38. KW: Erfolgreiche Nachhaltigkeitspolitik setzt kulturellen Wandel voraus

  1. Erfolgreiche Nachhaltigkeitspolitik setzt kulturellen Wandel voraus
  2. Heute: Globaler Klimastreik
  3. Jetzt als kostenfreies E-Book: „Ohne Kultur keine Nachhaltigkeit“
  4. Politik & Kultur 9/24 mit dem Schwerpunkt „Kunstfreiheit“
  5. Vorankündigung: Respektvoll Arbeiten
  6. Jüdisches Leben in Deutschland ist ein hohes Gut: Der Deutsche Kulturrat engagiert sich seit langem gegen Antisemitismus
  7. Text der Woche: „Kein Vorteil für die Opfer. Die Beratende Kommission NS-Raubgut soll offenbar durch ein Schiedsgericht ersetzt werden“ von Hans-Jürgen Papier

 


 

Sehr geehrte Damen und Herren,

 

heute findet der globale Klimastreik statt. In ganz Deutschland und weltweit werden Menschen auf die Straße gehen und gemeinsam ein starkes Zeichen für den Klimaschutz und soziale Gerechtigkeit setzen.

 

Der Deutsche Kulturrat unterstützt den Aufruf zum globalen Klimastreik von „Fridays for Future“ und ruft alle Künstlerinnen und Künstler, alle im Kulturbereich Tätigen und alle Kulturinteressierten auf, sich heute am Klimastreik zu beteiligen.

 

Der menschengemachte Klimawandel ist längst kein Zukunfts­thema mehr, sondern seine Auswirkungen sind bittere Realität — auch in Deutschland. Zuerst bekommen die Menschen sie zu spü­ren, die unmittelbar davon betroffen sind, die in den Hochwasser-, in den Waldbrandgebieten oder in Regionen mit Stürmen bzw. Tor­nados leben. Betroffen sind aber auch Kultureinrichtungen. Viele Städte und Gemeinden wurden an Flüssen gegründet. Flüsse eig­neten sich zum Warentransport, sie trugen und tragen Menschen von A nach B, an Flüssen befinden sich zahlreiche historische Kul­turorte und -einrichtungen. Historische Gärten oder auch das Welt­naturerbe Wattenmeer, die unter Welterbe stehenden Buchenwäl­der und andere mehr sind durch den Klimawandel akut gefährdet.

 

Klimapolitik heißt also auch Kulturschutzpolitik. Es geht da­rum, Konzepte zu entwickeln, wie historische Kulturorte vor Hoch­wasser und anderen Katastrophen gesichert werden können. Dabei wird es darauf ankommen, einen Ausgleich zwischen Denkmal­schutz, Erhalt der historischen Substanz und dem Schutz vor den Gefahren durch Hochwasser, Dürre oder Brände zu finden. In die­sem Zusammenhang gilt es auch, die Häuser der Kulturinstitutio­nen in den Blick zu nehmen.

 

Viele dieser Häuser sind nicht einmal annäherungsweise kli­maneutral. Es wird auch darum gehen, die Gebäude unter Klima­gesichtspunkten ganz neu zu betrachten. In der Energiekrise in­folge des Angriffs Russlands auf die Ukraine hat der Kulturbereich erleben müssen, welche Probleme bestehen. Viele Kultureinrich­tungen konnten die verlangten 20 Prozent Einsparungen von Ener­giekosten nicht erbringen. Viele Kultureinrichtungen sind in alten, nicht energetisch sanierten Gebäuden untergebracht, in den letzten Jahrzehnten wurden gerade auch stillgelegte Fabrikgebäude kurzerhand zu Kulturorten umgewandelt, ohne dass die Politik auf die Energieeffizienz geachtet hat. Außerdem stehen viele Kultur­orte unter Denkmalschutz, sodass einfache Maßnahmen zur Stei­gerung der Energieeffizienz, wie das Anbringen von Wärmedämm­platten, oft nicht möglich sind. Die energetische Ertüchtigung der Kulturorte muss jetzt endlich beherzt angegangen werden.

 

Kulturklimapolitik bedeutet auch Stadtpolitik. Eine Stadtpo­litik, die für Naturkatastrophen gerüstet ist, die Hochwasser ver­kraften kann — Schwammstadt ist dafür das Stichwort. Eine Stadt­politik, die eine lebenswerte Stadt im Blick hat. Mit Innenstädten, in denen sich die Menschen gerne aufhalten. Eine Stadtpolitik, in der Kultur nicht allein ein Kostenfaktor ist, sondern Diskursräume bietet und damit zum Zusammenhalt beiträgt. Eine Stadtpolitik, in der Wohnen bezahlbar und vor allem klimagerecht ist. Gerade das Bauen ist derzeit ein Klimakiller. Hier kommt es darauf an, Klima­neutralität auch im Bauen umzusetzen. Architektinnen und Archi­tekten sind diesbezüglich besonders gefordert.

 

Das entscheidende Moment und auch die zentrale Heraus­forderung für den Kulturbereich ist meines Erachtens, deutlich zu machen, dass Klima- und Nachhaltigkeitspolitik einen grundlegen­den kulturellen Wandel bedeuten. Das Entscheidende wird dabei sein, zu verdeutlichen, dass Klima- und Nachhaltigkeitspolitik kein Verlust, sondern ein Gewinn ist. Ein Gewinn an Lebensqualität im ländlichen Raum, aber besonders auch in den Städten. Denn sau­bere Luft, der Schutz vor Naturkatastrophen, keine glühend heißen Sommer, sondern erträgliche Temperaturen, eine Nahversorgung, die einen Ort lebenswert machen und anderes, das alles bedeutet mehr Lebensqualität für alle Menschen. Der Kulturbereich kann mit seiner Expertise gerade auch im Design, in der Architektur und in der Stadtplanung einer der Motoren für die Nachhaltigkeitspo­litik sein. Und er kann darüber hinaus die Diskursräume bieten, um den kulturellen Wandel für alle begreifbar zu machen.

 

Ihr

 

Olaf Zimmermann
Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates
twitter.com/olaf_zimmermann

 


 

2. Heute: Globaler Klimastreik

 

Der Deutsche Kulturrat unterstützt den Aufruf zum globalen Klimastreik von „Fridays for Future“ und ruft alle Künstlerinnen und Künstler, alle im Kulturbereich Tätigen und alle Kulturinteressierten auf, sich am Freitag am Klimastreik zu beteiligen: Kulturschaffende können mit ihrer Teilnahme ein deutliches Zeichen für eine nachhaltige Klimapolitik setzen!

 

  • Mehr Informationen zum globalen Klimastreik und Streiks in Ihrer Nähe finden Sie hier.

 


 

3. Jetzt kostenfrei als E-Book: „Ohne Kultur keine Nachhaltigkeit“

 

Pünktlich zum Klimastreik ist das Buch „Ohne Kultur keine Nachhaltigkeit“ auch als kostenfreies E-Book (PDF-Datei) verfügbar.

 

37 Autorinnen und Autoren gehen in diesem Sammelband der Frage nach, wie der Kultur- und Naturbereich gemeinsam die 17 UN-Nachhaltigkeitsziele voranbringen können, die 2015 im Rahmen der Agenda 2030 verabschiedet wurden. Die Expertinnen und Experten aus Kultur, Umwelt- und Naturschutz, Gewerkschaften, Wirtschaft und Wissenschaft beleuchten die einzelnen UN-Nachhaltigkeitsziele aus ihrer jeweiligen Perspektive.

 

  • Hier geht es zum kostenfreien E-Book (PDF-Datei).

 

  • Hier können Sie die gedruckte Ausgabe versandkostenfrei für 22,80 Euro bestellen. Natürlich ist auch weiterhin eine Lieferung des Buches über jede Buchhandlung, solange der Vorrat reicht, möglich.

 

Olaf Zimmermann, Hubert Weiger (Hg.)

Ohne Kultur keine Nachhaltigkeit
Wie der Kultur- und Naturbereich gemeinsam die UN-Nachhaltigkeitsziele voranbringen können
978-3-947308-40-8, 256 Seiten

 


 

4. Politik & Kultur 9/24 mit dem Schwerpunkt „Kunstfreiheit“

 

Die September-Ausgabe von Politik & Kultur richtet den Schwerpunkt auf das Thema „Kunstfreiheit“. Die Beiträge zum Thema finden Sie auf den Seiten 15 bis 25.

 

Der Leitartikel über die „Doppelrolle Künstlicher Intelligenz“ stammt von Bundestagspräsidentin Bärbel Bas und beschäftigt sich mit der Frage, welche Rolle KI im Kampf gegen Desinformation spielt. Der Artikel beschreibt in diesem Zusammenhang Chancen und Gefahren der Künstlichen Intelligenz.

 

Weitere Themen der Ausgabe 9/24 von Politik & Kultur sind:

 

Koalitionsvertrag
Welche Vorhaben im Bereich der Kultur hat die Ampel-Koalition erfüllt? Welche stehen noch aus?

 

KI in der bildenden Kunst
Eine Studie des Kunstfonds in Kooperation mit der Initiative Urheberrecht gibt Auskunft über KI in der bildenden Kunst: Ein Bericht, Interviews und ein Kommentar.

 

Kulturkampf
Über politische Positionen, biografischen Hintergrund und die steile Karriere von J. D. Vance, „running mate“ von Donald Trump

 

Museen & Kunstfreiheit
Museen genießen hohes Vertrauen bei den Menschen. Bei der Anwendung des Rechts auf Kunstfreiheit gibt es allerdings Grauzonen.

 

Neue Porträtreihe jüdischer Museen in Deutschland
Das Jüdische Museum Frankfurt – Jüdische Museen im Zeichen der Gegenwart: Von „Wir sind jetzt“ zu „Nie wieder ist jetzt“

 

 

 

 


 

 

5. Vorankündigung: Respektvoll Arbeiten

 

Der Deutsche Kulturrat hat von Juni 2023 bis Juni 2024 einen Dialogprozess „Respektvoll Arbeiten in Kunst, Kultur und Medien“ durchgeführt. Im Mittelpunkt stand die Frage, wie sexualisierter Gewalt und Diskriminierung im Kulturbereich entgegengetreten werden kann.

 

Das im Dialogprozess entstandene Positionspapier „Gemeinsame Verantwortung: Für sicheres und respektvolles Arbeiten in Kunst, Kultur und Medien“ wird in einem Dossier „Respektvoll Arbeiten“ veröffentlicht, welches bei der Mitgliederversammlung des Deutschen Kulturrates am nächsten Donnerstag, dem 26.09.2024, Kulturstaatsministerin Claudia Roth überreicht wird.

 

Neben dem Positionspapier umfasst das Dossier wissenschaftliche Einschätzungen zum Thema sowie Stimmen der am Dialogprozess beteiligten Akteurinnen und Akteure und eine Übersicht von bestehenden Kodizes.

 

Daneben enthält das Dossier ein einleitendes Grußwort von Kulturstaatsministerin Claudia Roth und einen Beitrag von Ferda Ataman, Unabhängige Bundesbeauftragte für Antidiskriminierung und Leiterin der Antidiskriminierungsstelle des Bundes.

 

  • Das Dossier „Respektvoll Arbeiten“ wird der Oktober-Ausgabe von Politik & Kultur, der Zeitung des Deutschen Kulturrates, beiliegen. Die Zeitung erscheint am 1. Oktober.

 


 

6. Jüdisches Leben in Deutschland ist ein hohes Gut: Der Deutsche Kulturrat engagiert sich seit langem gegen Antisemitismus

 

Antisemitismus greift insbesondere seit dem 7. Oktober 2023 in Deutschland immer weiter um sich – leider auch im Kulturbereich. Es gilt, jüdisches Leben in unserem Land zu schützen. Der Deutsche Kulturrat setzt sich mit seinen Publikationen, Veranstaltungen und Stellungnahmen seit langem gegen Antisemitismus ein.

 

Mit seiner Stellungnahme „Freiheit der Kunst sichern – Antisemitismus bekämpfen!“ hat sich der Deutsche Kulturrat deutlich für Kunstfreiheit und für den Kampf gegen Antisemitismus, Rassismus und gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit positioniert.

 

Die Fachtagung der Initiative kulturelle Integration am 18.11.2024 steht unter der Überschrift „Jüdisches Leben in Deutschland im Spannungsfeld zwischen Anpassung und Autonomie“. Renommierte Persönlichkeiten werden hier über unterschiedliche Aspekte des jüdischen Lebens referieren und diskutieren.

 

  • Mehr Informationen zur Fachtagung finden Sie hier.

 


 

7. Text der Woche: „Kein Vorteil für die Opfer. Die Beratende Kommission NS-Raubgut soll offenbar durch ein Schiedsgericht ersetzt werden“ von Hans-Jürgen Papier

 

Für die Opfer und deren Nachkommen scheint ein Verfahren der Schiedsgerichtsbarkeit vor allem aber schon deswegen kein Fortschritt, sondern eher ein Rückschritt zu sein, weil das Verfahren und die für ein Schiedsgericht geltenden materiellen Bewertungs- oder Beurteilungsregelungen offenbar einseitig von den staatlich-administrativen Stellen festgelegt werden sollen.

 

Dies wäre nicht nur politisch fatal und im Hinblick auf die Belange der Opfer höchst unangemessen, sondern würde letztlich auch dem Gedanken eines einvernehmlich durchgeführten Schiedsverfahrens widersprechen. Einseitig staatlicherseits festgelegte Beurteilungs- und Bewertungsregeln wären auch keine demokratisch und parlamentarisch hinreichend legitimierten rechtsverbindlichen Normen, sondern einseitig administrativ festgelegtes Soft Law“, das die Kläger in einem Schiedsverfahren gewissermaßen als Diktat der Gegenseite hinzunehmen hätten.

 

Hans-Jürgen Papier ist Vorsitzender der Beratenden Kommission NS-Raubgut. Er war von 2002 bis 2010 Präsident des Bundesverfassungsgericht.

 

  • Hier lesen Sie den ganzen Text.

 

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