- Kulturgutschutz: Der Erhalt des Alten Zeugs
- Diskussion über Kulturgutschutz im Kulturausschuss des Deutschen Bundestages
- Interview mit Deutschlandfunkkultur über Kürzungen bei der Kultur
- Neues Förderprogramm für die Games-Branche
- Steuerfortentwicklungsgesetz – Politische Betätigung gemeinnütziger Organisationen: Verschlechterung für die demokratische Zivilgesellschaft abwenden!
- Positionspapier „Künstliche Intelligenz: Rahmenbedingungen für Kunst und Kultur nachhaltig entwickeln“
- Leseempfehlung: Ohne Religion kein Erfolg
- Veranstaltungstipp: „Die Kunst der Benennung“
- Einladung: Fachtagung „Jüdisches Leben in Deutschland im Spannungsfeld zwischen Anpassung und Autonomie“
- Interview der Woche: „Mit Liebe gemachte Bücher. Ein Verlag für hochwertige Literatur über Naturkunde“
Sehr geehrte Damen und Herren,
wir leben in der Verbrauchszeit. Nichts hält viel länger als die Werksgarantie den Verbrauchern, schöne Bezeichnung, zugesichert hat. Alles ist auf Verfall konstruiert, das hält die Wirtschaft am Laufen. Für die Umwelt und die nachfolgenden Generationen ist dieser Raubbau eine schwere Bürde. Immer Neues verlangt die Zerstörung des Alten, damit der Platz frei wird.
Kulturgutschutz hat das Ziel Kulturgut, im besten Fall ewig zu erhalten. Welcher Anachronismus! Altes Zeug, wie die malischen Handschriften aus Timbuktu, die Bücher in der Anna Amalia Bibliothek in Weimar, das immaterielle Kulturerbe der Sorben oder den Wissensschatz der Orchideenfächer an den deutschen Hochschulen.
Unser Wissen, letztlich unsere Kultur, baut auf dem Wissen der Generationen vor uns auf. Ohne dieses Wissen, in Büchern und auf Filmen festgehalten, in Kunstwerken materialisiert, über Generationen in Erzählungen weitergegeben, wären wir nur geistlose Wassersäcke. Das alte Zeug ist für uns überlebenswichtig.
Die Diskussion wie Kulturgutschutz, also der Erhalt des Alten Zeugs, im 21. Jahrhundert nachhaltig betrieben werden kann, bildete einen Schwerpunkt bei der Anhörung im Kulturausschuss des Deutschen Kulturrates in dieser Woche.
Die Kulturpolitiker des Bundes und der Länder haben die Bedeutung des Themas erkannt. Es geht deshalb glücklicherweise in der kulturpolitischen Debatte nicht mehr um die Frage, ob das Alte Zeug erhalten werden sollte, sondern darum, wie es erhalten werden kann. Und, weil die Ressourcen für den Kulturgutschutz, selbst bei bestem Willen begrenzt sind, auch darum, was soll erhalten werden.
Bei der Anhörung habe ich, unter dem Eindruck der zunehmenden Krisen, den Vorschlag gemacht, nach dem Vorbild des Technischen Hilfswerks (THW) eine Art Kulturschutz-Hilfswerk aufzubauen, um Kulturgüter im Fall von Naturkatastrophen oder Kriegen besser schützen zu können. Das Hilfswerk könnte Gerätschaften und Hilfsmittel bündeln und diese in Notfällen, wie Überschwemmungen und Feuer, bundesweit zur Verfügung stellen. Auch bei internationalen Krisen, wie wir sie gerade bei der massiven Zerstörung von Kulturgut in der Ukraine durch Russland erleben müssen, könnte in der Zukunft mit einem solchen Hilfswerk effektive Hilfe geleistet werden.
Schauen wir mal, was daraus wird.
Ihr
Olaf Zimmermann
Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates
twitter.com/olaf_zimmermann
2. Diskussion über Kulturgutschutz im Kulturausschuss des Deutschen Bundestages
Im Ausschuss für Kultur und Medien des Deutschen Bundestags ging es am Mittwoch, den 16.10.2024 in einer Anhörung um den Entwurf eines Ersten Gesetzes zur Änderung des Kulturgutschutzes (KGSGÄndG). Als Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates war ich als Sachverständiger zu der Anhörung geladen.
In der Anhörung ging es auch um Fragen des Kulturgutschutzes in Katastrophenfällen. Für einen besseren Schutz vor Katastrophen im Kulturbereich habe ich den Vorschlag eingebracht, nach dem Vorbild des Technischen Hilfswerks (THW) eine Art Kulturschutz-Hilfswerk aufzubauen.
- Lesen Sie hier mehr dazu.
- Die Anhörung wurde aufgezeichnet und kann hier in der Mediathek des Deutschen Bundestages abgerufen werden.
- Lesen Sie hier den Artikel „Fünf Jahre Kulturgutschutzgesetz: Nach dem Aufschrei des Kunsthandels gibt es nun Komplimente“ im Tagesspiegel.
3. Interview mit Deutschlandfunkkultur über Kürzungen bei der Kultur
Vor dem Hintergrund der geplanten Kürzungen beim Berliner Kulturetat habe ich mit Deutschlandfunkkultur darüber gesprochen, welche Auswirkungen Kürzungen bei der Kultur haben können.
- Hier können Sie den ganzen Beitrag über Kultur-Kürzungen nachhören.
Lesetipp zum Thema Games & Kultur:
Warum sind Games Kultur? Können Computerspiele sogar Kunst sein? Was haben Computerspiele mit Bildender Kunst, Theater, Musik, Literatur, Film zu tun? Sind Games immer gewalthaltig? Darf man Erinnerungskultur spielen? Was haben Spiele mit Sport zu tun?
Und macht die Gamesbranche wirklich so viel Umsatz wie Hollywood?
Das Handbuch Gameskultur gibt Antworten und Orientierung in der vielfältigen Welt der Computerspiele.
Handbuch Gameskultur
Über die Kulturwelten von Games
Hg. von Olaf Zimmermann und Felix Falk
- Hier geht es zum kostenlosen PDF-Download.
5. Steuerfortentwicklungsgesetz – Politische Betätigung gemeinnütziger Organisationen: Verschlechterung für die demokratische Zivilgesellschaft abwenden!
Gemeinsam mit acht weiteren Spitzenverbänden und unabhängigen Organisationen des gemeinnützigen Sektors hat der Deutsche Kulturrat ein Schreiben an die Vorsitzenden der Bundestagsfraktionen SPD, Bündnis 90/Die Grünen und FDP zur Beratung des Steuerfortentwicklungsgesetzes im Deutschen Bundestag verfasst.
In dem Schreiben beziehen wir zu den aktuellen parlamentarischen Verhandlungen der Regierungskoalition zum Steuerfortentwicklungsgesetz Stellung. Es geht dabei um die Frage, ob und wie zivilgesellschaftliche Organisationen sich im Rahmen ihrer steuerbegünstigten Zwecke politisch betätigen dürfen.
- Das Schreiben können Sie hier im vollen Wortlaut nachlesen.
6. Positionspapier „Künstliche Intelligenz: Rahmenbedingungen für Kunst und Kultur nachhaltig entwickeln“
Der Deutsche Kulturrat hat ein Positionspapier „Künstliche Intelligenz: Rahmenbedingungen für Kunst und Kultur nachhaltig entwickeln“ verabschiedet. In dem Positionspapier wird die Arbeit von Künstlerinnen und Künstlern, von kulturellen Bildungseinrichtungen sowie von Unternehmen der Kultur- und Kreativwirtschaft in den Blick genommen. Dabei werden sowohl Chancen als auch Gefahren beim Umgang mit KI in Kunst und Kultur benannt.
- Hier können Sie das Positionspapier abrufen
7. Leseempfehlung: Ohne Religion kein Erfolg
Die Kirche spielt als Auftraggeberin eine wichtige Rolle für Künstler. Im Gespräch mit Stefan Meetschen (KNA) sprach ich darüber, warum die Relevanz von Religion heute nicht unterschätzt werden sollte.
- Hier können Sie das Interview lesen.
8. Veranstaltungstipp: „Die Kunst der Benennung“
Datum: Mittwoch, den 30. Oktober 2024
Uhrzeit: 18:00 Uhr
Ort: Museum für Naturkunde, Invalidenstraße 43, 10115 Berlin
Wie heißt dieses Lebewesen oder dieses Ding? Wer legt das fest? Und warum heißt es überhaupt so? Über Forschersehnsüchte, gesellschaftliche Prozesse und politische Altlasten spricht Harald Asel mit seinen Gästen im Rahmen der Veranstaltung „Die Kunst der Benennung“, die vom Deutschen Kulturrat in Kooperation mit dem Museum für Naturkunde Berlin und rbb24 Inforadio ausgerichtet wird.
Nach der Begrüßung durch Prof. Christian Höppner, Präsident des Deutschen Kulturrates und Prof. Dr. Johannes Vogel, Generaldirektor des Museums für Naturkunde Berlin sowie einer Vorstellung des thematischen Schwerpunkts in der Zeitschrift des Deutschen Kulturrates Politik & Kultur 10/24 durch Prof. Dr. Michael Ohl, Wissenschaftler am Museum für Naturkunde Berlin und Olaf Zimmermann, Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates diskutieren:
- Prof. Dr. Patricia Rahemipour, Direktorin des Instituts für Museumsforschung
- Andreas Rötzer, Verleger des Matthes & Seitz Verlages mit der Reihe „Naturkunden“
- Prof. Dr. Johannes Vogel, Generaldirektor des Museums für Naturkunde Berlin
- Olaf Zimmermann, Herausgeber von Politik & Kultur, Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates
- Moderation: Harald Asel
Sie sind herzlich eingeladen! Hier können Sie sich für die Veranstaltung anmelden.
- Die Oktober-Ausgabe von Politik & Kultur mit dem Schwerpunkt „Die Kunst der Benennung“ steht hier als kostenfreies E-Paper (PDF-Datei) zum Herunterladen bereit.
- Hier können Sie ein gedrucktes Exemplar der neuen Ausgabe versandkostenfrei im Online-Shop des Deutschen Kulturrates bestellen.
9. Einladung: Fachtagung „Jüdisches Leben in Deutschland im Spannungsfeld zwischen Anpassung und Autonomie“
Datum: Montag, den 18. November 2024
Uhrzeit: 10:00-17:00 Uhr
Ort: Jüdisches Museum Frankfurt, Bertha-Pappenheim-Platz 1, 60311 Frankfurt am Main
Am Montag, den 18. November 2024 veranstaltet die Initiative kulturelle Integration zum fünften Gedenktag an den Anschlag auf die Synagoge in Halle (am 9. Oktober 2019) in Kooperation mit der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, dem Beauftragten der Bundesregierung für jüdisches Leben in Deutschland und den Kampf gegen Antisemitismus sowie dem Zentralrat der Juden in Deutschland die Fachtagung „Jüdisches Leben in Deutschland im Spannungsfeld zwischen Anpassung und Autonomie“.
Sollen sich Jüdinnen und Juden anpassen oder als Kollektiv zeigen und behaupten? Wie gestaltet sich das jüdische Leben in Deutschland nach dem 7. Oktober 2023? Diese Fragestellungen stehen im Zentrum der Fachtagung.
Die Fachtagung wurde gemeinsam mit dem israelischen Soziologen Prof. em. Dr. Natan Sznaider, Prof. Dr. Doron Kiesel, dem Direktor der Bildungsabteilung des Zentralrats der Juden in Deutschland, und der Leiterin des Jüdischen Museums in Frankfurt am Main Prof. Dr. Mirjam Wenzel konzipiert.
Den Eröffnungsvortrag hält Prof. em. Dr. Natan Sznaider. Alle weiteren Rednerinnen und Redner finden Sie hier im Tagungs-Programm.
- Hier können Sie sich zur Fachtagung anmelden.
10. Interview der Woche: „Mit Liebe gemachte Bücher. Ein Verlag für hochwertige Literatur über Naturkunde“
Olaf Zimmermann: Wie schätzen Sie den Markt für den Bereich der literarischen Naturbücher ein? Wird der Hype bleiben? Oder sagen Sie, wir sind schon auf einem ein bisschen abschmelzenden Bereich?
Andreas Rötzer: Sagen wir so, der Hype, glaube ich, ist am Abklingen. Ich glaube, der war vor fünf, sechs, sieben Jahren vielleicht auf dem Höhepunkt. Damals erweiterte sich der Markt für das Nature Writing erheblich. Der Kuchen wurde größer und das Stück aus dem Kuchen für uns kleiner. Weil alle plötzlich Natur gemacht haben. Jetzt schrumpft dieser Kuchen wieder, weil andere Probleme im Vordergrund stehen. Tatsächlich rückt Natur, glaube ich, ein bisschen in den Hintergrund. Es gibt auch eine gewisse Sättigung. Wir wollen aber trotzdem unbedingt weitermachen. Weil es trotz schrumpfenden Markts und kleiner werdender Auflagen auch eine politische Aufgabe für uns ist. Wir sind als Verlag ein Wirtschaftsunternehmen, aber gleichzeitig sind wir auch eine Kulturinstitution. Insofern machen wir da auf alle Fälle weiter. Und es gibt so viel zu entdecken im Thema Natur, dass das noch 100 Jahre weiter gehen kann.
Andreas Rötzer ist Verleger von Matthes & Seitz. Olaf Zimmermann ist Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates und Herausgeber und Chefredakteur von Politik & Kultur
- Hier lesen Sie das ganze Interview.