Klimaneutralität in der Kultur noch vor 2045 anstreben

Bundeskulturpolitik setzt sich für Klimaziele ein

Ein im Frühjahr abgeschlossenes Pilotprojekt bei der Kulturstiftung des Bundes „Klimabilanzen in Kulturinstitutionen“, das 19 Kultureinrichtungen modellhaft dabei unterstützt hat, eine Klimabilanz zu erstellen und den eigenen CO2-Fußabdruck zu ermitteln, hat gezeigt, dass Emissionen in den verschiedenen Kulturbetrieben an sehr unterschiedlichen Stellschrauben entstehen und verbessert werden können. Doch vielfach bleiben die genauen Emissionen in der Branche noch unbekannt. Bei Verbesserungen tappen die Verantwortlichen dann im Dunkeln. Es braucht daher zukünftig eindeutige Datengrundlagen. Klimarechner müssen für die kulturelle Praxis anwendbar gemacht werden.

 

Die BKM möchte im Besonderen ihre Zuwendungsempfängerinnen und -empfänger zu noch mehr Anstrengungen motivieren. Seit 2020 müssen diese bei allen finanziellen Zuwendungen aus dem Kulturetat messbare Ziele für den Umwelt- und Klimaschutz festlegen. Fragen der Betriebsökologie sind außerdem in den Gremiensitzungen aller durch den Bund geförderten Kultureinrichtungen mindestens einmal jährlich als eigener Tagesordnungspunkt zu behandeln. Dazu wurden die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der BKM gezielt fortgebildet. Wir entdecken zugleich, dass finanzielle Unterstützungen immer noch viele ökologische Fallstricke in sich tragen. Das Zuwendungsrecht muss daher insgesamt noch weiter auf den ökologischen Prüfstand gestellt werden. Hier wird noch auf allen Ebenen, in Bund, Ländern und Kommunen, zwischen Finanz- und Kulturverantwortlichen sowie gemeinsam mit den Verbänden und Einrichtungen an Lösungen zu arbeiten sein.

 

Eine der Maßnahmen des Klimaschutzprogramms 2030 der Bundesregierung ist es, dass auch Bundesbauten in Sachen Klimaneutralität Vorbilder sein sollen. Die Ende August 2021 vom Bundeskabinett beschlossenen „Energieeffizienzfestlegungen für klimaneutrale Bauten des Bundes“ stellen ambitionierte und verbindliche Anforderungen an die Gebäude des Bundes zur Erhöhung der Energieeffizienz: Neubauten des Bundes – auch im Kulturbereich – müssen künftig mindestens 60 Prozent energieeffizienter sein als die gesetzlichen Anforderungen an den Neubau, Gebäudesanierungen mindestens 45 Prozent energieeffizienter.

 

Auch auf Europäischer Ebene müssen wir vorankommen. Im Rahmen der deutschen EU-Ratspräsidentschaft 2020 wurde bereits erprobt, wie Veranstaltungen klimaneutral gestaltet werden können. Als Bundesbehörde hat sich die BKM vorgenommen, bereits bis 2030 klimaneutral zu arbeiten. Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind damit in ihrem täglichen Handeln gefragt.

 

Eine engagierte und kreative Kulturszene ist entscheidend für das Gelingen. Nutzen wir deren Kernkompetenz: Seien wir, die Kulturszene, aber auch die Kulturpolitik, kreativ! Es gilt, die gesamte Breite an denkbaren Praktiken weiterzuentwickeln und „klimakulturelle Vielfalt“ zu schaffen, ohne dass die Freiheit der Kunst beeinträchtigt wird. Hierbei gibt es keinen Standardweg. Einige werden mit der Beantwortung der Frage „Wie viel ist genug“ erfolgreich sein, d. h. klassischer Suffizienz wie der Reduktion von Dienstreisen oder der Umstellung des Caterings. Andere können mit technischen Lösungen vorangehen, etwa Energieeffizienzmaßnahmen bis hin zur fossilen Entkoppelung durch Erneuerbare Energien. Aus der Vergangenheit wissen wir: Die Visionen von Kultur- und Medienschaffenden haben regelmäßig dazu beigetragen, Fehlentwicklungen zu korrigieren. Lassen Sie uns gemeinsam eine klimaneutrale Zukunft schaffen!

 

Dieser Text ist zuerst erschienen in Politik & Kultur 09/2021.

Günter Winands
Günter Winands ist Amtschef bei Der Beauftragten für Kultur und Medien.
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