Europa, liebe Freundinnen und Freunde,
war über einen langen Zeitraum ein Kontinent des Wachstums.
Immer mehr, immer besser, immer schneller, das waren die entsprechenden Schlagworte.
Mehr Wirtschaftswachstum war die Maxime.
Mehr Ressourcenverbrauch deshalb unvermeidbar.
Doch schon lange muss uns allen bewusst sein, dass mehr Wirtschaftswachstum nicht der richtige Weg ist.
Es darf uns nicht um mehr Wachstum auf Teufel komm heraus gehen.
Es muss um die Qualität von Wachstum gehen und vor allem muss es darum gehen zu begreifen, dass weniger mehr sein kann.
- Weniger soll mehr sein, liebe Freundinnen und Freunde?
- Weniger Verbrauchen, weniger Fliegen, weniger Autofahren?
- Das stellt vieles auf den Kopf.
- Das verlangt nach einem radikalen Umdenken!
- Das ruft nach einem kulturellen Wandel!
- Ja, ein kultureller Wandel ist von Nöten.
- Ein kultureller Wandel in unseren Köpfen,
- in unserem täglichen Handeln,
- in den Parlamenten auf der kommunalen, der Landes- und der Bundesebene.
- Und selbstverständlich auch im neuen Europäischen Parlament!
Die Abgeordneten, die ab kommenden Donnerstag in 28 Mitgliedstaaten in das neue Europäische Parlament gewählt werden, werden darüber entscheiden,
- ob dem selbstmörderischen Ressourcenraubbau ein Ende gesetzt wird,
- ob die ökologische Landwirtschaft und kleinere Betriebe gefördert werden oder ob weiterhin vor allem große Agrarunternehmen und Agrarfabriken die Fördermittel bekommen,
- ob dem Insektensterben ein Ende gesetzt werden kann,
- ob mutige Schritte zum Stopp des Klimawandels gemacht werden oder ob Maßnahmen weiterhin auf die lange Bank geschoben werden.
Umwelt- und Klimapolitik, liebe Freundinnen und Freunde, sind längst keine reinen Fachthemen mehr. Sie gehören in die Mitte der gesellschaftlichen Diskussionen und müssen im Mittelpunkt parlamentarischer Debatten stehen.
Das neue Europäische Parlament kann hierfür ein Schrittmacher werden.
Europa kann, nein, Europa muss die Mitgliedstaaten vor sich hertreiben, damit jetzt die entscheidenden Änderungen vorgenommen werden.
Ich bin, liebe Freundinnen und Freunde, fest davon überzeugt
- dass das Umsteuern,
- dass der kulturelle Wandel nur gelingt, wenn er als ein Gewinn von den Menschen wahrgenommen wird.
- Das erfordert ein radikales Umdenken, auch bei der Umweltbewegung, nicht das Verbot sollte im Vordergrund stehen, sondern die Lust an einem guten Leben. Die Freude an der Natur, die Freude an sauberer Luft, die Freude an der Vielfalt und Schönheit der Insekten.
Kunst und Kultur haben die Kraft, die schönen Seiten der Welt zu zeigen. Darum ist die Natur so oft Gegenstand. Egal, ob in der bildenden Kunst, in der Literatur, in der Musik, im Film und sogar in manchen Computerspielen.
Die Auseinandersetzung mit der Natur, mit ihrer Schönheit, aber auch mit ihrer Zerstörung sind Gegenstand der Künste.
Schon deshalb ist die wachsende Zusammenarbeit des Umweltbereiches und der Kulturakteure ein richtiger und wichtiger Schritt. Danke an die Naturfreunde, das ich hier bei Euch sprechen darf!
Aber der Kulturbereich hat noch eine andere wichtige Aufgabe, um den Raubbau an unserem Planeten einzudämmen. Nehmen wir einen der größten Wegwerfartikel in der westlichen Welt, unsere Kleidung, als Beispiel:
Was wir anziehen, wird von Kulturschaffenden, von Modedesignern erdacht.
Welche Stoffe verwendet werden, entscheiden diese Designer.
Der Kulturbereich hat eine ganz unmittelbare Verantwortung für die Nutzung von Ressourcen.
Sind die Stoffe langlebig oder nach kurzem Tragen kaputt?
Welche Materialien werden gebraucht, sind sie von hier oder müssen sie erst um die ganze Welt geschippert werden?
Wir als Kulturmenschen werden uns vor dieser Verantwortung nicht drücken.
Das gilt gleichermaßen für Architekten, Städteplaner und viele andere, die in der Kultur arbeiten und unmittelbar unsere Umwelt gestalten.
Aber, liebe Freundinnen und Freunde, die Künstlerinnen und Künstler, die Theater, Museen, Bibliotheken und Soziokulturelle Zentren sind in Europa in Gefahr. Die Rechten bedrohen uns immer mehr. Die Regierungen in Polen, Ungarn und Österreich sind nur die Speerspitze bei der Einschränkung der Kunst- und Pressefreiheit. Lassen wir nicht zu, dass der rechte Mob immer mächtiger wird.
Umwelt, Klima und Kultur, unsere Freiheit, sind eng miteinander verbunden, liebe Freundinnen und Freunde!
Das zeigen wir hier alle gemeinsam auf der Demo.
Das müssen wir bei der Wahl zeigen!
Das müssen wir von den Abgeordneten des neuen Europäischen Parlaments einfordern!
Jetzt ist nicht der Moment verzagt zu sein!
Jetzt müssen wir alle gemeinsam unsere Stimme erheben für „Ein Europa für alle!“ und gegen Rechts.
Kämpfen wir gemeinsam für ein gutes Leben für ALLE!