischen Fächer gehen.

 

Außerschulische Kulturelle Bildung
Der Deutsche Kulturrat begrüßt, dass die Enquete-Kommission sich in dem Kapitel zur außerschulischen kulturellen Bildung dafür ausspricht, dass es einer intensiven Kooperation von politisch-historischer und kultureller Bildung bedarf, um durch zielgruppenspezifische Bildungsangebote und situationenbezogene Bildungsarrangements Kinder und Jugendliche dabei zu begleiten, ihren jeweils besonderen Platz in der Geschichte zu finden.

Darüber hinaus fordert der Deutsche Kulturrat von den Ländern die zügige Umsetzung der Handlungsempfehlungen, dass

  • die Länder, die Förderung von kulturellen Bildungsangeboten verstetigen und neben befristeten Projekten und Modellversuchen auch längerfristige Maßnahmen finanzieren,
  • die Länder, Programme entwickeln, in denen Kinder und Jugendliche als aktive Vermittler, zum Beispiel als Mentoren oder Multiplikatoren, in die außerschulische kulturelle Kinder- und Jugendbildung einbezogen werden,
  • die Länder denjenigen Kommunen, die sich in der Haushaltssicherung befinden, Finanzierungswege ermöglichen, die bedarfsgerechte Angebote der kulturellen Bildung zulassen,
  • die Länder sich angemessen an der Finanzierung der außerschulischen kulturellen Bildung als öffentlicher Gemeinschaftsaufgabe beteiligen und dass dazu ein Konzept gehört, das auch ein ausgewogenes Verhältnis zwischen haupt- und nebenberuflichem Personal sowie ehrenamtlich Tätigen vorsieht,
  • die Länder, unter Mitwirkung der Beteiligten, Regelungen erarbeiten, die außerschulischen kulturellen Einrichtungen ein Zusammenwirken auf Augenhöhe mit den allgemein bildenden Schulen ermöglichen.

 

Der Deutsche Kulturrat nimmt die Handlungsempfehlung der Enquete-Kommission zur Kenntnis, in der Bund, Ländern und Kommunen empfohlen wird, öffentlich geförderte Kultureinrichtungen in den Bewilligungsbestimmungen zu verpflichten, kulturelle Bildungsangebote für Kinder und Jugendliche zu entwickeln und nachzuweisen. Der Deutsche Kulturrat unterstreicht aber, dass die Kultureinrichtungen dafür zusätzliche Mittel benötigen. Darüber hinaus sollte dies nicht nur für Bildungsangebote für Kinder und Jugendliche gelten, sondern auch für Erwachsene.

 

Der Deutsche Kulturrat unterstützt im Grundsatz die Empfehlung der Enquete-Kommission an Länder und Kommunen, Kindern und Jugendlichen den Zugang zu den Kultureinrichtungen zu erleichtern, unter anderem durch Kulturgutscheine. Bei der Einführung so genannter Kulturgutscheine muss aber beachtet werden, dass zum einen nicht nur der rezeptive Charakter der kulturellen Bildung im Vordergrund steht, sondern auch das aktive und kreative Moment. Kulturgutscheine dürften nicht zu einseitig benutzt werden. Zudem sind Kulturgutscheine nur dann sinnvoll, wenn in der Schule kulturelle Bildung tatsächlich umfangreich vermittelt wird.

 

Der Deutsche Kulturrat unterstützt nachdrücklich die Handlungsempfehlung, in der die Enquete-Kommission den Ländern empfiehlt, durch gesetzliche Regelungen die kulturelle Infrastruktur im Bereich der außerschulischen kulturellen Bildung in ihrem Bestand auch qualitativ zu garantieren. Dies gelte aber nicht nur für das Musik- und Jugendkunstschulwesen, sondern beispielsweise auch für theaterpädagogische, soziokulturelle und medienpädagogische Zentren. Auch sei es wichtig, wie es die Enquete-Kommission erklärt, dass die Angebote der kulturellen Bildung aus dem rechtlichen Status der „freiwilligen Leistung“ herausgeführt werden, so dass die Kommunen ihrer Verantwortung für die kulturelle Bildung als pflichtige Selbstverwaltungsaufgabe nachkommen können.

 

Aus- und Fortbildung für kulturelle Bildung
Aufgrund der zahlreichen gesellschaftlichen Veränderungen und Herausforderungen unterstützt der Deutsche Kulturrat die Forderung der Enquete-Kommission, dass die Erzieherausbildung im Bereich kultureller Bildung unter Einbeziehung der Kulturinstitutionen zu verbessern und zu intensivieren sei. Auch die Einführung einer akademischen Ausbildung von Erzieherinnen und Erziehern begrüßt der Deutsche Kulturrat.

 

Darüber hinaus fordert der Deutsche Kulturrat von den Ländern die schnelle Umsetzung der Handlungsempfehlungen, dass

  • Berufsbilder sozialer Berufe so weiterzuentwickeln sind, dass zum Beispiel Senioreneinrichtungen kulturelle Bildungsangebote unterbreiten können,
  • Kulturinstitutionen in die Lehreraus- und fortbildung einzubeziehen sind sowie die Möglichkeit der regelmäßigen Fortbildung in kultureller Bildung für Lehrkräfte sicherzustellen ist,
  • die Länder und Hochschulen kulturvermittelnde Ausbildungsgänge stärker auf die berufliche Praxis ausrichten, und in künstlerischen Ausbildungsgängen Elemente der Kulturvermittlung sowie künstlerische Praktiken für alle Altersstufen obligatorische Bestandteile werden,
  • kontinuierliche Qualifizierung, Weiterbildung und Vernetzung von Lehrkräften und Multiplikatoren zum Thema kulturelle Medien- und Filmbildung sowie die Förderung der Zusammenarbeit von Lehrkräften mit Medienpädagogen weiter vorangetrieben wird.

 

Kulturelle Erwachsenenbildung
Die Enquete-Kommission verweist in ihrem Abschlussbericht darauf, dass die Entwicklungsmöglichkeiten der kulturellen Erwachsenenbildung mit gleicher Anstrengung durch Politik und Gesellschaft verfolgt werden müsse wie die kulturellen Bildungsangebote für Kinder und Jugendliche. Der Deutsche Kulturrat unterstützt die Forderung, dass Bund, Ländern und Kommunen, flächendeckende und innovative Angebote kultureller Erwachsenenbildung sicherstellen und unterbreiten und darüber hinaus Weiterbildung nicht auf einen verengten Begriff beruflicher Weiterbildung reduzieren sollen.

 

Der Deutsche Kulturrat begrüßt des Weiteren die Forderungen der Enquete-Kommission, dass

  • der Deutschen Bundestag und die Bundesregierung, den Bundesaltenplan als bundesweites Förderinstrument stärker auch für die kulturelle Bildung von älteren Menschen nutzen sollen,
  • die Länder die Förderung kultureller Erwachsenenbildung in Erwachsenenbildungsgesetzen und den dazugehörigen Verordnungen verankern sowie die Förderung kultureller Erwachsenenbildung durch eine institutionelle Sockelfinanzierung sichern sollen,
  • Länder und Kommunen, kulturelle Erwachsenenbildung gleichwertig mit arbeitsmarkt- und berufsbezogener Weiterbildung sowie der kulturellen Bildung für Kinder und Jugendliche fördern sollen,
  • Bund, Länder und Kommunen allen Bevölkerungsschichten den Zugang zu kultureller Erwachsenenbildung durch angepasste Angebote eröffnen sollen und darüber hinaus eine stärkere Kooperation von Kultureinrichtungen mit Weiterbildungseinrichtungen zu fordern, um so zur Schaffung einer besseren Infrastruktur kultureller Erwachsenenbildung beizutragen.

 

Der Deutsche Kulturrat begrüßt darüber hinaus die Forderung der Enquete-Kommission, dass die Akteure der kulturellen Erwachsenenbildung das Profil der Erwachsenenbildung schärfen, neue Angebotsformen wie zum Beispiel solche für und mit Familien und älteren Menschen entwickeln, und Angebote zur Entwicklung kreativer Medienkompetenz etablieren sollen.

 

Interkulturelle Bildung
Im Hinblick auf die Tatsache, dass es bereits eine Reihe von guten Projekten im Bereich der interkulturellen Bildung gibt, unterstützt der Deutsche Kulturtat die Forderung der Enquete-Kommission, diese Angebote, ihre Qualität und die Resultate zu evaluieren, und die Bildungsforschung zu Fragen der Integration zu intensivieren. Zudem begrüßt der Deutsche Kulturrat die Forderung, dass

  • die Länder die Ganztagsschule als Chance für den interkulturellen Austausch begreifen und interkulturelle Bildung in die Lehrangebote, wie zum Beispiel Theaterprojekte, integrieren sollen. Als ebenfalls sehr wichtig erachtet der Deutsche Kulturrat die Forderung, den Schüleraustausch stärker zu fördern,
  • die Länder bei den Schulen darauf hinwirken sollen, die Zusammenarbeit zwischen Schulen und Eltern mit Migrationshintergrund in möglichst vielen Formen zu intensivieren,
  • die Länder für den Beruf des Lehrers und den des Sozialpädagogen mehr Menschen mit Migrationshintergrund gewinnen sollen.

 

Im Bereich der Integration spielt die Sprachförderung eine wichtige Rolle, da sie die Voraussetzung zur Partizipation am gesellschaftlichen Leben darstellt. Der Deutsche Kulturrat fordert, wie die Enquete-Kommission, die Länder auf, dafür Sorge zu tragen, dass alle Kinder mit den erforderlichen Deutschkenntnissen eingeschult werden und in diesem Zusammenhang eine Sprachstandserhebung für alle drei- bis fünfjährigen Kinder durchgeführt werden muss, um Sprachdefiziten rechtzeitig begegnen zu können. Allerdings verweist der Deutsche Kulturrat darauf, dass die Kindertagesstätten diesbezüglich auch gut ausgebildetes Personal benötigen. Darüber hinaus müsse gewährleistet werden, dass die Kinder, die nicht die nötigen Sprachkenntnisse besitzen, speziellen Förderunterricht erhalten.

 

Erhalt und Förderung der deutschen Sprache
Bereits in anderen Stellungnahmen hat der Deutsche Kulturrat darauf hingewiesen, dass die deutsche Sprache geschützt werden müsse. Deshalb begrüßt der Deutsche Kulturrat die Empfehlung der Enquete-Kommission an die Bundesregierung, die Initiative dafür zu ergreifen, die Bedeutung der deutschen Sprache in das öffentliche Bewusstsein zu heben und Initiativen zur Förderung der deutschen Sprache als Grundlage der Kultur, vor allem im Bereich Erziehung und Ausbildung Heranwachsender, aber auch der Integration von Migranten, stärker zu fördern.

 

Darüber hinaus unterstützt der Deutsche Kulturrat die Forderungen, dass

  • sich die öffentlich-rechtlichen und privaten Rundfunkanstalten stärker ihrer sprachlichen Vorbildfunktion bewusst werden müssen,
  • Bund, Länder und Kommunen Gesetzestexte, Verlautbarungen, eigene Werbekampagnen, Veröffentlichungen aller Art und die weitergehende Kommunikation in verständlicher deutscher Sprache abfassen sollen,
  • Bund, Länder und Kommunen, im Falle eines Tätigwerdens als Anteilseigner, Genehmigungsbehörde oder als Fiskus eine durchgängige Verwendung der deutschen Sprache etwa in Beschilderungen, Leitsystemen, Beschriftungen in öffentlichen Gebäuden, Bahnhöfen und Flughäfen usw. gewährleisten sollen,
  • die Bundesregierung sich gegenüber dem Rat der Europäischen Union und den europäischen Institutionen für die vollständige und ausnahmslose Gleichberechtigung des Deutschen als Arbeitssprache sowie dafür einsetzen soll, dass bei allen Veröffentlichungen, Datenbankstandards, Konferenzen und Ausschreibungen Deutsch den anderen dabei verwendeten Sprachen gleichgestellt wird.
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