Die vierte Säule der Nachhaltigkeit

Das Engagement der Deutschen Bundesstiftung Umwelt im Kulturbereich

Als eine der größten Stiftungen Europas fördert die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) innovative Vorhaben und Modellprojekte von hoher Umweltrelevanz. Dabei ist die Förderung eines stärkeren Bewusstseins für Umweltfragen und ein Kompetenzaufbau durch die Vernetzung von unterschiedlichen Akteurinnen und Akteuren ein wichtiges Anliegen. Gefördert werden innovative und lösungsorientierte Projekte auf dem Gebiet des Umweltschutzes, im Anwendungsbereich der Umwelttechnologie, zum Wissenstransfer und Erfahrungsaustausch, zum Schutz und zur Wiederherstellung des Nationalen Naturerbes sowie zum Erhalt von Kulturgütern vor schädlichen Umwelteinflüssen. Die einzelnen Förderbereiche sind sowohl mit den aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen zu den planetarischen Grenzen als auch mit den Zielen für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen verknüpft. Zentrale Herausforderungen sieht die DBU dabei vor allem im Klimawandel, dem Verlust der biologischen Vielfalt und in der nicht nachhaltigen Nutzung natürlicher Ressourcen.

 

Die Priorität, die die DBU den Grundsätzen einer nachhaltigen Entwicklung beimisst, leitet auch das Engagement der Stiftung im Kulturbereich. Dabei tritt die DBU für einen erweiterten Nachhaltigkeitsbegriff ein, der neben dem Dreiklang von sozialen, wirtschaftlichen und ökologischen Faktoren auch die kulturelle Dimension umfasst.

 

Bildung für Nachhaltige Entwicklung im Kulturbereich

Die Entwicklung unserer Gesellschaft in Richtung Nachhaltigkeit erfordert ein Umdenken im Bildungssektor hin zu einer transformativen Bildung. Deren Ziel ist es, Werte-, Denk- und Handlungsmuster sowie subjektive Bedeutungsperspektiven zu verändern, indem die Reflexionsfähigkeit gestärkt wird. Eine wichtige Voraussetzung für die Lösung komplexer Nachhaltigkeitsfragen ist dabei, Gestaltungskompetenzen zu entwickeln. Durch ein Öffnen des Nachhaltigkeitsthemas für kulturelle und künstlerische Perspektiven ergibt sich die Chance, neues Potenzial zu nutzen und entsprechende Schlüsselkompetenzen wie das Verstehen systemischer Nachhaltigkeitszusammenhänge, ein vorausschauendes Denken und Handeln oder das Abwägen von Risiken und Unsicherheiten zu erlernen. Das Konzept einer Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) ist dabei in vielen Grundsätzen deckungsgleich mit den Zielen einer kulturellen Bildung. In der Praxis spiegelt sich dieser Bildungsansatz in zahlreichen kunst- und kulturorientierten Förderprojekten der DBU wider.

 

Neben Film- und Fernsehproduktionen zu Nachhaltigkeitsthemen insbesondere für Kinder und Jugendliche wurden künstlerische Museumsprojekte, Kunst- und Fotoausstellungen, Musikevents oder Fachworkshops, in denen Aspekte eines nachhaltigen Betriebs innerhalb einer Kulturbranche untersucht wurden, gefördert. Ein aktuelles Beispiel hierfür ist der von der DBU geförderte Zukunftskongress zum Thema Nachhaltigkeit und „grünes Drehen“, der in diesem Jahr von der Deutschen Akademie für Fernsehen in Köln durchgeführt wurde. Anhand verschiedener Gewerke wurden sinnvolle Handlungsoptionen und Technologien analysiert, um die Klimabilanz einer Fernsehproduktion zu verbessern, Kohlendioxid bzw. CO2 einzusparen und Abfall am Filmset und in den Zulieferdiensten und -gewerken zu vermeiden.

 

Ein Beispiel ganz anderer Art stellte das Projekt „Dance for Nature“ des Theaters Osnabrück dar, in dem über 40 Jugendliche aus 18 Nationen ein Tanztheaterstück zum Thema „Natur“ entwickelten. Ziel war es, zu erfahren, welche Rolle der Naturbegriff in der Lebenswelt der Jugendlichen spielt, wie Natur wahrgenommen wird und wie Jugendliche zum Schutz der Natur motiviert werden können.

 

Nachhaltiger Kulturgüterschutz

Mit dem Referat Umwelt und Kulturgüter leistet die DBU auch einen wichtigen Beitrag zur Forschung für den nachhaltigen Schutz von Museumssammlungen, historischen Gebäuden, Parks und Gärten sowie Kulturlandschaften vor schädlichen Umwelteinflüssen. Dazu zählen anthropogene Emissionen wie ursprünglich durch Erhaltungsmaßnahmen eingebrachte Substanzen ebenso wie die Auswirkungen des Klimawandels. Die Projekte reichen von Ansätzen zur Detektion von Schadstoffen in Museen, die aufgrund ihrer Toxizität eine Gefahr für Mensch und Umwelt darstellen, über Erhaltungskonzepte bis hin zu Qualifizierungsmaßnahmen für Fachleute und Bildungsangebote für Kinder und Jugendliche.

 

Ein Beispiel hierfür ist die Entwicklung eines kostengünstigen Sensors für eine effiziente Überwachung von schadhaften Agenzien in Museen mit Mitteln der DBU. Denn nicht nur Umgebungsparameter wie Licht, Temperatur und relative Luftfeuchte können Objekte negativ beeinflussen. Auch zur Restaurierung, Präsentation und Aufbewahrung verwendete Materialien sind Emissionsquellen, die eine Gefahr für Kunst- und Kulturgüter darstellen.

 

Die DBU sieht in den Auswirkungen des Klimawandels auf Kultur- und Naturerbe eine zentrale Herausforderung unserer Zeit. Politische Grundsatzdokumente wie die Ziele der Vereinten Nationen für nachhaltige Entwicklung adressieren in diesem Zusammenhang die Rolle von Kultur- und Naturerbe. Doch findet das Thema im globalen Klimadiskurs wie auch in den Berichten des Weltklimarats IPCC bisher wenig Beachtung. Hier setzt das von der DBU geförderte Forschungsvorhaben „Connecting Culture, Heritage, and the IPCC“ an. Gegenstand ist eine globale Bestandsaufnahme zum aktuellen Wissensstand der Auswirkungen des Klimawandels auf Kultur, Kultur- und Naturerbe. Die Ergebnisse sollen in die zukünftige IPCC-Berichterstattung einfließen.

 

Das Bewusstsein für die Bedeutung von Nachhaltigkeit in der Kultur stärkt die DBU auch durch entsprechende Veranstaltungsformate wie z. B. ein internationales Fachsymposium zur UNESCO-Welterbekonvention. Zentrale Themen waren nicht nur die fortschreitende Beschädigung durch den Klimawandel, sondern auch die Kommodifizierung von Kulturerbe durch ausschließlich ökonomische Nutzungen oder einer Musealisierung historischer Altstädte etwa durch Gentrifizierung. Ergebnis des DBU-Projektes „Die vier Dimensionen von Nachhaltigkeit für die Umsetzung der UNESCO-Konventionen zum Schutz von materiellem und immateriellem Erbe sowie von Naturerbe“ waren nachhaltige Entwicklungs- und Schutzkonzepte, die zu einem besseren Erhalt von UNESCO-Welterbestätten beitragen.

 

Dieser Text ist zuerst erschienen in Politik & Kultur 09/2021.

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Alexander Bonde ist Generalsekretär der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) und ihrer Tochterunternehmen DBU Naturerbe GmbH und DBU Zentrum für Umweltkommunikation. Constanze Fuhrmann ist Leiterin des Referats Umwelt und Kulturgüter der DBU.
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