Langer Atem

Die Zukunft des Games-Standort Deutschland

Auf unserer Agenda für die neue Legislaturperiode steht auch die Weiterentwicklung des Deutschen Computerspielpreises. Dieser hat sich in den vergangenen Jahren im Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur sehr gut entwickelt. Unserem Ziel, mit dem Preis die herausragenden Leistungen der deutschen Games-Branche weithin sichtbar zu machen, kommen wir jedes Jahr ein gutes Stück näher. Wegen des Deutschen Computerspielpreises berichten nicht nur Fachmedien über Titel aus Hamburg, München oder Berlin, sondern eben auch Sendungen wie das ZDF Morgenmagazin. Doch trotz dieser Erfolgsgeschichte gibt es eine große Baustelle: Bisher zahlen die Preisträger immer noch anteilig ihr eigenes Preisgeld. Ein einmaliger Vorgang bei den Kulturpreisen der Bundesregierung. Wir werden uns zwar weiter stark für den Deutschen Computerspielpreis engagieren, aber mit dieser Ungleichbehandlung muss endlich Schluss sein! Nur dann bleibt der Deutsche Computerspielpreis ein politisch glaubwürdiges Bekenntnis für die Games-Branche und kein Zeichen der Ungleichbehandlung aus alten Zeiten.

 

Auch beim Thema eSports müssen wir in dieser Legislaturperiode Fakten schaffen: Der digitale Sport hat sich in kürzester Zeit aus der Nische heraus zu einem Trend entwickelt, dessen große Potenziale selbst DAX-Schwergewichte wie Mercedes-Benz oder BMW längst nutzen. International vollzieht sich der Wandel sogar noch schneller: Bereits bei den Asienspielen 2022 in Hangzhou soll der digitale Sport offizielle Disziplin werden. Und auch für die Olympischen Spiele zwei Jahre später in Paris wird über eine Berücksichtigung diskutiert. Zwar wird eSports auch im aktuellen Regierungsprogramm eine olympische Perspektive eingeräumt. Allerdings kann das Bundeskabinett hierüber nicht allein entscheiden, sondern braucht den organisierten Sport. Und genau hier gibt es immer noch Vorbehalte, wie zuletzt die gestrigen und wenig glücklichen Worte von DFB-Präsident Reinhard Grindel zeigten, der die Beschäftigung mit digitalen Medien als „absolute Verarmung“ bezeichnete. Hier muss weiter Überzeugungsarbeit geleistet werden. Ansonsten drohen wir abermals von der internationalen Entwicklung überholt zu werden.

 

Diese Legislaturperiode ist entscheidend für den Games-Standort Deutschland. Bisher laufen wir der internationalen Entwicklung zumeist hinterher – sowohl bei den Rahmenbedingungen für die Entwicklung von Computer- und Videospielen als auch beim Thema eSports. Die Ausgangslage in dieser Legislaturperiode ist jedoch besser als jemals zuvor: Endlich werden die großen Potenziale erkannt. Erstmals haben es die Games-Förderung und eSports in ein Regierungsprogramm geschafft, mit Dorothee Bär ist eine ausgewiesene Games- und Digital-Expertin für unsere Themen zuständig und mit dem game haben wir einen Verband, der sich kompetent und handlungsstark für die gesamte deutsche Games-Branche einsetzt. Daher sind wir sehr zuversichtlich, dass auch für den Games-Standort Deutschland am Ende gilt: Was lange währt, wird endlich gut!

 

Dieser Text ist zuerst erschienen in Politik & Kultur 03/2018.

Felix Falk
Felix Falk ist Geschäftsführer des Game e.V.
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