- Zehn noch uneingelöste kulturpolitische Versprechen der Ampel
- Veranstaltungstipp: gamescom congress in Köln
- Save the date: Kulturfreie Zone? Zur Zukunft des öffentlich-rechtlichen Rundfunks
- KulturPass gestartet
- Buchempfehlung: Mein kulturpolitisches Pflichtenheft
- Neuerscheinung: „Ohne Kultur keine Nachhaltigkeit – Wie der Kultur- und der Naturbereich gemeinsam die UN-Nachhaltigkeitsziele voranbringen kann“
- Text der Woche: Wie wollen wir leben? Ein Aufruf zu mehr Resilienz in der Kultur von Markus Hilgert
Sehr geehrte Damen und Herren,
im Herbst dieses Jahres finden zwei Landtagswahlen (8. Oktober Hessen und Bayern) statt, im kommenden Jahr dann die Europawahl am 9. Juni und drei Landtagswahlen (1. September Sachsen und Thüringen und 22. September Brandenburg).
Auch wenn die Bundestagswahl turnusgemäß erst im Herbst 2025 stattfindet, wird nach dem 22. September 2024, also in einem Jahr, der Wahlkampf starten und neue Projekte der Bundesregierung nur noch sehr schwer umgesetzt werden können.
Das heißt, auch in der Bundeskulturpolitik läuft die Zeit ab, noch die Versprechen aus dem Koalitionsvertrag umzusetzen.
Deshalb hier zehn Erinnerungen. Die Ampel-Regierung hat u.a. versprochen:
- Die Kultur als Staatsziel im Grundgesetz zu verankern.
- Die Mindesthonorierung für freischaffender Künstlerinnen, Künstler und Kreative in Förderrichtlinien des Bundes aufzunehmen.
- Die soloselbstständigen und hybrid beschäftigten Kreativen besser abzusichern und Bürokratie abbauen.
- Die öffentlichen Bibliotheken als dritte Orte zu stärken und Sonntagsöffnungen zu ermöglichen.
- Eine „Bundesstiftung industrielles Welterbe“ zu schaffen.
- Die Gedenkstättenkonzeption des Bundes zu aktualisieren.
- Die Restitution von NS-Raubkunst zu verbessern.
- Die Einrichtung des Archivzentrums SED-Diktatur und die Weiterentwicklung der ehemaligen Stasi-Zentrale in Berlin zum Campus für Demokratie zu unterstützen.
- Die Aufarbeitung der deutschen Kolonialgeschichte voranzutreiben und die Digitalisierung und Provenienzforschung des kolonial belasteten Sammlungsgutes und dessen Zugänglichmachung auf Plattformen zu verbessern.
- Die Mittler in der auswärtigen Kultur und Bildungspolitik, insbesondere das Goethe Institut, den Deutschen Akademischer Austauschdienst, die Alexander von Humboldt-Stiftung, das Deutsche Archäologische Institut und das Institut für Auslandsbeziehungen zu stärken.
Die Zeit wird knapp diese und noch weitere offene Versprechen aus dem Koalitionsvertrag noch in dieser Legislaturperiode umzusetzen.
Ihr
Olaf Zimmermann
Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates
twitter.com/olaf_zimmermann
PS. Der Deutsche Kulturpolitikpreis 2023 des Deutschen Kulturrates wird am 21. September in Berlin der ehemaligen Ministerin für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen, Isabel Pfeiffer-Poensgen, für ihr langjähriges, beharrliches, vielseitiges kulturpolitisches Engagement verliehen. Diese Entscheidung der Jury finde ich einfach super.
2. Veranstaltungstipp: gamescom congress in Köln
Datum: Donnerstag, den 24.08.2023
Ort: Koelnmesse, Messeplatz 1, 50679 Köln
10:00 – 11:00 Uhr
Werte ins Spiel bringen – wie sich Wertebildung mit Games verbinden lässt
Werte sind sehr individuell und lassen sich nicht theoretisch bilden, vielmehr bilden sie uns ständig als Person und Gesellschaft und gedeihen aus lebendiger Teilhabe, im Austausch. Hier kommen Games ins Spiel! Sie sind interaktiv, immersiv, emotional und bieten Erprobungsräume, um Entscheidungen zu treffen und daraufhin Konsequenzen zu erfahren.
Darüber diskutieren:
- Nikolas Kretzschmar, Referatsleitung – Grundsatzfragen der Integration, Bundesamt für Migration und Flüchtlinge
- Dr. Martin Thiele-Schwez, CEO, Playing History
- Çiğdem Uzunoğlu, Geschäftsführerin, Stiftung Digitale Spielekultur
- Olaf Zimmermann, Geschäftsführer, Deutscher Kulturrat
- Moderation: Marcus Richter, Moderator & Prozessbegleiter, richter.fm
11:30 – 12:30 Uhr
Let’s Remember! Potenziale von Games für die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft
Die Rolle von Games für das Erinnern der Vergangenheit sowie ihre Bedeutung für gegenwärtige Krisen der Gesellschaft wird auf diesem Panel diskutiert.
Es diskutieren:
- Prof. Dr. Doron Kiesel, Bildungsdirektor Zentralrat der Juden
- Sabine Leutheuser Schnarrenberger, Antisemitismusbeauftragte des Landes NRW
- Çiğdem Uzunoğlu, Geschäftsführerin, Stiftung Digitale Spielekultur
- Olaf Zimmermann, Geschäftsführer, Deutscher Kulturrat
- Moderation: Marcus Richter, Moderator & Prozessbegleiter, richter.fm
- Tickets für Privatbesucher können Sie hier erwerben.
- Tickets für Fachbesucher können Sie hier erwerben.
- Mehr Informationen zum gesamten gamescom congress finden Sie hier.
3. Save the date: Kulturfreie Zone? Zur Zukunft des öffentlich-rechtlichen Rundfunks
Datum: Montag, den 04.09.2023
Uhrzeit: 19:00 Uhr
Ort: Pariser Platz, Berlin
Das 22. Akademie-Gespräch der Akademie der Künste, dieses Mal in Kooperation mit dem Deutschen Kulturrat, widmet sich der kulturellen Agenda des öffentlich-rechtlichen Hörfunks und Fernsehens.
- Welche Rolle wird die Kultur zukünftig spielen?
- Welche Lösungen gibt es für die Transformation des Programms ins Digitale?
- Wie werden die aktuellen Strukturprozesse das Kulturverständnis einer demokratischen Gesellschaft verändern?
Es diskutieren:
- Kai Gniffke, Intendant des Südwestrundfunks (SWR) und Vorsitzender der ARD
- Kathrin Röggla, Schriftstellerin und Vizepräsidentin der Berliner Akademie der Künste
- Oliver Sturm, Theater- und Hörspielregisseur
- Olaf Zimmermann, Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates
Weitere Informationen folgen im nächsten Kulturpolitischen Wochenreport.
4. KulturPass gestartet
Seit dem 14.06.23 können 18-Jährige den KulturPass im Wert 200 Euro erhalten und damit lokale Kulturangebote nutzen. Das KulturPass-Budget können die Jugendlichen auf einer digitalen Plattform einlösen, die als App und Website nutzbar ist. Die ersten Wochen haben gezeigt, dass das Angebot von den Jugendlichen sehr gut genutzt wird.
Auch weiterhin können Kulturanbieter, wie Kinos, Buchhandlungen, Konzertveranstalter ihre Angebote registrieren.
- Hier können Sie sich als Kulturanbieter registrieren.
- Hier finden Sie weitere Informationen für Jugendliche zur Registrierung und Nutzung.
5. Buchempfehlung: Mein kulturpolitisches Pflichtenheft
Kulturpolitik ist hauptsächlich Handwerk. Doch Handwerk kann schmutzig machen und hat wenig Glamour. Die Arbeit der kulturpolitischen Handwerker ist nicht besonders angesehen. Der Kulturbereich hat doch so viele schöne, glitzernde Seiten, so viele Rote Teppiche zu bieten, warum soll man sich die Hände dreckig machen?
Aber die vielen kulturpolitischen Baustellen werden nur durch den planmäßigen Einsatz von Handwerkern zu einem Abschluss geführt werden können. Renovierungen und Nachbesserungen gehören dazu. Ein ordentlicher Handwerker kommt nicht ohne Pflichtenheft aus, in dem beschrieben ist, wie er seine Projekte für seine Kundinnen und Kunden umsetzen will.
Ich lege mit dem Buch mein ganz persönliches kulturpolitisches Pflichtenheft vor, in dem ich zeigen will, welche Themen unter welchen Rahmenbedingungen die Arbeit auf der Kulturbaustelle heute bestimmen, oder bestimmen sollten.
Die Themenbereiche sind: Werte, Kunst, Medien, Handel, Bildung, Religion, Erinnerung, Digitales, Natur und Nachhaltigkeit.
Olaf Zimmermann
Mein kulturpolitisches Pflichtenheft
978-3-947308-38-5, 216 Seiten, 19,80 Euro
Mit dem Kauf ist ebenfalls eine inklusive, barrierefreie PDF-Version verfügbar.
Das Buch ist natürlich auch über jede Buchhandlung lieferbar.
6. Neuerscheinung: „Ohne Kultur keine Nachhaltigkeit – Wie der Kultur- und der Naturbereich gemeinsam die UN-Nachhaltigkeitsziele voranbringen kann
2015 hat die Weltgemeinschaft die Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung verabschiedet. In 17 Nachhaltigkeitszielen hat sie konkrete Zielvereinbarungen getroffen.
Wie können die Nachhaltigkeitsziele erreicht werden? Wie kann Armut und Hunger beendet werden? Wie kann Gesundheit und Wohlergehen für alle gewährleistet werden? Wie kann hochwertige Bildung für alle zugänglich gemacht werden? Was ist zu tun für Geschlechtergleichheit? Wie kann der Zugang zu Wasser, zu Sanitäreinrichtungen, zu sauberer Energie ermöglicht werden? Wie können menschenwürdige Arbeit und Wirtschaftswachstum Hand in Hand gehen und Ungleichheiten entgegengewirkt werden? Wie werden Städte nachhaltiger, was bedeutet nachhaltiger Konsum und welche Maßnahmen müssen zum Klimaschutz ergriffen werden? Wie kann der Schutz der Ozeane und der Landökosysteme gelingen?
Mit diesen und weiteren Fragen befassen sich 37 ausgewiesene Expertinnen und Experten aus Kultur, Umwelt- und Naturschutz, Gewerkschaften, Wirtschaft und Wissenschaft unter der Überschrift „Ohne Kultur keine Nachhaltigkeit“.
Ohne Kultur keine Nachhaltigkeit
Wie der Kultur- und der Naturbereich gemeinsam die UN-Nachhaltigkeitsziele voranbringen können
Herausgegeben von Olaf Zimmermann und Hubert Weiger
ISBN 978-3-947308-40-8, 256 Seiten, 22,80 Euro
7. Text der Woche: Wie wollen wir leben? Ein Aufruf zu mehr Resilienz in der Kultur von Markus Hilgert
Selbst unverbesserlichen Optimisten setzt die Nachrichtenlage in diesen Tagen zu: In der Ukraine wütet der Krieg mit ungebrochener Brutalität, gerade einmal zwei Flugstunden von Berlin entfernt töten russische Bomben ukrainische Familien im Schlaf. Die Beziehungen zwischen China einerseits sowie der Europäischen Union und den USA andererseits sind auf einem historischen Tiefpunkt, die Folgen für Weltfrieden und Weltwirtschaft sind kaum abzusehen.
Das Großmanöver „Air Defender 23“, das Mitgliedstaaten der NATO und weitere Staaten vor allem im Luftraum über Deutschland gerade durchgeführt haben, erinnert uns an eine unbequeme Wahrheit, die wir zu gern verdrängen: Ein Krieg, in den die NATO verwickelt ist, wird immer auch um und in Zentraleuropa geführt werden, gerade auch auf dem strategisch und infrastrukturell wichtigen Territorium Deutschlands. Was würde von einem Schlachtfeld Deutschland übrigbleiben?
Markus Hilgert ist Altorientalist und Generalsekretär der Kulturstiftung der Länder.
- Lesen Sie den gesamten Beitrag hier.