Musik für’s Klima

Ein nachhaltiger Weg in der Musikwirtschaft

Nachhaltigkeit, Umweltbewusstsein, strategischer Konsum – Themen, die im Alltag zunehmend Beachtung finden. Das gilt selbstverständlich auch für Musikunternehmerinnen und Musikunternehmer. Ein Festivalbesuch verursacht 40 Kilogramm CO2 pro Kopf und pro Tag, eine CD schlägt mit immer noch einem Kilogramm zu Buche: Als Musikliebhaberin und Musikliebhaber hinterlässt man im Laufe seines Lebens einen beachtlichen Kohlendioxid-Fußabdruck.

 

Forscherinnen und Forscher der Universitäten in Glasgow und Oslo haben den ökologischen CO2-Fußabdruck von Musik-Streaming analysiert und mit dem von Kassetten, Schallplatten und CDs verglichen. Dank Streaming produziert die US-Musikindustrie weniger Plastikmüll. Im Jahr 2000 wurden CDs aus 61.000 Tonnen Plastik gefertigt, bis 2016 schrumpfte die Zahl auf 8.000 Tonnen. Die Treibhausgasemissionen durch Musik sind allerdings gestiegen, schätzen die Forscherinnen und Forscher. 2000 hat die Musikindustrie US-weit etwa 157 Millionen Kilo Treibhausgase verursacht. Im Jahr 2016 hingegen soll die Zahl zwischen 200 Millionen und 350 Millionen Kilo gelegen haben. Die Forscherinnen und Forscher berücksichtigen in ihren Schätzungen sowohl CO2-Emissionen durch Streamingdienste als auch solche, die durch Downloads von Alben und Singles entstanden sind.

 

Greenpeace hat 2017 in der Studie „Clicking Clean“ unter anderem untersucht, mit was für Strom Streaminganbieter ihre Rechenzentren versorgen. Bei den Musikanbietern schnitt iTunes mit der Note A besonders gut ab. Greenpeace maß dem Streaminganbieter einen „Clean Energy Index“ von 83 Prozent bei. Dieser berechnet sich aus dem gesamten Stromverbrauch des Unternehmens und dem Anteil von Strom aus erneuerbaren Energien. Spotify erhielt mit 56 Prozent die Note D und SoundCloud mit 17 Prozent die Note F.

 

Auf Verbandsebene hat der Verband unabhängiger Musikunternehmen (VUT) bereits 2019 die Erklärung von „Music Declares Emergency“ mitgezeichnet. „Music Declares Emergency“ ist eine Gruppe von Kunstschaffenden, Fachleuten der Musikindustrie und Organisationen, die sich zusammengeschlossen haben, um auf einen klimatischen und ökologischen Notstand hinzuweisen und eine sofortige staatliche Reaktion zum Schutz des Lebens auf der Erde zu fordern. Auf europäischer Ebene hat der VUT an der Nachhaltigkeitscharta unseres europäischen Dachverbandes Impala mitgearbeitet. Das Ziel ist eine klimapositive Entwicklung aller europäischen unabhängigen Musikunternehmen bis 2030 sowie ein Zwischenziel von Netto-Null für 2026. Impala-Mitglieder haben Zugang zu Beratung und Schulung. Außerdem können sie die freiwillige Impala-Klimaerklärung sowie andere Instrumente nutzen. Ein Projekt zur Entwicklung des ersten Kohlenstoffbilanzierungstools speziell für den Musiksektor ist ebenfalls in Vorbereitung. Der Rechner wird sowohl die Lieferketten als auch die Aktivitäten der Labels abdecken. Mögliche kollektive Kompensationsinvestitionen werden ebenfalls geprüft. Darüber hinaus hat der VUT einen Leitfaden für eine nachhaltige Musikwirtschaft veröffentlicht. Hierfür wurden die Handlungsempfehlungen von Impala sowie der „Music Declares Emergency“-Kampagne zugrunde gelegt und ergänzt. Denn jede und jeder kann etwas tun, um die Auswirkungen des menschengemachten Klimawandels abzumildern – auch Musikunternehmerinnen und Musikunternehmer. Der Leitfaden beinhaltet eine Liste mit Ideen und Beispielen, anhand derer der VUT seinen Mitgliedern ans Herz legt, in ihrer geschäftlichen Praxis in der Musikwirtschaft dazu beizutragen, einen nachhaltigeren Weg zu gehen.

Jörg Heidemann
Jörg Heidemann ist Geschäftsführer vom Verband unabhängiger Musikunternehmer*innen (Vut).
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