Kulturagenten für kreative Schulen

Freiräume für kulturelle Bildung in Schulen und Kultureinrichtungen

„Ein künstlerisch-kulturelles Profil entwickeln, die Partizipation aller am Schulleben Beteiligten fördern, fächerübergreifende Projekte durchführen, Kulturschaffende in die Schularbeit einbinden, das Schulgelände als Ort der Kunst nutzen“: So oder ähnlich formulierten die Schulleiter und Lehrer ihre Ziele und Wünsche, die sie mit der Teilnahme am Modellprogramm „Kulturagenten für kreative Schulen“ verbinden. Über 250 Schulen haben sich im Jahr 2011 für das Programm beworben, 46 Netzwerke mit jeweils drei Schulen konnten ausgewählt werden.

 

Seither arbeiten 138 Schulen in fünf Bundesländern mit Unterstützung von 46 Kulturagentinnen und Kulturagenten daran, Freiräume für künstlerische Bildungsprozesse zu schaffen und Formate zu entwickeln, um die Auseinandersetzung mit Kunst und Kultur in ihrer Schule systematisch zu verankern. Neben Stundentafeln, Lehrerkonferenzen, Elternabenden, Korrekturen und Schulveranstaltungen ist das für eine Schule in Zeiten hoher Anforderungen durch Politik und Gesellschaft nicht immer leicht zu verwirklichen.

 

Als das Programm „Kulturagenten für kreative Schulen“ von der Kulturstiftung des Bundes und der Stiftung Mercator entwickelt wurde, ging es darum, Schulen und Kultureinrichtungen stärker zusammenzubringen, um Kindern und Jugendlichen die selbstverständliche Teilhabe an Kunst und Kultur in hoher Qualität zu ermöglichen. Dafür wurden Mittel für künstlerische Projekte zur Verfügung gestellt. Darüber hinaus sollten nachhaltige Strukturen für Kooperationen mit Kultureinrichtungen aufgebaut werden, die die Angebote kultureller Bildung in Schulen erweitern. Mit Unterstützung von Kulturagentinnen und Kulturagenten werden Prozesse in Gang gesetzt, die die praktische und reflektierende Auseinandersetzung mit Kunst und Kultur zum Bestandteil des Lern- und Lebensraums Schule machen. Kultureinrichtungen sollen bei der Verstetigung kultureller Angebote in Schulen als langfristige Partner und professionelle Impulsgeber miteinbezogen werden.

 

Um ein solches Programm in einem föderalen System umzusetzen, braucht es Verbündete. Neben den Schulministerien der fünf beteiligten Bundesländer, die sich mit einer erheblichen Ko-Finanzierung und Beratung am Modellprogramm beteiligen, speisen Fachpartner ihre langjährige Expertise im Feld der kulturellen Bildung und der Schulentwicklung in das Programm ein: Die Bundesvereinigung Kulturelle Kinder- und Jugendbildung, die Deutsche Kinder- und Jugendstiftung sowie conecco UG, Management städtischer Kultur gestalten das Programm in den Ländern aus und stellen in den so genannten Länderbüros ein Unterstützungssystem für Kulturagenten und Schulen bereit.

 

Projekte und Modellprogramme wie „Künstler und Schüler“ (1976 – 1979), „Jedem Kind ein Instrument“ (2004 – 2008) oder das Britische Programm „Creative Partnerships“ (2002 – 2006) haben gezeigt, dass die Zusammenarbeit zwischen Schulen und Künstlern bzw. Kultureinrichtungen spezielle Rahmenbedingungen benötigt, um eine nachhaltige Wirkung zu erzielen. Vor dem Hintergrund dieser Erfahrungen setzt das Modellprogramm einerseits auf die neuartige Funktion des Kulturagenten, der als Bindeglied zwischen den Schulen und Kultureinrichtungen fungiert; andererseits setzt das Programm auf die Kreativität der Schulen, die gemeinsam mit den Kulturagenten und Kultureinrichtungen Projektideen entwickeln und somit einen wesentlichen Einfluss auf die Ausgestaltung der künstlerischen Angebote in und außerhalb ihrer Schulen haben. Je passgenauer ein Projekt in den Schulen umgesetzt wird, desto nachhaltiger lässt es sich etablieren. Zusätzlich fließt die Expertise professioneller Künstler, Kulturschaffenden und Institutionen in Konzeption und Umsetzung der Angebote ein und sichert die künstlerische Qualität der Projekte.

 

Kulturagentinnen und Kulturagenten bearbeiten die Schnittstelle von Bildung und Kunst. Deshalb müssen sie in beiden Systemen zuhause sein. Fast alle Kulturagenten haben einen künstlerischen Hintergrund, z.B. als Schauspieler, Bildende Künstler, Bühnenbildner, Regisseure, Architekten, Autoren oder Kunstvermittler. Zudem sind sie Experten in der Arbeit mit Schulen. Aber wie genau sieht der Alltag eines Kulturagenten aus? Die Kulturagenten entwickeln gemeinsam mit den Schulen Ideen für ein fächerübergreifendes kulturelles Angebot, sie initiieren künstlerische Impulsprojekte und nehmen Kontakt zu Kultureinrichtungen und Künstlern auf, mit denen die Schulen längerfristig zusammenarbeiten möchten. Kulturagenten begleiten und moderieren alle damit verbundenen Prozesse und stoßen in den Schulen die nötige Reflexion über die Qualität der künstlerischen Angebote an. Sie benennen die erforderlichen Freiräume und sorgen gemeinsam mit Schulleitung und den kulturbeauftragten Lehrern für die strukturelle Verankerung von künstlerischen Prozessen im Schulalltag.

Sybille Linke & Kristin Bäßler
Sybille Linke ist Programmleitende Geschäftsführerin des Modellprogramms „Kulturagenten für kreative Schulen“. Kristin Bäßler ist verantwortlich für die Kommunikation des Modellprogramms „Kulturagenten für kreative Schulen“.
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