7. KW: Unterwerfung?, Stellungnahmen, Politik & Kultur, …

... Bund - Länder Kulturverhältnis, Einladung: Wir müssen reden, Buchempfehlung, Neue Mitarbeiterin

Sehr geehrte Damen und Herren,

 

gibt es einen schlimmeren Vorwurf, als den, dass man sich vorauseilend unterworfen hat? Gestern wurde dieser Vorwurf bei einer Pressekonferenz im Deutschen Theater in Berlin von der Projektleiterin der mobilen Beratung gegen Rechtsextremismus in Berlin (MBR) Bianca Klose, über Teile des Kulturbereich erhoben. Anlass der Pressekonferenz war die Vorstellung der neuen MBR-Handreichung „Alles nur Theater? – Zum Umgang mit dem Kulturkampf von rechts„. Sie soll konkrete Tipps zum Umgang mit rechten Veranstaltungsstörungen, öffentlichen Provokationen, Drohungen oder parlamentarischen Anfragen geben. Auch auf Nachfrage konnte Frau Klose zwar keine weiteren Einrichtungen, als das Bauhaus in Dessau nennen, die sich vorauseilend dem ohne Zweifel wachsenden rechten Druck unterworfen hätten, doch blieb der schwere Vorwurf im Raum stehen.

 

Nun zeigt der starke Zuspruch bei der Aktion „Die Vielen„, dass zumindest ein beträchtlicher Teil des Kulturbereiches sich eindeutig nicht den Rechten vorauseilend unterworfen hat.

 

Auch in einem anderen Bereich gibt es gerade eine Diskussion, bei der die Frage einer vorauseilenden Unterwerfung eine Rolle spielen könnte. Der Afrikabeauftragte der Bundeskanzlerin im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ), Günter Nooke, hat sich vor wenigen Tagen mit deutschen Afrikanisten getroffen. Am Ende des Gespräches hat er nach Angaben der Teilnehmer des Treffens versucht, eine Erklärung durchzusetzen.

 

In der taz liest sich der Vorgang folgendermaßen: „Für Erstaunen habe dann gesorgt, dass am Ende eine vorbereitete Schlusserklärung auf den Tisch gelegt wurde, über die vorher gar nicht gesprochen worden war und der zufolge die Teilnehmer Günter Nooke bescheinigen, kein Rassist zu sein. Die Afrikanisten verweigerten sich, unter Verweis darauf, dass sie diesen Vorwurf nie erhoben hätten. Sie wollten stattdessen Nooke bescheinigen, seine Tätigkeit „kompetent“ und „reflektiert“ auszuüben. Das wiederum war ihm zu wenig.“

 

Diese angebotene „Bescheinigung“ der Wissenschaftler für den Politiker hat ja schon etwas drolliges und die Wissenschaftler müssen sich die Frage gefallen lassen, ob das Ausstellen von Freibriefen für Politiker ihre Aufgabe ist. Aber Günter Nooke wird noch deutlich mehr Fragen beantworten müssen.

 

Das nd schreibt über den weiteren Verlauf des Gespräches: „Im Anschluss an das Gespräch erhielt die Verbandsvorsitzende Raija Kramer einen braunen Umschlag, woraufhin sie davon absah, sich auf der Pressekonferenz zu äußern. Bei dem Brief, der dem »nd« vorliegt, handelt es sich um ein an ihren Dienstherrn adressiertes Gutachten zu der Stellungnahme, in der sie der Falschangabe und Verfälschung von Daten bezichtigt wird.“ Prof. Dr. Raija Kramer arbeitet an der Universität Hamburg, Fakultät für Geisteswissenschaften (Asien-Afrika-Institut).

 

Der Historiker und Afrikawissenschaftler, Jürgen Zimmerer, einer der Teilnehmer des Treffens, twitterte nach der Veranstaltung: „Verstörend“ trifft es sehr gut. Ich bin auch noch darüber „verstört“, dass sich WissenschaftlerInnen nach einem Gespräch in einem deutschen Ministerium eingeschüchtert fühlen. Ich kann sie aber verstehen.

 

Ich nicht! Art. 5 Abs. 3 des Grundgesetzes sagt eindeutig: die Wissenschaft ist frei! Wie können Wissenschaftler, die mit einem solchen Recht ausgestattet sind, sich von einem Mitarbeiter der Bundesregierung einschüchtern lassen?

 

Aber natürlich, die Aktion von Günter Nooke, sollte sie so wie in den Zeitungen beschrieben stattgefunden haben, ist ein Skandal und gehört dringend aufgeklärt.

 

Mit freundlichen Grüßen

 

Olaf Zimmermann
Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates
twitter.com/olaf_zimmermann

 


 

Zwei neue Stellungnahmen des Deutschen Kulturrates

 

Darstellende Künste für junges Publikum: Zugänge schaffen, Ensembles stärken und Strukturen implementieren

In dieser Stellungnahme werden speziell die Darstellenden Künste in den Blick genommen.

 

Offensive für kulturelle Erwachsenenbildung

Der Deutsche Kulturrat positioniert sich mit dieser Stellungnahme erstmals zur kulturellen Erwachsenenbildung.

 


 

Neue Politik & Kultur ist erschienen

 

  • Politik & Kultur ist die Zeitung des Deutschen Kulturrates. Sie wird herausgegeben von Olaf Zimmermann und Theo Geißler.

 

 

 


 

Bund – Länder Kulturverhältnis

 

Wie ist es aktuell um die Kulturpolitik von Bund und Ländern bestellt? Wie kann die kulturpolitische Zukunft in der Bundesrepublik aussehen? Was wird kommen: umfänglichere Kulturhoheit der Länder, ein Bundesministerium für Kultur oder gemeinsame kulturpolitische Perspektiven in neuer Form?

 

Am Montag, den 28. Januar 2019, wurden diese Fragen und mehr anlässlich der Veranstaltung „Wachgeküsst – Gemeinsame Perspektive für eine Kulturpolitik von Bund und Ländern“ der Staatsbibliothek zu Berlin, der Kulturstiftung der Länder und des Deutschen Kulturrates im Wilhelm-von-Humboldt-Saal der Staatsbibliothek zu Berlin diskutiert.

 

Sehen Sie hier die Keynotes von Dr. Günter Winands, Amtschef der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien.

 

Sehen Sie hier die Keynotes von Senator Dr. Carsten Brosda, Vorsitzender der neuen Kulturministerkonferenz in der KMK.

 


 

Einladung zur Diskussionsveranstaltung: „Wir müssen reden! Aber mit wem? Und wie?“ Das demokratische Gespräch in der Krise.

 

  • Zeit: Mittwoch, den 20.02.2019, 19:00 Uhr
  • Ort: KulturForum St. Matthäus, Matthäikirchplatz, 10785 Berlin

 

Podium:

 

  • Sebastian Kleinschmidt, Autor
  • Julia Helmke, Deutschen Evangelischen Kirchentag
  • Olaf Zimmermann, Deutscher Kulturrat
  • Ludwig Greven, Publizist

 

Moderation: Hans Dieter Heimendahl, Deutschlandfunk Kultur

 

Europa hört auf, grenzenlos zu sein, das Vertrauen in die Demokratie schwindet, die Autonomie der Künste wird angegriffen – allgemeingültige verstandene Grundprinzipien der offenen Gesellschaft drohen ihre Gültigkeit zu verlieren. Wie gehen wir mit diesen Veränderungen um? Können wir mit dem Diskurs den Diskurs retten? – Zweimal im Jahr stellen sich der Deutsche Kulturrat, das Kulturbüro der Evangelischen Kirche in Deutschland und die Stiftung St. Matthäus in Kooperation mit dem Deutschlandfunk Kultur der Frage nach aktuellen gesellschaftlichen Umbrüchen und ihren kultur- und gesellschaftspolitischen Konsequenzen – bundesweit zu empfangen über Deutschlandfunk Kultur.

 

Eine Kooperationveranstaltung von KulturForum St. Matthäus, Kulturbüro der EKD, Deutschen Kulturrat und Deutschlandfunk Kultur

 

Eintritt frei

 

Weitere Informationen finden Sie hier.

 


 

Buchempfehlung: Wachgeküsst – die neue Kulturpolitik des Bundes

 

Das Buch „Wachgeküsst. 20 Jahre neue Kulturpolitik des Bundes 1998-2018“ bietet einen Überblick über die wichtigsten Themen der Bundeskulturpolitik der letzten zwanzig Jahre.

 

Urheberrecht, Kulturgutschutz, Sammlungsgut aus kolonialen Kontexten, Provinienzforschung, Filmförderung, Religion, Medien, Stiftungsreform, Künstlersozialversicherung, Kulturwirtschaft, Computerspiele, Erinnerungspolitik, Reformation, Digitalisierung, Kulturfinanzierung, Inklusion, Vielfalt und Diversität, das komplizierte Verhältnis zwischen Bund und Ländern in Kulturfragen, Auswärtige Kultur- und Bildungspolitik, …

 

Wer wissen will, was die neue Bundeskulturpolitik seit 1998 ausmacht und sich darüber informieren will, wie der Weg für eine sichtbare Bundeskulturpolitik bereitet wurde, für den ist das Buch unverzichtbar.

 

Olaf Zimmermann (Hg.) Wachgeküsst: 20 Jahre neue Kulturpolitik des Bundes 1998-2018
492 Seiten, Fadenheftung, ISBN 978-3-947308-10-1, 22,80 Euro

 

 


 

Neue Referentin

 

Kristin Braband, Jahrgang 1993 und aufgewachsen in Velten (Brandenburg), ist seit Februar Referentin für kulturelle Integration beim Deutschen Kulturrat. Sie wird u.a. die Initiative kulturelle Integration betreuen.

 

Von 2012 bis 2016 studierte sie Kulturwissenschaft und Betriebswirtschaftslehre im Kombinationsbachelor an der Humboldt-Universität zu Berlin und absolvierte anschließend den Master of Arts in European Studies an der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt (Oder). Während des Studiums verbrachte sie je ein Semester in Schweden und Italien. Neben Praktika in der Lipperheidschen Kostümbibliothek (Kunstbibliothek, Staatliche Museen zu Berlin) und der Abteilung Kultur und Kommunikation des Auswärtigen Amts arbeitet sie bereits seit Ende 2017 als studentische Mitarbeiterin beim Deutschen Kulturrat.

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