#MehrAlsMeineMeinung

Sechs Fragen an Alexander Skipis

Im Rahmen der Aktionswoche können sich Buchhandlungen als Orte der Meinungsfreiheit positionieren. Wie kann man mitmachen? Wieso ist es wichtig, Buchhandlungen gezielt als meinungsfreie Räume zu stärken – insbesondere auch in der Pandemie?

Buchhandlungen sind per se Orte der Meinungsfreiheit. In ihnen findet man eine Vielzahl an Meinungen, Analysen und Interpretationen, die einem dabei helfen, sich selbst ein Bild von der Welt und der Gesellschaft zu machen. Sie sind Orte der Diskussion und geistigen Inspiration, die für unser Zusammensein unerlässlich sind, gerade in herausfordernden Zeiten wie diesen. Das große Interesse am Buch während der Pandemie zeigt, dass Menschen ein großes Verlangen danach haben. Buchhandlungen können sich zur Woche der Meinungsfreiheit und darüber hinaus mit Plakaten und Aufklebern als „Ort der Meinungsfreiheit“ positionieren. Außerdem können sie Schaufenster, Büchertische oder Regale mit relevanten Titeln zum Thema Meinungsfreiheit bestücken. Dafür hat der Buchhändler und Sprecher der IG Meinungsfreiheit, Michael Lemling, eigens eine Bücherliste zusammengestellt.

 

Welche Rolle spielen Verlage in der Woche der Meinungsfreiheit? Was können sie tun?

Verlage spielen insgesamt eine ganz entscheidende Rolle bei der Verteidigung und Förderung der Meinungsfreiheit. Mit ihren Veröffentlichungen geben sie den unterschiedlichsten Stimmen Gehör und leisten somit einen unermesslichen Beitrag zum öffentlichen Meinungsbildungsprozess. In der Woche der Meinungsfreiheit können Verlage Veranstaltungen mit ihren Autorinnen und Autoren digital ausstrahlen. Andere stellen Videostatements zusammen. Sie können in den sozialen Medien aktiv werden und ihre Bücher unter dem Hashtag #MehrAlsMeineMeinung posten. Etliche haben bereits die Charta der Meinungsfreiheit unterschrieben und verbreiten diese über ihre Netzwerke.

 

Was erhoffen Sie sich als Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels von der Woche der Meinungsfreiheit?

Wir wollen ein Bewusstsein schaffen für den Wert der Meinungsfreiheit und eine Bewegung für sie auslösen. Wir sind hier in Deutschland privilegiert. Aber die Meinungsfreiheit ist alles andere als selbstverständlich und bedarf unser aller Einsatz. Haben wir sie einmal verspielt, bekommen wir sie so schnell nicht wieder. Und dann können wir nicht mehr behaupten, in einem freien Land, in einer Demokratie zu leben. Ich wünsche mir auch, dass wir über unseren eigenen Tellerrand sehen und erkennen, dass das Unglück weiter Teile der Welt, die keine Meinungsfreiheit genießen, unmittelbar mit unserem Wohlstand verbunden ist. Ob Saudi-Arabien, China, Türkei oder Russland, überall leiden Menschen unter Regimen, mit denen wir Geschäfte machen. Daran sollten wir als demokratisches Land, das in Artikel 1 unseres Grundgesetzes die Würde des Menschen – und nicht nur des Deutschen – als unantastbar bezeichnet, etwas ändern wollen.

 

Dieser Text ist zuerst erschienen in Politik & Kultur 5/2021.

Alexander Skipis
Alexander Skipis ist Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels.
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