- C64 versus Blackbox
- NEU! Politik & Kultur 10/24
- Positionspapier „Gemeinsame Verantwortung: Für sicheres und respektvolles Arbeiten in Kunst, Kultur und Medien“
- Stellungnahmen des Deutschen Kulturrates zu Künstlicher Intelligenz und zur Debatte um Honorarkräfte in der Bildungsarbeit
- Superheld Sebastian Krumbiegel zu Besuch
- Zur Person…
- Text der Woche: „Dinge benennen, wie sie sind. Die AfD ist eine Partei für Antisemiten, ihr Geschichtsrevisionismus eine Gefahr für die Demokratie“ von Helge Lindh
- Zum Schluss … 91 Jahre danach
Sehr geehrte Damen und Herren,
ich habe mich in meine Jugend zurück katapultiert und mir einen mehr als 40 Jahre alten Computer, einen Commodore 64, den legendären Brotkasten, ersteigert. Noch immer schlummern viele C64 auf Dachböden und in Kellern und es ist nicht schwer auf den bekannten Ersteigerungsplattformen, ein Gerät zu ergattern. Natürlich kann man mit dem Ding die alten Spiele aus der eigenen Jugend wieder einmal spielen, doch viel wichtiger ist, dass man mit dem C64 wunderbar programmieren kann. Roh, einfach, kein „Windows“, keine Hilfen, einfach drauflosarbeiten und wirklich jeden Schritt selbst ausdenken und dann in die Computersprache Basic und in Maschinencode umsetzen. Jeden Adressbereich zur Ansteuerung des Bildschirms oder von selbstentworfenen Peripheriegeräten muss man sich selbstständig erarbeiten. Und ein Programmierfehler kann den ganzen Computer schrotten. Wunderbar!
Wir stöhnen ja oft über die Schnelllebigkeit unserer Zeit, aber das viel größere Problem ist, finde ich, nicht die Geschwindigkeit, sondern der permanente Kontrollverlust über sein eigenes Tun. Wenn ich eine Suchanfrage bei Google starte, weiß ich nicht, welche Algorithmen die Ergebnisse beeinflussen. Mein Handy ist sowieso eine Blackbox, in der ich noch nicht einmal den Akku selbst wechseln kann, und die Künstliche Intelligenz entzieht mir die Kontrolle über mein Leben fundamental.
Ich bin ein Freund der technischen Entwicklung und habe selbst alle elektronischen Spielzeuge unserer Konsumwelt, und trotzdem sehne ich mich nach den Dingen, die ich überschauen kann.
Ist die Welt dafür zu komplex, zu globalisiert, zu kompliziert? Nein, das glaube ich nicht. Die Dinge sind deshalb so undurchschaubar, weil man so besser den Konsum mit ihnen steigern kann. Was muss der Kunde schon wissen, wie eine Sache funktioniert – nutzen soll er sie und sich nach der nächsten Version sehnen.
Letztlich geht es um Gewinn und manchen Potentaten auch noch um Kontrolle. Ein Blick nach China zeigt, wie schnell die Freiheit in einer digitalen Wolke zerplatzen kann. Gesichtserkennungskameras an jeder Straßenecke, die riesige Datenbanken füttern, und ein Staat, der diese Daten zum Erstellen von permanenten Bewegungsprofilen seiner Bürger unkontrolliert einsetzt. Auch in Deutschland wird der Datenschutz immer mehr durchlöchert.
Ja, mein C64 ist ein Relikt aus vergangenen Tagen, eindeutig aus der Zeit gefallen. Aber vielleicht ist es sinnvoll, manchmal mit einer solchen Antiquität zu arbeiten, um nicht zu vergessen, was gerade auf dem Spiel steht.
Ihr
Olaf Zimmermann
Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates
twitter.com/olaf_zimmermann
2. NEU! Politik & Kultur 10/24
Die neue Oktober-Ausgabe von Politik & Kultur, der Zeitung des Deutschen Kulturrates, richtet den Schwerpunkt auf das Thema „Die Kunst der Benennung“. Die Beiträge zum Thema finden Sie auf den Seiten 15 bis 26.
Der Leitartikel „Wie wollen wir leben?“ stammt von Prof. Dr. Johannes Vogel, Generaldirektor des Museums für Naturkunde Berlin, und beschäftigt sich mit der Bedeutung von Naturkundemuseen und der Frage, welche Lösungen diese für existenzielle Herausforderungen unserer Zeit bieten.
Kulturratsjahr 2023
Rückblick auf die kulturpolitische Arbeit: Veranstaltungen, Projekte und der Umgang mit aktuellen Herausforderungen
Künstliche Intelligenz
In der Reihe über Künstliche Intelligenz in der Kultur geht es um Galerien, um die Initiative Urheberrecht und ein neues Gutachten
Fokus Hörspiel
Der Blick auf eine gefährdete Hörspiellandschaft mit einem Bericht über Forderung und Strukturen sowie mit Interviews
150 Jahre Krematorien
Revolution einer Kulturtechnik: Geschichte und Kultur der Feuerbestattung von den Anfängen 1874 bis heute
Filmfördergesetz
Novellierung der Filmförderung zwischen Bund und Ländern ist umstritten
Außerdem: Editorial: C64 versus Blackbox; Jüdisches Museum Worms; Büchergilde Gutenberg; EU-Projekt „#theatre.makes.politics“; Ende der Wissenschaftlichen Buchgesellschaft; SPK Reformtagebuch Folge 5; Kurzschluss: „Das Letzte“ über Zukunftsperspektiven einer Volkspartei u.v.m
- Die Oktober-Ausgabe von Politik & Kultur mit dem Schwerpunkt „Die Kunst der Benennung“ steht hier als kostenfreies E-Paper (PDF-Datei) zum Herunterladen bereit.
- Hier können Sie kostenlos ein gedrucktes Exemplar der neuen Ausgabe im Online-Shop des Deutschen Kulturrates bestellen.
3. Positionspapier „Gemeinsame Verantwortung: Für sicheres und respektvolles Arbeiten in Kunst, Kultur und Medien“
Im Rahmen der Mitgliederversammlung des Deutschen Kulturrates hat Kulturstaatsministerin Claudia Roth gestern das Positionspapier „Gemeinsame Verantwortung. Für sicheres und respektvolles Arbeiten in Kunst, Kultur und Medien“ vom Präsidenten des Deutschen Kulturrates Professor Christian Höppner entgegengenommen.
- Das Positionspapier „Gemeinsame Verantwortung: Für sicheres und respektvolles Arbeiten in Kunst, Kultur und Medien“ kann hier abgerufen werden.
4. Stellungnahmen des Deutschen Kulturrates zu Künstlicher Intelligenz und zur Debatte um Honorarkräfte in der Bildungsarbeit
Der Sprecherrat des Deutschen Kulturrates hat am Mittwoch, den 25.09.2024 die Stellungnahme „Künstliche Intelligenz: Rahmenbedingungen für Kunst und Kultur nachhaltig entwickeln“ und die Stellungnahme „Rechtssicherheit für Bildungsanbieter und künftige finanzielle Ausstattung kultureller Bildung“ verabschiedet.
Mit seiner Stellungnahme zu Künstlicher Intelligenz positioniert sich der Deutsche Kulturrat zum Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) im Kunst-, Kultur- und Mediensektor und weitet damit den Blick über seine bisher auf das Urheberrecht fokussierte Stellungnahme „Künstliche Intelligenz und Urheberrecht“ vom 22.06.2023 hinaus.
- Lesen Sie die Stellungnahme im vollen Wortlaut hier.
- Mit der Resolution „Rechtssicherheit für Bildungsanbieter und künftige finanzielle Ausstattung kultureller Bildung“ positioniert sich der Deutsche Kulturrat erneut zur Debatte um Honorarkräfte in der Bildungsarbeit. Er geht dabei ausschließlich auf sozialversicherungsrechtliche Fragen ein und spart arbeitsrechtliche Aspekte aus. Zu steuerrechtlichen Themen, die Honorarkräfte in der kulturellen Bildung und auch Bildungsanbieter betreffen, hat sich der Deutsche Kulturrat in einer eigenen Stellungnahme positioniert.
- Lesen Sie die Stellungnahme im vollen Wortlaut hier.
5. Superheld Sebastian Krumbiegel zu Besuch
Sebastian Krumbiegel (auf dem Foto links) Frontmann der Band Die Prinzen sowie als Solokünstler und Autor aktiv gehört zu der wichtigen Gruppe von Künstler, die sich ohne Wenn und Aber gegen die extreme Rechte positionieren. Wier wollen stärken miteinander kooperieren, darauf freue ich mich sehr.
Kleine Sehempfehlung: Superheld (Official Video)
6. Zur Person…
Wilhelm Raabe-Literaturpreis für Saša Stanišić
Der Schriftsteller Saša Stanišić wird für sein neues Buch „Möchte die Witwe angesprochen werden, platziert sie auf dem Grab die Gießkanne mit dem Ausguss nach vorne“ mit dem Wilhelm Raabe-Literaturpreis 2024 ausgezeichnet. Zur Begründung hieß es von der Jury, dass dies ein Werk sei, das man als Erzählband und gleichermaßen als Roman lesen könne. Die große Gabe von Saša Stanišić bestehe darin, dass er das Existenzielle und das vermeintlich Nebensächliche, das gesellschaftspolitisch Relevante und das Private auf gleiche Weise ernst nehme und mit einem sehr eigenen Humor erzähle. Der Wilhelm Raabe-Literaturpreis wird jedes Jahr vom Deutschlandfunk und der Stadt Braunschweig verliehen. Der Preis ist mit 30.000 Euro dotiert.
Neue Künstlerische Direktorin im Stadtmuseum Berlin
Sophie Plagemann ist seit dem 1. September 2024 die neue Künstlerische Direktorin der Stiftung Stadtmuseum Berlin und folgt damit auf Paul Spies. Plagemann hat Neuere Deutsche Literatur, Neuere/Neueste Geschichte, Theaterwissenschaften und Kulturelle Kommunikation an der Humboldt-Universität zu Berlin studiert. Seit September 2020 war sie als Bereichsmanagerin der Sammlung im Stadtmuseum tätig und hat bereits im Oktober 2023 die künstlerische Direktion kommissarisch in Teilzeit gemeinsam mit Paul Spies übernommen.
Yvonne de Andrés ist BücherFrau des Jahres
Yvonne de Andrés ist BücherFrau des Jahres 2024. Mit der Wahl zur Bücherfrau würdigt das Branchennetzwerk die selbständige Kulturmanagerin und Pressefrau für ihr entschlossenes Engagement für Diversität, Geschlechtergleichstellung und Intersektionalität. Seit 2015 engagiert sich Yvonne de Andrés als Vertreterin des Netzwerks beim Deutschen Frauenrat. Seit 2023 ist sie Schwerpunktthemaverantwortliche für das Thema Vielfalt. Zudem leitete sie von 2022 bis 2023 den Fachausschuss „Intersektionalität“.
Eva Christina Bär ist neue Kultur- und Wirtschaftsreferentin
Eva Christina Bär wurde vom Stadtrat Bayreuth zur Leiterin des neu geschaffenen Kultur- und Wirtschaftsreferats ernannt und wird ihr Amt Anfang 2025 antreten. Seit 2022 arbeitet Bär als Leitung der Zentralen Dienste und ist stellvertretende Leiterin des Amtes für Umweltschutz und Energiefragen der Stadt Erlangen. Von 2018 bis 2022 war sie als kaufmännische Leitung des Theaters Erlangen tätig. Daneben verfügt Bär über langjährige Erfahrung in der freien Wirtschaft und engagiert sich seit über 25 Jahren ehrenamtlich im Kunst- und Kulturbereich.
Die Preisträger des 73. Internationalen Musikwettbewerbs der ARD
Die Gewinner des 73. Internationalen Musikwettbewerbs der ARD stehen fest: Im Fach Violoncello geht der erste Preis an Maria Zaitseva aus Russland. In der Kategorie Bläserquintett wird das Alinde Quintet aus Tschechien mit dem ersten Preis ausgezeichnet. Im Fach Oboe geht der erste Preis an Leonid Surkov aus Russland und im Fach Gesang an den südkoreanischen Bariton Samueol Park. Der Internationale ARD-Musikwettbewerb gilt als einer der größten Wettbewerbe für klassische Musik weltweit.
7. Text der Woche: „Dinge benennen, wie sie sind. Die AfD ist eine Partei für Antisemiten, ihr Geschichtsrevisionismus eine Gefahr für die Demokratie“ von Helge Lindh
Die AfD betreibt seit ihrer Gründung eine systematische Verfälschung und Relativierung der Shoah und der Verbrechen des Nationalsozialismus – dieser Geschichtsrevisionismus ist kein Randphänomen, sondern zentraler Bestandteil ihrer politischen Agenda, er ist Strategie. Die Partei verharmlost den Holocaust, glorifiziert Täter und verhöhnt Opfer. Die AfD empfängt Antisemiten mit offenen Armen. Das müssen wir endlich klar benennen. Ihr Erfolg bei den zurückliegenden Landtagswahlen ist ein offener Angriff auf die erinnerungspolitischen Grundpfeiler unserer Demokratie.
Helge Lindh, MdB, ist kulturpolitischer Sprecher der SPD Bundestagsfraktion im Deutschen Bundestag
- Hier lesen Sie den ganzen Text.
8. Zum Schluss … 91 Jahre danach
„In der Eisenzahnstraße 3, in unmittelbarer Nähe zum Berliner Kurfürstendamm, sind am Montagnachmittag vier Stolpersteine verlegt worden. 91 Jahre nach ihrer Flucht wird damit an die Familie Proskauer, Angehörige des israelischen Botschafters Ron Prosor (rechts im Bild), erinnert. Der Kölner Künstler Gunter Demnig (links im Bild) setzte die kleinen Gedenktafeln in den Boden vor dem Wohnhaus, in dem die Proskauers bis Oktober 1933 lebten. … Und so erzählen die vier Stolpersteine der Proskauers eine Geschichte von Verlust und einem zurückgelassenen Leben, sagte Ron Prosor. Zugleich erzählten sie auch die Geschichte von Resilienz, dem Beginn eines neuen Lebens und vom Aufbau des Staates Israel.“ (Textauszug aus der Jüdischen Allgemeinen, hier geht es zum vollständigen Text.)