41. KW: Hofnarr

  1. Hofnarr
  2. Stellungnahme des Deutschen Kulturrates zum Vorschlag des Reformstaatsvertrags: Kulturelle Vielfalt im öffentlich-rechtlichen Rundfunk stärken statt einschränken!
  3. Kulturförderung: Ringen um die Antisemitismus-Resolution – Interview mit Deutschlandfunk Kultur
  4. Veranstaltungstipp: „Die Kunst der Benennung“
  5. Einladung: Fachtagung „Jüdisches Leben in Deutschland im Spannungsfeld zwischen Anpassung und Autonomie“
  6. Anthologie zu „Slammt Tacheles! Poetry-Slam zum jüdischen Leben in Deutschland“
  7. Tipp für die Tagung „Haltung zeigen, Demokratie verteidigen! Museen in Zeiten politischen Drucks“
  8. Text der Woche: „Ein Ende der Rache durch Vergessen. Was uns Odysseus’ Heimkehr über Gedenkkultur lehren kann“ von Johann Hinrich Claussen
  9. Zum Schluss…

 


 

Sehr geehrte Damen und Herren,

 

Politiker aller Parteien lieben die Künstler. Nicht alle, besonders nicht die Unbekannten. Sie lieben bekannte Musiker und Schriftstellerinnen und ganz besonders Schauspieler. Gerne werden diese Künstlerinnen und Künstler eingeladen und ihre Meinung zu diesem und jenem politischen Problem erbeten.

 

Künstler und Künstlerinnen lieben Politikerinnen und Politiker, denn sie lassen sich gerne einladen, sie freuen sich, wenn ihre Einschätzungen auch außerhalb ihrer Profession gefragt sind. Außerdem macht es Spaß, wechselseitig in eine eher unbekannte Welt einzutauchen.

 

Problematisch wird es dort, wo diese Treffen als ernsthafte politische Schritte missverstanden werden. Viele Politikerinnen und Politiker haben mir schon erklärt: Ich mache viel für Künstler, ich treffe mich regelmäßig mit Ihnen. Doch geht es bei diesen Treffen wirklich ernsthaft um die Verbesserung der sozialen und wirtschaftlichen Lage der Künstler, um ein zukunftsfähiges Urheberrecht, zum Beispiel um eine angemessene Entschädigung für die illegale Nutzung von geschützten Werken für das Training von KI-Systemen durch internationale Tech-Unternehmen?

 

Im Mittelalter kannte man die Hofnarren, die als Spaßmacher für Unterhaltung und Belustigung der Mächtigen da waren. Mancher von ihnen konnte „ihren“ Herrschern auch unangenehme Wahrheiten humorvoll näherbringen, die meisten aber waren wohl doch mehr Narren als Berater.

 

Künstlerinnen und Künstler haben wie alle Menschen eine Verantwortung für sich und ihre Mitmenschen. Die bekannteren unter ihnen können neben dieser Verantwortung noch ihre Popularität in die Waagschale werfen. Sie sollten aber sicherstellen, dass sie von der Politik nicht als Alibi missbraucht werden. Gerade weil bekannte Künstler gerne von Politikern eingeladen werden, sollten sie zu diesen Treffen klare Forderungen mitnehmen und nach den Treffen darauf achten, ob ihre Anregungen auf fruchtbaren Boden gefallen sind.

Vom Hofnarr des Mittelalters ist in unseren Tagen glücklicherweise nicht viel geblieben. Nur die Formulierung „vernarrt sein“ für „total verliebt sein“ gibt es noch. Totale Liebe ist im privaten Bereich super, in der Politik ist sie tödlich, weil man dann doch nur zum Hofnarren wird.

 

Ihr

 

Olaf Zimmermann
Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates
twitter.com/olaf_zimmermann

 


 

2. Stellungnahme des Deutschen Kulturrates zum Vorschlag des Reformstaatsvertrags: Kulturelle Vielfalt im öffentlich-rechtlichen Rundfunk stärken statt einschränken!

 

Der Deutsche Kulturrat positioniert sich in der Stellungnahme „Kulturelle Vielfalt im öffentlich-rechtlichen Rundfunk stärken statt einschränken!“ zum Diskussionsentwurf der Rundfunkkommission für einen „Staatsvertrag zur Reform des öffentlich-rechtlichen Rundfunks“ (Reformstaatsvertrag).

 

Der Reformstaatsvertrag umfasst den Entwurf des Medienstaatsvertrags, mit dem die Beauftragung von ARD, ZDF und Deutschlandradio verändert werden soll, den Entwurf des ARD-Staatsvertrags, in dem es um Fragen der Organisation und Zusammenarbeit der Landesrundfunkanstalten geht, sowie die Entwürfe des ZDF-Staatsvertrags und Deutschlandradio-Staatsvertrags, in denen vor allem Fragen der Leitungsstruktur geregelt werden sollen.

 

  • Hier können Sie die Stellungnahme im vollen Wortlaut nachlesen.

Weitere Informationen zum Thema:

 

  • Gespräch mit Kulturzeit bei 3sat zur Zukunft des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Das Gespräch ist hier abrufbar.

 


 

3. Kulturförderung: Ringen um die Antisemitismus-Resolution – Interview mit Deutschlandfunk Kultur

 

Im Interview mit Marietta Schwarz von Deutschlandfunk Kultur habe ich mich am Sonntag, den 6.10.2024, zur Antisemitismus-Resolution geäußert, deren Entwurf derzeit im Deutschen Bundestag heftig diskutiert wird.

 

  • Das ganze Interview ist hier nachzuhören (9 Minuten).

 


 

 

4. Veranstaltungstipp: „Die Kunst der Benennung“

 

Datum: Mittwoch, den 30. Oktober 2024
Uhrzeit: 18:00 Uhr

Ort: Museum für Naturkunde, Invalidenstraße 43, 10115 Berlin

 

Wie heißt dieses Lebewesen oder dieses Ding? Wer legt das fest? Und warum heißt es überhaupt so? Über Forschersehnsüchte, gesellschaftliche Prozesse und politische Altlasten spricht Harald Asel mit seinen Gästen im Rahmen der Veranstaltung „Die Kunst der Benennung“, die vom Deutschen Kulturrat in Kooperation mit dem Museum für Naturkunde Berlin und rbb24 Inforadio ausgerichtet wird.

 

Nach der Begrüßung durch Prof. Christian Höppner, Präsident des Deutschen Kulturrates und Prof. Johannes Vogel, Generaldirektor des Museums für Naturkunde Berlin sowie  einer Vorstellung des thematischen Schwerpunkts in der Zeitschrift des Deutschen Kulturrates Politik & Kultur 10/24 durch Prof. Dr. Michael Ohl, Wissenschaftler am Museum für Naturkunde Berlin und Olaf Zimmermann, Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates diskutieren:

 

  • Prof. Dr. Patricia Rahemipour, Direktorin des Instituts für Museumsforschung
  • Andreas Rötzer, Verleger des Matthes & Seitz Verlages mit der Reihe „Naturkunden“
  • Prof. Dr. Johannes Vogel, Generaldirektor des Museums für Naturkunde Berlin
  • Olaf Zimmermann, Herausgeber von Politik & Kultur, Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates
  • Moderation: Harald Asel

Sie sind herzlich eingeladen! Hier können Sie sich für die Veranstaltung anmelden.

 

 

  • Die Oktober-Ausgabe von Politik & Kultur mit dem Schwerpunkt „Die Kunst der Benennung“ steht hier als kostenfreies E-Paper (PDF-Datei) zum Herunterladen bereit.
  • Hier können Sie ein gedrucktes Exemplar der neuen Ausgabe versandkostenfrei im Online-Shop des Deutschen Kulturrates bestellen.

 


 

5. Einladung: Fachtagung „Jüdisches Leben in Deutschland im Spannungsfeld zwischen Anpassung

 

Datum: Montag, den 18. November 2024
Uhrzeit: 10:00-17:00 Uhr
Ort: Jüdisches Museum Frankfurt, Bertha-Pappenheim-Platz 1, 60311 Frankfurt am Main

 

Am Montag, den 18. November 2024 veranstaltet die Initiative kulturelle Integration zum fünften Gedenktag an den Anschlag auf die Synagoge in Halle (am 9. Oktober 2019) in Kooperation mit der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, dem Beauftragten der Bundesregierung für jüdisches Leben in Deutschland und den Kampf gegen Antisemitismus sowie dem Zentralrat der Juden in Deutschland die Fachtagung „Jüdisches Leben in Deutschland im Spannungsfeld zwischen Anpassung und Autonomie“.

 

Sollen sich Jüdinnen und Juden anpassen oder als Kollektiv zeigen und behaupten? Wie gestaltet sich das jüdische Leben in Deutschland nach dem 7. Oktober 2023? Diese Fragestellungen stehen im Zentrum der Fachtagung.

 

Die Fachtagung wurde gemeinsam mit dem israelischen Soziologen Prof. em. Dr. Natan Sznaider, Prof. Dr. Doron Kiesel, dem Direktor der Bildungsabteilung des Zentralrats der Juden in Deutschland, und der Leiterin des Jüdischen Museums in Frankfurt am Main Prof. Dr. Mirjam Wenzel konzipiert.

 

Den Eröffnungsvortrag hält Prof. em. Dr. Natan Sznaider. Alle weiteren Rednerinnen und Redner finden Sie hier im Tagungs-Programm.

 

  • Hier können Sie sich zur Fachtagung anmelden.

 


 

6. Anthologie zu „Slammt Tacheles! Poetry-Slam zum jüdischen Leben in Deutschland“

 

Am Mittwoch ist die Anthologie zu „Slammt Tacheles! Poetry-Slam zum jüdischen Leben in Deutschland“ erschienen.

 

Die Anthologie stellt 21 Texte aus der Jury-Vorauswahl des Wettbewerbs „Slammt Tacheles! Poetry Slam zum jüdischen Leben in Deutschland“ vor, inklusive der zehn prämierten Texte in drei Preiskategorien, und lädt ein in die Lebens- und Gedankenwelt von Jüdinnen*Juden in Deutschland und ihren Verbündeten.

 

Slammt Tacheles!

Poetry Slam zum jüdischen Leben in Deutschland

Hg. v. Denise Bretz, Henrik Szántó und Olaf Zimmermann

ISBN: 978-3-95461-257-4

160 Seiten, 17,80 Euro

 

  • Hier können Sie die Anthologie im Online-Shop des Deutschen Kulturrates bestellen.
  • Das Buch ist natürlich auch über jede Buchhandlung lieferbar.

 


 

7. Tipp für die Tagung „Haltung zeigen, Demokratie verteidigen! Museen in Zeiten politischen Drucks“

 

Wann: Montag, den 14.10.2024

Uhrzeit: 11:15 Uhr

Wo: Im Rahmen der Tagung „Haltung zeigen, Demokratie verteidigen! Museen in Zeiten politischen Drucks“ im LWL-Museum Zeche Zollern, Grubenweg 5, 44388 Dortmund

 

Thema: Kultur unter Druck!? Verschiedene Perspektiven auf aktuelle Herausforderungen

 

Es diskutieren:

 

  • Prof. Dr. Joachim Baur, Vorstand von ICOM Deutschland e.V.
  • Guido Kohlenbach, Leitung des Fachbereichs Regionale Kulturarbeit im LVR-Dezernat Kultur und Landschaftliche Kulturpflege
  • Dr. Doreen Mölders, Vorsitzende Museumsverband Nordrhein-Westfalen e.V.
  • Prof. Dr. Patricia Rahemipour, Direktorin des Instituts für Museumsforschung
  • Dr. Barbara Rüschoff-Parzinger, Landesrätin für Kultur des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL)
  • Sylvia Willkomm, Geschäftsführerin des Deutschen Museumsbundes e.V.
  • Olaf Zimmermann, Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates e.V.

Die Tagung „Haltung zeigen, Demokratie verteidigen! Museen in Zeiten politischen Drucks“  findet am 14. und 15.10.2024 im LWL-Museum Zeche Zollern in Dortmund statt. Die Tagung will den Status Quo und die aktuellen Herausforderungen der Kulturarbeit im Spannungsfeld aktueller antidemokratischer Tendenzen reflektieren und als Forum für Wissenstransfer und Vernetzung dienen.

 

  • Das vollständige Programm der Tagung finden Sie hier.
  • Hier können Sie sich zur Tagung anmelden.

 


 

8. Text der Woche: „Ein Ende der Rache durch Vergessen. Was uns Odysseus’ Heimkehr über Gedenkkultur lehren kann“ von Johann Hinrich Claussen

 

Es schadet nichts, alte Bücher zu lesen, wieder zu lesen. Man hat die alten Geschichten ja längst vergessen oder erinnert sie nur noch in verschwommenen Bruchstücken. Mit erheblicher Verspätung, erst vor ein paar Jahren, bin ich auf die Erzählungen und Essays von Franz Fühmann gestoßen und habe endlich erkannt, dass er der bedeutendste Autor aus der Zeit der DDR war. Andere waren da schneller und schlauer als ich. Andererseits hatte ich nun die Freude des Entdeckens erst vor mir.

 

Johann Hinrich Claussen ist Kulturbeauftragter der Evangelischen Kirche in Deutschland

 

  • Hier lesen Sie den ganzen Text.

 


 

9. Zum Schluss…

 

Am Dienstag ein spannendes Treffen mit den Mitgliedern der Arbeitsgruppe Kultur und Medien der CDU/CSU-Fraktion Bundestagsfraktion. Gespräche über die Antisemitismus-Resolution des Deutschen Bundestages und den Haushalt 2025 von Kulturstaatsministerin Claudia Roth.

 

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