Gemeinsame Signale

Für eine gerechte und nachhaltige Weltordnung

In der neuen Kulturministerkonferenz werden wir in den kommenden Monaten Positionen zum Umgang mit Sammlungsgütern aus kolonialen Kontexten erarbeiten. Das ist ein wichtiger Schritt, mit dem weitere Bewegung in die Debatte kommen wird. Ich wünsche mir ein gemeinsames Bekenntnis von Bund und Ländern, das lautet: Wenn es sich bei einem Objekt um Raubkunst handelt, muss es – sofern von den Herkunftsgesellschaften so gewollt – ohne Verzögerungen und weitere Bedingungen zurückgegeben werden. Und bei menschlichen Überresten, die unter kolonialen Bedingungen nach Deutschland verbracht wurden, darf es überhaupt keinen Zweifel an der Notwendigkeit der Rückgabe an die Nachfahren geben.

 

Die Herstellung von Transparenz über Sammlungsbestände – unter anderem über öffentlich zugängliche Online-Datenbanken – und Objektbiographien sowie die deutliche Verstärkung der Provenienzforschung an den Museen sind Maßnahmen, die rasch angegangen werden müssen, uns aber auch noch lange über die Eröffnung des Humboldt Forums hinaus beschäftigen werden.

 

Die kritische Aufarbeitung des Kolonialismus muss aber sehr viel mehr umfassen als einen neuen Umgang mit den ethnologischen Sammlungen. Diese Aufarbeitung heißt auch: Kampf gegen offenen und strukturellen, insbesondere auch anti-schwarzen, Rassismus, Eintreten für eine gerechte und ökologisch nachhaltige Weltordnung, symmetrische Beziehungen auf Augenhöhe mit den ehemals kolonisierten Staaten. Ein – längst überfälliger – Entschluss des Deutschen Bundestages zur Anerkennung der deutschen Massaker an den Herero und Nama als Völkermord und eine Bitte um Entschuldigung für das zugefügte Leid wäre ein deutliches Signal, dass es mit dieser Aufarbeitung ernst gemeint ist.

 

Dieser Text ist zuerst erschienen in Politik & Kultur 01-02/2019.

Klaus Lederer
Klaus Lederer ist Senator für Kultur und Europa in Berlin.
Vorheriger ArtikelKein entwicklungspolitischer Gestus
Nächster ArtikelZugang durch Maßnahmen