Kulturpolitischer Jahresrückblick 2023: KI, Mindesthonorare, Antisemitismus

2024 nicht verzagen und die wesentlichen kulturpolitischen Aufgaben gemeinsam angehen

Berlin, den 28.12.23. Das kulturpolitische Jahr 2023 war ein sehr herausforderndes Jahr. Die gesellschaftlich-politischen Umbrüche haben den gesamten Kulturbereich in seiner Breite und Vielschichtigkeit durcheinandergewirbelt.

 

Drei Themen haben den Deutschen Kulturrat im Jahr 2023 besonders beschäftigt:

 

KI – Oder was ist künstlerische Arbeit wert?

 

Wird die künstliche Intelligenz die künstlerische Arbeit ersetzen? Ist sie ein Hilfsinstrument zur Erleichterung bei wiederholenden Aufgaben oder kann sie eigene Werke schaffen? Diese und weitere Themen haben uns im Jahr 2023 intensiv beschäftigt und werden auch 2024 relevant sein. Eines steht für uns fest, wenn Technologieunternehmen vorhandene künstlerische Werke nutzen, um die künstliche Intelligenz zu trainieren, müssen sie dafür die Rechteinhaber, also Urheber und Kulturunternehmen, entsprechend entlohnen und entweder Lizenzen erwerben oder es müssen im Urheberrecht die Regeln zur kollektiven Vergütung angepasst werden. Künstlerische Arbeit hat ihren Preis! Das Bundesjustizministerium und das Bundeswirtschaftsministerium müssen sich 2024 hierum endlich kümmern.

 

 

Mindesthonorare – Ein Anfang ist gemacht!

 

Bereits seit zwei Jahren wird intensiv über die Einführung von Mindesthonoraren oder Basishonoraren bei der öffentlichen Kulturförderung debattiert. Die öffentlichen Hände, also Bund, Länder und Kommunen, haben es bei ihren eigenen Förderprogrammen in der Hand, die wirtschaftliche Lage von Künstlerinnen und Künstlern zu verbessern, in dem sie zumindest Mindesthonorare zahlen. Klamme öffentliche Kassen sind kein Grund, von Mindesthonoraren abzusehen. Die Kulturdezernenten der Städte und Gemeinden, die Kulturminister der Länder und die Kulturstaatsministerin können 2024 unter Beweis stellen, dass sie ihren Ankündigungen Taten folgen lassen.

 

 

Ist der Kulturbereich antisemitisch?

 

Die documenta im letzten Jahr und insbesondere der Umgang der Verantwortlichen mit dort gezeigten antisemitischen Werken hat die Frage aufgeworfen, wie antisemitisch der Kulturbereich ist. In den kulturpolitischen Kontexten besteht eine große Verunsicherung, der Vorwurf des Antisemitismus trifft viele tief, gleichzeitig besteht die Sorge vor Gesinnungsprüfungen. Für den Deutschen Kulturrat ist klar, er steht unverrückbar an der Seite der in Deutschland lebenden Jüdinnen und Juden. Antisemitismus hat im Kulturbereich keinen Platz. Gleichzeitig wird auch deutlich, dass Diskussionsbedarf zum Spannungsverhältnis von Kunstfreiheit und Antisemitismus besteht. Wir werden diese Diskussion führen.

 

 

 

Der Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates, Olaf Zimmermann, sagte: „2023 war ein kulturpolitisch herausforderndes Jahr. Die Themen Umgang mit der KI, die Vorbereitung zur Einführung von bundesweiten Mindesthonoraren für Künstlerinnen und Künstler und die nicht ausreichende Solidarität der Kulturszene gegenüber den in Deutschland immer stärker bedrohten Jüdinnen und Juden haben uns gefordert. Ich bin froh, dass es uns gelungen ist, in all diesen Themenfeldern als Deutscher Kulturrat eine klare, unzweifelhafte Linie zu verfolgen. Im kommenden Jahr werden diese Themen weiter im Fokus stehen. Zusätzlich werden 2024 die Wahlen des Europäischen Parlaments, drei Landtagswahlen und neun Kommunalwahlen auch über die Freiheit der Kunst in unserem Land mitentscheiden. Es kommt darauf an, die demokratischen Kräfte und die Zivilgesellschaft zu stärken, um ein Zusammenleben in Vielfalt zu gestalten. Viele Menschen, aber auch viele Kulturinstitutionen sind nach vier Krisenjahren erschöpft. Jetzt kommt es darauf an, trotzdem nicht zu verzagen und die wesentlichen kulturpolitischen Aufgaben 2024 gemeinsam anzugehen.“

 


 

Weitere Informationen zur Arbeit in 2023:

 

 

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