Die Sprachen Angolas

Portugiesisch im kulturellen Austausch mit den Bantu-Sprachen

Die Beziehungen zwischen Kultur, Sprache, wirtschaftlichem Denken und Handeln in Angola sind ebenso komplex wie faszinierend. Der in der Überschrift verwendete Begriff „econo“ soll den Grundgedanken der Ökonomie ausdrücken und dabei die Silbe „eco“ umgehen, die sonst fälschlicherweise mit Ökologie verbunden würde.

 

Die portugiesische Sprache in Angola ist kein Diamant, der in fünf Jahrhunderten kolonialer linguistischer Transmigration gewaschen und geschliffen wurde. Sondern ein Kimberlit, geborgen aus den Tiefen der Geschichte, mineralisiert durch den Mund des Volkes. Die angolanische Gesellschaft ist ein lebendiger säkularer Körper, in dessen Genetik durch den Kolonialisierungsprozess soziolinguistisches Material der westlichen Kultur eingefügt wurde und der so neue Charakteristika hervorbrachte. Das in Angola gesprochene Portugiesisch durchsucht das grammatikalische System der Bantu-Sprachen nach seiner funktionalen Struktur. Es ist stark von schwarzafrikanischen Einflüssen geprägt, die Teil der Erfahrungen der Bantu sind und nur in den Nationalsprachen Angolas existieren. Sie sind Teil der Alltagskommunikation der Angolaner, die, wenn sie andere Nicht-Muttersprachen verwenden, mit ihnen interagieren, und zwar in einer Reihe von Möglichkeiten, die die Varianten bilden.

 

Transkulturalität nennt sich dieses Phänomen. Es ist gekennzeichnet durch einen intensiven kulturellen Austausch, der für das Leben der Menschen in Angola charakteristisch ist. Durch diesen Austausch entwickelte sich Angola zum typischen Beispiel eines Staates, in dem kulturelle Vielfalt ein Parameter des sozialen Zusammenhalts ist. Die portugiesische Sprache und die Bantu-Sprachen Angolas werden nach ihrer kommunikativen Verwendung innerhalb dieses econo-kulturellen Prismas analysiert. Die Angolaner haben zwei Erbschaften des Aufeinandertreffens der Zivilisationen im 15. Jahrhundert auf ihrem Territorium angetreten. Die erste ist die portugiesische Sprache, die heute die Kommunikation dominiert. Die zweite ist die vielseitige Karte eines Landes mit Völkern, die verschiedene Bantu-Sprachen sprechen.

 

Angola und Luanda: Wirtschaftlicher Ursprung

Es gibt einen Begriff aus dieser Hinterlassenschaft, der für alle Angolaner von immenser emotionaler Bedeutung ist: „Angola“. Er wurzelt in dem Begriff „Ngola“, Titel eines der mächtigsten Ambundus, die es im Königreich Ndongo gab, als die Portugiesen in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts an Einfluss gewannen. (Anm. der Red.: Die Ambundu sind eine Ethnie in Angola). Ngola A Kiluanje (1515 bis 1556) war der Anführer des berühmtesten Machthabers, bekannt als Ngola A Kiluanje Inene, Der große Ngola. Er gründete eine Dynastie, die später als Königreich Angola bekannt wurde. Zunächst war Ndongo ein Vasall des alten Königreichs Kongo, bis sich Ngola A Kiluange Inene für unabhängig erklärte. 1626 machten sich die Portugiesen das Königreich Ndongo untertan. Der Begriff »Ngola« wiederum ist verwurzelt mit „Ngolo“, was in der Sprache der Ambundu, dem Kimbundu, „Stärke“ bedeutet. Der gleiche Begriff in Kikongo, der Sprache des Bakongo-Volkes, bedeutet „Strenge, Stärke, Standhaftigkeit oder Robustheit“. Die Portugiesen schlossen daraus, dass „Ngola“ derjenige war, der die Kraft hatte, der mächtig war. Aus dieser etymologischen Analyse schließen wir, dass „Angola“ aus einem Bantu-Wort entstand, das sich auf ein starkes Erz bezieht: das Eisen. Später stand es auch für Stärke und Macht, die Portugiesen bezeichneten schließlich das ganze Land als „Angola“.

 

Angolas Hauptstadt Luanda verdankt ihren Namen der Fischerei. Der Begriff „Uanda“ bezeichnet sowohl in Kikongo als auch in Kimbundu ein Netz, wie es zum Fischen und zum Transport von Personen oder Gepäck verwendet wird. Der portugiesische Seefahrer Paulo Dias de Novais war ab 1560 fünf Jahre am Hof des legendären Königs von Ndongo, Ngola A Kiluanji Inene, inhaftiert. Er wurde gegen das Versprechen freigelassen, nach Portugal zurückzukehren und militärische Unterstützung gegen den Angriff von Kiloango-Kiacongo anzufordern, dem mächtigen Rivalen von Ngola A Kiluanji Inene. Paulo Dias de Novais verließ Lissabon am 23. Oktober 1574 und erreichte die Ilha das Cabras (Ilha de Luanda) am 20. Februar 1575. Bei seiner Ankunft fragte er einen Fischer nach dem Namen des Ortes. Doch der glaubte, Paulo Dias wolle wissen, was er in den Händen hielt. Und antwortete: „Uanda, ngana“, „Das ist ein Netz, Senhor“. Der Portugiese wiederum verstand „Uanda“ als „Luanda“ und verwendete das Wort als Bezeichnung für die Stadt.

 

Das Portungolano als Ausdruck der Bantu-Lusophonie
Wo einst Königreiche existierten, die später von Portugal erobert wurden, brachte das Portugiesische den Angolanern eine gemeinsame Sprache sowohl untereinander als auch nach außen. In seiner Analyse dieses soziokulturellen Phänomens stellte der Journalist Sebastião Coelho fest: „Wie ein Zauber, der sich gegen den Magier wendet, hat die Sprache, wichtigste Waffe des Kolonisators, um seine Herrschaft aufzuzwingen, sich paradoxerweise zum bedeutendsten Instrument der Entkolonialisierung und zum grundlegenden Faktor der nationalen Einheit in Angola gewandelt. Somit hat ein Vierteljahrhundert der Unabhängigkeit mehr zur Verbreitung und Verankerung des Portugiesischen beigetragen, als fünf Jahrhunderte der Kolonialherrschaft dies vermochten.“

José Luís Medonça
José Luís Medonça ist Journalist, Autor und Leiter der Zeitschrift "Cultura".
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