Zur filmpädagogischen Arbeit kommunaler Kinos in der digitalen Gesellschaft

Elektronische Untertitelung
Da viele Kommunale Kinos Filme in der originalen Sprachversion zeigen und keine deutsch synchronisierten Fassungen, sind die Kinomacherinnen und Kinomacher stets auf der Suche nach deutsch oder auch englisch untertitelten Fassungen. Eine große Erleichterung für die Programmplanung – gerade bei vollständigen Retrospektiven – ist daher die Möglichkeit, elektronische Untertitel in den Film einblenden zu können. Im Kino wird dann die analoge oder digitale Kopie des Films in der jeweiligen Originalfassung gezeigt, in die dann vorher erstellte Untertitel während der Vorführung mit einem Videobeam eingeblendet werden. Dies ist zwar äußerst kosten-, zeit- und personalintensiv, ermöglicht aber die Filme publikumsgerecht anzubieten und nicht – wie oben in vergangenen Zeiten beim Filmmuseum München erwähnt – die Filme in der Originalfassung zu zeigen, auf die Kraft der Bilder zu vertrauen und vorab dem Publikum auf Handzetteln eine Inhaltsangabe auszuhändigen, damit es der Handlung folgen kann.

 

Der Vorführraum als Schaltzentrale
Die Zeiten, in denen im Vorführraum einfach eine 16mm- oder 35mm-Filmkopie für eine Vorstellung eingelegt wurde, sind ebenfalls vorbei. Gewerbliche Kinos haben die analoge Filmtechnik ganz aus ihren Kinos verbannt und ausnahmslos nur noch digitale Abspielmöglichkeiten. Die Kommunalen Kinos jedoch, deren Auftrag es ist, auch Filmgeschichte zu spielen, sind sogenannte Hybridkinos, die sowohl analoge Filmkopien als auch neue digitale Formate vorführen können. Dies sorgt zwangsläufig dafür, dass der Vorführraum aufgerüstet werden muss. Glücklich sind dabei die Kinos, die über einen großen Projektionsraum verfügen, in dem sowohl 16mm- und 35mm-Projektoren, ein noch immer recht großer digitaler Projektor sowie ein Beamer für Untertitel und ein Rack mit Abspielmöglichkeiten für VHS, DigiBeta, DVD, Blu-ray usw. inklusive der passenden Tonformate Platz haben. Das technische Wissen muss über das ehemals rein handwerkliche der analogen Filmvorführung weit hinausgehen, manche Vorführerinnen und Vorführer haben sich sogar Programmierkenntnisse angeeignet. Der Vorführraum eines modernen Kommunalen Kinos gleicht inzwischen einer eindrucksvollen Schaltzentrale.

Parallel dazu verlieren sich die Kenntnisse des klassischen Filmvorführens, da immer mehr digital und immer weniger analog gespielt wird. Den Filmprojektoren tut es ebenfalls nicht gut, lange ungenutzt im Vorführraum zu stehen; im Prinzip müssten regelmäßig Testläufe für Maschinen und Vorführerinnen und Vorführer veranstaltet werden, um die alte Technik und das Wissen am Leben zu erhalten. Bei einem komplexen Filmprogramm kann es durchaus geschehen, dass mit Kurz- und Langfilmen alle denkbaren Formate vorkommen, vielleicht sogar noch ein Film in 3D, und dass eine Expertin für einen begleitenden Vortrag mit dem Laptop Folien auf der Leinwand zeigen möchte. Auch Live-Übertragungen, Video-Grußworte und Skype-Interviews mit Filmschaffenden können Teile im Programm eines Kommunalen Kinos sein. Für das Vorführpersonal verlangt so eine komplexe Vorstellung eine Höchstleistung an Konzentration und Können. Leider werden die Fähigkeiten nicht immer entsprechend honoriert, da klassische Vorführposten auf der Gehaltsskala eher unten angesiedelt sind und sich die neuen Arbeitsbedingungen und Arbeitsanforderungen noch nicht in entsprechenden Strukturen niedergeschlagen haben.

 

Der Aufwand zur Bewerbung des Programms in den analogen und digitalen Presse- und Marketingkanälen verlangt eigentlich eine halbe Stelle innerhalb der Kinomannschaft. In der Realität sind wir jedoch weit davon entfernt. Feste Stellen sind rar, zusätzliche Honorarmittel für das Kuratieren von Programmen, das Verfassen von Texten, die Recherche nach Filmen und Lizenzen ebenfalls. Viele Kinomacherinnen und Kinomacher arbeiten noch in den alten Strukturen und müssen äußerst kreativ mit den neuen Anforderungen umgehen. Dass sie es immer wieder schaffen, ist – auch wenn es pathetisch klingen mag – ihrer großen Liebe zum Kino zu verdanken, einem hohen persönlichen Engagement bis hin zur Selbstausbeutung, langjähriger Erfahrung und einer funktionierenden Vernetzung. Für die Erhaltung des Kulturorts Kino tritt der Bundesverband mit all seinen Möglichkeiten vehement ein, denn das Kino soll auch in Zukunft der Ort bleiben, an dem man Filme in Gemeinschaft sehen, erleben und diskutieren kann, trotz der vielen Alternativen im Bereich des Internets, des Home-Entertainments und der virtuellen Welt.

 

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Dieser Text ist zuerst erschienen auf dem Internetportal „Kultur bildet.“ des Deutschen Kulturrates im Juli 2017.

Claudia Engelhardt
Claudia Engelhardt ist stellvertretende Leiterin des Filmmuseums München und Vorstandsmitglied im Bundesverband kommunale Filmarbeit e.V..
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