- Boykotte gegen israelische Künstler – ich schäme mich
- Rückblick: Fachtagung „Jüdisches Leben in Deutschland im Spannungsfeld zwischen Anpassung und Autonomie“
- Exklusive Einladung zur Verleihung des Deutschen Kulturpolitikpreises 2024
- Zur Subskription: Kunstfreiheit – Zehn Jahre Debatten in Politik & Kultur
- RATSCHLAG DER VIELEN: Handeln gegen Rechtsextremismus
- Interview der Woche: „Aktive Orte der Demokratie.
Tagung des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe über die Rolle der Museen in Deutschland“ von Barbara Rüschoff-Parzinger & Barbara Haack
Sehr geehrte Damen und Herren,
der 7. Oktober 2023 markiert nichts weniger als eine Zeitenwende für Jüdinnen und Juden in Deutschland wie auf der ganzen Welt. Die Reaktion Israels auf den Überfall der Hamas, der Ermordung von weit über 1000 Menschen und der Verschleppung von über 200 Geiseln, hat auch in Deutschland einen Judenhass und israelbezogenen Antisemitismus auf einem seit Jahrzehnten nicht dagewesenem Niveau ausgelöst.
Der Zentralrat der Juden hat ein Jahr nach dem Überfall der Hamas ein erschreckendes Lagebild über die Auswirkungen des Krieges in Israel auf die jüdischen Gemeinden in Deutschland erstellt. Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, sprach von einem „Ausnahmezustand“ in den jüdischen Gemeinden und fordern zurecht: „Niemals darf ein solcher Zustand Normalität werden. … Unsere Gesellschaft darf nicht zulassen, dass jüdisches Leben weniger sichtbar wird, Jüdinnen und Juden weniger sichtbar werden.“
Und ich will es hier ganz deutlich schreiben, ich schäme mich für die Boykotte gegen israelische Künstlerinnen und Künstler und gegen israelische Kultureinrichtungen von deutschen Kulturverantwortlichen. Der Deutsche Kulturrat ist im Gespräch mit vom Boykott betroffen Künstlern und wir werden alles in unserer Kraft stehen dafür tun, damit das aufhört.
Wir wollen, dass jüdisches Leben in Deutschland überall sichtbar ist.
Sichtbarkeit benötigt aber Sicherheit. Jüdinnen und Juden müssen in Deutschland in Sicherheit und frei leben können. Eine konsequente Durchsetzung dieses Rechtes muss gewährleistet sein. Denn es geht hier nicht nur um den Schutz von Jüdinnen und Juden, sondern um die Verteidigung unserer offenen Gesellschaft.
Sichtbarkeit benötigt auch Verbündete. Denn wer sich zeigt, möchte auch gesehen und nicht allein gelassen werden. Die vom Deutschen Kulturrat gemanagte Initiative kulturelle Integration hat am Montag gemeinsam mit der Kulturstaatsministerin, dem Antisemitismusbeauftragten der Bundesregierung und dem Zentralrat der Juden die Fachtagung „Jüdisches Leben in Deutschland im Spannungsfeld zwischen Anpassung und Autonomie“ durchgeführt. Hier können Sie die Reaktion in der Presse nachlesen und die Tagung auch in voller Länge ansehen.
Ihr
Olaf Zimmermann
Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates
twitter.com/olaf_zimmermann
2. Rückblick: Fachtagung „Jüdisches Leben in Deutschland im Spannungsfeld zwischen Anpassung und Autonomie“
Sollen sich Jüdinnen und Juden anpassen oder als Kollektiv zeigen und behaupten? Wie gestaltet sich das jüdische Leben in Deutschland nach dem 7. Oktober 2023? Diese Fragestellungen standen u. a. im Zentrum der Fachtagung „Jüdisches Leben in Deutschland im Spannungsfeld zwischen Anpassung und Autonomie“, die am Montag im Jüdischen Museum in Frankfurt am Main stattgefunden hat.
Die Veranstaltung wurde live gestreamt. Hier gelangen Sie zu der Aufzeichnung der Fachtagung.
Berichterstattung über die Tagung (Auswahl):
- Jüdische Allgemeine | „Unsichtbarkeit ist keine Option“
Zwischen Anpassung und Autonomie: Eine hochkarätige Tagung beschäftigte sich mit jüdischem Leben in Deutschland. - Spiegel | „Ich habe nichts davon, dass man jetzt eine Haltung hat“ [Bezahlschranke]
Nach den Massakern der Hamas in Israel und den Folgen ist jüdisches Leben in Deutschland bedroht wie selten zuvor. Bei einer Tagung in Frankfurt am Main ringen die Teilnehmer mit der Frage: Sollen jüdische Deutsche sich nun anpassen oder sich als Kollektiv behaupten? - Taz | „Offenbarungseid in der Kultur“
Eine Tagung in Frankfurt am Main kreiste um jüdisches Leben in Deutschland. Viele Juden fühlen sich von der Mehrheitsgesellschaft verraten - FAZ | „Anpassung hilft nicht gegen Antisemitismus“
Mit Assimilation reagieren viele Juden auf Hass – der Antisemitismus verschwindet trotzdem nicht. Bei einer Tagung in Frankfurt fordert der Soziologe Natan Sznaider mehr jüdische Autonomie - Domradio.de | „Unsägliche“ Zustände
Seit dem 7. Oktober ist es für jüdische und israelische Kulturschaffende sehr schwierig geworden. Das kritisierte Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, jetzt auf einer Tagung in Frankfurt zu dem Thema - Domradio.de | „Fachtagung beleuchtet Herausforderungen jüdischen Lebens. Veranstaltung in Frankfurt „
Eine Fachtagung im Jüdischen Museum Frankfurt beleuchtet am Montag jüdisches Leben in Deutschland. Dabei wird das Spannungsfeld zwischen Anpassung und Autonomie diskutiert und dem Anschlag auf die Synagoge in Halle 2019 gedacht - Evangelisch.de | „Josef Schuster: Unter Jüdinnen und Juden regiert die Angst“
Zentralratspräsident Schuster beklagt eine „offene Stimmungsmache mit rassistischen und antisemitischen Untertönen“ gegen Jüdinnen und Juden in der Kulturbranche - Evangelische Zeitung | Kritik an Antisemitismus in der Kultur – “Unsägliche” Zustände
- Jüdische Allgemeine | Tagung „Jüdisches Leben in Deutschland“ beginnt
Auch Josef Schuster, Präsident des Zentralrates der Juden, nimmt teil - Jüdische Allgemeine | Soziologe: Juden müssen den Finger in die Wunde legen
Natan Sznaider äußert sich auf der Fachtagung „Jüdisches Leben in Deutschland“ - Jüdische Allgemeine | „Kulturelle Intifada“
Seit dem 7. Oktober ist es für jüdische Künstler sehr schwierig geworden. Damit beschäftigte sich jetzt eine Tagung - WDR | Kulturrat protestiert gegen Antisemitismus
Der Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates, Olaf Zimmermann, hat gegen Antisemitismus im Kulturbereich protestiert
3. Exklusive Einladung zur Verleihung des Deutschen Kulturpolitikpreises 2024
Wann: Mittwoch, den 11.12.2024, 18:00 Uhr
Wo: Wilhelm von Humboldt-Saal der Staatsbibliothek zu Berlin, Unter den Linden 8, 10117 Berlin
Ich freue mich, Sie zu einem ganz besonderen Anlass, der Verleihung des Deutschen Kulturpolitikpreises 2024, einzuladen. Als Leserinnen und Leser des kulturpolitischen Wochenreports haben Sie exklusiv die Möglichkeit, an der Verleihung teilzunehmen.
Der Deutsche Kulturrat vergibt 2024 zum vierten Mal den Deutschen
Kulturpolitikpreis. Ich freue mich, dass die Jury in diesem Jahr den WissenschaftlerProf. Dr. Hans Joachim Schellnhuber als Preisträger ausgewählt hat und damit sein langjähriges, umfassendes und vielseitiges Engagement für Nachhaltigkeit und Klimaschutz würdigt.
Nach der Begrüßung durch den Generaldirektor der Staatsbibliothek zu Berlin Prof. Dr. Achim Bonte und den Präsidenten des Deutschen Kulturrates Prof. Christian Höppner wird der Autor und Moderator Dr. Eckart von Hirschhausen die Laudatio auf den Preisträger halten.
Im Anschluss laden wir Sie herzlich zu einem Empfang mit Wein und Gebäck ein.
- Hier können Sie sich bis zum 4.12.2024 zur Verleihung anmelden.
Die Plätze sind begrenzt. Die Zusage erfolgt in der Reihenfolge der Anmeldung.
4. Zur Subskription: Kunstfreiheit – Zehn Jahre Debatten in Politik & Kultur
Wie es um die Kunstfreiheit bestellt ist, diese Frage wird in Beiträgen von 107 Autorinnen und Autoren aus unterschiedlichen Perspektiven und in verschiedenen Dimensionen beleuchtet. Das Themenspektrum reicht vom Streitfall Kunstfreiheit, dem Spannungsfeld von Kunstfreiheit und Recht, dem Bogen von Einschüchterung bis Zensur sowie Ausgrenzung und Boykott. In den Blick genommen werden Fragen des Jugendschutzes und der Selbstkontrolle, der Sonderfall Religion sowie Bedrohungen von rechts und von links. Es geht um Hass im Netz sowie um Grenzüberschreitungen in der Popkultur – etwa beim Gangsta Rap. Reflektiert wird das Thema kulturelle Aneignung und wie Postkolonialismus und Antisemitismus zusammenhängen.
Der Band versammelt Beiträge aus zehn Jahren und vermittelt dadurch einen Eindruck von den unterschiedlichen Debatten und Akzentsetzungen zur grundgesetzlich verbrieften Kunstfreiheit.
Die Autorinnen und Autoren:
Arne Ackermann, Adriana Altaras, Petra Bahr, Jakob Baier, Jens Balzer, Reinhard Baumgarten, Volker Beck, Kathrin Becker, Maike Behm, Khalid Bounouar, Carsten Brosda, Theresa Brüheim, Antonia Bruneder, Johann Hinrich Claussen, Tahir Della, Gero Dimter, Angela Dorn, Bärbel Dorweiler, Tanja Dückers, Justus Duhnkrack, Eugen El, Leyla Ercan, Ludwig Greven, Marc Grimm, Raphael Gross, Erhard Grundl, Sebastian Gutknecht, Noa K. Ha, Barbara Haack, Sabrina Habel, Lea Hagedorn, Kirsten Haß, Ralf Höcker, Anna-Lena von Hodenberg, Klaus Holz, Christian Höppner, Michael Hurshell, Hans Jessen, Maike Karnebogen, Jan-Gerrit Keil, Felix Klein, Ralf König, Stephan Kosch, Reinhart Kößler, Peter Krawietz, Holger Krimmer, Künstlerkollektiv ruangrupa, Yael Kupferberg, Klaus-Dieter Lehmann, Stephan Lessenich, Constanze Letsch, Christoph Links, Stefan Linz, Henning Lobin, Henning Melber, Meron Mendel, York-Gothart Mix, Regine Möbius, Johann Michael Möller, Elke Monssen-Engberding, Michael Müller-Verweyen, Anh-Linh Ngo, Simon Pearce, Bodo Pieroth, Philippe Pirotte, Karin Prien, Peter Raue, Timo Reinfrank, Boryano Rickum, Nicola Roßbach, Ben Salomo, Thomas Salzmann, Behrang Samsami, Mithu Sanyal, Esther Schapira, Jamie C. Schearer, Sven Scherz-Schade, Regina Schleicher, Tobias Schmid, Dagmar Schmidt, Deborah Schnabel, Berthold Schneider, Richard C. Schneider, Marlene Schönberger, Gabriele Schulz, Josef Schuster, Monika Schwarz-Friesel, Elisabeth Secker, Natalka Sniadanko, Klaus Staeck, Ernst Szebedits, Natan Sznaider, Nike Thurn, Lutz Tillmanns, Odila Triebel, Manos Tsangaris, Frank Überall, Tom David Uhlig, Hortensia Völckers, Tobias Voss, Liliane Weissberg, Mirjam Wenzel, Sylvia Willkomm, Sandra Winzer, Eckhard Zemmrich, Friedrich Zillessen, Olaf Zimmermann.
Kunstfreiheit – Zehn Jahre Debatten in Politik & Kultur
- Herausgegeben von Olaf Zimmermann und Theo Geißler
- Redaktion: Gabriele Schulz
- 320 Seiten, ISBN-13 978-3-947308-64-4, Preis 20,80 Euro
- Blick ins Buch (mit Inhaltsverzeichnis)
Bis zum 03.12.2024 kann das Buch hier mit einem Subskriptionsrabatt von 20 % für 16,60 Euro portofrei vorbestellt werden. Die Auslieferung erfolgt am 04.12.2024.
Save The Date: Buchvorstellung: „Kunstfreiheit. Zehn Jahre Debatten in Politik & Kultur“
Wann: Mittwoch, 4. Dezember, 10 Uhr
Wo: Literaturforum im Brecht-Haus, Chausseestraße 125, 10115 Berlin
Am Mittwoch, den 4. Dezember, wird das Buch „Kunstfreiheit. Zehn Jahre Debatten in Politik & Kultur“ im Literaturforum im Brecht-Haus vorgestellt.
In der Veranstaltung sprechen der Präsident des Deutschen Kulturrates, Prof. Christian Höppner und Autoren und Autoren des Sammelbandes über die Freiheit der Kunst. Sie sind herzlich eingeladen!
Nähere Informationen zur Veranstaltung folgen in Kürze.
5. RATSCHLAG DER VIELEN: Handeln gegen Rechtsextremismus
Donnerstag, 28.11.2024, ab 10 Uhr
Orte: Akademie der Künste (Pariser Platz) und GRIPS Theater, HAU Hebbel am Ufer, Humboldt Forum, Maxim Gorki Theater
Vor dem Hintergrund der aktuellen Wahlerfolge Rechtsextremer und der antidemokratischen Entwicklungen der letzten Jahre, angesichts von Hetze, Gewalt und neurechten Hegemonialstrategien berät der RATSCHLAG DER VIELEN über die Verantwortung von Gesellschaft, Politik, Kultur und Künsten und fragt: Welche Freiheiten braucht diese Gesellschaft, aber auch welchen Schutz und welche Verbote? Wie können wir als Gesellschaft damit umgehen, dass manche bereits heute nicht mehr bloß im übertragenen Sinn auf gepackten Koffern sitzen? Diese Fragen sind drängend – denn nicht nur die Demokratie und ihre Kultur sind verletzlich, die Menschen, die sie ausmachen, sind es auch.
Der RATSCHLAG DER VIELEN lädt dazu ein, einen Tag lang Expertisen auszutauschen, um tragfähige Verbindungen und konkretes Handlungswissen zu schaffen. In Vorträgen, Panel-Gesprächen und Arbeitsgruppen diskutieren u. a.
- Anh-Linh Ngo (Vizepräsident der Akademie der Künste),
- Carsten Brosda (Präsident des Deutschen Bühnenvereins und Senator für Kultur und Medien der Freien und Hansestadt Hamburg),
- Olaf Zimmermann (Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates und Sprecher der Initiative kulturelle Integration),
- Holger Bergmann (DIE VIELEN),
- Heinrich Horwitz (Performer*in/Regisseur*in),
- Jagoda Marinić (Autorin),
- Bijan Moini (Jurist und Autor),
- Jean Peters (Correctiv),
- Gerhild Steinbuch (Autorin)
sowie Abgeordnete des Deutschen Bundestages und viele andere mehr: VIELE suchen gemeinsam Antworten auf die Frage, wie die Zukunft der Demokratie engagiert offengehalten werden kann.
- Hier finden Sie das ganze Programm der Veranstaltung.
- Mehr Informationen zu DIE VIELEN finden Sie hier.
RATSCHLAG DER VIELEN: Handeln gegen Rechtsextremismus
- Donnerstag, 28. November 2024, 10 – 20 Uhr
- Eintritt frei, Ticket erforderlich
- Die Veranstaltung ist ausgebucht; Restkarten ggf. am Empfang
6. Interview der Woche: „Aktive Orte der Demokratie.
Tagung des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe über die Rolle der Museen in Deutschland“ von Barbara Rüschoff-Parzinger & Barbara Haack
Barbara Haack: Woher kam der Impuls zu dieser Tagung?
Barbara Rüschoff-Parzinger: Wir veranstalten 2024 ein Themenjahr zum Thema Postkolonialismus. Wir wollen damit grundsätzlich aufzeigen, welche Machtstrukturen, welche Handelswege, welche etablierten Strukturen es heute nach dem Kolonialismus noch gibt. Wie wirken sich diese aus, und wie betrifft das auch Menschen im ländlichen Raum? Wie betrifft uns das alle, ohne dass wir es wissen? Es war uns wichtig, deutlich zu machen, dass sich postkoloniale Strukturen bis heute ins Tiefste hinein, in die Sprache, das Essen, in Verhaltensweisen auswirken.
Barbara Rüschoff-Parzinger ist Kulturdezernentin des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe. Barbara Haack ist Chefin vom Dienst von Politik & Kultur
- Das Interview kann hier gelesen werden.