Hoher Zukunftswille

Die Arbeit des Goethe-Instituts in Afrika

„Music in Africa“ oder die Filmplattform „ciniDB.africa“, die im November mit wichtigen Impulsen der vom Auswärtigen Amt geförderten Studie „Framing the Shot – Key Trends in African Film“ gelauncht wird – das sind Projekte, die sowohl außenkulturpolitische Aspekte von Begegnung, Verständigung und inhaltlicher Auseinandersetzung als auch Gesichtspunkte von nachhaltiger Entwicklungszusammenarbeit in sich vereinen – ganz im Sinne der vom Europäischen Parlament verwendeten Definition: „Kultur- und Kreativindustrien basieren auf kulturellen Werten, kultureller Diversität, individueller und/oder kollektiver Kreativität, Fertigkeiten und Talenten mit dem Potenzial, Innovation, Wohlstand und Arbeitsplätze zu schaffen, indem sie sozialen und ökonomischen Wert generieren.“

 

In diesem Sinne sind auch die Projekte zu sehen, die das Goethe-Institut im Bereich der Kreativwirtschaft aufgelegt hat. Der Grundgedanke unserer Arbeit: Jungen Kreativunternehmerinnen und -unternehmern die Möglichkeit zu geben, vielversprechende Ideen so weit zu entwickeln, dass sie künstlerisch-kreativ wertvoll sind und sich gleichzeitig nachhaltig auf dem Markt behaupten können. Dabei richten sich unsere Aktivitäten an schöpferische und innovative Kultur- und Kreativschaffende aus den Bereichen Musik, Literatur, bildende und darstellende Kunst, Film, Architektur, (Mode-)Design und der Games-Industrie. Das Ayada Lab – in Kooperation mit dem Institut français und gefördert vom Auswärtigen Amt – bringt beispielsweise junge Unternehmerinnen und Unternehmer aus Cote d´Ivoire, Kamerun, Ghana, Nigeria und dem Senegal zusammen, um – unterstützt von erfahrenen Kulturunternehmerinnen und Mentoren – ihre Projekte zu verwirklichen. Wichtig ist dabei auch das „Capacity Building“.

 

Seit 2018 arbeitet das Goethe-Institut im Feld der Kreativindustrien auch mit dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) zusammen. Im Rahmen des Globalvorhabens „Kultur und Kreativwirtschaft“ initiiert das Goethe-Institut in Kooperation mit der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) Qualifizierungs- und Vernetzungsprogramme für Akteure der lokalen Kreativwirtschaftsszenen – in Südafrika, Kenia, Senegal, Jordanien, dem Libanon und dem Irak. In Südafrika beispielsweise bietet das Goethe-Institut gemeinsam mit der afrikanischen Stiftung Triggerfish Academy eine digitale Lernplattform für angehende Animationskünstlerinnen und -künstler an, im Senegal entwickelt es eine Fortbildungsakademie, um Musikakteure  und Soundtechniker zu professionalisieren, und in Kenia kooperiert es mit verschiedenen lokalen Partnern, um insbesondere junge, von Frauen geführte Kreativunternehmen in ihrer Weiterentwicklung zu unterstützen.

 

Darüber hinaus hat das Goethe-Institut Johannesburg vor zwei Jahren seine eigenen Türen für Kreativunternehmer geöffnet und gibt ihnen mit dem Hub@goethe die Möglichkeit, an innovativen Projekten zu arbeiten. Ziel ist eine stärkere Vernetzung der lokalen, aber auch internationalen Kreativszenen und eine gesteigerte Sichtbarkeit der jungen Kreativschaffenden bei politischen Entscheidungsträgerinnen und -trägern.

 

Zurück zur gamescom in Köln: Inmitten des Trubels um „Enter Africa“ haben Kirubel Habtu aus Addis Abbeba und Adfoyeke Ajayo aus Lagos das Spiel „Busara“ aufgebaut. Holzfelder, Karten und Spielanweisungen in afrikanischem Design. „Busara“ ist Swahili für Weisheit, Urteilsfähigkeit und Menschenverstand. Das Spiel – irgendwo angesiedelt zwischen Monopoly und Siedler – bildet die Herausforderungen und Chancen, den Reichtum und die Hoffnung ab, die die Spieleentwickler aus ihren Ländern mitbringen, um eine lebenswerte Gesellschaft zu erschaffen. Vielleicht sollte man „Busara“ spielen, um einen tieferen Einblick in die aktuellen Fragestellungen des afrikanischen Kontinents zu erhalten.

 

Dieser Text ist zuerst erschienen in Politik & Kultur 10/2019.

Johannes Ebert
Johannes Ebert ist Generalsekretär des Goethe-Instituts.
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