„»Eine Chronik schreibt nur derjenige, dem die Gegenwart wichtig ist.« Treffender als mit Goethes Worten lässt sich das Ansinnen der neuesten Veröffentlichung des Deutschen Kulturrats wohl nicht beschreiben“, meint Christian Bachmann in der neuen musikzeitung über dieses Buch.
Der Kulturbereich wurde tief von der Corona-Pandemie getroffen. Viele Kultureinrichtungen waren monatelang geschlossen. Besonders die freiberuflich arbeitenden Künstlerinnen und Künstler sind in Existenznot geraten.
Viele im Kulturbereich haben sich die Frage gestellt, werden wir überhaupt gebraucht?
In dem Buch werden die Fragen behandelt:
- Wie hat sich die Lage in den verschiedenen Kulturbereichen seit Beginn der Pandemie entwickelt?
- Welche kurz- und mittelfristigen Auswirkungen gibt es?
- Welche Hilfsmaßnahmen wurden bereits umgesetzt, um den Kultursektor zu unterstützen?
- Welche politischen und gesellschaftlichen Forderungen bestehen?
In acht Kapiteln blicken über 120 Autorinnen und Autoren aus Kultur, Medien und Politik auf die letzten anderthalb Jahre Corona vs. Kultur zurück.
Die Kulturredakteurin Christiane Peitz hat sich am 10. August im Tagesspiegel ausführlich mit dem Buch auseinandergesetzt. Sie scheibt: „Am Anfang überwiegen der Schrecken, die Solidarität, die Soforthilfen und die Entdeckung des Streamings als notgedrungene Alternative. Erste Diagnosen konstatieren die extreme Verwundbarkeit der Kultur, die Kleinteiligkeit und Unübersichtlichkeit als Kehrseite der Vielfalt.“ … „Im Herbst 2020 ändert sich der Ton in den Texten. Die politische Einordnung der Kultur in die Kategorie „Freizeit“ sorgt für Kränkung und Empörung, mit Blick auf die Querdenker-Proteste wird auch die Sorge über eine zunehmende Spaltung der Gesellschaft laut, bei gleichzeitiger Erleichterung über den Milliarden-Kulturfonds, während der Abwrackprämie eine Absage erteilt wurde. Man betont die eigene Systemrelevanz, aber auch selbstkritische Töne werden angeschlagen.“… „Zum Jahreswechsel häufen sich die Durchhalte- und Mutmacher-Parolen. Zum Jahrestag des ersten Lockdowns werden dann erste Studien vorgelegt.“ … „Ernüchterung macht sich breit.“ … „Interessant bei den Refrains sind paradoxerweise die Zukunftsthemen, die in den wiederkehrenden Mantras stecken, und betrifft beileibe nicht nur die Digitalisierung. Eine Dauersorge gilt den Solo-Selbstständigen, die lange mit der Grundsicherung vertröstet wurden – was die Debatte über ein bedingungsloses Grundeinkommen beschleunigt hat.“
Gerhart Baum, Innenminister a.D. schrieb über das Buch, es ist „eine Fundgrube von Informationen und Meinungen zu einer Situation, die erstaunliche neue Antworten und Bewegungen hervorgebracht hat. Mit der Chronik wird nicht nur eine Situation beschrieben, mit ihr kann man nach vorne denken. So eine Zusammenstellung vieler Stimmen macht die Kultur stärker in den Zeiten, die auf uns zukommen.“
Christian Bachmann schreibt in der neuen musikzeitung Oktober 2021: „die „Corona-Chroniken“ (legen) ein Zeugnis ab von den Bemühungen um den Erhalt der deutschen Kulturlandschaft und seiner Strukturen, aber auch von der Ohnmacht, Resignation und Wut angesichts fehlgeleiteter Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie und der sich wandelnden Situation und Vorgaben, die oft genug jede Form von längerfristiger Planung aussichtslos machte. Das macht sie zu einem interessanten und aufschlussreichen Spiegel der Corona-Pandemie. Gestützt wird diese Tour d’Horizon durch den Aufbau des Buchs. Anders als bei gewöhnlichen Chroniken werden hier die Beiträge zunächst systematisch nach inhaltlichen Bezügen und dann innerhalb dieser Abschnitte in zeitlicher Folge geordnet, was das gezielte Nachschlagen von Informationen erleichtert und gleichzeitig Zusammenhänge und Entwicklungen offenlegt. Thematische Bereiche, die sich auf diese Weise nachverfolgen lassen, sind etwa die Rolle des Rundfunks während der Pandemie, die Auswirkungen auf die Kommunen oder aber die Hilfen der jeweiligen Bundesländer und des Bundes.“
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Die Corona-Chroniken – Corona vs. Kultur in Deutschland
Aus Politik & Kultur 18
Hg. v. Olaf Zimmermann und Theo Geißler
978-3-947308-32-3, 483 Seiten, 20,80 Euro