Zugang durch Maßnahmen

Verbleib der Exponate gemeinsam mit Herkunftsgesellschaften regeln

Die deutsche Bevölkerung und Nachkommen der Menschen, von denen die im Humboldt Forum präsentierten Objekte stammen, haben Anspruch auf verbindliche Statements der Verantwortlichen.

 

Ein Vorschlag: Das Humboldt Forum präsentiert Exponate aus Amerika, Asien, Afrika, Ozeanien. Nicht alle stammen aus direkt kolonialem Kontext, jedoch gelangten sie als Ergebnis ungleicher Machtverhältnisse bei der europäischen Aneignung der Welt ab dem 17. Jahrhundert nach Deutschland.

 

Indigene Artefakte sind nicht nach deutschen Gesetzen und moralethischen Vorstellungen über Besitz, Eigentum, Erwerbsart verhandelbar. Ihr künftiger Verbleib und der Umgang sind gemeinsam mit den Herkunftsgesellschaften – Nationalstaat und kommunale Ebene – zu regeln.

 

Dazu laden wir ein, fordern ausdrücklich auf. Juristische Kriterien stellen wir zurück; vorrangige Aufgabe ist es, die Sammlungen öffentlich zu machen, proaktiv Nachkommen der ursprünglichen Eigentümer zu ermitteln.

 

Wir garantieren Zugang durch gezielte Maßnahmen:
• Wir machen Rohdaten der Objekte mit Abbildungen digital verfügbar und sorgen für Übersetzung schriftlicher Quellen.
• Ist die Herkunft eindeutig, stellen wir den Kontakt unmittelbar her.
• Wir appellieren an Herkunftsgesellschaften, sich an uns zu wenden, und stellen Mittel zur Verfügung, um die Inaugenscheinnahme unbürokratisch zu ermöglichen, inklusive des Zugangs zu Depots.
• Wir präsentieren eine Vielzahl von Objekten ohne kuratorische Inszenierung, um so die Sammlung umfänglich bekannt zu machen.
• Wir appellieren an die deutsche und internationale Öffentlichkeit, uns bei den Ermittlungen zu unterstützen.
• Die Maßnahmen sind zeitlich unbegrenzt.

 

Dieser Text ist zuerst erschienen in Politik & Kultur 01-02/2019.

 

Viola König
Viola König ist Professorin für Kultur- und Sozialanthropologie und Altamerikanistik an der Freien Universität Berlin. Bis 2017 war sie Direktorin des Ethnologischen Museums Berlin.
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