Britische Universitäten haben eine lange Tradition internationaler Ausrichtung. Seit vielen Jahren gibt es den Austausch von Lehrpersonal und Studierenden, um bestmöglich in der Forschung zusammenzuarbeiten. Internationalisierung ist Teil der DNA unserer großen britischen Universitäten schon seit ihrer Gründung und sicher auch einer der Gründe ihres heutigen Erfolgs.
Das Vereinigte Königreich beherbergt eine Vielzahl von Hochschulen, die Menschen aus der ganzen Welt willkommen heißen, eine Fülle internationaler Forschungsprojekte und Universitäten mit institutionellen Partnerschaften in der ganzen Welt.
Diese internationalen Beziehungen sind lebensnotwendig. Deshalb hat „Universities UK“ so hart für den Verbleib Großbritanniens in der Europäischen Union gekämpft. Und deshalb machen wir uns auch jetzt stark für eine Fortsetzung der engen Beziehungen mit unseren europäischen Kollegen nach dem EU-Austritt.
Seitens der britischen Universitäten gibt es in dieser Hinsicht vielfältige Bedenken. Unter anderem beziehen sie sich auf die wachsenden Hürden, Studierende und Lehrpersonal zu gewinnen. Es wird weniger Möglichkeiten geben, im Ausland zu studieren, zu arbeiten oder ehrenamtliche Tätigkeiten auszuüben. Zudem wird der kontinuierliche Zugang zu Forschungspartnerschaften und -geldern eingeschränkt sein.
Daher drängen wir darauf, auch weiterhin Zugang zu Erasmus+ und Marie-Skłodowska-Curie-Maßnahmen zu haben. Erasmus+ ist ein bedeutendes Programm, mit dessen Hilfe Studierende und Lehrkräfte internationale Studien- und Stellenangebote wahrnehmen können. Es fördert bis zu 55 Prozent aller derzeit im Ausland lebenden britischen Studierenden. Die britische Regierung hat bestätigt, dass sie eine Garantie für Erasmus+-Abkommen übernehmen wird, die während der EU-Mitgliedschaft unterzeichnet wurden, auch wenn die Zahlungen über das Austrittsdatum hinausgehen.
Traditionellerweise verbringt nur eine sehr geringe Zahl britischer Studierender eine Zeit ihres Studiums im Ausland. Es ist jedoch erwiesen, dass Auslandsaufenthalte wichtige Qualifikationen, Erfahrungen und kulturelles Verständnis vermitteln, um auf dem Arbeitsmarkt bestehen zu können. Zu Beginn des Jahres haben wir eine nationale Kampagne gestartet, mit deren Hilfe die Anzahl derer, die im Ausland arbeiten, studieren oder ehrenamtlich tätig werden, bis zum Jahr 2020 verdoppelt werden soll.
Für den Forschungsbereich hat die britische Regierung bestätigt, dass EU-finanzierte Gelder des Forschungs- und Innovationsfonds, die im Zuge des Horizon 2020-Programms zugesagt wurden, durch das Finanzministerium garantiert sind, solange das Vereinigte Königreich EU-Mitglied ist. Dies gilt auch für Projekte, die nach dem Austritt aus der EU weiterlaufen. Diese Entscheidung haben wir sehr begrüßt, da wir den hohen finanziellen und ideellen Nutzen einer Teilnahme an EU-Rahmenprogrammen für britische Einrichtungen kennen. Wir wünschen uns zudem von der britischen Regierung eine weitergehende Zusage über die Teilnahme an diesen Programmen auch nach dem EU-Austritt. Dies sollte für das laufende Horizon 2020-Programm bis zum Jahr 2020 und darüber hinaus für das Framework Programme 9 gelten, unter der Voraussetzung, dass hier die gleichen Grundprinzipien wie bei den Vorgänger-Programmen gelten.
Die britische Regierung sollte sich – wie die Schweiz und Norwegen – weiterhin am Haushalt für diese Programme beteiligen, sodass der Zugang zu allen verfügbaren Finanzierungs- und Kooperationsmöglichkeiten erhalten bleibt. Unser Bestreben ist es daher, unsere Regierung vom unschätzbaren Nutzen dieses Instruments zu überzeugen, das die europaweite Zusammenarbeit im Forschungssektor und die Mobilität von Akademikern fördert. Und wir hoffen auf das Verständnis der anderen EU-Mitgliedsländer hinsichtlich des Verbleibs des Vereinigten Königreichs in diesen Programmen, da dies aufgrund der Qualität von Bildung und Forschung in Großbritannien für alle Seiten von Vorteil wäre.
So richtet sich unser Hauptaugenmerk derzeit auf die Stärkung der bilateralen Beziehungen mit unseren europäischen Pendants, also zu anderen Vereinigungen von Hochschulrektoren. Bei Besuchen anderer Mitgliedstaaten erfahren wir viel Unterstützung für unser Bestreben und sehen, dass diese Institutionen ein großes Interesse am Verbleib britischer Institutionen in den Erasmus+- und Horizon 2020-Programmen haben. Wir können uns dieser Meinung nur anschließen und betonen, dass sich britische Universitäten den europäischen Partnern sehr verpflichtet fühlen. Wir hoffen, dass die zuständigen Stellen innerhalb des deutschen Hochschulwesens dies auch der deutschen Regierung vermitteln werden. Nur so kann der Wert europäischer Zusammenarbeit und internationaler Bildung in Zeiten, in denen die Brexit-Verhandlungen beginnen, verstanden werden.
Gleichwohl sollten wir weiterhin unseren Aufgaben in gewohnter Weise nachkommen, bis das Vereinigte Königreich im März 2019 aus der EU austreten wird. Unsere Zusammenarbeit im Bereich Bildung und Forschung ist von unschätzbarem Wert. Wir appellieren an unsere Universitäten, diese Zusammenarbeit fortzuführen und unsere starke Verbundenheit nicht von Ungewissheiten gefährden zu lassen. Schließlich sind wir zuversichtlich, dass britische Universitäten, die seit dem 13. Jahrhundert internationale Wissenschaftler willkommen geheißen haben, sich auch weiterhin gastfreundlich, international und kooperativ gegenüber ihren europäischen Partnern verhalten werden – Brexit hin oder her!
Dieser Text ist zuerst erschienen in Politik & Kultur 05/2017.