12. KW: Wissen: Wahrheit von der Lüge unterscheiden

Der kulturpolitische Wochenreport (12. KW)

 

Themen im Newsletter:

  1. Wissen: Wahrheit von der Lüge unterscheiden
  2. Kultur braucht Inklusion – Drittes Werkstattgespräch
  3. Mit Steuerpolitik die Kultur stärken: Stellungnahme des Deutschen Kulturrates zum Jahressteuergesetz 2024
  4. Stellungnahme des Deutschen Kulturrates zum Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Kulturgutschutzgesetzes
  5. Neues Bündnis: Zusammen für Demokratie
  6. Heute ist Weltwassertag: Wasser – Das Elixier des Lebens und der Kultur
  7. Text der Woche: Millionenmetropole in der Steppe. Unterwegs in der kasachischen Hauptstadt Astana

 


 

Sehr geehrte Damen und Herren,

 

noch bis zum Sonntag findet in Leipzig die Buchmesse statt. Eines der besonderen Angebote während der Messe ist „Leipzig liest“. Mit mehr als 2.500 Veranstaltungen und rund 2.900 Mitwirkenden bietet „Leipzig liest“ eine große Bühne für Verlage und Autorinnen und Autoren. Ich finde, „Leipzig liest“ ist eine wunderbare Möglichkeit Medienkompetenz zu erlangen. Warum?

 

Medienkompetenz als Voraussetzung, um sich einigermaßen gekonnt im Internet und den sozialen Netzwerken bewegen zu können, wird überall gefordert und vielfach gefördert. Die Medienbildung, die Medienkompetenz entwickeln soll, zielt auf die Förderung von Kindern und Jugendlichen, aber auch von Erwachsenen für einen selbstbestimmten und verantwortungsvollen Umgang mit Medien ab. Das ist in Zeiten von global gesteuerten Fakenews, von künstlerischer Intelligenz, mit der Filme, Bilder und Sprache exzellent gefälscht werden können, eine mächtige Herausforderung.

 

Die Angst von einer Manipulation der Wirklichkeit, um Wahlen zu beeinflussen, um Menschen zu diskreditieren, um die Wahrheit zu verbiegen, ist absolut berechtigt. Doch wie soll Medienkompetenz resistent gegen Lügen machen?

 

Ich bin der festen Auffassung, dass nur ein Weg zur umfassenden Medienkompetenz führt, umfassende humanistische Bildung. Ich meine damit nicht in erster Linie die Schulbildung, ich meine nicht Griechisch oder Latein lernen, sondern eine Bildung, die die künstlerisch-wissenschaftliche, kosmopolitische und empathische Neugier weckt und zu kritischem Denken befähigt. Eine solche Bildung erzielt man zum Beispiel durch intensives Selbststudium beim Bücherlesen oder Museen besuchen.

 

Es ist nach meiner Ansicht absoluter Unsinn, digitale Medien in der Schule einzusetzen, um dadurch Medienkompetenz vermitteln zu wollen. Die Jungen können mit den digitalen Medien längst umgehen. TikTok, Instagram, Snapchat und Co. können sie, im Gegensatz zu den Älteren, virtuos bedienen und sie besitzen die notwendigen Geräte, Handys, Laptops und PCs. Was sie vielfach nicht können, ist die Wahrheit von der Lüge zu unterscheiden.

 

Was sie brauchen, um sich kompetent in der digitalen Welt zurechtzufinden, sind beispielsweise analoge Bücher, sehr fälschungssicher und oft auch qualitätsvoll. 17 Prozent der Jugendlichen lesen aber in Deutschland nie in einem Buch, 27 Prozent einmal im Monat oder seltener, sagen aktuelle Untersuchungen. Das bedeutet nichts anderes, dass 44 Prozent der Jugendlichen Bücher als sichere Quelle von Erkenntnis so gut wie nicht kennenlernen. Auch Besuche in der faszinierenden Welt der Museen, die Orte, in denen ich am meisten gelernt habe, bieten Schlüsselqualifikationen zum Erkenntnisgewinn.

 

Wer Medienbildung organisieren will, muss die Menschen in die Lage versetzen, die Wahrheit von der Lüge zu unterscheiden, das geht nur durch ein umfassendes Wissen von der Welt.

 

Ihr

Olaf Zimmermann
Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates
twitter.com/olaf_zimmermann

 


 

2. Kultur braucht Inklusion – Drittes Werkstattgespräch

 

Kultur braucht Inklusion! Der Behindertenbeauftragte Jürgen Dusel und ich, hatten zum 3. Werkstattgespräch „Kultur braucht Inklusion“ ins Kleisthaus geladen.

Der Themenschwerpunkt war Ausbildung.

 

  • Welche Ausbildungsbereiche gibt es überhaupt im Kunst- und Kultursektor.
  • Sind die künstlerischen Hochschulen und Ausbildungsbetriebe bereit für Studierende mit Behinderungen?
  • Inwieweit haben sie sich bereits geöffnet?

 

Einige Hochschulen gehen als gute Beispiele voran.

 

Teilnehmende des Werkstattgespräches waren neben dem festen Kreis, auch zahlreiche Fachleute und Projekte, die sich zum Thema Ausbildung im inklusiven Kultursektor engagieren sowie Künstlerinnen und Künstler mit Behinderungen, die von ihren Erfahrungen berichteten.

 

Jürgen Dusel sagt: „Wir sehen, dass es Pragmatismus braucht aber dass wir auch die rechtlichen Rahmenbedingungen schaffen müssen. Ich ergänzte, dass das Ziel sein muss, dass der Zugang zu Kunst und Kultur für Menschen mit Behinderungen signifikant verbessert wird. Das umfasst auch Teilhabe an Ausbildung und Arbeit.

 

Im nächsten Werkstattgespräch soll es um das Thema „Arbeit“ gehen und danach werden Empfehlungen für die Teilhabe im Kunst- und Kulturbereich verfasst, die voraussichtlich Ende des Jahres den Verantwortlichen in Bund und Ländern übergeben werden.

 


 

3. Mit Steuerpolitik die Kultur stärken: Stellungnahme des Deutschen Kulturrates zum Jahressteuergesetz 2024

 

Steuerpolitik ist ein zentrales Instrument der indirekten Kulturförderung. In der Stellungnahme zum Jahressteuergesetz 2024 geht der Deutsche Kulturrat zuerst auf Fragestellungen ein, die dringend im Rahmen des Jahressteuergesetzes 2024 angegangen werden müssen. In einem zweiten Schritt folgen weitere für den Kultursektor wichtige steuerpolitische Handlungsfelder. Abschließend wird der dringend erforderliche Bürokratieabbau angesprochen.

 

 


 

4. Stellungnahme des Deutschen Kulturrates zum Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Kulturgutschutzgesetzes

 

Der Deutsche Kulturrat hat sich in der 18. Wahlperiode des Deutschen Bundestags (2013-2017) intensiv in die Debatte um das Kulturgutschutzgesetz eingebracht und sich mit verschiedenen Stellungnahmen im Rahmen des Gesetzgebungsprozesses positioniert. In seinen Stellungnahmen hat der Deutsche Kulturrat stets unterstrichen, dass bei der Neuregelung des Kulturgutschutzes die unterschiedlichen Interessen der verschiedenen Bereiche des kulturellen Lebens wie Kultureinrichtungen, Handel, Kulturgut bewahrende und wissenschaftliche Einrichtungen sowie privates Engagement im Kulturbereich untereinander abgewogen werden müssen.

 

 


 

5. Neues Bündnis: Zusammen für Demokratie

 

Unter dem Motto „Zusammen für Demokratie. Im Bund. Vor Ort. Für Alle. wurde gestern ein breites gesellschaftliches Bündnis zur Stärkung der Demokratie ins Leben gerufen. Der Deutsche Kulturrat freut sich, Teil dieses Bündnisses zu sein und sich gemeinsam mit den rund 50 teilnehmenden Organisationen durch konkrete Maßnahmen vor Ort für Demokratie und Menschenrechte einzusetzen. Der Deutsche Kulturrat steht für eine vielfältige Gesellschaft, die Unterschiede produktiv macht. Deshalb hat sich der Deutsche Kulturrat dem Bündnis angeschlossen.

 

Ziel des Bündnisses sei es, das Engagement der Zivilgesellschaft zu unterstützen, zu verstetigen und durch konkrete Maßnahmenpakete zu unterstützen. So heißt es in dem veröffentlichten Maßnahmenplan: „Wir machen die Herausforderungen von Engagierten vor Ort zu unseren eigenen. Wir gehen mit ihnen ins Gespräch und orientieren uns an ihren Bedarfen. Wir unterstützen sie zielgenau, mit direkter und unbürokratischer Hilfe mittels eines Dreiklangs aus Paketen für Bildung, Kultur und Infrastruktur, die abgerufen werden können. Wir vernetzen uns mit ihnen und unterstützen bei der Vernetzung untereinander.“

 

 


 

6. Heute ist Weltwassertag: Wasser – Das Elixier des Lebens und der Kultur

 

Der Weltwassertag findet seit 1993 jedes Jahr am 22. März statt und wird seit 2003 von UN-Water organisiert.

 

Wasser ist nicht nur das Elixier des Lebens, sondern auch der Kultur – doch wie gehört beides zusammen? Welche Rolle spielt Wasser als Motiv in der Musik? Wie wird es als Element in der bildenden Kunst verwendet? Welche religiöse Bedeutung hat Wasser? Welche Mythen ranken sich um das Wasser? Antworten auf diese Fragen gibt der Schwerpunkt in Politik & Kultur »In Bewegung: Wasser – Das Elixier des Lebens und der Kultur«.

 


 

7. Text der Woche: Millionenmetropole in der Steppe. Unterwegs in der kasachischen Hauptstadt Astana von 

 

Astana ist binnen einer Generation zu einer Millionenmetropole in der kasachischen Steppe angewachsen. Möglich gemacht hat das ein autoritäres Staatsmodell, das mit einer Mischung aus Neoliberalismus und Neosozialismus ein beispielloses Tempo in der Stadtentwicklung vorgibt. Schon immer ist der Ort ein Spielball imperialistischer und autokratischer Politik. Seit 1961 hat das ursprünglich von russischen Truppen gegründete Militärlager fünf Mal seinen Namen geändert. Erinnerte der frühere IATA-Code TSE an die 30-jährige Periode, als die Stadt in Südsibirien „Tselinograd“ hieß, so erinnert das heutige Kürzel NQZ an ein dreijähriges Intermezzo, als Astana zu Ehren seines ersten Präsidenten von 2019 bis 2022 „Nur-Sultan“ genannt wurde.

 

Philipp Meuser ist Architekt mit Baustellen in Westafrika und Verleger in Berlin.

 

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