- Braucht eine demokratische Gesellschaft Kunst?
- Neu! Informationsflyer zum Deutschen Kulturrat
- Einladung zur Podiumsdiskussion auf dem Evangelischen Kirchentag
- Der Deutsche Kulturrat stellt ein! Heute ist Bewerbungsschluss.
- Neue Mitarbeiterin in der Kommunikationsabteilung
- Kunstfreiheit – Zehn Jahre Debatten in Politik & Kultur
- Text der Woche
Sehr geehrte Damen und Herren,
braucht eine demokratische Gesellschaft Kunst? Ja, ich bin fest davon überzeugt, dass Kunst Räume zur Selbstverständigung einer Gesellschaft eröffnen und damit einen wesentlichen Beitrag zur Demokratie leisten.
In Kultureinrichtungen werden gesellschaftliche Fragen oftmals mittels Kunst verhandelt. Das gilt für Theater, in denen zeitgenössische Stücke ebenso zu sehen sind, wie neue Interpretationen des tradierten Repertoires, es trifft auf Museen zu, die Kunst, Artefakte oder Technik zeigen, es schließt Bibliotheken ein, die den Zugang zu Literatur und Medien ermöglichen, es gilt für Kinos, Computerspiele und nicht zuletzt für audiovisuelle Medien mit ihren fiktionalen und nicht-fiktionalen Arbeiten.
Kunst interpretiert und erläutert, sie lädt zur Auseinandersetzung, zur Freude, zum Lachen oder auch zum Trauern ein. Gerade Theater und audiovisuelle Medien erlauben sehr oft Ersatzhandlungen. Hier wird verhandelt, besprochen, erprobt, was im „echten“ Leben sein könnte. Sie ermöglichen Identifikation ebenso wie Distanzierung. Kulturangebote laden zur Auseinandersetzung, zum Gespräch ein, ganz unabhängig davon, welches Genre es ist. Dieser Diskurs ist unverzichtbar für die Demokratie. Es werden Räume geöffnet für unterschiedliche Positionen, es wird gerungen um Positionen und in der Regel gibt es nicht nur schwarz oder weiß, sondern viel grau dazwischen.
Die Demokratie braucht diese Diskursräume der Kunst. Sie lebt vom Ringen um die beste Lösung. Sie ist angewiesen auf den Streit, Auseinandersetzung und letztlich auf den Kompromiss. Das Besondere besteht darin, dass gerade Kunst in ihrer eigenen Radikalität einen eigenständigen und unverwechselbaren Beitrag zum demokratischen Diskurs leisten kann.
Eine Voraussetzung für diesen eigenständigen Beitrag ist die in Art. 5 Abs. 3 Grundgesetz garantierte Kunstfreiheit. Es heißt dort: „Kunst und Wissenschaft, Forschung und Lehre sind frei.“ Die grundgesetzlich verankerte Kunstfreiheit bezieht sich auf das Werk, also das Theaterstück, den Film, das Bild usw., und auf den Wirkbereich, d. h. die Präsentation des Werkes beispielsweise in Kultureinrichtungen sowie die kuratorische Auswahl künstlerischer Arbeit.
Ich werde in den letzten Wochen oft gefragt, was gegen antidemokratische Entwicklung in der Welt und auch in unserem Land hilft, Kunst ist meine Antwort.
Ihr
Olaf Zimmermann
Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates
twitter.com/olaf_zimmermann
PS. Wegen der Osterfeiertage erscheint dieser Wochenreport bereits heute, der nächste kulturpolitische Wochenreport erscheint dann wieder wie gewohnt am Freitag, also morgen in einer Woche.
2. Neu! Informationsflyer zum Deutschen Kulturrat
Mit der Neuwahl des Sprecherratsvorstands möchten wir Ihnen auch den aktualisierten Imageflyer des Deutschen Kulturrates vorstellen. Ich freue mich, Ihnen damit einen kompakten Überblick über unsere Ziele, unsere Struktur und unsere kulturpolitische Arbeit geben zu können.
Werfen Sie hier einen Blick hinein und lernen Sie den Kulturrat besser kennen.
3. Einladung zur Podiumsdiskussion auf dem Evangelischen Kirchentag
Ich lade Sie herzlich ein zur Podiumsdiskussion zu dem Thema Wie gefährdet ist die Kultur in Deutschland?
Gemeinsam mit
• Ulrike Liedtke, Präsidentin des Landtages Brandenburg
• Claudia Schmitz, Geschäftsführende Direktorin des Deutschen Bühnenvereins
• Bischof Christian Stäblein, Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO)
diskutiere ich über neue und alte Erfahrungen – insbesondere (aber nicht nur) aus Ostdeutschland.
Was verändert sich, wenn die AfD an Einfluss gewinnt oder kommunale Macht übernimmt?
Wo geraten kulturelle Strukturen ins Wanken – und wie können wir dem begegnen?
Wie können sich Kultur und Kirche gegenseitig stärken und gemeinsam aktiv werden?
Termin: Freitag, 2. Mai 2025, 10:30–12:30 Uhr
Ort: Hannoversche Kulturkirche St. Markus (Apostel- und Markus-Gemeinde Hannover)
Das Podium wird verantwortet vom Deutschen Kulturrat, Deutschlandfunk Kultur und dem Kulturbüro der EKD.
4. Der Deutsche Kulturrat stellt ein! Heute ist Bewerbungsschluss.
Der Deutsche Kulturrat sucht möglichst ab dem 01.05.2025 befristet bis zum 31.03.2026 eine wissenschaftliche Fachkraft für das Mentoring-Programm „Frauen in Kultur und Medien“ des Deutschen Kulturrates. Das Programm richtet sich an Frauen mit Berufserfahrung, die Führungspositionen in Kultur und Medien anstreben.
- Hier finden Sie die ganze Stellenausschreibung
Daneben sucht der Deutsche Kulturrat möglichst ab dem 01.05.2025 befristet bis zum 01.10.2026 eine wissenschaftliche Fachkraft für das Projekt „Kultursparten- und -bereichsübergreifende Anlaufstelle gegen Antisemitismus“. Dieses von der Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft geförderte Vorhaben zielt u.a. darauf ab, bestehende Handlungskonzepte im Kultur- und Medienbereich gegen Antisemitismus zu sammeln und zur Verfügung zu stellen, eine kultursparten- und -bereichsübergreifende Arbeitsgruppe zu etablieren, das Bewusstsein für das Thema Antisemitismus im Kultur- und Medienbereich zu schärfen, ggfs. weitere Handlungsempfehlungen zu entwickeln.
- Hier finden Sie die ganze Stellenausschreibung.
5. Neue Mitarbeiterin in der Kommunikationsabteilung
Sophia Blochowitz ist seit Anfang April neue Redaktionsassistentin in der Geschäftsstelle des Deutschen Kulturrates und tritt damit die Nachfolge von Lisa Weber an. Mit ihrem kulturwissenschaftlichen Hintergrund und Erfahrungen im internationalen und Berliner Kulturbereich unterstützt sie die Redaktion der Zeitung Politik & Kultur sowie die Kommunikationsarbeit des Deutschen Kulturrates.
6. Kunstfreiheit – Zehn Jahre Debatten in Politik & Kultur
Wie es um die Kunstfreiheit bestellt ist, diese Frage wird in Beiträgen von 107 Autorinnen und Autoren aus unterschiedlichen Perspektiven und in verschiedenen Dimensionen beleuchtet. Das Themenspektrum reicht vom Streitfall Kunstfreiheit, dem Spannungsfeld von Kunstfreiheit und Recht, dem Bogen von Einschüchterung bis Zensur sowie Ausgrenzung und Boykott. In den Blick genommen werden Fragen des Jugendschutzes und der Selbstkontrolle, der Sonderfall Religion sowie Bedrohungen von rechts und von links. Es geht um Hass im Netz sowie um Grenzüberschreitungen in der Popkultur – etwa beim Gangsta Rap. Reflektiert wird das Thema kulturelle Aneignung und wie Postkolonialismus und Antisemitismus zusammenhängen.
- Blick ins Buch.
- Das Buch kann hier im Online-Shop versandkostenfrei bestellt werden.
Kunstfreiheit – Zehn Jahre Debatten in Politik & Kultur
Herausgegeben von Olaf Zimmermann und Theo Geißler, Redaktion Gabriele Schulz
320 Seiten, ISBN-13 978-3-947308-64-4, Preis 20,80 Euro.
7. Text der Woche: „Kein Grund zum Jubeln“ von Johann Michael Möller
Es verschlägt einem schon den Atem, in welchem Tempo der Großteil unserer politischen Eliten plötzlich bereit ist, nach dem feldgrauen Mantel der Geschichte zu greifen. Und die Summen, die jetzt für die Kriegstüchtigkeit zur Verfügung stehen, lassen uns schwindelig werden. Die Notwendigkeit ist leider kaum zu bestreiten, die Bedrohungslage erschreckend real. Und womöglich werden wir eines Tages noch froh sein, dass sich eine alte, abgewählte Mehrheit im Bundestag noch einmal zusammengefunden hat, der Armee solche Spielräume zu verschaffen. Aber wir sollten darüber nicht jubilieren.
- Hier lesen Sie den ganzen Beitrag.
Johann Michael Möller ist Publizist und Ethnologe