25. KW: Basishonorare für Künstlerinnen und Künstler

Themen im Newsletter:

  1. Basishonorare für Künstlerinnen und Künstler – das Fenster schließt sich
  2. Buchvorstellung + Diskussion: Zwischen Lust und Pflicht – Politische Visionen für Kunst und Kultur
  3. Hörempfehlung: Kulturelle Aneignung – Austausch oder Klau?
  4. Stellungnahme: Künstliche Intelligenz und Urheberrecht
  5. Öffentlich-rechtlicher Rundfunk braucht Kultur – Kultur braucht öffentlich-rechtlichen Rundfunk
  6. Schulwettbewerb: Junge Kunst für Hanau
  7. Text der Woche: Gute Lehrer, schlechte Lehrer, fehlende Lehrer. Das Miteinander von Lehrkräften und Schülern von Regine Möbius
  8. Zum Schluss

 

Sehr geehrte Damen und Herren,

 

in der Politik gibt es immer kurze Zeitabstände, in denen man lange als unmöglich durchsetzbar geltende Anliegen doch durchsetzen kann. Solche offenen Fenster gab es auch immer mal wieder in der Kulturpolitik. Zum Beispiel Anfang der achtziger Jahre mit der Gründung der Künstlersozialversicherung oder 1998 mit der Berufung des ersten Staatsministers für Kultur und Medien in der Bundesregierung. Alle diese Maßnahmen waren vor ihrer Verwirklichung extrem umstritten, ihre Umsetzung haben sich aber als kulturpolitische Glücksfälle erwiesen.

 

Heute stehen wir wieder vor einem solchen geöffneten Fenster. Die Corona-Pandemie hatte den Kulturbereich in die Knie gezwungen. Besonders die soloselbstständigen Künstlerinnen und Künstler sind in kurzer Frist in existenzielle Not geraten. Die Politik hat gehandelt und hat große Hilfsprogramme zur Verfügung gestellt, die die aktuelle Not gelindert haben. Aber, es wurde überdeutlich, dass es im Kulturbereich strukturelle Probleme gibt, die durch die Pandemie sichtbar wurden, aber nicht von ihr ausgelöst wurden. Künstlerinnen und Künstler, das ist das Grundproblem, haben einfach ein viel zu geringes Einkommen. Im Durchschnitt verdienen die Mitglieder der Künstlersozialversicherung aktuell 1.600 Euro brutto im Monat. Das monatliche brutto Durchschnittsgehalt eines vollzeitbeschäftigten Arbeitnehmers liegt deutlich über 4.000 Euro, ist also mehr als zweimal höher.

 

Diesen Missstand will die Politik jetzt ändern und plant die Einführung von Basishonoraren für künstlerische Leistungen, die von der öffentlichen Hand beauftragt werden. Die Kulturverbände sind aufgefordert, konkrete Vorschläge zu erarbeiten, wie hoch für die verschiedenen künstlerischen Leistungen diese Basishonorare ausfallen sollen. Eine zugegeben nicht einfache Aufgabe, aber eine große Chance den ersten Schritt zu machen, die Künstlereinkommen signifikant zu erhöhen. Wenn erst einmal die öffentliche Hand verpflichtend Basishonorare bezahlen, ist der Weg nicht mehr weit diese Honoraruntergrenze als allgemeingültig zu erklären und sie damit auch in der Privatwirtschaft zur Anwendung zu bringen.

 

Doch jetzt verlässt manchen Künstlerverband der Mut. Was passiert, wenn die öffentliche Hand die höheren Honorare in der Zukunft bezahlen muss und dann weniger Geld für allgemeine Kulturförderung zur Verfügung hat? Ich sage, da müssen wir jetzt durch, ohne Risiko kein Erfolg.

 

Die Not der Corona-Zeit verblasst immer mehr, dass geöffnete Fenster in der Politik fängt an sich zu schließen. Wenn jetzt nicht schnell gehandelt wird, werden die Mindesthonorare für Künstlerinnen und Künstler nicht kommen.

 

Ihr

 

Olaf Zimmermann

Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates
twitter.com/olaf_zimmermann

 


 

2. Buchvorstellung + Diskussion: „Zwischen Lust und Pflicht – Politische Visionen für Kunst und Kultur“

 

Datum: Freitag, den 30.06.2023
ab 18:30 Uhr (Beginn der Diskussion 19.30 Uhr)

Ort: Visiodrom (Gaskessel), Mohrenstraße 3, 42289 Wuppertal

 

Sie können sich hier anmelden.

 

Am 30.06.23 um 19:30 Uhr stellt Helge Lindh MdB, Kulturpolitischer Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, im Rahmen der Veranstaltung „Zwischen Lust und Pflicht – Politische Visionen für Kunst und Kultur“ in Wuppertal, „Mein kulturpolitisches Pflichtenheft“ vor.

 

Auf dem Podium diskutieren:

 

  • Julia Grosse, „Europäische Kulturmanagerin des Jahres“ 2020 & Leiterin des Kunstmagazins Contemporary And (C&)
  • Björn Krüger, Kulturrat Wuppertal & Künstlerischer Leiter „KulturKinderGarten Wuppertal“
  • Uta Atzpodien, >> freies netz werk >> KULTUR
  • Olaf Zimmermann, Geschäftsführer des Deutschen Kulturrats

 

 

Olaf Zimmermann, Mein kulturpolitisches Pflichtenheft, 978-3-947308-38-5, 216 Seiten.

 

  • Bestellen Sie „Mein kulturpolitisches Pflichtenheft“ für 19,80 Euro hier.
  • Natürlich können Sie das Buch auch über jede Buchhandlung beziehen.

 


 

3. Hörempfehlung: Kulturelle Aneignung – Austausch oder Klau?

 

Die einen halten kulturelle Aneignung für einen Übergriff, der Enteignung

gleichkommt, die anderen für einen normalen Vorgang – nachgeahmt und kopiert wurde schon immer. Doch die entscheidende Frage lautet: Was ist Aneignung, was ist Austausch?

 

Es diskutierten im Kulturpolitischen Salon des Deutschen Theaters, des Deutschen Kulturrates, des Deutschen Bühnenvereins und des Deutschlandfunk Kultur am 14.06.2023 im Deutschen Theater Berlin:

 

  • Mercy Orcas Otieno, Schauspielerin am Deutschen Theater,
  • Patricia Rahemipour, Direktorin des Instituts für Museumsforschung der Staatlichen Museen Preußischer Kulturbesitz
  • Matthias Pees, Intendant der Berliner Festspiele
  • Jens Balzer, Kulturjournalist und Autor
  • Olaf Zimmermann, Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates

Moderation: Hans Dieter Heimendahl, Deutschlandfunk Kultur

 

  • Die Sendung kann hier in der Mediathek von Deutschlandradio Kultur nachgehört werden (55 Minuten).

 


 

4. Stellungnahme: Künstliche Intelligenz und Urheberrecht

 

Kaum ein anderes Thema hat den Kulturbereich in den letzten Monaten mehr bewegt, als die KI und ihre Auswirkungen auf das Urheberrecht. Zu Recht, denn es geht um sehr grundsätzliche Fragen: Welche Konsequenzen hat KI für die tägliche Arbeit und die angemessene Vergütung von Urheberinnen und Urhebern? Was bedeuten die neuen Entwicklungen für die Lizenzierungspraxis sowie für die Kultur- und Kreativwirtschaft insgesamt? Wie kann verhindert werden, dass durch KI die Verlässlichkeit von Informationen vollständig in Frage gestellt wird? Wer haftet für etwaige Rechtsverletzungen und Schäden, die durch KI ausgelöst werden? Was bedeutet es, dass KI-Systeme vorrangig von einigen wenigen großen IT-Giganten entwickelt werden, die über die erforderlichen wirtschaftlichen und technischen Ressourcen verfügen? Der Einsatz von KI hält selbstverständlich auch Chancen für Urheberinnen und Urheber sowie die gesamte Kreativwirtschaft bereit und findet bereits vielfach Anwendung. Dessen ungeachtet bedarf es aber dringend einer Klärung der offenen Fragen und einer schnellen Regulierung durch den Gesetzgeber. Ziel und Richtschnur muss sein, die menschliche Autorschaft zu stärken.

 

  • Lesen Sie die neue Stellungnahme des Deutschen Kulturrats zu Künstlicher Intelligenz und Urheberrecht hier.
  • Hier können Sie den Schwerpunkt in Politik & Kultur „Welche Rolle spielt KI für die Kultur?“ nachlesen.

 


 

5. Öffentlich-rechtlicher Rundfunk braucht Kultur – Kultur braucht öffentlich-rechtlichen Rundfunk

 

Auf Einladung des Deutschen Kulturrates und des Kulturrates NRW treffen sich seit über zwei Jahren aus dem Kulturbereich entsandte Rundfunkräte der ARD-Anstalten, des Deutschlandfunk und der Deutschen Welle zu einem Meinungsaustausch und zu Strategieüberlegungen. Jetzt haben sie erstmals eine gemeinsame Positionierung vorgelegt.

 

  • Lesen Sie die Positionierung hier.

 


 

6. Schulwettbewerb: Junge Kunst für Hanau
Kunstwettbewerb gegen Rassismus und Ausgrenzung für alle Schulen in Deutschland 

 

Die Initiative kulturelle Integration lädt in Kooperation mit dem Fachverband für Kunstpädagogik BDK alle Kunstlehrkräfte und ihre Schülerinnen und Schüler in Deutschland dazu ein, sich im Rahmen des zweiten bundesweiten Aktionstags zum Gedenken an das Attentat in Hanau mit einem gestalterischen Beitrag zu den Themenbereichen Rassismus, Antisemitismus, Rechtsextremismus oder anderen Formen von Ausgrenzung zu beschäftigen.

 

  • Hier geht es zur Ausschreibung.
  • Hier finden Sie mehr Informationen zur Initiative kulturelle Integration.

 


 

7. Text der Woche: „Gute Lehrer, schlechte Lehrer, fehlende Lehrer. Das Miteinander von Lehrkräften und Schülern“ von Regine Möbius

 

In meinem Familien- und Freundeskreis befinden sich auffällig viele Lehrerinnen und Lehrer. Der Beruf ist mir bis heute nah. Fast hätte ich ihn selbst ergriffen. Doch in der DDR fand ich es eher schwierig, Lehrerin zu sein. Wer es schaffte und trotzdem bei sich blieb, den bewunderte ich. Ende der 1980er Jahre galt meine besondere Achtung dem Deutschlehrer meiner Tochter, dem der Spagat gelang, drei Gruppen ganz unterschiedlicher Eltern und deren 14-jährige Kinder unter einen Hut zu bringen.

 

Regine Möbius ist Schriftstellerin und Vorsitzende des Arbeitskreises gesellschaftlicher Gruppen der Stiftung Haus der Geschichte

 

  • Lesen Sie den gesamten Beitrag hier.

 


 

8. Zum Schluss

 

Ralf Beste, Abteilungsleiter für Kultur und Gesellschaft im Auswärtigen Amt, war Gast im Sprecherrat des Deutschen Kulturrates. Wir haben sehr offen über die Neuausrichtung der Auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik gesprochen.

 

Lesen Sie dazu auch die Interviews:

 

Die Interviews führte Theresa Brüheim, Chefin vom Dienst von Politik & Kultur

 

 

 

 

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