42. KW: Strategie gegen den Extremismus gesucht

  1. Strategie gegen den Extremismus gesucht
  2. Solidarität mit Israel
  3. Webtalk „Kulturpolitik für die digitale Transformation: KI im Fokus der Kulturförderung“
  4. Erfolg des KulturPasses ausbauen – Pilotprojekt verlängern und kulturelle Teilhabe stärken
  5. Information für Kultureinrichtungen zu den Energiepreisbremsen
  6. Neuerscheinung: Baustelle Geschlechtergerechtigkeit – Datenreport zur wirtschaftlichen und sozialen Lage im Arbeitsmarkt Kultur
  7. Text der Woche: Abgründe gut gemeinter Gedenkkultur. Die Umgestaltung des Bismarck-Denkmals in Hamburg von Johann Hinrich Claussen

 


 

Sehr geehrte Damen und Herren,

 

die Landtagswahlen in Hessen und Bayern haben es deutlich gemacht, der Westen folgt dem Osttrend und macht die rechtsextremen Parteien hoffähig. Ich denke, man hätte zumindest verhindern können, dass die Extremen sich heute auf dem Weg zu einer „Volkspartei“ befinden.

 

Politik muss sich in einer Demokratie erklären, sie muss auch schwierige Sachverhalte offenlegen. Wie kann man z. B. das Thema Migration, das oft als Grund für den Erfolg der AfD genannt wird, so besprechen, dass auch die Ängste und Sorgen in der Bevölkerung berücksichtigt werden und trotzdem das verbriefte Recht auf Asyl nicht infrage gestellt wird?

 

Und auch die Medien müssen sich einmal selbst kritisch befragen. Wie oft war allein die Migration Thema in Talkshows, Dokumentationen, Nachrichtensendungen? Warum wird die extreme AfD trotzdem möglicherweise bundesweit bald auf dem zweiten Platz stehen, in einigen Bundesländern im Osten vielleicht sogar bald die stärkste Partei sein? Wie konnte das trotz aller Bemühungen, das Thema zu erklären, passieren?

 

In Europa, wo die rechtsextremen Parteien bereits Regierungsverantwortung übernommen haben, wie in Polen, Ungarn, Italien, ist der Kulturbereich das erste Opfer der politischen Neuausrichtung. So unterschiedlich die rechten Parteien in Europa auch immer sind, in einem sind sie sich einig, eine Freiheit der Kunst wird es in ihrem Verantwortungsbereich nicht geben. Zuerst werden die Leitungen der Kultureinrichtungen ausgetauscht, dann werden missliebige Künstlerinnen und Künstler ausgegrenzt.

 

In Polen könnte der rechte Spuk vielleicht bald zu Ende gehen. Die extreme PiS ist bei der Wahl in Polen zwar stärkste Kraft geworden, verfehlte aber die absolute Mehrheit im Parlament. Die Opposition könnte ein gemäßigtes Regierungsbündnis bilden. Ein Hoffnungszeichen. Doch lange konnte man sich über die Nachricht nicht freuen.

 

Nach dem barbarischen Terrorangriff der Hamas auf Israel und dem von derHamas aufgezwungenen Krieg im Gaza-Streifen bricht sich der Extremismus in Deutschland noch weiter Bahn. Radikale Migranten hetzen offen gegen Jüdinnen und Juden in Deutschland.

 

Ich hätte es nie für möglich gehalten, dass wie während des Faschismus in Deutschland Häuser, in denen Jüdinnen und Juden leben, mit dem Davidstern markiert werden. Das ist unerträglich und absolut inakzeptabel. Ich hätte es nie für möglich gehalten, dass in Deutschland wie im Faschismus ein Brandanschlag auf eine Synagoge verübt wird. Nichts rechtfertigt diese Untaten.

 

Die Extreme in den Parlamenten und auf deutschen Straßen nimmt erschreckend zu. Unsere Bemühungen sie einzudämmen, waren bislang erfolglos. Wir brauchen eine neue Strategie gegen jede Form des Extremismus.

 

Ihr

Olaf Zimmermann
Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates
twitter.com/olaf_zimmermann

 

PS. Der nächste kulturpolitische Wochenreport erscheint erst am 03. November, da ich in der kommenden Woche in Urlaub bin.

 


 

2. Solidarität mit Israel

 

Aufruf zur Demonstration gegen Terror, Hass und Antisemitismus

 

Als Teil eines breiten Bündnisses stellen wir uns am kommenden Sonntag um 14 Uhr in Berlin vor dem Brandenburger Tor mit einer Kundgebung an die Seite der Menschen in Israel und aller weiteren Opfer der Hamas. Ihnen gegenüber wollen wir unser Mitgefühl und unsere uneingeschränkte Solidarität ausdrücken.

 

Wann: Sonntag, den 22. Oktober 

Uhrzeit: 14.00 Uhr
Ort: Brandenburger Tor, Berlin

 

 


 

Initiative kulturelle Integration verurteilt die antisemitischen Untaten scharf

 

Die Initiative kulturelle Integration wird sich mit aller Kraft gegen Antisemitismus stellen. Denn Antisemitismus und Judenhass dürfen in Deutschland nicht geduldet werden.

 

 


 

Kultureinrichtungen & Solidarität mit Israel 

 

In seinem Beitrag „Das Schweigen der Künstler“ in der Jüdischen Allgemeinen fragt sich Dr. Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden, wo nach dem barbarischen Terror der Hamas der Aufschrei des Kulturbetriebs bleibt.

 

Die jüdische Gemeinschaft in Deutschland ist tief erschüttert über den barbarischen Hamas-Terror. Aus der Politik gab es schnell umfassende Solidaritätsbekundungen. Das tat gut. Umso schmerzlicher ist das laute Schweigen aus dem Kultursektor.

 

 

Der Deutsche Kulturrat fordert die Kultureinrichtungen auf, ihre Solidarität mit Israel deutlich zu zeigen.

 

 


 

3. Webtalk „Kulturpolitik für die digitale Transformation: KI im Fokus der Kulturförderung“

 

Am Dienstag, den 17.10.2023 sprach ich mit Holger Bergmann, Geschäftsführer Fonds Darstellende Künste, im Rahmen eines Webtalks der Kulturpolitischen Gesellschaft über die Integration von KI in die Kulturförderung. Das Gespräch wurde von Anke von Heyl moderiert.

 

  • Wie können KI-gestützte Lösungen in die Kulturpolitik integriert werden?
  • Wo bedarf es regulierender Rahmenbedingungen?
  • Wie kann die richtige Balance zwischen Förderung und Regulierung in der Kulturpolitik gefunden werden, um KI in den Dienst der Kultur und der Gesellschaft zu stellen?

Das Gespräch wurde aufgezeichnet und kann auf folgenden Kanälen nachgesehen und -gehört werden:

 

 


 

4. Erfolg des KulturPasses ausbauen – Pilotprojekt verlängern und kulturelle Teilhabe stärken

 

Mitte Juni hat die Bundesregierung den KulturPass ins Leben gerufen. Allerdings ist die Weiterführung des KulturPasses bisher ungewiss. Dabei ist die erste Bilanz gut: Mehr als eine halbe Million Menschen haben die App bereits heruntergeladen, davon über 200.000 18-Jährige mit freigeschaltetem Budget, die auf 2,2 Mio. Kulturprodukte direkt zugreifen können.

 

Vor diesem Hintergrund fordert ein Bündnis an Kulturverbänden (Börsenverein des Deutschen Buchhandels e.V, Deutscher Bühnenverein, Deutscher Museumsbund e. V., Forum Musikwirtschaft, HDF KINO e.V.) anlässlich der Haushaltsverhandlungen ein klares Signal der Politik für eine Fortführung des KulturPasses im nächsten Jahr.

 

 


 

5. Information für Kultureinrichtungen zu den Energiepreisbremsen

 

Neben dem kulturspezifischen Kulturfonds Energie des Bundes können Kultureinrichtungen auch allgemeine Unterstützungsmaßnahmen beantragen. Bei den Energiepreisbremsen als allgemeine Hilfen stellt sich das Problem, dass als Referenzjahr ausschließlich das Jahr 2021 angesetzt wurde. In diesem Jahr hatten Kultureinrichtungen aufgrund der Corona-bedingten Schließungen häufig untypische Energieminderverbräuche. Deshalb konnten Kultureinrichtungen die allgemeinen Unterstützungsmaßnahmen weniger nutzen. Zwar wurde im Sommer dieses Jahres eine gesonderte Förderung für Kunden mit atypischen Minderverbräuchen geschaffen. Eine Fördervoraussetzng hierfür war allerdings die Inanspruchnahme von Überbrückungshilfen aus dem Bundeswirtschaftsministerium. BKM hat nun erreicht, dass auch Kultureinrichtungen, die eine Förderung aus dem Sonderfonds des Bundes für Kulturveranstaltungen erhalten haben, antragsberechtigt für die Förderung aus den Preisbremsengesetzen sind, sofern auch die weiteren Anspruchsvoraussetzungen vorliegen.

 

Kultureinrichtungen können zunächst bis zum 31.10.2023 entsprechende Hilfen über das Antragsportal der „Prüfbehörde Energiepreisbremsen“ beantragen.

 

Für weitere Informationen empfehlen wir folgende Links:

 

 

  • Für Rückfragen kann man sich mit der Prüfbehörde per E-Mail in Verbindung setzen; ferner steht für technische Fragen rund um das Antragsportaleine Hotline unter 030/2636-1111 (montags bis freitags von 08.00 Uhr bis 18.00 Uhr) zur Verfügung.

 


 

6. Neuerscheinung: Baustelle Geschlechtergerechtigkeit – Datenreport zur wirtschaftlichen und sozialen Lage im Arbeitsmarkt Kultur

 

Im neuen Report werden Daten zur Zahl der Erwerbstätigen im Arbeitsmarkt Kultur, dem Frauenanteil, dem Einkommen und dem Gender-Pay-Gap zusammengestellt und bewertet. Der Datenreport geht sowohl auf Soloselbstständige als auch auf abhängig Beschäftigte im Kulturbereich ein.

 

Der Titel „Baustelle Geschlechtergerechtigkeit“ macht deutlich, dass es noch viel zu tun gibt. Nach wie vor besteht eine geschlechtsspezifische Segregation der Berufe im Arbeitsmarkt Kultur und nach wie vor gibt es einen deutlichen Gender-Pay-Gap. Der Datenreport schließt mit Vorschlägen der Autorin und des Autors ab, wie die Situation zu verbessern ist.

 

Gabriele Schulz, Olaf Zimmermann

Baustelle Geschlechtergerechtigkeit
Datenreport zur wirtschaftlichen und sozialen Lage im Arbeitsmarkt Kultur

 

ISBN 978-3-947308-36-1, 236 Seiten, 22,80 Euro

 

 

 


 

7. Text der Woche: Abgründe gut gemeinter Gedenkkultur. Die Umgestaltung des Bismarck-Denkmals in Hamburg von Johann Hinrich Claussen

 

Es ist lehrreich, auch schlechte Ausstellungen zu besuchen. Wo sonst könnte einem klarer werden, wie man etwas nicht machen sollte? Insofern war mein jüngster Gang ins Museum für Hamburgische Geschichte eine bereichernde Erfahrung. Denn dort war bis vor Kurzem die – jetzt lehne ich mich ausnahmsweise weit aus dem prophetischen Fenster – schlechteste Ausstellung dieses Jahres zu besichtigen. Sie zeigte die Ergebnisse eines künstlerischen Wettbewerbs zur Umgestaltung des Bismarck-Denkmals.

 

Johann Hinrich Claussen ist Kulturbeauftragter der Evangelischen Kirche in Deutschland.

 

 

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