15. KW: Koalitionsvertrag – Licht und Schatten

  • Koalitionsvertrag: Licht und Schatten
  • Schwerpunkt in Politik & Kultur 4/25: Münzen
  • EKBO-Kulturbeirat: Kolonialismus-Aufarbeitung in Kirche und Kultur intensivieren
  • Einladung zu einem Experiment: Kultur und Natur zusammen erleben
  • Zur Person …
  • Empfehlung: Baustelle Geschlechtergerechtigkeit
  • Der Deutsche Kulturrat stellt ein!
  • Text der Woche

 


 

Sehr geehrte Damen und Herren,

 

vorgestern haben CDU, CSU und SPD den Koalitionsvertrag „Verantwortung für Deutschland“ für die 21. Wahlperiode (2025-2029) vorgestellt. Im Kapitel „Kultur und Medien“ werden die Vorhaben für den Kultur- und Medienbereich skizziert.

 

Gleich zu Beginn werden einige Eckpfeiler benannt. So wird formuliert, dass Kulturpolitik gesellschaftsrelevant ist, dass der kulturelle Reichtum und die Vielfalt gepflegt, weiterentwickelt und verteidigt werden, dass Kunst und Kultur frei sind, dass die Förderung von Kunst und Kultur eine öffentliche Aufgabe von Bund, Ländern und Kommunen ist sowie dass die kulturelle Teilhabe aller Menschen gewährleistet werden soll.

 

Ebenso wird klargestellt, dass Kunstfreiheit verlangt, „dass für Kunst keine inhaltlichen Vorgaben des Staates gelten dürfen“. Entlang des gemeinsamen Papiers von BKM, Kulturministerkonferenz und kommunalen Spitzenverbänden aus dem Jahr 2024 wird formuliert, dass keine Projekte gefördert werden sollen, die antisemitische, rassistische und andere menschenverachtende Ziele verfolgen. Hierzu hatte sich der Deutsche Kulturrat bereits positioniert.

 

Die neue Koalition will mit Blick auf die Förderpolitik ein verlässlicher Partner sein. Dazu gehören u.a.: Fortsetzung der Reform der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, stabile Finanzierung der Kulturstiftung des Bundes und der Bundeskulturfonds, verlässliche Förderung der Stiftung Flucht, Vertreibung, Versöhnung, Fortsetzung des Programms „Kultur macht stark“, Fortsetzung der Förderprogramme für den ländlichen Raum, Stärkung der Deutsche Welle ebenso sollen bei der Bundesförderung Mindestgagen und Honoraruntergrenzen berücksichtigt werden.

 

Geprüft werden soll u.a. die Fortsetzung des Kulturpass und die Wirksamkeit des Green Culture Anlaufstelle.

 

Hinsichtlich gesetzlicher Rahmenbedingungen ist u.a. geplant: zeitnahe Umsetzung der Novellierung des Kulturgutschutzgesetzes, Schaffung eines wirksamen Restitutionsgesetzes, zeitnahe Reform des Filmförderungsgesetzes mit steuerlichem Anreizsystem und Investitionsverpflichtung, verlässliche Förderung von Games, Berücksichtigung von Clubs bei der Baunutzungsverordnung, Stärkung der sozialen Absicherung von Künstlerinnen und Künstlern innerhalb und außerhalb der Künstlersozialkasse, konsequente Durchsetzung des Rechts am geistigen Eigentum und Schutz kreativer Produkte, Rechtssicherheit für gemeinnützige journalistische Angebote, Novellierung des Deutsche Welle-Gesetzes.

 

Unklar bleibt, was mit einer geplanten Strategie „Kultur & KI“ gemeint ist, die zusammen mit den Ländern entwickelt werden soll. Hier ist es dringend erforderlich, mit den Akteuren aus dem Kulturbereich zusammenzuarbeiten.

 

Jetzt kommen die Fehlstellen:

  1. Es fehlt das Bekenntnis zum Staatsziel Kultur. Das bedeutet nichts anderes, als dass wir weiter warten müssen, bis das Selbstverständlichste von der Welt der Satz „Der Staat schützt und fördert die Kultur“ ins Grundgesetz kommt.
  2. Die Aufwertung des Kulturbereiches in ein Bundeskulturministerium findet nicht statt. Auch in der Zukunft wird ein Kulturstaatsminister oder eine Kulturstaatsministerin, also ein Staatssekretär, die Geschicke des Kulturbereiches auf der Bundesebene bestimmen und kein Minister. Jetzt erhält der Kulturbereich aber noch direkte Konkurrenz im eigenen Haus, der Sport wird nämlich auch einen Staatsminister oder eine Staatsministerin im Bundeskanzleramt erhalten, noch zusätzlich um den Bereich Ehrenamt erweitert.
  3. Die im ersten Entwurf des Koalitionsvertrages noch aufgeführte Bundesstiftung Industriekultur, für die sich auch der Deutsche Kulturrat stark gemacht hat, ist einfach im finalen Papier verschwunden. Sehr bedauerlich, ärgerlich und unverständlich.

 

Jetzt kommt es darauf an, wer das Amt der Kulturstaatsministerin oder des Kulturstaatsministers im Bundeskanzleramt übernehmen wird. Es muss eine Persönlichkeit sein, die die Zusammenarbeit des BKM mit den anderen Ressorts im Sinne der Kultur vorantreibt, moderiert und gestaltet und vor allem die für die sichere und solide Kulturfinanzierung des Bundes streitet.

 

Der Tarifabschluss im öffentlichen Dienst, die zugesagten Stärkungen in der Finanzierung einschließlich der Honoraruntergrenzen machen einen Aufwuchs im BKM-Etat unverzichtbar. Hieran wird die oder der Neue gemessen werden.

 

Ihr

Olaf Zimmermann
Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates
twitter.com/olaf_zimmermann

 


 

2. Schwerpunkt in Politik & Kultur 4/25: Münzen

 

Die neue Ausgabe richtet den Schwerpunkt auf das Thema „Münzen – Mehr als Geld“.

 

Die neue Ausgabe von Politik & Kultur, der Zeitung des Deutschen Kulturrates, widmet sich dem Thema Münzen. Verschiedene Aspekte werden beleuchtet: die historische Dimension; die Ausgabe von Gedenkmünzen; die Geschichten, die Münzen erzählen; Fälschungen und Falschmünzen; Münzhandel und Münzensammeln sowie das – vermeintliche – Ende des Münzgelds als Zahlungsmittel. Eine Künstlerin und ein Künstler werden zu ihrer Münzgestaltung befragt, verschiedene Münzkabinette stellen sich vor, und es gibt einen Ausblick in die digitale Forschung. Die Leserinnen und Leser erfahren etwas über die Numismatik als Wissenschaft und über einen möglichen spielerischen Zugang zu dieser.

 

Beiträge des Schwerpunktes:

Ein Exemplar in Papierform können Sie hier im Online-Shop versandkostenfrei bestellen.

 

Die April-Ausgabe von Politik & Kultur mit dem Schwerpunkt „Münzen“ steht hier als E-Paper (PDF-Datei) zum Herunterladen bereit.

 


 

3. EKBO-Kulturbeirat: Kolonialismus-Aufarbeitung in Kirche und Kultur intensivieren

 

Der Kulturbeirat der Evangelischen Kirche in Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO) widmete sich am 7. April der kolonialen Vergangenheit von Kirche und Kultur. Prof. Dr. Hermann Parzinger, Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, und Johann Hinrich Claussen, Kulturbeauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland, plädierten für eine vertiefte und langfristige Auseinandersetzung – auch mit Blick auf das Wirken der Missionsgesellschaften.

 

Lesen Sie zum Thema auch den Text der Woche: „Ambivalenzen Mission und Gegenmission gestern und heute“ von Johann Hinrich Claussen

 


 

4. Einladung zu einem Experiment: Kultur und Natur zusammen erleben

 

Ich lade Sie herzlich zu einer besonderen Veranstaltung ein, die wir gemeinsam mit dem BUND und der Green Culture Anlaufstelle gestalten – eine Gelegenheit des Dialogs zwischen Natur und Kultur.

 

Den Auftakt bildet ein geführter Spaziergang durch den Grunewald am Montag, den 28.04.2025 um 10.30 Uhr. Der Ehrenvorsitzende des BUND, Prof. Dr. Hubert Weiger, promovierter Forstwissenschaftler, wird dabei ebenso eine aktive Rolle spielen wie Jakob Bilabel als Leiter des Green Culture Focal Points und ich selbst als passionierter Naturbeobachter. Nach einem gemeinsamen Mittagessen ist ein Werkstattgespräch im Waldsaal geplant, gefolgt von einer Führung durch das Brücke-Museum und einem Ausklang im Café Kunsthaus Dahlem. Ein Experiment!

 

Wir können nur fünf Plätze vergeben. Wenn Sie Interesse haben, melden Sie sich bitte unter: ed.ta1745423524rrutl1745423524uk@ts1745423524op1745423524 an. Die Teilnahme an der Veranstaltung ist kostenfrei, ein Anspruch an einer Teilnahme besteht nicht.

 

Zur Einstimmung können Sie hier einen Blick in die „Kunstformen“ der Natur werfen.

 


 

5. Zur Person …

 

Philipp Gutbrod wird neuer Kulturreferent in Darmstadt
Der Kunsthistoriker Philipp Gutbrod wird der neue Kulturreferent der Wissenschaftsstadt Darmstadt. Seit 2015 ist er Direktor des städtischen Institut Mathildenhöhe; zuvor war er dort ab 2011 als Kurator tätig. Gutbrod bleibt auch weiterhin Direktor des Institut Mathildenhöhe. Er hat die Bewerbung der Mathildenhöhe Darmstadt als UNESCO-Welterbestätte maßgeblich begleitet und wird daher auch die Funktion des Site Managers der Mathildenhöhe ausüben.

 

Potsdam: neuer Beigeordneter Torsten Wiegel
Torsten Wiegel wurde von der Stadtverordnetenversammlung Potsdam zum neuen Beigeordneten für Bildung, Kultur, Jugend und Sport der Landeshauptstadt gewählt. Er folgt damit auf Walid Hafezi, der seine Amtszeit im September 2024 vorzeitig beendete. Wiegel ist seit September 2023 Fachbereichsleiter Kunst und Kultur sowie Stellvertreter der Bürgermeisterin und Beigeordneter für Kultur, Schule und Sport der kreisfreien Stadt Magdeburg. Er ist für die Zeit von acht Jahren als Beigeordneter gewählt.

 

Hito Steyerl mit Erich-Fromm-Preis geehrt
Die deutsch-japanische Künstlerin Hito Steyerl ist mit dem Erich-Fromm-Preis 2025 der Internationalen Erich-Fromm-Gesellschaft ausgezeichnet worden. »Hito Steyerls Arbeit an der Schnittstelle von Bildender Kunst und Film sowie ihre philosophischen Reflexionen gesellschaftlicher Entwicklungen sind Gesellschaftsanalyse und Gesellschaftskritik mit den Mitteln der zeitgenössischen Kunst«, hieß es in der Begründung der Jury. Die Kunstprofessorin gehört zu den international wichtigsten Künstlerinnen der Gegenwart. Der Erich-Fromm-Preis ist mit 10.000 Euro dotiert und würdigt Personen, die sich für humanistisches Denken und Handeln im Sinne des Sozialpsychologen Erich Fromm einsetzen.

 

Theaterpreis Berlin 2025 an Christopher Rüping
In diesem Jahr wird der Regisseur Christopher Rüping für sein ästhetisch innovatives Werk und seine kollaborative, hierarchiekritische Arbeitsweise mit dem Berliner Theaterpreis ausgezeichnet. Rüping wurde bereits fünfmal zum Berliner Theatertreffen eingeladen und von der Fachzeitschrift »Theater heute« zweimal zum »Regisseur des Jahres« gekürt. Außerdem erhielt er für seine zehnstündige Inszenierung »Dionysos Stadt« den Nestroy-Preis als »Beste Aufführung« im deutschsprachigen Raum. Der Preis ist mit 20.000 Euro dotiert. Mit dem Preis werden Künstlerinnen und Künstler geehrt, die nach Einschätzung einer wechselnden Jury herausragende Verdienste um das deutschsprachige Theater erworben haben.

 

Bernadette Sonnenbichler wird die neue Intendantin des Heidelberger Theaters
Bernadette Sonnenbichler übernimmt die Position der Intendantin des Heidelberger Theaters und Orchesters. Als erste Frau an der Spitze des Theaters tritt sie die Nachfolge von Holger Schultze an, der das Theater seit 2011 leitet. Derzeit ist Bernadette Sonnenbichler Oberspielleiterin und Mitglied der künstlerischen Leitung am Düsseldorfer Schauspielhaus. Als neue Intendantin wird sie neben künstlerischen auch strategische und organisatorische Aufgaben übernehmen.

 


 

6. Empfehlung: Baustelle Geschlechtergerechtigkeit

 

Aktuelle Zahlen, Daten und Fakten finden Sie in der Studie:

 

Gabriele Schulz, Olaf Zimmermann
Baustelle Geschlechtergerechtigkeit
Datenreport zur wirtschaftlichen und sozialen Lage im Arbeitsmarkt Kultur
ISBN 978-3-947308-36-1, 236 Seiten, 22,80 Euro

 

  • Im Shop des Deutschen Kulturrates können Sie die Studie bestellen.
  • Hier geht es zum kostenlosen PDF.
  • Hier geht es zur Buchvorschau.

 

7. Der Deutsche Kulturrat stellt ein!

 

Der Deutsche Kulturrat sucht möglichst ab dem 01.05.2025 befristet bis zum 31.03.2026 eine wissenschaftliche Fachkraft für das Mentoring-Programm „Frauen in Kultur und Medien“ des Deutschen Kulturrates. Das Programm richtet sich an Frauen mit Berufserfahrung, die Führungspositionen in Kultur und Medien anstreben.

 

  • Hier finden Sie die ganze Stellenausschreibung.

 

Daneben sucht der Deutsche Kulturrat möglichst ab dem 01.05.2025 befristet bis zum 01.10.2026 eine wissenschaftliche Fachkraft für das Projekt „Kultursparten- und -bereichsübergreifende Anlaufstelle gegen Antisemitismus“. Dieses von der Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft geförderte Vorhaben zielt u.a. darauf ab, bestehende Handlungskonzepte im Kultur- und Medienbereich gegen Antisemitismus zu sammeln und zur Verfügung zu stellen, eine kultursparten- und -bereichsübergreifende Arbeitsgruppe zu etablieren, das Bewusstsein für das Thema Antisemitismus im Kultur- und Medienbereich zu schärfen, ggfs. weitere Handlungsempfehlungen zu entwickeln.

 

  • Hier finden Sie die ganze Stellenausschreibung.

 

8. Text der Woche: „Ambivalenzen
Mission und Gegenmission gestern und heute“ von Johann Hinrich Claussen

 

Eine Klarstellung zu Beginn: Ich bin kein Missionar und habe in 30 Jahren kirchlichen Dienstes meines Wissens niemanden »bekehrt«, was immer das bedeuten mag. Aber ich interessiere mich für die Geschichte der Mission. Was mich daran fasziniert, ist diese Paradoxie des Guten: Menschen widmen ihr Leben einem ideellen Zweck, bringen das, was sie für das Heil halten, unter großen Opfern in ferne Länder, doch die Wirkungen ihres Tuns widersprechen nicht selten ihren wohlmeinenden Absichten. Oft sind sie erfolglos, oder sie richten Schaden an, oder die Empfänger ihrer Botschaft machen etwas ganz Eigenes daraus.

 

  • Hier lesen Sie den ganzen Beitrag.

Johann Hinrich Claussen ist Kulturbeauftragter der Evangelischen Kirche in Deutschland

 

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