KI

Segen oder Fluch

In „I, Robot“, dem Science-Fiction-Film-Klassiker von Alex Proyas aus dem Jahr 2004, spielt Will Smith den Polizisten Del Spooner. Er hasst Roboter, weil bei einem Unfall ein Roboter ihn und nicht ein kleines Mädchen vor dem Ertrinken gerettet hat. Der Roboter hatte die Überlebenswahrscheinlichkeit beider Opfer ausgerechnet und sich für den Erwachsenen und gegen das Kind entschieden. Ein Mensch, sagte Del Spooner im Film, hätte sich so nicht entschieden.

 

Alex Proyas Film war inspiriert von Isaac Asimovs Roman „Ich, der Robot“ aus dem Jahr 1950. In dem Buch hat Asimov seine drei berühmten Robotergesetze zum ersten Mal postuliert:

 

1. Ein Roboter darf keinem Menschen schaden oder durch Untätigkeit einen Schaden an Menschen zulassen.
2. Ein Roboter muss jeden von einem Menschen gegebenen Befehl ausführen, aber nur, wenn dabei das erste Gesetz nicht gebrochen wird.
3. Ein Roboter muss seine eigene Existenz bewahren, es sei denn, dies spricht gegen das erste oder zweite Gesetz.

 

Nun ist Science-Fiction nicht Wirklichkeit. Die Drohnen, die Russland gerade als Waffen im Krieg gegen die Ukraine einsetzt, sind nichts anderes als Roboter, und die Robotergesetze gelten offensichtlich gerade für sie nicht.

 

Überhaupt ist künstliche Intelligenz (KI), das Betriebssystem der Drohnen, leider auch sehr erfolgreich die Basis von Überwachungssystemen mittels Gesichtserkennung in immer mehr Ländern. KI bewegt sich weitgehend in einem rechtlich und ethisch ungeklärten Bereich.

 

Das gilt auch für den Kultursektor. KI ist ein ideales Instrument, um Texte und Bilder zu generieren. Der kreative Schaffensprozess von Künstlerinnen und Künstlern wird sich in den nächsten Jahren durch KI fundamental verändern. Erwerbsmodelle und Verwertungsketten werden sich wandeln, manche werden einfach in der Zukunft nicht mehr funktionieren. Das Urheberrecht, das Marktordnungsrecht des gesamten Kulturbereiches, wird durch die rasante Entwicklung vor gänzlich neue Herausforderungen gestellt.

 

Ich hoffe, die drei Gesetze aus Asimovs Science-Fiction-Geschichten sind mehr als reine Fantasterei. Die KI ist ein mächtiges Instrumentarium, es kann ein Segen sein oder ein Fluch. Frei nach Asimov sollten wir erreichen, dass KI keinem Menschen schadet. Wir haben es noch in der Hand, die Richtung zu bestimmen.

 

Dieser Text ist zuerst erschienen in Politik & Kultur 2/2023.

Olaf Zimmermann
Olaf Zimmermann ist Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates und Herausgeber und Chefredakteur von Politik & Kultur.
Vorheriger ArtikelMach Limonade aus Zitronen!
Nächster ArtikelChatGPT