Neue Medien: Eine Herausforderung für die kulturelle Bildung

Stellungnahme des Deutschen Kulturrates

Berlin, den 11.04.2008. Kulturelle Bildung ist Teil der Allgemeinbildung und öffnet Zugänge zu komplexen Lebenswelten und Kunstformen. Kulturelle Bildung vermittelt Schlüsselkompetenzen, die aus gesellschaftlicher und ökonomischer Perspektive von größter Bedeutung sind. Medienbildung als Teil der kulturellen Bildung ermöglicht dem Menschen, sich in einer medial geprägten Gesellschaft zurecht zu finden. Ziel muss sein, den Umgang mit Neuen Medien in allen Handlungsfeldern der kulturellen Bildung zu ermöglichen, kulturelle Medienkompetenz zu stärken und den kritischen Umgang mit Neuen Medien zu fördern.

 

Wann immer es neue technische Möglichkeiten gibt, haben diese Rückwirkungen auf Kunst und Kultur. Das galt für inzwischen etablierte Bereiche wie den Buchdruck, den analogen Rundfunk, die Tonaufzeichnungen mittels Tonträger oder auch für elektronische Bildaufzeichnungen. Insofern gibt es immer auch eine Wechselwirkung zwischen den digitalen elektronischen Medien und Kunst und Kultur. Der Deutsche Kulturrat befasst sich in dieser Stellungnahme mit dem Wechselverhältnis von digitalen elektronischen Medien und Kommunikationsmitteln und der kulturellen Bildung. Er verwendet für die digitalen elektronischen Medien und Kommunikationsmittel den Begriff „Neue Medien“.

 

Neue Medien gehören zur Alltagskultur unserer Gesellschaft. Der Umgang mit den vielfältigen Möglichkeiten des Internets wie die Kommunikation z.B. in Chaträumen, über Weblogs, das Podcasting, mobile Kommunikation mit Handys, digitaler Rundfunk und das Spielen interaktiver Computerspiele ist mittlerweile ein fester Bestandteil unserer Alltagskultur. Auch für Erwachsene, die das Internet und den Computer bislang eher als Arbeitsinstrument genutzt haben, bekommt der Aspekt des Spielens, der Kommunikation bis hin zur kreativen Nutzung eine immer größere Bedeutung. Neben dem Wissenserwerb und dem Selbstausdruck dienen diese Medien demnach auch der sozialen Interaktion und gewähren Möglichkeiten der gesellschaftlichen und kulturellen Teilhabe.

 

Die neuen und schnellen Distributionswege digitaler Medien haben einen unmittelbaren Einfluss auf die Entwicklung unserer Kultur und damit auch auf die Aufgaben der kulturellen Bildung. So bilden sich neue kulturelle Orte wie Chaträume, E-Communities oder Clans. Seit der Einführung beispielsweise des so genannten Web 2.0, bei dem die Internetbenutzer eigene Medieninhalte produzieren, ins Netz stellen und somit neue selbstorganisierte Kommunikationsprozesse stattfinden, produzieren die Internetnutzer eine neue Dimension von Kultur. Über You Tube können eigene Videos oder über My Space selbstkomponierte Musik ins Internet gestellt werden. Durch die vielfältigen Möglichkeiten, sich als Produzent von Kunst und Kultur im Internet frei darzustellen, wird das Internet auch zu einem identitätsstiftenden Medium. Die unterschiedlichen Möglichkeiten der Selbstdarstellung im Internet können auch Einfluss auf die Identitätsentwicklung der Internetnutzer haben, mit allen positiven und problematischen Aspekten. Die zunehmende Virtualisierung von Lebenswelten ist demnach eine zusätzliche Herausforderung für die kulturelle Bildung und damit auch für die angestrebte Medienkompetenz. Die Auswirkungen dieser Virtualisierung, des – auch zeitlich – zunehmenden Aufenthalts in virtuellen Räumen, auf unsere Gesellschaft, insbesondere auf Kinder und Jugendliche, sollte weiterhin untersucht und wissenschaftlich begleitet werden, da zu vermuten ist, dass sich dadurch das Wahrnehmungs- und Kommunikationsverhalten verändern kann.

 

Wie und in welchem Umfang Medien genutzt und gebraucht werden, hängt vielfach vom Bildungshintergrund und der sozialen Lage der Familien ab. Untersuchungen haben gezeigt, dass zwischen dem Medienumgang und dem Bildungshintergrund, insbesondere bei Heranwachsenden, eine enge Verbindung besteht. Je höher der Bildungshintergrund, desto kreativer, kompetenter und differenzierter werden die Potentiale und Möglichkeiten des Computers und des Internets in seiner Bandbreite genutzt.

 

Neue Medien bereichern die Vielfalt und das Ausdrucksspektrum kultureller Bildung. Sie leisten einen Beitrag dazu, Bereiche der kulturellen Bildung kreativ zu nutzen und neue Herangehensweisen an die Künste zu ermöglichen. Durch den persönlichkeitsstärkenden Aspekt der kulturellen Bildung wird wiederum der kritische und kompetente Umgang mit Neuen Medien unterstützt, Gefahren im Umgang mit Neuen Medien können erkannt und Medienkompetenz gefördert werden.

 

Kulturelle Bildung weckt Neugierde, die Möglichkeiten der Neuen Medien aktiv und kreativ zu nutzen. Heute muss sie darüber hinaus Jugendliche unterstützen, mit der Vielzahl an Angeboten kritisch, reflektiert und verantwortungsbewusst umzugehen. Dafür bedarf es der Vermittlung von Medienkompetenz. Zu einem kompetenten Umgang mit Neuen Medien gehört neben dem Auswählen und Nutzen von Medienangeboten, auch das kreative Gestalten von Medienbeiträgen, das Verstehen und Bewerten von Medienprodukten, und die Auseinandersetzung mit dem Einfluss der Medien auf gesellschaftliche Prozesse. Vor dem Hintergrund der Diskussion um den Missbrauch urherbrechtlich geschützter Produkte, insbesondere der Nutzung von Musik und Filmen, ist es notwendig, dass Medienbildung auch den „Wert der Kreativität“ vermittelt und damit auch in dieser Hinsicht ein verantwortungsbewusster Umgang mit Neuen Medien erlernt wird.

 

Neue Medien in der Familie

Kinder kommen in der Familie schon frühzeitig mit Medien in Kontakt, so auch mit Neuen Medien. Das thematische Zusammenspiel von Hörspielen auf CD, Büchern, Computerspielen speziell für Kinder, Internetseiten, Fernsehsendungen (z.B. „Die Sendung mit der Maus“) ist vielen Kindern schon früh vertraut und wird ganz selbstverständlich genutzt. Eltern sehen sich vor die Aufgabe gestellt, ihren Kindern den sinnvollen Umgang mit dem Computer, dem Internet und Computerspielen zu vermitteln. Angesichts der wachsenden Rolle von Medien in der Gesellschaft und der sich schnell verändernden technischen Erneuerungen, muss die medienpädagogische Förderung in und für Familien stärker unterstützt werden. Ein wichtiger Ort für die Vermittlung von Medienkompetenz für Familien sind medienpädagogische Zentren, die Familien Orientierungshilfen für die Förderung der Medienkompetenz ihrer Kinder an die Hand geben. Wichtig ist, dass sich Eltern mit der medialen Alltagswelt ihrer Kinder auseinandersetzen und beschäftigen, um einen verantwortungsbewussten Umgang mit Neuen Medien zu sichern. Hilfreiche Informationen zum Medienumgang von Kindern und Jugendlichen und zur Vermittlung von Medienkompetenz bieten u.a. das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend oder die Landesmedienanstalten auf ihren Internetseiten.

 

Der Deutsche Kulturrat fordert darüber hinaus die Stärkung der Infrastruktur der kulturellen Bildungseinrichtungen, um den Bereich der Medienbildung und Medienkompetenz in den Familien zu stärken. Zusätzlich sollten alle Bildungseinrichtungen qualifiziert werden, die Medienkompetenz von Familien zu fördern. Zudem sollten Positivlisten, beispielsweise von guten Computerspielen, stärker öffentlich verbreitet werden, um Eltern Orientierungshilfe beim Kauf zu geben.

 

Neue Medien in Kindertageseinrichtungen

Bereits in Kindertagesstätten können Voraussetzungen geschaffen werden, Neue Medien kennen zu lernen und Kinder dazu anzuleiten, auch mit Neuen Medien künstlerisch-kreativ tätig zu werden. Häufig allerdings gibt es hier Hemmschwellen und Befürchtungen, Neue Medien in die frühkindliche Bildung mit einzubeziehen.

 

In den Kindertageseinrichtungen herrscht mitunter eine Trennung zwischen „alten“ und „neuen“ Medien vor (Malen, Zeichnen gegenüber dem Spielen am Computer). Neue Medien werden aber in der häuslichen Alltagswelt der Kinder bereits vielfach genutzt, d.h. das Nebeneinander verschiedener Medien ist Realität. Dem sollte die kulturelle Bildung in Kindertagesstätten Rechnung tragen. Die klassische kulturelle Bildung wie Musizieren, Malen, Tanzen, Lesen und Theaterspielen ist für die frühkindliche Entwicklung von grundlegender Bedeutung. Darüber hinaus sollten Kinder frühzeitig auch für die unterschiedlichen Gestaltungsmöglichkeiten Neuer Medien sensibilisiert und Intermedialität befördert werden. Der Deutsche Kulturrat erachtet die Integration Neuer Medien in die frühkindliche Bildung als eine Bereicherung für die kulturelle Bildung. Neue Medien können die kulturelle Bildung unterstützen, kreative Prozesse befähigen und Medienkompetenz ausbilden.

 

Der Einsatz Neuer Medien in Kindertagseinrichtungen bietet eine große Chance für die vielfältigen Möglichkeiten zum selbstständigen und individuellen Lernen und zur Förderung der Kreativität. Es existieren bundesweit bereits interessante Modelle zur medienpädagogischen Arbeit in Kindertagesstätten. Forschungsergebnisse, ab wann Kinder altersgerecht mit Neuen Medien umgehen können, sollten dabei Berücksichtigung finden. Der Deutsche Kulturrat fordert die Länder und Kommunen auf, die Öffnung der Kindertageseinrichtungen für Neue Medien zu stärken und in der Breite zu fördern. Daraus folgt die Notwendigkeit einer spezifisch medienpädagogischen Ausbildung der Erzieherinnen und Erzieher und der Erarbeitung von Vermittlungsmethoden, um Kinder bereits in den Kindertagesstätten für Neue Medien sensibilisieren und sie kompetent im Umgang mit Neuen Medien machen zu können. Darüber hinaus fordert der Deutsche Kulturrat die kontinuierliche Medienausstattung in Kindertageseinrichtungen sowie die vermehrte Förderung von Medienprojekten, die den eigenständigen, kreativen Medienumgang der Kinder frühzeitig fördern.

 

Neue Medien in der Schule

Es ist eine aktuelle Herausforderung an die Schule, Medienkompetenz und Medienbildung zu vermitteln. Dies gilt für den Umgang mit Filmen, mit Büchern, aber auch mit digitalen Medien. Darüber hinaus können Neue Medien in der Schule einen Beitrag leisten, Chancengleichheit herzustellen, Zugangsschwellen für sozial benachteiligte Kinder und Jugendliche zu senken und damit Teilhabechancen aufzubauen, mit denen eine kompetente und kritische Nutzung ermöglicht wird.

 

In vielen Bundesländern gehört die Medienkompetenz bereits zum Bildungsziel. Dies kann durch Faktenwissen, durch eigene praktische gestalterische Erfahrungen und davon ausgehende Reflexionen des eigenen Handelns und Rezipierens angestrebt werden. Künstlerische Fächer wie Musik, Kunst, Darstellendes Spiel sowie Unterricht in Literatur-, Film-, Baukultur und Tanzprojekten können dazu einen Beitrag leisten. Besonders dem Kunstunterricht kommt dabei eine wichtige Funktion zu. Durch das breite Themenspektrum des Faches werden nicht nur die herkömmlichen bildkünstlerischen Ausdrucksformen benutzt, sondern durch den Gebrauch von Neuen Medien auch ein Beitrag zur Medienbildung und Bildkompetenz geleistet, wie es die Ständige Konferenz der Kultusminister der Länder in der Bundesrepublik Deutschland in ihrem Beschluss zur „Rahmenvereinbarung zur Ausbildung für das Unterrichtsfach Kunst für alle Lehrämter“ fordert. Der Deutsche Kulturrat ist der Ansicht, dass der kritische und kreative Einsatz von Computerspielen ein Bestandteil der kulturellen Bildung sein sollte.

 

Durch den Einsatz Neuer Medien im Unterricht verändern sich auch die Anforderungen an die Lehrkräfte, die sich nicht nur technisch, sondern auch medienpädagogisch mit den Möglichkeiten, dem Einfluss und der Rezeption Neuer Medien auseinandersetzen müssen. So ist es erforderlich, dass Lehrkräfte praxisnah ihre neuen Lehraufgaben in Weiterbildungsangeboten erlernen. Der Deutsche Kulturrat fordert daher die Öffnung und die systematische Weiterentwicklung der Lehrerbildungs- und Lehrerweiterbildungsangebote. Der Deutsche Kulturrat fordert die systematische Umsetzung der Ergebnisse aus dem Modellprojekt „Kulturelle Bildung im Medienzeitalter“ (KUBIM) der Bund-Länder-Kommission für Bildungsplanung und Forschungsförderung, das Modelle zur Einbeziehung der digitalen Medien in die Fächer Kunst, Musik, Theater und Literatur entwickelt und erprobt hat. Um dies zu realisieren, bedarf es zum einen der zeitgemäßen technischen Ausstattung. Diese dürfen nicht einmalig sein, sondern müssen sich stetig an den technischen Veränderungen orientieren. Zum anderen bedarf es der Verbesserung der Rahmenbedingungen und Organisation von Schulen wie Zeittakten, Räumen und Ausstattung.

 

Neue Medien in der außerschulischen Kinder- und Jugendbildung

Medienpädagogische Angebote spielen in der Arbeit der außerschulischen kulturellen Kinder- und Jugendbildung, wie z.B. in Medienwerkstätten, Kunstschulen, Musikschulen, theaterpädagogischen Zentren, soziokulturellen Zentren und öffentlichen Bibliotheken, eine wichtige Rolle. Aufgrund ihrer Strukturen haben diese Einrichtungen die Möglichkeit, spezifische künstlerische Angebote unter Einbeziehung Neuer Medien zur Verfügung zu stellen. Dabei geht es sowohl um deren kommunikative und künstlerische Nutzungsmöglichkeiten als auch um die Vermittlung von Funktionsweisen und Risiken.

 

Besonders den soziokulturellen und kulturpädagogischen Einrichtungen geht es um die Berücksichtigung des sozialen Aspekts der Neuen Medien, nämlich den gleichberechtigten und kompetenten Zugang aller junger Menschen zu den Informationstechnologien. So gibt es vermehrt Initiativen, die in Kooperation mit den vor Ort ansässigen Jugendzentren und Bürgerhäusern medienpädagogische Projekte mit Neuen Medien anbieten. Darüber hinaus bieten viele Träger und Einrichtungen kultureller Jugendbildung jungen Menschen, die am Beginn des Berufslebens stehen, beispielsweise durch das Freiwillige Soziale Jahr in der Kultur (FSJ Kultur), die Möglichkeiten, Kompetenzen für die neu entstehenden Medienberufe zu erlernen, für die neben technischen Kenntnissen vor allem auch Kreativität und das Interessen am Gestalten notwendig sind.

 

Um tatsächlich einer breiten Gruppe von Kindern und Jugendlichen die künstlerische Auseinandersetzung mit Neuen Medien zu ermöglichen, ist medienpädagogische Kompetenz des pädagogischen Personals unabdingbar. Der Deutsche Kulturrat fordert für die außerschulischen Träger der kulturellen Bildung medienpädagogische Qualifizierungsmaßnahmen sowie technische und personelle Ressourcen, die ein kunstnahes Arbeiten mit Neuen Medien ermöglichen. Zudem bedarf es der Stärkung der medienpädagogischen Einrichtungen, die sich bereits seit Jahren für die Vermittlung von Medienkompetenz einsetzen. Dafür ist eine stärkere Netzwerkbildung sowie ein Fachaustausch zwischen den vorhandenen Einrichtungen von großer Bedeutung, um eine breitere Öffentlichkeit zu erreichen.

 

Neue Medien in den Kultureinrichtungen

Aus den Kultureinrichtungen sind heutzutage Neue Medien nicht mehr wegzudenken. Computer, CD-ROMs, Computerspiele, Onlinebibliotheken, Multimedia werden zur Wissensvermittlung und als künstlerischer Bestandteil beispielsweise von Ausstellungen genutzt. So findet man in vielen Museen Computerterminals, die Ausstellungsinhalte durch Zusatzinformationen erweitern und vertiefen. Diese so genannten Point-of-Information-Systeme dienen der Orientierung im Haus und der jeweiligen Ausstellung. An diesen Informationscomputern findet man Einführungen in die Ausstellungsthemen und in die verschiedenen Bereiche und Präsentationen der Museen. Diese Systeme können komplexe Sachverhalte verdeutlichen und den kreativen Umgang mit dem vorhandenen Datenmaterial ermöglichen. Damit sind Neue Medien ein wichtiger Bestandteil zur Vermittlung kultureller Bildung.

 

Auch Bibliotheken ermöglichen durch die Anwendung von Neuen Medien einem großen Bevölkerungskreis einen breiten Zugang zur kulturellen Bildung. Fast alle Bibliotheken stellen ihre Kataloge bereits ins Internet, über die man sich über den Bestand informieren und darüber hinaus online bestellen kann. Damit wird ein barrierefreier Zugang zu Bibliotheksbeständen auch über die Landesgrenzen hinaus ermöglicht. Mittlerweile entstehen neben den traditionellen Bibliotheken und Bücherhallen auch so genannte digitale Bibliotheken, die einen Online-Zugang zu Büchern und Texten bietet. Das Ziel dieser digitalen Bibliotheken ist es, umfangreiche Grundlagentexte beispielsweise aus Literatur, Kunst oder Geisteswissenschaften elektronisch zu erfassen, um einem breiten Interessentenkreis die Möglichkeit des Forschens und Informierens zu ermöglichen. Der Deutsche Kulturrat begrüßt die Digitalisierung der Bibliotheksbestände, fordert aber zugleich, dass dies unter Wahrung des Urheberrechts der Autorinnen und Autoren geschehen muss.

 

Neue Medien in der Erwachsenenbildung

Neue Medien leisten gerade im Bereich des lebenslangen Lernens einen wichtigen Beitrag. Viele Erwachsene haben jedoch Probleme, mit den sich schnell verändernden Techniken und Möglichkeiten, die Neue Medien bieten, umzugehen und sie aktiv zu nutzen. Dies gilt z. B. für Weblogs oder das Aneignen von Informationen aus dem Internet durch Suchmaschinen oder Online-Datenbanken, zumal wenn Erwachsene nicht einen selbstverständlichen eigenen Zugang zu Neuen Medien haben.

 

Der Deutsche Kulturrat fordert, dass die Erwachsenenbildung vermehrt die Vermittlung von Medienkompetenz anbietet und in ihre Programme integriert. Dazu gehört auch der Ausbau von Medienwerkstätten, die es insbesondere Erwachsenen ermöglichen, ihre Hemmschwellen gegenüber Neuen Medien abzubauen, und den kreativen Umgang mit Neuen Medien zu fördern.

 

Auch immer mehr ältere Menschen interessieren sich für die Möglichkeiten der Neuen Medien und beginnen diese zu nutzen. Das Internet bietet die Möglichkeit, trotz körperlicher oder seelischer Einschränkungen am gesellschaftlichen und kulturellen Leben zumindest partiell teilzunehmen. Die praktische Arbeit mit Medien, sei es zur Nutzung bestehender Angebote oder zur eigenen Gestaltung, erfordert zunehmend Kenntnisse und Fertigkeiten im Umgang mit technischen Systemen. Notwendig sind inhaltliche und methodische Fähigkeiten, z.B. um die jeweilige „Sprache“ der Medien und somit auch ihre Botschaften zu verstehen und zu bewerten. Dafür bedarf es der Fähigkeit, mit den neuen Technologien umgehen zu können. Ältere Menschen lernen anders als junge Menschen. Erst der barrierefreie Zugang zu Informationen kann der Forderung nach kultureller Teilhabe Rechnung tragen. Der Deutsche Kulturrat fordert daher spezifische Weiterbildungsangebote für die verschiedenen Zielgruppen und Erwachsenenalter sowie deren barrierefreien Zugang zu Neuen Medien.

 

Neue Medien in den Medien

Das Fernsehen, der Hörfunk, Verlage und Zeitungen nutzen Neue Medien heutzutage als wichtigen Bestandteil ihrer Verbreitung. Eigene Webseiten, Podcasts oder Newsletter sind zu einem wichtigen Teil der Präsentation und Vermittlung ihrer Arbeit geworden. Damit haben die Medien einen maßgeblichen Einfluss auf die kulturelle Bildung. Der Deutsche Kulturrat fordert daher die öffentlich-rechtlichen sowie privaten Medien auf, ihre Verantwortung in Bezug auf die Mediennutzung stärker wahrzunehmen. Zu denken wäre dabei an spezielle Programme zur Vermittlung von Medienkompetenzen sowie an Informationssysteme, die Anleitungen für einen verantwortungsbewussten Umgang mit Neuen Medien geben. So könnten die Medien als Navigationssystem für das Zusammenspiel von Neuen Medien und kultureller Bildung fungieren. Darüber hinaus fordert der Deutsche Kulturrat die Stärkung von Einrichtungen, die Institutionen aus dem kulturellen, wissenschaftlichen und politischen Bereich die Möglichkeit bieten, ihre Inhalte und Veranstaltungen einer breiteren Öffentlichkeit vorzustellen.

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