23. KW: Vom Garten Eden zum Urban Gardening

Themen im Newsletter:

 

1. Vom Garten Eden zum Urban Gardening
2. Gartenkultur: Schwerpunkt in Politik & Kultur 6/23
3. Deutscher Kulturrat beim 38. Deutschen Evangelischen Kirchentag in Nürnberg
4. Digitale Infoveranstaltung: Kulturfonds Energie des Bundes
5. Dokumentation: Kultur und Kirche postkolonial – Wie geht das?
6. Vorankündigung: Ohne Kultur keine Nachhaltigkeit – Wie der Kultur- und der Naturbereich gemeinsam die UN-Nachhaltigkeitsziele voranbringen können
7. Text der Woche: „Migration der Kulturen. Gemeinsamkeiten entdecken“ von Klaus-Dieter Lehmann
8. Zum Schluss

 


 

Sehr geehrte Damen und Herren,

 

wohl kaum etwas wird so sehr mit Natur assoziiert und ist so sehr Kultur wie der Garten. Ein Garten ist per se Kultur. Er wird angelegt, ob exakt oder wild, ob nach Vorbildern oder eigenem Gutdünken und Geschmack, ob mit Zierpflanzen, mit Rasen oder mit Obst und Gemüse. Der Garten ist Menschenwerk.

 

Er ist damit genau das Gegenteil vom Paradies oder Garten Eden, der nach der Schöpfungsgeschichte der hebräischen Bibel vom Herrn geschaffen wurde und aus dem, nachdem sie vom Baum der Erkenntnis gekostet hatten, Eva und Adam vertrieben wurden. Sie sollten fortan im »Schweiße ihres Angesichts« ihr Brot essen. Sie mussten den Boden urbar machen und ihn beackern. Um im Bild zu bleiben, sie waren die ersten Gärtner.

 

Nicht nur im Judentum, Christentum und Islam hat das Paradies als Garten eine Bedeutung. Auch in anderen Religionen oder auch Mythologien spielen Gärten eine besondere Rolle. Sie sind zumeist Orte der Schönheit, der Glückseligkeit, und obwohl sie menschengemacht sind, werden sie als Natur erfahren.

 

Die Gartenkultur ist ein fester Bestandteil der Kultur- und Naturgeschichte. Sie ist stets Ausdruck gesellschaftlicher Zustände und Entwicklungen. Zu denken ist etwa an Klostergärten, die der Selbstversorgung der Ordensleute dienten, in denen Pflanzenzucht betrieben wurde, deren Kräuter zu Medikamenten und Alkoholika verarbeitet wurden und die damit einen wichtigen Beitrag zur wirtschaftlichen Substanz leisteten. Kreuzgänge in Klöstern sind gelungene Kompositionen von Architektur und Gartenkultur. Französische Gärten oder Barockgärten stehen für die Repräsentation in einer bestimmten Epoche. Englische Gärten und insbesondere Parks sind das Ergebnis gärtnerischen Planens und Gestaltens, auch wenn sie sehr oft gleichsam »naturwüchsig« erscheinen.

 

Emanzipatorische Ideen liegen den Volksparks zugrunde. Auch Kleingärten oder Schrebergärten, die oftmals als Ausgeburt der Spießigkeit verspottet werden, gehen auf Ideen zurück, Menschen, die unter beengten Verhältnissen leben, die Möglichkeit zu bieten, in ihrem eigenen Garten, in der Natur, sich selbst zu versorgen. Im entwicklungspolitischen Kontext werden Kleingärten teilweise als Chance zur Sicherung der Ernährungsvorsorge gesehen. Urban Gardening kann als eine moderne Form des Kleingartenwesens gesehen werden. Hier werden Brachen genutzt, um Gärten anzulegen. In Berlin teils von professionellen Kräften angelegt und betreut, bieten sie Ehrenamtlichen die Chance mitzuarbeiten und sind dabei ein lebendiger Teil der Nachbarschaftskultur.

 

Botanische Gärten sind nicht nur Erholungsorte und Stätten, an denen exotische Pflanzen bestaunt werden können. Sie sind zugleich Forschungszentren. In ihnen werden Pflanzen und ihre Vegetationsbedingungen erforscht. Hier wird Saatgut bewahrt und in der jeweiligen Flora werden seltene Pflanzen vermehrt.

 

Gärten haben einen sehr hohen Erholungswert und viele Menschen gärtnern – im eigenen Garten, im Kleingarten oder auch im kleinen Rahmen auf dem Balkon. Auf welch großes Interesse das Gärtnern stößt und welcher Beratungs- und Gesprächsbedarf lässt sich auch an den zahlreichen Fernsehsendungen ablesen, in denen mal informativ, mal boulevardesk über das Gärtnern viel zu erfahren ist. Bis hin zu konkreten Pflanz- und Pflegetipps für die Anlage von Gärten bzw. deren Pflege. Hiermit wird offenbar ein großes Informationsbedürfnis gestillt.

 

Der Klimawandel ist sowohl für die angelegten Gärten im Sinne von Kulturlandschaften als auch für den heimischen Garten eine große Herausforderung. Heimische Gehölze sind Trockenheit und Dürreperioden kaum gewachsen. Gleichzeitig besteht insbesondere für historische Gärten die Herausforderung, das Kulturerbe Garten zu bewahren. Das gilt insbesondere für den Baumbestand. Viele historische Gärten gehen dazu über, in eigenen Baumschulen unter den aktuellen klimatischen Bedingungen den historischen Baumbestand nachzuzüchten, in der Hoffnung, dass diese Bäume klimaresistenter sein werden.

 

Zugleich ist es mit Blick auf zunehmend heißere Sommer in unseren Breiten sowie Starkregen immer wichtiger, Grün in der Stadt zu haben. Stadtgrün spendet Schatten, macht die Witterung, insbesondere Hitze, leichter erträglich. Gleichzeitig hilft Stadtgrün bei Starkregen, den Regen aufzunehmen und erst sukzessive abzugeben.

 

Neben der beschriebenen Bedeutung, die Gärten für Mensch und Natur haben, sind Gärten auch ein wichtiges Motiv für Künstlerinnen und Künstler. Beispiele hierfür sind die Gartenbilder von Max Liebermann oder Claude Monet. Ihre Gärten boten einerseits Motive für ihre Bilder, sie wurden allerdings auch mit Blick auf die Bilder angelegt. Auch hier zeigt sich wieder die enge Verzahnung von Natur und Kultur, die Bertolt Brecht in »Der Blumengarten« so wunderbar beschrieb:

 

Am See, tief zwischen Tann und Silberpappel / Beschirmt von Mauer und Gesträuch ein Garten / So weise angelegt mit monatlichen Blumen, / Daß er vom März bis zum Oktober blüht.

 

Hier in der Früh, nicht allzu häufig, sitz ich / Und wünsche mir, auch ich mög allezeit / In den verschiedenen Wettern, guten, schlechten / Dies oder jenes Angenehme zeigen.

 

Ihr

 

Olaf Zimmermann
Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates
twitter.com/olaf_zimmermann

 


 

2. Schwerpunkt in Politik & Kultur 6/23: Gartenkultur

 

Vom Garten Eden zum Urban Gardening: Gartenkultur ist seit jeher ein fester Bestandteil der Kultur- und Naturgeschichte sowie Ausdruck gesellschaftlicher Zustände und Entwicklungen. Vielen Künstlerinnen und Künstlern dienen sie auch als wichtiges Motiv und Inspiration. Doch welchen Weg in die Zukunft weist der Garten?

 

Dieser Frage geht der aktuelle Schwerpunkt in Politik & Kultur unter dem Titel „Zukunftslabor Garten: Klimawandel, Nachhaltigkeit & Gartenkultur“ nach.

 

Alle Beiträge des Schwerpunktes:

 

 

Alle Beiträge des aktuellen Schwerpunkts finden Sie hier.

 


 

3. Deutscher Kulturrat beim 38. Deutschen Evangelischen Kirchentag in Nürnberg

 

Freitag, den 9. Juni 2023
Uhrzeit: 15.00–17.00 Uhr

Wo geht’s zur deutschen Leitkultur?
Nachdenken über das, was uns zusammenhält

Ort: NCC Ost, Ebene 1, Saal Sydney, Messezentrum

 

Samstag, den 10. Juni 2023
Uhrzeit: 11.00–13.00 Uhr

Kulturgut Spiel
Was das Spielen mit uns als Gesellschaft macht

Ort: Wilhelm-Löhe-Schule, Aula, Deutschherrnstr. 10

 

Samstag, den 10. Juni 2023
Uhrzeit: 15.00–16.30 Uhr

Künstlerinnen- und Künstlerhonorare: Reicht der Gotteslohn?
Überleben trotz Kunst

Ort: NCC Ost, Ebene 1, Saal Sydney, Messezentrum

 


 

4. Digitale Infoveranstaltung: Kulturfonds Energie des Bundes

 

Der Kulturfonds Energie des Bundes ist im Frühjahr 2023 erfolgreich gestartet. Um gestiegene Energiekosten von Kultureinrichtungen und Kulturveranstaltenden abzufedern, stellt der Bund für den Zeitraum 1. Januar 2023 bis 30. April 2024 bis zu einer Milliarde Euro zur Verfügung.

 

Antragsberechtigt sind sowohl öffentliche als auch privatrechtliche Akteure und Akteurinnen. Der Kulturfonds Energie berücksichtigt die Kosten für Gas, Fernwärme und Strom. Die Frist zur Antragstellung für das erste Quartal 2023 endet am 30. Juni 2023.

 

  • Die FAQ des Programms können Sie hier nachlesen.

 

Zu den Grundzügen und Neuerungen des Kulturfonds Energie des Bundes finden am 13. und 14. Juni 2023 jeweils von 11:00 bis 12:30 Uhr inhaltsgleiche digitale Infoveranstaltungen statt. Bitte melden Sie sich nur für eine der beiden Veranstaltungen an, sodass möglichst viele Interessierte teilnehmen können.

 

Vertreterinnen und Vertreter der Länder werden gemeinsam mit Gästen des Bundes (BKM) über den Kulturfonds Energie des Bundes informieren und im Anschluss Fragen der Teilnehmenden beantworten. Kreativ Kultur Berlin moderiert die Veranstaltung und hat die technische Federführung.

 

  • Online-Infoveranstaltung: Dienstag, den 13. Juni 2023, 11:00– 12:30 Uhr. Melden Sie sich hier an.
  • Online-Infoveranstaltung: Mittwoch, den 14. Juni 2023, 11:00– 12:30 Uhr. Melden Sie sich hier an.

 


 

5. Dokumentation: Podiumsdiskussion zur Dekolonialisierung im Kultur.Forum St. Matthäus am 25.05.2023

 

Hören Sie die ganze Debatte hier bei Deutschlandradio Kultur nach mit:

 

  • Roy Adomako, Rechtsanwalt und Gründungs- und Vorstandsmitglied von EOTO
  • Nadja Ofuatey-Alazard, Teilprojektleiterin Dekoloniale
  • Dr. Andrea Scholz, Referentin für transkulturelle Zusammenarbeit und Kuratorin, Ethnologisches Museum, Berlin
  • Meike Waechter, Referentin Gemeindedienst Berliner Missionswerk
  • Olaf Zimmermann, Geschäftsführer Deutscher Kulturrat

 


 

6. Vorankündigung: Ohne Kultur keine Nachhaltigkeit – Wie der Kultur- und der Naturbereich gemeinsam die UN-Nachhaltigkeitsziele voranbringen kann

 

2015 hat die Weltgemeinschaft die Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung verabschiedet. In 17 Nachhaltigkeitszielen hat sie konkrete Zielvereinbarungen getroffen.

 

Wo stehen wir heute?
Wie können die Nachhaltigkeitsziele erreicht werden?
Wie kann Armut und Hunger beendet werden?
Wie kann Gesundheit und Wohlergehen für alle gewährleistet werden?
Wie kann hochwertige Bildung für alle zugänglich gemacht werden?
Was ist zu tun für Geschlechtergleichheit?
Wie kann der Zugang zu Wasser, zu Sanitäreinrichtungen, zu sauberer Energie ermöglicht werden?
Wie können menschenwürdige Arbeit und Wirtschaftswachstum Hand in Hand gehen und Ungleichheiten entgegengewirkt werden?
Wie werden Städte nachhaltiger, was bedeutet nachhaltiger Konsum und welche Maßnahmen müssen zum Klimaschutz ergriffen werden?
Wie kann der Schutz der Ozeane und der Landökosysteme gelingen?

 

Mit diesen und weiteren Fragen befassen sich ausgewiesene Expertinnen und Experten aus Kultur, Umwelt- und Naturschutz, Gewerkschaften, Wirtschaft und Wissenschaft unter der Überschrift „Ohne Kultur keine Nachhaltigkeit“.

 

Ohne Kultur keine Nachhaltigkeit
Wie der Kultur- und der Naturbereich gemeinsam die UN-Nachhaltigkeitsziele voranbringen können
Herausgegeben von Olaf Zimmermann und Hubert Weiger
ISBN 978-3-947308-40-8, 256 Seiten, 22,80 Euro
Erscheint am 05.07.2023

 


 

7. Text der Woche: „Migration der Kulturen. Gemeinsamkeiten entdecken“ von Klaus-Dieter Lehmann

 

Das Germanische Nationalmuseum (GNM) in Nürnberg zeigt in einer spannenden Ausstellung „Geschichten und Zukunft der Migration“. Ist das überraschend für ein Museum mit diesem sperrigen Namen? Erwartet man hier nicht eher eine Fokussierung auf das Nationale, das Deutsche? Ist das Thema Migration überhaupt ein Thema für Museen? Betrachtet man die Gründungsgeschichte des Germanischen Nationalmuseums, so erfährt man, dass das Museum eng verbunden mit der deutschen Demokratiebewegung und der Versammlung in der Frankfurter Paulskirche 1848 war. Vier Jahre danach – 1852 – wurde es gegründet, unter anderem als Reaktion auf das Scheitern des demokratischen Ansatzes. Damit vermittelt dieses Museum nicht nur ästhetische Kategorien, sondern bezieht sich auf einen gesellschaftspolitischen Ansatz.

 

Klaus-Dieter Lehmann ist Kulturmittler. Er war Präsident des Goethe-Instituts und der Stiftung Preußischer Kulturbesitz sowie Generaldirektor der Deutschen Bibliotheken.

 

  • Lesen Sie den gesamten Beitrag hier.

 


 

8. Zum Schluss

 

Am Dienstag Treffen mit dem Intendanten des Südwestrundfunks (SWR) und ARD-Vorsitzender, Kai Gniffke, mit dem Präsidenten des Deutschen Kulturrates, Prof. Christian Höppner und mir. Aussprache über die Transformation des Öffentlich-Rechtlichen Rundsfunks und der Rolle der Kultur dabei. Sehr offen, sehr konstruktiv!

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