Digitale Angebote und Lernplattformen für ältere Menschen

Aus der Vielzahl der inzwischen existierenden Lernplattformen seien die Angebote zweier Verbände, die der Bundesarbeitsgemeinschaft der Senioren-Organisationen (BAGSO) angehören, dargestellt:

 

Virtuelles und reales Lern- und Kompetenz-Netzwerk älterer Erwachsener – ViLE e.V.
Der Verein wurde bereits 2002 von Seniorinnen und Senioren sowie Mitarbeitenden in Weiterbildungsinstitutionen gegründet, um es an Weiterbildung interessierten älteren Menschen zu ermöglichen, auf den verschiedensten Interessensgebieten zusammenzuarbeiten, sich gegenseitig zu unterstützen und ihre Kompetenzen anderen zur Verfügung zu stellen. Die neuen Techniken werden genutzt, um an gesellschaftlichen Entwicklungen teilzuhaben, aber auch, um sie kritisch zu begleiten. Das LernCafe ist das erste deutsche Online-Journal für bildungsinteressierte Seniorinnen und Senioren. Die ausschließlich über das Internet kooperierende Redaktion besteht aus circa 25 ehrenamtlich arbeitenden älteren Menschen aus ganz Deutschland, die Spaß am Recherchieren, Schreiben und Redigieren haben. Jede Ausgabe des viermal jährlich erscheinenden Magazins steht unter einem Schwerpunktthema, auf das sich die Redakteurinnen und Redakteure geeinigt haben wie „Frauenbilder“, „Deutsche Nachkriegsliteratur“, „Kleider machen Leute“, „Kulturraum Europa“ und „Alter(n) – eine Herausforderung“. Sie recherchieren, was es dazu an interessanten Webangeboten und Projekten gibt. Für jede Ausgabe gibt es eine andere „Chefredaktion“. 2011 erhielt das Angebot im Wettbewerb „Deutschland – Land der Ideen“ einen Preis als einer der „365 Orte im Land der Ideen“. Die aktuelle Ausgabe sowie das Archiv mit allen früheren Ausgaben sind unter www.lerncafe.de zu finden, außerdem kann das kostenlose LernCafe unter *protected email* bestellt werden.

 

Senioren-Lernen-Online
Auch die ehrenamtlich von Seniorinnen und Senioren organisierte Plattform hat sich dem lebenslangen Lernen unter Nutzung des Internets verschrieben und bietet Workshops, Stammtische und Einzelhilfen an. Die Treffen finden nur virtuell statt, wobei zum Beispiel SKYPE und Google HANGOUTS für die Kommunikation genutzt werden, zurzeit experimentieren die Online-Senioren mit FUZE, einem neuen kostenfreien Interaktionsprogramm.

 

Die Angebote werden nach dem folgenden Konzept organisiert:

 

1. Inhalt: Die Teilnehmenden erhalten Informationen (Texte, Musterbilder, Videos usw.), die sie zu Hause im Selbststudium bearbeiten.

 

2. Kommunikation: Die Mitmachenden erhalten online Unterstützung durch Tutorinnen und Tutoren.

 

3. Aufgaben: Da Lernen nicht nur Lesen und Diskutieren bedeutet, enthalten alle Angebote Übungen und/oder praktische Aufgaben.

 

Einer der Stammtische „Kunst – surfen, betrachten, diskutieren“ trifft sich monatlich, um berühmte Museen, große Kunstwerke und die Schätze des europäischen Kulturerbes gemeinsam im Internet aufzusuchen und sich darüber auszutauschen. 2012 erhielt Senioren-Lernen-Online bei dem von der Deutschen Telekom durchgeführten Wettbewerb „Internet: Keine Frage des Alters!“ in der Kategorie „Angebote im Netz“ für das Kunstsurfen den 1. Preis.

In dem Stammtisch „Wie geht das? – Wir testen, diskutieren, helfen“ findet ein Erfahrungsaustausch über Windows-Computer und Internet statt. Dabei kommen sowohl Fragen zu Online-Office, Online-Bildbearbeitung und Online-Videobearbeitung zur Sprache als auch Themen wie Weblogs, Podcasts, Twitter usw. Der Stammtisch „Mobile Web“ dient in erster Linie dem Erfahrungsaustausch mit Smartphones und Tablets. Das neueste Angebot: ein Englisch-Workshop, der Gelegenheit bietet „fast Vergessenes zu erinnern und lange nicht Praktiziertes zu üben“ und sich so zum Beispiel auf eine Reise vorzubereiten. Diese Form des Lernens – zunächst zu Hause, wenn man Ruhe und Lust hat, im eigenen Tempo und mit so vielen Wiederholungen, wie man braucht, dann im fachlich begleiteten Austausch mit anderen – hat sich auch in der Arbeit mit älteren Menschen bewährt.

 

LernHaus – Nie zu alt zum Lernen
In einem Modellprojekt des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend mit 13 Mehrgenerationenhäusern (MGH) wurde das Lernen mit Hilfe einer Lernplattform, LernHaus genannt und auf die Rahmenbedingungen vor Ort zugeschnitten, erprobt und evaluiert. Das Resultat war überaus positiv: Von 255 Seniorinnen und Senioren, die an dem Kurs teilnahmen, haben ihn 254 erfolgreich abgeschlossen. Das LernHaus steht nun allen MGH zur Erweiterung ihres Portfolios zur Verfügung.

Unsere Erfahrung in der BAGSO – aus vielen Gesprächen sowie Mails und Briefen, die wir erhalten: Haben Ältere einmal den vielfältigen Nutzen des Internets erfahren, erlebt, wie hilfreich es auch bei der Bewältigung der kleineren und größeren Probleme des täglichen Lebens ist und dass Lernen online Spaß macht, dann ist ihre Begeisterung so groß, dass sie selbst die wohl unvermeidlichen technischen Tücken des WWW in Kauf nehmen. Oder sich auf einer Lernplattform schlau machen, wie man damit umgeht.

 

Dieser Text ist zuerst erschienen auf dem Internetportal „Kultur bildet.“ des Deutschen Kulturrates im März 2015.

Ursula Lenz
Ursula Lenz ist Pressereferentin der Bundesarbeitsgemeinschaft der Senioren-Organisationen (BAGSO).
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