21. KW: Bürgerräte gaukeln mehr Demokratie nur vor

Themen im Newsletter:

 

1. Bürgerräte gaukeln mehr Demokratie nur vor
2. NEU! Politik & Kultur 6/23
3. Einladung: Kulturpolitik auf dem Deutschen Evangelischen Kirchentag in Nürnberg
4. Debatte um das „Neustart Kultur“-Programm
5. Zur Person
6. Mentoringprogramm für weibliche Führungskräfte jetzt bewerben
7. NEU! Mein kulturpolitisches Pflichtenheft
8. Interview der Woche: „Aufbruchsfroh“ – Carsten Brosda im Gespräch mit Theresa Brüheim

 


 

Sehr geehrte Damen und Herren,

 

der Deutsche Bundestag hat Anfang Mai einen ersten Bürgerrat zum Thema »Ernährung im Wandel« eingesetzt. 160 zufällig ausgewählte Bürgerinnen und Bürger, aus einer Gruppe von 20.000, die von der Bundestagspräsidentin eine Einladung erhalten, sollen ein Bürgergutachten erarbeiten und damit konkrete Handlungsempfehlungen an die Politik adressieren, die dann der Deutsche Bundestag im parlamentarischen Prozess einbinden will. Noch zwei weitere Bürgerräte sollen in dieser Legislaturperiode folgen.

 

Das, was auf den ersten Blick nach mehr Demokratie aussieht, ist in Wirklichkeit ein Frontalangriff auf die organisierte Zivilgesellschaft. Auch der Deutsche Kulturrat und die vielen anderen Verbände des Kultur-, Sozial-, Umwelt- und Sportbereiches sind davon betroffen. Bislang wurden für die externe Beratung des Deutschen Bundestages und auch der Bundesministerien neben Wissenschaftlern Verbände eingeladen, die nach dem Repräsentanzprinzip funktionieren. Interessen werden gebündelt und abgestimmt und dann der Politik als Vorschläge vorgelegt.

 

Das Grundgesetz schützt in Artikel 9 explizit die Vereinigungsfreiheit. Darauf folgt zum Beispiel in der Gemeinsamen Geschäftsordnung der Bundesministerien sogar eine geschäftsordnungsrechtliche Pflicht zur Beteiligung von Verbänden bei Gesetzgebungsvorhaben, wenn deren Belange berührt werden. Der Deutsche Bundestag sagt richtigerweise, dass die Vertretung gesellschaftlicher Interessen gegenüber Politik und Öffentlichkeit zu den Wesensmerkmalen einer Demokratie gehört.

 

Interessenvertretung durch Verbände muss, davon bin ich fest überzeugt, transparent geschehen. Deswegen hat der Deutsche Kulturrat immer die Einrichtung einer öffentlich einsehbaren Liste über die beim Deutschen Bundestag registrierten Verbände, das sogenannte Lobbyregister, unterstützt und hat sich selbstverständlich auch eingetragen.

 

Die jetzt in Gründung befindlichen Bürgerräte werden wahrscheinlich keinen nachhaltigen Einfluss im Politikbetrieb entfalten können. Sie sind ausgeloste Einzelpersonen, die den Politikprofis im Parlament und den Ministerien in vielen Fällen nicht gewachsen sein werden. Wirkungsvolle Interessenvertretung verlangt professionelles Arbeiten auf Augenhöhe mit den Regierungs- und Parlamentsvertretern.

 

Die Demokratie ist ein hohes Gut. Wahlrecht, Repräsentanzprinzip, Gewaltenteilung, Einbindung der organisierten Zivilgesellschaft sind einige Grundlagen für ein gutes Funktionieren. Die neuen Bürgerräte dagegen gaukeln mehr Demokratie nur vor.

 

Ihr

 

Olaf Zimmermann
Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates
twitter.com/olaf_zimmermann

 


 

2. NEU! Politik & Kultur 6/23

 

Zuerst für die Leserinnen und Leser des kulturpolitischen Wochenreportes

Die neue Ausgabe richtet den Schwerpunkt auf das Thema „Zukunftslabor Garten: Klimawandel, Nachhaltigkeit & Gartenkultur„. Die Beiträge zum Thema finden Sie auf den Seiten 1, 17 bis 27.

 

Der Leitartikel „Abschied von der Rasenfläche: Welchen Beitrag leistet Stadtgrün für den Klimaschutz im 21. Jahrhundert“ stammt von Natascha Meuser, Architektin in Berlin und Beraterin der Wochenzeitung Die Zeit zum Thema Stadtgrün.

 

Weitere Themen der Ausgabe 6/23 von Politik & Kultur sind:

 

  • Lesekompetenz
    Die IGLU-Studie zeigt desaströse Ergebnisse bei der Lesekompetenz: Deutschland braucht ab sofort eine stärkere Leseförderung
  • Auswärtige Kultur- & Bildungspolitik
    Wie ist es um die dritte Säule der Außenpolitik bestellt? Bundestagsabgeordnete und Mittlerorganisationen zur aktuellen Lage
  • Europäisches Kino
    Vom Publikumspreis zu den Oscars? Der LUX-Preis soll zu einem Qualitätssiegel für europäische Filmproduktionen werden
  • Architektur & Afrika
    Heute Zukunft gestalten: Die Architekturbiennale in Venedig zeigt, dass die Zukunftslabore im Bereich Bauen in Afrika liegen
  • Bedarfsanmeldung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks
    Die KEF-Empfehlung ist für den Rundfunkbeitrag entscheidend: Bundesländer kritisieren höhere Bedarfsanmeldungen der öffentlich-rechtlichen Sender

 

Außerdem:

 

Kulturpolitik in Dortmund: Jörg Stüdemann im Gespräch; hessischer »Masterplan Kultur«: Angela Dorn im Gespräch; Ethnologische Museen als Wissensinstitutionen; Bericht aus dem CULT-Ausschuss des Europäischen Parlaments: Niklas Nienaß im Gespräch; Nachruf auf den Regisseur Peter Lilienthal; Laizismus in Frankreich; Migration der Kulturen u.v.m.

 

 


 

3. Einladung: Kulturpolitik auf dem Deutschen Evangelischen Kirchentag in Nürnberg

 

Donnerstag, 8. Juni 2023   
Uhrzeit: 16.30–18.30 Uhr

Ort: Heilig-Geist-Saal, EG, Saal, Hans-Sachs-Platz 2

 

Lesungen | Poetry Slam

 

L’Chaim
Preisträgerinnen und Preisträger des Literaturwettbewerbs der Initiative kulturelle Integration

 

  • Lesung „Willkommen bei den Zuckermanns“ Dr. Dirk Clausmeier, Preisträger, Berlin
  • Lesung „Hat Halle uns verändert? Ein Manifest mutiger, widerständiger Jüdischkeit“
  • Ruben Gerczikow, Preisträger, Berlin
  • Monty Ott, Preisträger, Berlin
  • Lesung „In My Jewish Bag“ Dana Vowinckel, Preisträgerin, Berlin
  • Gesprächsrunde Dr. Felix Klein, Beauftragter der Bundesregierung für jüdisches Leben in Deutschland und den Kampf gegen Antisemitismus, Berlin
  • Olaf Zimmermann, Geschäftsführer Deutscher Kulturrat, Sprecher Initiative kulturelle Integration, Berlin

 

  • Moderation: Shelly Kupferberg, Berlin

 

Freitag, den 9. Juni 2023 
Uhrzeit: 15.00–17.00 Uhr
Ort: NCC Ost, Ebene 1, Saal Sydney, Messezentrum

 

Podienreihe Kultur | Podium

 

Wo geht’s zur deutschen Leitkultur?
Nachdenken über das, was uns zusammenhält

 

  • Dr. Michael Griesbeck, Vizepräsident Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, Nürnberg
  • Prof. Dr. Norbert Lammert, Vorsitzender Konrad-Adenauer-Stiftung, Berlin
  • Maria Loheide, Vorstand Diakonie Deutschland, Berlin
  • Sarah Vecera, Koordinatorin Global Education, Schwerpunkt Rassismus und Kirche Vereinte Ev. Mission, Essen
  • Olaf Zimmermann, Sprecher Initiative kulturelle Integration, Berlin
  • Anwältin des Publikums: Gabriele Schulz, Berlin
  • Musik: Tana Gospel Choir – TGC

 

  • Moderation: Prof. Dr. Johann Hinrich Claussen, Kulturbeauftragter Rat der Ev. Kirche in Deutschland (EKD), Berlin

 

Samstag, den 10. Juni 2023
Uhrzeit: 11.00–13.00 Uhr

 

Zentrum Spiel | Podium

 

Kulturgut Spiel
Was das Spielen mit uns als Gesellschaft macht

 

  • Anna Klara Falke, Archäologin, Münster
  • Lena Falkenhagen, Studiengangsleiterin Game Design, Computerspiel-Autorin, Hamburg
  • Martina Fuchs, Jurymitglied Spiel des Jahres, Köln
  • Michael Geithner, Game Designer, Geschäftsführer Playing History, Berlin
  • Olaf Zimmermann, Geschäftsführer Deutscher Kulturrat, Sprecher Initiative kulturelle Integration, Berlin
  • Moderation: Prof. Dr. Jens Junge, Direktor Institut für Ludologie, Berlin & Çigdem Uzunoglu, Geschäftsführerin Stiftung Digitale Spielekultur, Berlin
  • Musik: Undivided, Miami/USA

 

 

Samstag, den 10. Juni 2023
Uhrzeit: 15.00–16.30 Uhr

 

Podienreihe Kultur | Podium

 

Künstlerinnen- und Künstlerhonorare: Reicht der Gotteslohn?
Überleben trotz Kunst

 

  • Kord Michaelis, Landeskirchenmusikdirektor, Pforzheim
  • Prof. Dr. Julia Lehner, Zweite Bürgermeisterin, Nürnberg
  • Lena Krause, Präsidiumsmitglied Deutscher Musikrat, Wolfenbüttel
  • Wolfgang Böhm, Kirchenrat, München
  • Moderation: Olaf Zimmermann, Geschäftsführer Deutscher Kulturrat, Berlin

 

  • Anwältin des Publikums: Gabriele Schulz, Berlin

 

 

  • Hier können Tickets zum Besuch des Kirchentages bestellt werden.

 


 

4. Debatte um das „Neustart Kultur“-Programm

 

Am 24.05.2023 fand im Kulturausschuss des Deutschen Bundestages ein Fachgespräch zur Evaluation des „Neustart Kultur“-Programmes statt.

 

Das Gespräch ist hier abrufbar.

 

Hintergrundinformationen findet man in dem Buch „Die Corona-Chroniken Teil 1 – Corona vs. Kultur in Deutschland“ das hier auch kostenfrei als pdf abgerufen werden kann.

 

Am vergangenen Samstag diskutierte ich mit Thorsten Jantschek, Abteilungsleiter „Aktuelle Kultur und Politik“ von Deutschlandfunk Kultur, in der Sendung „Tacheles“ über die Rechercheserie des Senders zu „Neustart Kultur“. Hören Sie die Sendung hier nach.

 


 

5. Zur Person

 

Donatella Fioretti ist als neue Rektorin der Kunstakademie Düsseldorf gewählt worden
Ende April wurde die italienische Architektin Donatella Fioretti als neue Rektorin der Kunstakademie Düsseldorf gewählt, sie folgt damit auf den kommissarischen Rektor des Kunsthauses, Johannes Myssok. Nach einem Abschluss an der Architekturuniversität Venedig arbeitete Fioretti in Berlin und in Lugano in der Schweiz. 1995 gründete sie mit zwei Kollegen ihre Firma für Architektur und Stadtplanung, das Studio Bruno Fioretti Marquez. Außerdem fing sie 1996 mit Vorlesungen, Workshops und Sommerakademien in Europa und Amerika an. Sie unterrichtete an der Technischen Universität Berlin und lehrt seit 2017 Baukunst an der Kunstakademie Düsseldorf.

 

Anna Nowak wird Leiterin des Kunsthauses Hamburg
Ab Juli übernimmt Anna Nowak die Geschäftsführung und künstlerische Leitung des Kunsthauses Hamburg. Damit tritt sie die Nachfolge von Katja Schroeder an. Als Kuratorin am Kunsthaus Hamburg ist Nowak bereits seit 2019 tätig mit den Schwerpunkten Transkulturalität, Digitalität und Biodiversität. Zuvor arbeitete Nowak zwei Jahre lang als kuratorische Assistentin bei der documenta. Sie leitete dann zwischen 2013 und 2016 die Hamburger Galerie Sfeir-Semler.

 

Lavinia Frey ist die neue Leiterin des Internationalen Literaturfestivals Berlin
Die Kulturmanagerin Lavinia Frey übernimmt die Leitung des ILB nach dem Rücktritt des Festivalgründers und langjährigen Direktors Ulrich Schreiber. Bevor Lavinia Frey sich der Kultur- und Kunstvermittlung zuwandte, war sie sechs Jahre lang als Theaterregisseurin tätig. Seither hat sie viele internationale Kulturprojekte initiiert und geleitet, zuletzt in der Programmleitung des Humboldt Forums Berlin. Zuvor war Lavinia Frey auch Geschäftsführerin der Humboldt Forum Kultur GmbH sowie Projektleiterin im Verbund museum4punkt0.

 

Staatsoper Hannover: Christian Blossfeld ist neuer Ballettchef
Christian Blossfeld ist neuer Ballettdirektor der Hannoverschen Staatsoper nach der Vertragsauflösung seines Vorgängers, dem Choreografen Marco Goecke. Blossfeld absolvierte seine Ausbildung an der staatlichen Ballett- und Artistikschule Berlin. Als Solotänzer arbeitete er für renommierte Compagnien wie das Leipziger Ballett und die Deutsche Oper am Rhein. 2015 beendete Christian Blossfeld seine Tanzkarriere. Von 2016 bis 2019 arbeitete er an der Schnittstelle zwischen Geschäftsführung, Dramaturgie und Öffentlichkeitsarbeit am Stuttgarter Ballett. Ab der Spielzeit 2019/20 wurde er stellvertretender Direktor des Staatsballetts Hannover.

 

Deutscher Tanzpreis 2023 an Pina Bauschs Erben verliehen
Vier Tänzerinnen und Tänzer wurden dieses Jahr mit dem Deutschen Tanzpreis ausgezeichnet: Malou Airaudo, Josephine Ann Endicott, Lutz Förster und Dominique Mercy. Das Quartett gehört zur ersten Tänzergeneration des von der Choreografin Pina Bausch 1973 gegründeten Tanzensembles. Die vier ehemaligen Mitglieder des Tanztheaters Wuppertal waren an der Profilierung des Tanztheaters intensiv beteiligt und prägten Schlüsselrollen des Repertoires. Zudem trugen sie nach Pina Bauschs Tod 2009 durch Weitergabe ihres Wissens zum Überleben der Werke bei.

 


 

6. Mentoringprogramm für weibliche Führungskräfte im Kulturbereich noch bis 31. Mai 2023 bewerben

 

Ausschreibung für hoch qualifizierte, weibliche Mentees, die im Kultur- und Medienbereich eine Führungsposition anstreben

 

Das Mentoring-Programm richtet sich an hochqualifizierte Frauen, die in ihrer Karriere weiter voranschreiten möchten, eine Führungsposition im Kultur- und Medienbereich anstreben oder sich im Markt noch besser positionieren wollen. Den ausgewählten Mentees werden je eine Mentorin oder ein Mentor an die Seite gestellt, die an herausragender Stelle künstlerisch erfolgreich sind, Führungspositionen in Kultureinrichtungen oder der Kreativwirtschaft innehaben und ambitionierte Frauen gerne an ihrem Know-how teilhaben lassen möchten.

 

  • Bewerbungsschluss ist der 31. Mai 2023
  • Die Benachrichtigung der Bewerberinnen erfolgt ab Mitte Juli
  • Im September/Oktober 2023 starten die Tandems ihr 6-monatiges Mentoring

 

  • Die Ausschreibung und weitere Informationen zum Mentoring-Programm finden Sie hier

 


 

7. NEU! Mein kulturpolitisches Pflichtenheft

 

  • Olaf Zimmermann, Mein kulturpolitisches Pflichtenheft, 978-3-947308-38-5, 216 Seiten.
  • Bestellen Sie „Mein kulturpolitisches Pflichtenheft“ für 19,80 Euro hier.
  • Natürlich können Sie das Buch auch über jede Buchhandlung beziehen.

 

  • Hier geht es zur Buchvorschau.

 


 

8. Interview der Woche: „Aufbruchsfroh“ – Carsten Brosda im Gespräch mit Theresa Brüheim

 

Der aktuelle Umgang mit dem weltweit größten Bismarck-Denkmal, die Schließung erinnerungspolitischer Lücken z. B. durch einen Gendenkort für Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter am Hamburger Hafen, die stärkere Einbindung von Kinder- und Jugendkultur – diese Themen und mehr stehen auf der kulturpolitischen Agenda des Hamburger Senator für Kultur und Medien Carsten Brosda

 

  • Carsten Brosda ist Senator für Kultur und Medien in Hamburg
  • Theresa Brüheim ist Chefin vom Dienst von Politik & Kultur

 

  • Lesen Sie den gesamten Beitrag hier
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