Jedem Kind ein Instrument

Der Erfolg von JeKi lässt sich auch mit folgenden Zahlen belegen: Vom Schuljahr 2007/08 bis zum Schuljahr 2012/13 haben insgesamt rund 150.000 Kinder am Programm teilgenommen. Auch jene Kinder, die nach Ablauf des obligatorischen ersten Jahres nicht weitergemacht haben, haben in diesem ersten JeKi-Jahr einmal wöchentlich in ihrer Schule eine Begegnung mit Musik und Musikinstrumenten erlebt. Von 42 Kommunen bieten 19 das Programm in allen örtlichen Grundschulen an; weitere fünf erreichen einen Abdeckungsgrad von 90%, darunter die drei großen Ruhrgebietsstädte Dortmund, Essen und Bochum.

 

Die pädagogischen Herausforderungen des Programms
Die gelingende Kooperation von Grundschule und Musikschule stellt einen wichtigen Eckpfeiler zur Umsetzung des JeKi-Programms dar. Die Tendenz, dass Musikschullehr-kräfte im Rahmen von außerschulischen Kooperationen verstärkt auch eine spezifische Expertise für das Unterrichten von mehreren Kindern mit sehr unterschiedlichen Lernvoraus-setzungen benötigen, tritt durch das JeKi-Programm zwar besonders deutlich zutage, ist aber kein JeKi-spezifisches Phänomen. Außerschulische Kooperationsprojekte werden für die Musikschulen immer wichtiger und bedingen den Wandel des Berufsbilds der Musikschullehrkraft. Diese muss sich neue Tätigkeitsfelder erschließen. Viele Lehrkräfte empfinden den Instrumentalunterricht in heterogenen Gruppen als eine Herausforderung, der sie sich nicht ausreichend gewachsen fühlen. Benötigt werden dementsprechend angemessene Aus- und Fortbildungsformate, um die Lehrkräfte entsprechend zu begleiten. Die Stiftung beschäftigt sich von Beginn an mit den vielfältigen Anforderungen, die im Rahmen von JeKi an die Lehrkräfte gestellt werden und bietet dazu ein eigenes Fort- und Weiterbildungsangebot an, das kontinuierlich den Bedürfnissen der Praxis angepasst wird.

 

Zur Gestaltung der Unterrichtsstunden steht den Lehrkräften zudem ein eigens von der Stiftung gemeinsam mit dem Schott Verlag herausgegebenes Unterrichtsmaterial zur Verfügung, das den Rundumschlag von Heterogenität der Kinder, Gruppenunterricht, integriertem Ensemblespiel und didaktischer Konsistenz über die verschiedenen Instrumentengruppen hinweg wagt. Von einem praxiserfahrenen Autorenteam erstellt, liegen bis heute bereits 27 Einzelbände vor, weitere sind in Arbeit.

 

Auch in der Forschung hat man sich intensiv mit dem JeKi-Programm beschäftigt: So hat das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Jahr 2009 innerhalb des Rahmenprogramms zur Förderung der empirischen Bildungsforschung einen interdisziplinären Forschungsschwerpunkt zu „Jedem Kind ein Instrument“ in Nordrhein-Westfalen und in Hamburg aufgelegt. Die Forschungsergebnisse wurden in einer von der Koordinierungsstelle des Forschungsschwerpunkts an der Universität Bielefeld herausgegebenen Broschüre publiziert. Diese ist als Download auf der von der Koordinierungsstelle eingerichteten Homepage abrufbar (www.jeki-forschungsschwerpunkt.de). Die Erkenntnisse aus der Forschung sind für die Stiftung Jedem Kind ein Instrument von großer Relevanz. Sie wertet diese für sich aus und wird sie für die inhaltliche Weiterentwicklung und Optimierung des Programms nutzen.

 

Die Strahlkraft des Programms und Ausblick
Welcher Impuls von JeKi ausgeht, zeigen die zahlreichen bundesweiten Folgeprojekte, die in den letzten Jahren entstanden sind und sich inhaltlich an JeKi aus dem Ruhrgebiet orientieren. Die landesgeförderten musikpädagogischen Programme, die den Namen „Jedem Kind ein Instrument“ führen, haben sich im „Verbund Jedem Kind ein Instrument Deutschland“ zusammengeschlossen, um sich regelmäßig über konzeptionelle Entwicklungen auszutauschen. Neben JeKi aus dem Ruhrgebiet sind die JeKi-Initiativen der Länder Hamburg, Hessen, und Sachsen mit von der Partie. Zudem hat das Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes NRW einige sogenannte JeKi-Modellprojekte außerhalb des Ruhrgebiets in NRW aufgelegt und fördert diese. Zu guter Letzt sei noch erwähnt, dass es JeKi bis nach Kanada verschlagen hat: Dort gibt es die Initiative „An Instrument for every Child“ (http://aninstrumentforeverychild.ca). Die Landesregierung NRW strebt überdies an, JeKi langfristig auf ganz Nordrhein-Westfalen auszudehnen und prüft dies derzeit aus inhaltlicher und finanzieller Sicht.

 

Dieser Text ist zuerst erschienen auf dem Internetportal „Kultur bildet.“ des Deutschen Kulturrates im November 2013.

Birgit Walter
Birgit Walter ist Vorstand Stiftung Jedem Kind sein Instrument.
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