Fortsetzung der „Initiative Kultur- und Kreativwirtschaft der Bundesregierung“: Resolution des Deutschen Kulturrates

Berlin, den 09.12.2009. Der Deutsche Kulturrat, der Spitzenverband der Bundeskulturverbände, begrüßt, dass die Bundesregierung plant, die „Initiative Kultur- und Kreativwirtschaft“ fortzusetzen.

 

Die „Initiative Kultur- und Kreativwirtschaft der Bundesregierung“ hat einen wichtigen Beitrag zur bundesweiten Wertschätzung gegenüber der Kultur- und Kreativwirtschaft geleistet. Sowohl das wirtschaftliche Potenzial als auch die Beschäftigungswirkung dieses Bereiches wurden durch die „Initiative Kultur- und Kreativwirtschaft der Bundesregierung“ erstmals bundesweit ermittelt und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

 

Der Deutsche Kulturrat hat in seiner Stellungnahme „Kultur- und Kreativwirtschaft: Zukunftsweisendes Handlungsfeld im Schnittpunkt verschiedener Politikfelder“ vom 10.12.2008 unterstrichen, dass Kulturgüter besondere Güter sind. Im Kulturmarkt werden kulturelle Werte produziert, die zu ökonomischen Werten werden können. Er hat deutlich gemacht, dass der Kulturmarkt anders als andere Märkte funktioniert. Ein besonderes Kennzeichen des Kulturmarktes ist, dass er sich teilweise eben nicht an den Marktgegebenheiten orientiert, sondern Kulturgüter anderen Gesetzmäßigkeiten gehorchen. Ohne die Investition in künstlerische Arbeiten, die heute zwar noch keinen Marktwert haben, ihn morgen aber erhalten können, würde die Kulturwirtschaft Schaden nehmen und das kulturelle Leben sich im etablierten Kanon erschöpfen. Der Deutsche Kulturrat weist in diesem Zusammenhang darauf hin, dass sich nicht alle Kulturbereiche gleichermaßen unter marktwirtschaftlichen Bedingungen behaupten können. Auch das begrüßenswerte Bemühen um die Stärkung der Kulturwirtschaft kann staatliche und andere Institutionen nicht von ihrer Verpflichtung zur Kulturförderung entbinden.

 

Der Deutsche Kulturrat hat in seiner oben genannten Stellungnahme erneut betont, dass die Kulturwirtschaft ein Teil der kulturellen Infrastruktur ist. Das kulturelle Leben oder auch die kulturelle Infrastruktur wird durch die Künstler, die Kultureinrichtungen, die Kulturvereine, die Kulturwirtschaft und nicht zuletzt die kulturelle Öffentlichkeit geprägt.

 

Der Deutsche Kulturrat bietet der Initiative Kultur- und Kreativwirtschaft der Bundesregierung seine Mitwirkung und Unterstützung an. Die im Deutschen Kulturrat zusammengeschlossenen Bundesverbände der unterschiedlichen künstlerischen Sparten und Bereiche des kulturellen Lebens kennen die Probleme der Kulturwirtschaft und sind kompetente Ansprechpartner. Der Deutsche Kulturrat kann die gemeinsamen von allen getragenen Vorschläge zur Verbesserung der Rahmenbedingungen für die Kulturwirtschaft vermitteln. Dabei fordert der Deutsche Kulturrat keine Sonderbehandlung für die Kultur- und Kreativwirtschaft sondern faire und angemessene Marktbedingungen.

 

Die wesentlichen Herausforderungen Digitalisierung, Globalisierung der Märkte, Wechselwirkung zwischen Kulturwirtschaft und öffentlichem Kulturbetrieb sowie Arbeitsmarkt Kultur hat der Deutsche Kulturrat in seiner oben genannten Stellungnahme und weiteren Stellungnahmen zu fachspezifischen Fragen beispielsweise zum Steuerrecht oder auch zum Urheberrecht beschrieben. Gerade dem Schutz des geistigen Eigentums kommt im Zeitalter der Digitalisierung eine herausragende Bedeutung zu. Weiter hat sich der Deutsche Kulturrat intensiv in den Prozess zur Erarbeitung der UNESCO-Konvention zum Schutz und zur Förderung kultureller Ausdrucksformen eingebracht und am Weißbuch zur Umsetzung der Konvention mitgewirkt. Eine wesentliche Zielrichtung dieser Konvention ist die Sicherung der Rahmenbedingungen für die Kulturwirtschaft, um gerade hier zur kulturellen Vielfalt einen Beitrag zu leisten. Der Deutsche Kulturrat fordert die Initiative Kultur- und Kreativwirtschaft der Bundesregierung zu einem Dialog zu diesen Fragen auf.

 

Die Bedeutung der Kultur- und Kreativwirtschaft für die Entwicklung der Wissensgesellschaft und Bildungslandschaft Deutschland sollte nach Auffassung des Deutschen Kulturrates im Rahmen der Initiative Kultur- und Kreativwirtschaft stärker herausgestellt werden. Hierzu gehört auch eine Evaluation des Bologna-Prozesses der zur Verschlechterung der Marktbedingungen für die Absolventen künstlerischer, künstlerisch-technischer und geisteswissenschaftlicher Studiengänge geführt hat. Als wesentlich erachtet der Deutsche Kulturrat faire Marktbedingungen in der Kultur- und Kreativwirtschaft. Hier muss auf allen Ebenen (Bund, Länder und Kommunen) die öffentliche Hand als Auftraggeber mit gutem Beispiel vorangehen.

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