43. KW: Ohne Bilder keine Reformation

  1. Ohne Bilder keine Reformation
  2. Leseempfehlungen zum Reformationstag
  3. Veranstaltungstipp: „Die Kunst der Benennung“
  4. „Kultur braucht Inklusion. Inklusion braucht Kultur“: Übergabe der Teilhabeempfehlungen für eine inklusive Kultur
  5. Einladung: Fachtagung „Jüdisches Leben in Deutschland im Spannungsfeld zwischen Anpassung und Autonomie“
  6. Veranstaltungshinweis: Kein Ort ist frei von Macht und Abhängigkeit
  7. Wir suchen: Der Deutsche Kulturrat stellt ein!
  8. Text der Woche: SPK Reform-Tagebuch von Hermann Parzinger
  9. Vorankündigung: Ratschlag der Vielen – Handeln gegen Rechtsextremismus

 


 

Sehr geehrte Damen und Herren,

 

nächsten Donnerstag ist Reformationstag. Wenn über die Reformation gesprochen wird, wird die besondere Bedeutung des Wortes hervorgehoben. Der Kernsatz aus dem Johannes-Evangelium ( Joh 1,1) „Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort“ hat sich zumindest bei evangelischen Christen eingebrannt.

 

Bei der Orientierung auf die Bedeutung des Wortes wird oft vergessen, dass die Reformation als politische Aktion schon damals durch eine äußerst erfolgreiche Werbekampagne begleitet wurde, bei der Wort und Bild gemeinsam über ein neues Medium, der Drucktechnik, weit verbreitet wurden.

 

Heute leben wir in einer Zeit der Bilderflut. Bilder bestimmen unser Leben. Fernsehen, Werbung, Filme, Internet, eine Welle von visuellen Eindrücken. Schon lange werden wir von diesem Bildermeer nicht mehr zerdrückt, wir haben uns an diese Überflutung, mehr oder weniger erfolgreich, gewöhnt. In Millisekunden sind wir in der Lage, den visuellen Reizen über unsere Augen und Gehirn die relevanten Informationen zu entlocken. Vor 500 Jahren in der Zeit des Beginns der Reformation war das noch ganz anders. Eine visuelle Reizüberflutung gab es nicht.

 

Nachts Kerzenlicht oder absolute Dunkelheit, dafür aber ein Sternenhimmel, der uns in unserer lichtverschmutzen Zeit unbekannt ist. Tagsüber nur wenige Farben, prächtige farbige Stoffe waren der Oberschicht vorbehalten. Wie müssen in dieser Zeit aufwändig ausgemalte Kirchen auf die Besucher gewirkt haben. Bei den damals üblichen Flügelaltären gab es eine Alltagsseite, die Türen waren geschlossen und eine Feiertagsseite mit geöffneten Flügeln. Die Außenseite war meist schlicht gehalten, oftmals mit einer sehr reduzierten Farbpalette. Im Gegensatz dazu standen die aufwändigen, farbenprächtigen, teils vergoldeten Innenseiten. Wurden sie geöffnet, muss es den damaligen Betrachtern wie ein visuelles Feuerwerk vorgekommen sein. Sie waren einer der Vorboten der kommenden Bildzeit. Die aufkommende Reformation erkannte die Kraft des Visuellen.

 

Der falsche und richtige Gebrauch der Bilder in der Verkündigung war ein Streitpunkt, auch unter den großen Reformatoren. Martin Luther gehörte zu den Gemäßigten unter den Bildkritikern. Für ihn waren Bilder als pädagogisches Mittel sinnvoll. Anders Andreas Bodenstein von Karlstadt, Ulrich Zwingli und Johannes Calvin, sie urteilen strenger als Luther. Der reformatorische Bildersturm, vergleichbar mit den barbarischen Kulturzerstörungen durch den sogenannten Islamischen Staat in der heutigen Zeit, vernichtete tausende hervorragende Altäre, Gemälde, Skulpturen und Kirchenfenster. Spannend ist zu sehen, dass die Reformation, die den Bildersturm zu verantworten hat, selbst eine Bilderflut auslöste. Martin Luther ist die am häufigsten bildlich dargestellte Person der deutschen Geschichte.

 

Lucas Cranach d. Ä. schuf 1520 das erste Portrait des Reformators. Von da an hat die bildnerische Darstellung Luthers jede bis dahin gekannte Grenze gesprengt. Kein weltlicher Herrscher der damaligen Zeit hat auch nur eine entfernte visuelle Präsenz wie Luther. Luther als Mönch, als Junker Jörg, als Ehemann, als Professor, als Kirchenvater, abgebildet in Druckschriften, auf Gemälden, Grafiken, Medaillen, Teller, Tassen, Gläsern.

 

Und heute? Der Reformationstag am 31. Oktober steht vor der Türe. In unserer bilderdominierten Welt wird das geschichtliche Ereignis Reformation und ihre Protagonisten wohl von anderen bildgewaltigeren Ereignissen überdeckt werden.

 

Halloween lässt grüßen!

 

Ihr

 

Olaf Zimmermann
Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates
twitter.com/olaf_zimmermann

 

PS. Eine echte Herausforderung: Wir bieten eine äußerst spannende Projektstelle (befristet bis zum 30.09.2027) für eine Referentin, einen Referenten im Arbeitsbereich „Weltkulturerbe“ an. In einer Kooperation mit dem BUND soll die Aufnahme des Grünen Bands als Gemischte Welterbestätte (Kultur und Natur) vorangebracht werden. Bitte geben Sie die Stellenausschreibung gerne weiter!

 


 

2. Leseempfehlungen zum Reformationstag

 

Der Deutsche Kulturrrat hat sich bereits in verschiedenen Publikationen und Themendossiers mit dem Thema Reformation beschäftigt. Eine Auswahl finden Sie hier.

 

Disputationen: Reflexionen zum Reformationsjubiläum 2017

Die Autorinnen und Autoren der Beiträge in diesem Band nähern sich jeweils auf eine ganz individuelle Weise der Reformation. Sie setzen sich mit dem historischen Martin Luther, mit den Wirkungen der Reformation in Vergangenheit und Gegenwart und vor allem damit auseinander, was 500 Jahre Reformation heute bedeuten.

 

ISBN 978-3-934868-29-8, 200 Seiten, 14,80 Euro

 

 

Martin Luther Superstar | Dossier „Refomationsjubiläum Nr. 1“

Themen des  Dossiers sind: Reformation und Staat – eine Spurensuche; Kultur in der Reformationsdekade; Zwischenbilanz Reformationsjubiläum; Kulturwerk Reformationsjubiläum; Das Reformationsjubiläum zu einer zivilgesellschaftlichen Volksbewegung machen; Förderprogramm Reformationsjubiläum; Protestantische Bildkritik; Das Christentum ist keine Bilderbuchreligion; Angewandte Reformation; Was rettet das Abendland?

 

ISBN 978-3-934868-40-3, 56 Seiten, 4,20 €

 

 

Die fantastischen Vier | Dossier „Refomationsjubiläum Nr. 2“

Themen des Dossiers sind: Die Voraussetzungen und Bedingungen der Reformation; Erinnerungsorte der Reformatoren; Die Kleidung der Reformatoren; Die audiovisuelle Präsenz der Reformatoren; Kirchenmusik u. a. der Genfer Psalter; Die Spuren der Hugenotten in Preußen und in London; Reformierter Kirchenbau; Der Bildersturm.

 

 

ISBN 978-3-934868-44-1, 56 Seiten, 4,20 €

 


 

3. Veranstaltungstipp: „Die Kunst der Benennung“

 

Datum: Mittwoch, den 30. Oktober 2024
Uhrzeit: 18:00 Uhr

Ort: Museum für Naturkunde, Invalidenstraße 43, 10115 Berlin

 

 

Wie heißt dieses Lebewesen oder dieses Ding? Wer legt das fest? Und warum heißt es überhaupt so? Über Forschersehnsüchte, gesellschaftliche Prozesse und politische Altlasten spricht Harald Asel mit seinen Gästen im Rahmen der Veranstaltung „Die Kunst der Benennung“, die vom Deutschen Kulturrat in Kooperation mit dem Museum für Naturkunde Berlin und rbb24 Inforadio ausgerichtet wird.

 

Nach der Begrüßung durch Prof. Christian Höppner, Präsident des Deutschen Kulturrates und Prof. Dr. Johannes Vogel, Generaldirektor des Museums für Naturkunde Berlin sowie  einer Vorstellung des thematischen Schwerpunkts in der Zeitschrift des Deutschen Kulturrates Politik & Kultur 10/24 durch Prof. Dr. Michael Ohl, Wissenschaftler am Museum für Naturkunde Berlin und Olaf Zimmermann, Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates diskutieren:

 

  • Prof. Dr. Patricia Rahemipour, Direktorin des Instituts für Museumsforschung
  • Andreas Rötzer, Verleger des Matthes & Seitz Verlages mit der Reihe „Naturkunden“
  • Prof. Dr. Johannes Vogel, Generaldirektor des Museums für Naturkunde Berlin
  • Olaf Zimmermann, Herausgeber von Politik & Kultur, Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates
  • Moderation: Harald Asel

Sie sind herzlich eingeladen! Hier können Sie sich für die Veranstaltung anmelden.

 

  • Die Oktober-Ausgabe von Politik & Kultur mit dem Schwerpunkt „Die Kunst der Benennung“ steht hier als kostenfreies E-Paper (PDF-Datei) zum Herunterladen bereit.
  • Hier können Sie ein gedrucktes Exemplar der neuen Ausgabe versandkostenfrei im Online-Shop des Deutschen Kulturrates bestellen.

 


 

4. „Kultur braucht Inklusion. Inklusion braucht Kultur“: Übergabe der Teilhabeempfehlungen für eine inklusive Kultur

 

Montag, den 2. Dezember 2024
17:00 bis 18:30 Uhr, Einlassbeginn um 15:30 Uhr

mit anschließendem Empfang im Kleisthaus, Mauerstraße 53, 10117 Berlin

 

Der Beauftragte der Bundesregierung für die Belange von Menschen mit Behinderungen und der Deutsche Kulturrat haben auf Grundlage eines intensiven Austausches zwischen der Selbstvertretung der Menschen mit Behinderungen mit Vertreterinnen und Vertretern der Sektionen des Deutschen Kulturrats sowie Expertinnen und Experten der inklusiven deutschen Kulturszene Teilhabeempfehlungen erarbeitet. Damit gehen wir gemeinsam einen weiteren entscheidenden Schritt in Richtung einer inklusiveren Kunst- und Kulturszene. Diese Teilhabeempfehlungen werden wir am Montag, den 2. Dezember 2024 an Vertreterinnen und Vertreter aus Politik und Kultur übergeben. Sie sind herzlich zur Übergabe mit anschließendem Empfang eingeladen!

 

 

Wenn Sie an der Veranstaltung teilnehmen möchten, melden Sie sich bitte bis zum 4. November 2024 über diesen Link an.

  • Die Veranstaltung ist barrierefrei und bietet Übersetzungen in Deutsche Gebärdensprache, Schriftsprache sowie Leichte Sprache.
  • Hinweis: Den Einladungs-Text in Leichter Sprache finden Sie hier.

Sollten Sie in der Zwischenzeit Fragen haben, schreiben Sie gerne an ed.re1745406635tgart1745406635fuaeb1745406635netre1745406635dnihe1745406635b@tar1745406635rutlu1745406635k1745406635.

 

 


 

5. Einladung: Fachtagung „Jüdisches Leben in Deutschland im Spannungsfeld zwischen Anpassung und Autonomie“

 

Datum: Montag, den 18. November 2024
Uhrzeit: 10:00-17:00 Uhr
Ort: Jüdisches Museum Frankfurt, Bertha-Pappenheim-Platz 1, 60311 Frankfurt am Main

 

Am Montag, den 18. November 2024 veranstaltet die Initiative kulturelle Integration zum fünften Gedenktag an den Anschlag auf die Synagoge in Halle (am 9. Oktober 2019) in Kooperation mit der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, dem Beauftragten der Bundesregierung für jüdisches Leben in Deutschland und den Kampf gegen Antisemitismus sowie dem Zentralrat der Juden in Deutschland die Fachtagung „Jüdisches Leben in Deutschland im Spannungsfeld zwischen Anpassung und Autonomie“.

 

Sollen sich Jüdinnen und Juden anpassen oder als Kollektiv zeigen und behaupten? Wie gestaltet sich das jüdische Leben in Deutschland nach dem 7. Oktober 2023? Diese Fragestellungen stehen im Zentrum der Fachtagung.

 

Sollen sich Jüdinnen und Juden anpassen oder als Kollektiv zeigen und behaupten? Wie gestaltet sich das jüdische Leben in Deutschland nach dem 7. Oktober 2023? Diese Fragestellungen stehen im Zentrum der Fachtagung.

 

Den Eröffnungsvortrag hält Prof. em. Dr. Natan Sznaider. Alle weiteren Rednerinnen und Redner finden Sie hier im Tagungs-Programm.

 

 

  • Hier können Sie sich zur Fachtagung anmelden.

 


 

6. Veranstaltungshinweis: „Kein Ort ist frei von Macht und Abhängigkeit
Sexueller Missbrauch am Arbeitsplatz, in Kultur, Sport und Kirche

 

 

In den Medien werden seit Jahren immer wieder Fälle sexueller Gewalt in unterschiedlichen Kontexten bekannt, bei denen alltägliche Situationen ausgenutzt werden, um diese Form der Gewalt auszuüben. Zumeist sind es Taten, die lange Zeit unerkannt bleiben, weil Abhängigkeiten der Opfer und Betroffenen oder Loyalitäten im Umfeld dazu führen, dass über dieses Verhalten geschwiegen wird. Mit der Fachtagung „Kein Ort ist frei von Macht und Abhängigkeit. Sexueller Missbrauch am Arbeitsplatz, in Kultur, Sport und Kirche“ sollen die alltäglichen Gelegenheiten von Grenzüberschreitungen, Übergriffen oder gar Taten von sexualisierter Gewalt am Arbeitsplatz, in Kultur, Sport und Kirche aufgezeigt werden. Im Rahmen der Tagung sollen diese besprochen, bewertet und Lösungsansätze diskutiert werden. Die Tagung findet vom 25. bis 27. November 2024 in der Thomas-Morus-Akademie Bensberg statt.

 

Thema: Codices und Handreichungen, Vorschriften und Maßnahmen – Die Arbeit der Verbände im Kulturbereich

 

  • Datum: Dienstag, den 26. November 2024
  • Uhrzeit: 16:30 Uh

Referentin: Gabriele Schulz, Stellvertretende Geschäftsführerin, Deutscher Kulturrat, Berlin

 

  • Weitere Informationen zur Fachtagung finden Sie hier.
  • Hier lesen Sie das ganze Programm der Fachtagung.

 


 

7. Wir suchen: Der Deutsche Kulturrat stellt ein!

 

Der Deutsche Kulturrat sucht möglichst ab dem 01.01.2025 eine*n Referent*in mit dem Schwerpunkt Weltkulturerbe im Arbeitsbereich Vorläufiges Welteerbebüro Grünes Band. Die Stelle ist befristet bis zum 30.09.2027.

 

  • Die vollständige Stellenausschreibung finden Sie hier.

 


 

8. Text der Woche:  SPK Reform-Tagebuch von Hermann Parzinger

Folge 5: Verwaltung als Ermöglichungsstruktur

 

Das Arbeiten in großen öffentlich-rechtlichen Einrichtungen wie der Stiftung Preußischer Kulturbesitz (SPK) befindet sich in einem Spannungsfeld zwischen fachlich begründeten Bedürfnissen von Einrichtungen und dem Streben nach rechtskonformem Handeln der für sie zuständigen Verwaltungen. Wir sind gehalten, im Umgang mit öffentlichen Geldern Missbrauch und Unwirtschaftlichkeit vorzubeugen. Gleichzeitig kämpfen auch wir mit zunehmender Bürokratisierung; Regelungen werden immer komplexer, einfacher hingegen nie.

 

Hermann Parzinger ist Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz

 

  • Hier lesen Sie den ganzen Beitrag.

 


 

9. Vorankündigung: Ratschlag der Vielen – Handeln gegen Rechtsextremismus

 

DIE VIELEN in Kooperation mit der Akademie der Künste und Center for Literature Burg Hülshoff, Deutscher Bühnenverein, Deutscher Kulturrat, Fonds Darstellende Künste, Maxim Gorki Theater, GRIPS Theater, HAU Hebbel am Ufer, Initiative Kulturelle Integration, Kampnagel, Kulturforum der Sozialdemokratie, Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss und VIELE andere mehr.

 

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