Das private Radio

Die Angebotsvielfalt schützen

Radio war vor 100 Jahren ein Quantensprung – das erste Medium, das Informationen und kulturelle Ereignisse live in die Haushalte brachte. Radio sorgte in den „Goldenen Zwanziger“ des vergangenen Jahrhunderts für ein völlig neues Lebensgefühl, für Zuversicht, für Weltoffenheit. Radio schaffte zunehmend einfachen Zugang zu Kultur, und vor allem zur Musik, für die Breite der Bevölkerung. Die Nachrichten des Tages mit den Stimmen und Klängen aus Politik, Kultur, Forschung und Zeitgeschehen erschlossen den Hörerinnen und Hörern eine direkte Verbindung zur Welt und schafften eine neue Form der Teilhabe auch am kulturellen Zeitgeschehen. Heute hören rund 94 Prozent der Erwachsenen in Deutschland ab 14 Jahren regelmäßig Radio.

 

Der Start des Privatradios: Kulturell prägend für ganze Generationen

Der erste große Umbruch für die Radiohörer der Bundesrepublik Deutschland vollzog sich in den 1980er Jahren mit der Einführung des Privatradios. Das Radio wurde bunter, vielfältiger, unkonventioneller und unterhaltsamer. Gerade für die junge Generation war das Radio auch kulturell prägend – das breite Musikangebot der neuen privaten Radiowellen, von Rock & Pop, über Alternative, Schlager, bis hin zu Weltmusik und Klassik, hat bis heute den Musikgeschmack ganzer Generationen geprägt. Mit der zunehmenden Verbreitung des Privatradios – auch ins Lokale – hielt es schnell Einzug in den Alltag und wurde immer mehr identitätsstiftend für die vergleichsweise jungen Regionen Deutschlands. Das private Radio unterhält kurzweilig, informiert über das Geschehen vor Ort und mit großen Events schaffen viele private Radioveranstalter kulturelle Highlights in den Regionen. Bis heute wachen Menschen mit ihrem privaten Sender auf, hören ihn auf dem Weg zur Arbeit, nebenbei zu Hause und am Arbeitsplatz und abends wieder auf dem Heimweg.

 

Die meistgeliebte Freizeitbeschäftigung der Deutschen

Auch wenn die Verbreitungswege vielfältiger geworden sind und attraktive Online-Audioangebote weitere Hörerinnen und Hörer gewinnen, hat sich an all dem bis heute nichts geändert. Das Radiohören ist die mit Abstand beliebteste Freizeitbeschäftigung der Deutschen und im durchschnittlichen Tagesverlauf von morgens bis in die frühen Abendstunden ihr meistgenutztes Medium mit Tagesreichweiten von über 75 Prozent. Die Radiovielfalt in Deutschland ist dabei weltweit einmalig: Allein über 400 private Radioangebote sind landesweit, regional und lokal sowie auch bundesweit empfangbar, hinzu kommen zahlreiche Webradio- und Podcast-Angebote.

 

Public Value und gesellschaftliche Verantwortung

So vielfältig die privaten Radioinhalte sind, so haben sie doch eines gemeinsam: In Summe besetzen sie mit umfassenden Public-Value-Inhalten viele der aktuellen gesellschaftlichen und sozialen Themen und bieten hier einen verlässlichen Gegenpol zu fragwürdigen Quellen und Desinformation im Netz. Private Radioangebote engagieren sich für eine nachhaltige und inklusive Gesellschaft und erreichen damit ein sehr breites Hörerspektrum von Jung bis Alt. Viele Privatsender kümmern sich in Kooperation mit öffentlichen Einrichtungen aktiv um die Vermittlung von Medienkompetenz, bieten Kompass in unserem gesellschaftlichen Wertesystem und schaffen mit vielen kraftvollen karitativen Initiativen ein Klima für Unterstützung und ein gemeinsames Miteinander.

 

Die Digitalisierung des Radios

Der zweite große Umbruch der Radionutzung erfolgt seit der voranschreitenden Digitalisierung der Radioverbreitung. Das Privatradio ist heute auf allen digitalen Wegen präsent, auf denen die Hörerinnen und Hörer es nutzen wollen – im Netz mit Streaming und Webradioangeboten, mit Apps oder auch auf den DAB+-Plattformen. Die Zahlen des Online-Audio-Monitors 2021 zeigen: Wir sind in der Zukunft der Audionutzung angekommen. Über 45 Millionen der ab 14-Jährigen in Deutschland nutzen regelmäßig Online-Audioangebote. Als gelegentliche Hörerinnen und Hörer haben Musikstreaming (60,1 %) und Webradio (53, 3%) bereits mehr als die Hälfte der Hörer für sich gewonnen. Podcasts (plus 21,3 %) und Hörbücher bzw. Hörspiele (plus 13,9 %) zeigen die größten Zuwächse in der Online-Audionutzung. Der technologische Fortschritt führt so noch einmal zu einer Stärkung der Teilhabe an kulturellen Angeboten.

Marco Maier
Marco Maier ist Vorsitzender des Fachbereichs Radio und Audiodienste des VAUNET – Verband Privater Medien und Geschäftsführer von Radio/Tele FFH.
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