Die Art, wie wir leben und wohnen, unterliegt stetigem Wandel. Die Digitalisierung sorgt zweifelsohne für neue Entwicklungen, auch im Wohnbereich – Smart Home und Homeoffice. Die Corona-Pandemie hat diese Trends unerwartet verstärkt. Aber auch die Umsetzung unserer Klimaschutzmaßnahmen wird Wohnquartiere verändern. Welche Wohnkonzepte sich letztlich durchsetzen, lässt sich schwer vorhersagen. Wichtig ist, dass wir einen guten und verlässlichen Rahmen setzen, der eine am Bedarf der Menschen orientierte Weiterentwicklung des Wohnungsangebotes ermöglicht und für breite Schichten der Bevölkerung zugänglich und bezahlbar bleibt. Auch mit Blick auf die Altersstruktur unserer Bevölkerung werden die Bedarfe für ein barrierearmes Wohnen und Wohnumfeld weiter an Bedeutung gewinnen. Ähnliches gilt für gemeinschaftliche und gemeinwohlorientierte Wohnangebote. Auch eine bessere Vernetzung von Wohnen und Mobilität ist notwendig: Elektroladestationen, E-Bikes und Car-Sharing-Angebote können als Lösungen dazu beitragen.
Die Bundesregierung unterstützt mit den Modellprojekten „Smart Cities“ Kommunen dabei, die Digitalisierung im Sinne einer integrierten nachhaltigen Stadtentwicklung zu gestalten und die Smart City Charta umzusetzen. Die einzelnen Förderprojekte widmen sich zukunftsrelevanten Fragen wie Gemeinwohlorientierung, Teilhabe und Daseinsvorsorge. Sie stehen im Zeichen eines interdisziplinären, prozesshaften Vorgehens unter Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger. So generieren sie einen Erfahrungsschatz, der allen Kommunen in Deutschland zugutekommt. Die Bundesregierung hat im Konjunktur- und Zukunftspaket die Fortführung der Modellprojekte Smart Cities mit einer Aufstockung der Mittel auf insgesamt rund 820 Millionen Euro beschlossen. Ziel ist es, mit den Modellprojekten zügig und nachhaltig konjunkturelle Impulse zu setzen und eine schnelle Breitenwirkung zu erzielen.
Dennoch: Die vielschichtigen Problemlagen in benachteiligten Gebieten sind nicht allein über städtebauliche Maßnahmen zu lösen. Deshalb fördern wir mit dem ESF-Programm „Bildung, Wirtschaft, Arbeit im Quartier – BIWAQ“ niedrigschwellig die Qualifizierung der Menschen im Quartier. Mit der ressortübergreifenden Strategie „Soziale Stadt – Nachbarschaften stärken, Miteinander im Quartier“ erproben wir in sechs Modellprogrammen die Bündelung von Fachpolitiken auf Bundesebene mit den Schwerpunkten Integration, Soziokultur, Verbraucherinformation, Ernährungsbildung für Kinder und Jugendliche, Sport und politische Teilhabe.
Zur Mitwirkung junger Akteure fördert der Bund junge Stadtmacher wie die Urbane Liga mit Projekten und Initiativen aus 24 Städten. Dazu gehört z. B. der Verein Minha Galera in Hürth bei Köln, der eine ehemalige Fabrik zum partizipativen Zukunftslabor, kreativen Schaffensort und zu einer offenen Begegnungsstätte umgestaltete. Wo früher Schrott, Dreck und rauchende Schornsteine dominierten, kommen heute Menschen in offenen Werkstätten zusammen. Als Netzwerkplattform zielt die Urbane Liga auf innovative Ansätze für eine offene und jugendgerechte Stadt.
Die Erfahrungen aus dem coronabedingten Lockdown offenbaren auch Schwachstellen eines digital geprägten Alltags. So führt die Pandemie eindrucksvoll vor Augen, wie sehr die Stadtgesellschaft auf Grünflächen und einen durchgrünten öffentlichen Raum angewiesen ist. Die Bundesregierung unterstützt Kommunen dabei, dieses Grün in der Stadt zu sichern, zu qualifizieren und, wo möglich, auszubauen. Ausgezeichnete Projekte zeigt der 2020 erstmalig ausgelobte „Bundespreis Stadtgrün“. Das neue Bundesprogramm „Anpassung urbaner Räume an den Klimawandel“ fördert Projekte, die Grün- und Freiräume auf klimatische Veränderungen vorbereiten und so weiterentwickeln, dass von ihnen eine Verbesserung des Stadtklimas ausgeht.
Die Stadtentwicklungsprogramme des Bundes fördern so eine aktive und engagierte Gesellschaft, in der Menschen auf dem Weg sind, zukunftsfähige Lösungen für eine gute Stadtkultur zu entwickeln, das soziale Miteinander zu stärken und mit smarten Technologien die Lebensqualität von Bürgerinnen und Bürgern in Stadt und Land zu verbessern.
Dieser Text ist zuerst erschienen in Politik & Kultur 2/2021.