Erbe und Nachhaltigkeit

Wie die UNESCO Kultur und Natur zusammenführt

UNESCO-Welterbestätten für den Klimawandel rüsten

Auf der diesjährigen Sitzung des UNESCO-Welterbekomitees wurde deutlich, dass der Schutz von Welterbestätten dringender ist als je zuvor. Flutkatastrophen, Trockenheit und Dürren gefährden Kultur- und Naturerbestätten weltweit, auch in Deutschland. Rechnet man allein die Stätten des Welterbes, der Geoparks und der Biosphärenreservate zusammen, dann geht es um 10 Millionen Quadratkilometer Fläche, die für Biodiversität und Erbe der Menschheit stehen. Die drohenden Auswirkungen des Klimawandels hatte die UNESCO bereits 2007 zum Gegenstand eines Strategiepapiers gemacht, das jetzt auf Basis neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse aktualisiert wurde und auf der kommenden Generalversammlung der Welterbekonvention im November verhandelt wird. Es zielt darauf, dass Welterbestätten künftig besser in die Lage versetzt werden, Klimarisiken abschätzen, sich nachhaltig an Klimaveränderungen anpassen und selbst zum Klimaschutz beitragen zu können – bei neuen Bewerbungen um den Welterbestatus wird dies verstärkte Berücksichtigung finden. Am Beispiel Venedig, wo durch Massentourismus, unkoordinierte Stadtentwicklungsprojekte und Klimawandel irreversible Schäden drohen, der Kreuzfahrtverkehr inzwischen eingeschränkt ist und weitere Schutzmaßnahmen erlassen wurden, lässt sich erkennen, wie der Welterbestatus zum Umlenken führen kann.

 

Klimaschutzmaßnahmen und Zielsetzungen für eine nachhaltige Entwicklung sind nicht nur Gegenstand von Managementplänen und von Vermittlungsarbeit; sie erfordern kontinuierliches „Capacity building“ und einen länderübergreifenden Austausch. Das globale Netz der UNESCO-Welterbestätten bietet eine einzigartige Chance, miteinander und voneinander zu lernen. Ziel 17 der Agenda 2030 setzt auf globale Partnerschaften für nachhaltige Entwicklung. Dabei wird es für den Globalen Norden in Zeiten des Klimawandels verstärkt um einen partnerschaftlichen Dialog mit dem Globalen Süden gehen. Als 2020 klar wurde, wie die Coronapandemie die Funktionsfähigkeit afrikanischer Welterbestätten und Biosphärenreservate bedroht, hat die Deutsche UNESCO-Kommission zusammen mit dem Auswärtigen Amt ein Sonderprogramm aufgelegt, das es 22 Projekten in Afrika kurzfristig ermöglichte, resilientere Organisationsstrukturen aufzubauen, die sich an den Prinzipien der Partizipation, der Vielfalt und der Nachhaltigkeit orientieren. Daraus hat sich vor Ort jeweils eine kreative Dynamik entwickelt, von der andere Stätten wiederum lernen können. Kultur macht den Unterschied, wenn es um Nachhaltigkeit geht: Sie kann Ressource und Medium der Veränderung sein. Dafür braucht sie Solidarität und multilateralen Zusammenhalt.

Roman Luckscheiter
Roman Luckscheiter ist Generalsekretär der Deutschen UNESCO-Kommission.
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