Kulturelles Erbe für Europas Zukunft

Das Europäische Kulturerbejahr 2018 in Deutschland

Alle können und sollen mitmachen
Eine wichtige Prämisse des Europäischen Kulturerbejahres lautet: Alle können und sollen mitmachen! Gerade junge Menschen sind besonders angesprochen. So beteiligen sich z. B. rund 300 junge Musikerinnen und Musiker aus mehreren Staaten an einem Projekt des Bundesjugendorchesters und erarbeiten sich Benjamin Brittens „War Requiem“. Die geplanten Konzerte in Köln, Wroclaw und Berlin erinnern an das Leid und die Opfer der beiden Weltkriege. Im Projekt „Lost Traces“ der Landesarbeitsgemeinschaft Architektur und Schule in Bayern wenden sich Jugendliche vermeintlich verlorenen Orten zu und machen alte Kirchen oder verlassene Herrenhäuser mit Installationen zeitweise zu „ihrem“ Ort. Viele weitere Aktivitäten laden Jugendliche ein, sich am Kulturerbejahr zu beteiligen.

 

Junge Menschen werden das Europa von morgen prägen. Was können sie vom gemeinsamen europäischen Kulturerbe kennenlernen, mitnehmen und weitertragen? Wie verändern sich der Umgang und die Präsentation kulturellen Erbes in einer Gesellschaft, die kulturell heterogener und diversifizierter wird? Das Jahr spornt an, sich diesen Fragen zu stellen und Antworten zu finden. Es geht darum, neue Wege der Vermittlungsarbeit zu erproben – sowohl durch neue Formate als auch durch die Weiterqualifizierung bestehender Programme. Auch grenzüberschreitende Aktivitäten werden gestärkt. Zudem sollen noch mehr als bisher die Ansätze der kulturellen Bildung und des forschenden Lernens mit denkmalpädagogischen Methoden verknüpft werden. Nicht zuletzt wird mit dem Europäischen Kulturerbejahr die Digitalisierung im Kulturbereich stärker fokussiert. Digitale Vermittlungsmöglichkeiten können den Zugang zu kulturellem Erbe erheblich erweitern und dabei helfen, neue Zielgruppen zu erreichen. Zugleich eröffnen sie zusätzliche Möglichkeiten in der wissenschaftlichen Zusammenarbeit und der Archivierung, Nutzung und Auswertung von Quellen.

 

Ob nun über die digitalen Kanäle oder über das reichhaltige Programm – das Jahr eröffnet jede Menge Wege, kulturelles Erbe miteinander zu teilen und darüber ins Gespräch zu kommen. Je mehr Resonanz die Vorhaben finden, desto stärker können die Impulse sein, die von diesem Themenjahr für die europäische Zukunft ausgehen. Das Europäische Jahr will und kann etwas bewegen.

 

Am 21. September, dem Weltfriedenstag der Vereinten Nationen, soll dazu ein weiteres wichtiges Zeichen gesetzt werden: Für eine Viertelstunde werden zeitgleich in mehreren europäischen Staaten Glocken als Zeugnisse dieser uralten Kulturtradition erklingen. Von dem Läuten soll ein gemeinsames Signal ausgehen: Für die europäischen Werte des friedlichen Zusammenlebens, der Freiheit, der Toleranz und der Solidarität, für die Gegenwart und Zukunft des kulturellen Erbes. Sharing Heritage!

Martina Münch
Martina Münch ist Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg und seit 2016 Präsidentin des Deutschen Nationalkomitees für Denkmalschutz
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