Heimat ist für mich …

Ausgewählte Statements

 

… sowohl ein Ort, an dem ich mich verwurzelt fühle, wo ich aufgewachsen bin und meinen Lebensmittelpunkt habe, als auch ein Gefühl, wenn ich an diese Parameter denke.

Lukas Kerecz, Inhaber der Agentur Formlos Berlin

 

… Familie und Freunde, meine Sprache(n) (bilingualer Hintergrund), die Kirche und Orte, an denen ich mich zu Hause fühle (das sind bei mir mehrere).

Guido Schröer, Geschäftsführer des Borromäusvereins

 

… ein schillernder Begriff, dem eine positive Beziehung zwischen Mensch und Raum zugrunde liegt. Wenn sich innere Ruhe einstellt, die eigene Identität im Einklang steht mit den umgebenden Orten und Menschen und sich ein (Lebens-)Gefühl von Vertrautheit, Sicherheit und Zugehörigkeit ausbreitet, dann ist Heimat Zustand und Ort zugleich.

Daniel Mark Eberhard, Professor für Musikpädagogik und Musik-didaktik an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt

 

… ein vergangener und doch immerwährender Sehnsuchtsort, der mich an meine Kindheit erinnert; eine fortwährende Sinnsuche meines Lebens und eine geistliche Heimat („Wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir“ – Hebräer 13,14); meine Muttersprache mit vertrauten Texten und Melodien, Sprachmelodien, die mich von klein auf bis ins Alter tragen, auch wenn ich nicht (mehr) lesen kann; das wunderbare Gefühl des Ankommens, wenn ich unterwegs bin – wenn auch nur geliehen und für kurze Zeit; weniger Orte – mehr Menschen.

Martina Hergt, Fachbeauftragte für Chor- und Singarbeit der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsen

 

… ein Gefühl der Geborgenheit und der Zugehörigkeit. Volker Kutscher schreibt in seinen Krimis über Gereon Rath in etwa: „Heimat ist Kindheit“ und ich finde, das trifft es ziemlich genau. Bestimmte Orte, Klänge, Gerüche oder das Zusammensein mit bestimmten Menschen können dieses Gefühl auslösen und sie haben meist mit der Kindheit zu tun.

Constanze Guhr, Illustratorin und Sprecherin des Beirates Politik der Illustratoren Organisation

 

… Vertrautheit und Sehnsucht.

Juliane Wenzl, Vorstandsmitglied des Deutschen Designtages

 

… ein Gefühl, das ich an Orten erlebe, die mir vertraut und lieb geworden sind. Das Gefühl ist, diese Orte zu schätzen, mich für sie verantwortlich zu fühlen und auf sie achtzugeben. Und dazu gehören die Menschen, die Bauten und die Landschaften, die diese Orte prägen und immer auf ihre Weise unverwechselbar machen.

Martin Bredenbeck, Geschäftsführer des Rheinischen Vereins für Denkmalpflege und Landschaftsschutz e.V.

 

… kein Ort, sondern ein Zustand mit Bedingungen, in denen ich mich persönlich wohl fühle, d. h. die mir vertraut sind, in denen ich mich auskenne und zu denen ich Vertrauen habe, meine Meinung (angst-)frei sagen kann, in dem bestimmte kulturelle und demokratische Werte gelten. Heimat ist für mich vor allem anderen kein Begriff der Ausgrenzung und Abgrenzung, sondern einer persönlichen Zuordnung, mehr nicht.

Joachim Reiss, stellvertretender Sprecher des Rats für darstellende Kunst und Tanz im Sprecherrat des Deutschen Kulturrates

 

… das Haus, der Ort, die Region, die Landschaft, in der ich aufgewachsen bin. Heimat ist der Raum, der Ort, das Land, in dem ich lebe und lebte. Heimat ist eine tiefe Verwurzelung, Vertrautheit, soziale Bindung und ein starkes Gefühl. Heimat geben mir Menschen, die mir sehr nahe stehen. Heimat ist nicht eindeutig, Heimat ist dynamisch und mehr als nur eine Sprache. Der Begriff Heimat beinhaltet daher immer auch das Fremde, den Verlust und damit einhergehend den Schmerz.

Heidi Sill, Bildende Künstlerin und Sprecherin des BBK Berlin

 

… im übertragenen Sinne das geistige Land der „Dichter und Denker“, indem sich Gleichgesinnte treffen, die Freude daran haben, gedanklich zu experimentieren, zu streiten und zugleich Gedanken in Einklang zu bringen und weiterzuentwickeln. Ich finde diese Landsleute im Geiste in meiner Nachbarschaft, in der Region, in meinem Land, in Büchern, in anderen Ländern und Städten – analog und digital.

Susanne Keuchel, Direktorin der Akademie der Kulturellen Bildung des Bundes und des Landes NRW

 

… der Ort, an dem ich geboren und aufgewachsen bin. Sie prägte meine Kindheit und Jugend durch vertraute Menschen, Orte, Sprache bzw. Dialekt und Landschaften. In der Heimat wohne ich schon lange nicht mehr, sie ist aber als „Sehnsuchtsort“ geblieben. Je weiter weg ich mich heute von der Heimat bewege, umso größer wird die Region, die ich als Heimat bezeichne.

Dorothee M. Meister, Professorin für Medienpädagogik und empirische Medienforschung an der Universität Paderborn

 

… der Ort bzw. die Gegend, wo ich mich verstanden fühle. Sowohl im wörtlichen Sinne der sprachlichen Verständigung als auch im metaphorischen Sinne gemeinsamer Werte.

Karin Schmidt-Friderichs, Verlegerin im Verlag Hermann Schmidt

 

… anlass- und stimmungsbezogen: meistens da, wo meine Liebsten sind. Manchmal aber auch ganz tief drinnen da, wo ich aufgewachsen bin, wo man meine Sprache spricht und ich jedes Steinchen kenne.

Anne Gentes, Kundenmanagement bei Ullstein Buchverlage GmbH

 

… der Ort, wo ich mich wohlfühle und zu Hause bin. Es ist der Ort, wo die Menschen und die Umgebung angenehm sind. Heimat hat etwas mit Wurzeln zu tun: Wenn die Kindheit angenehm war, dann ist es der Ort. Es können auch weitere Orte hinzukommen. Eben dort, wo ich liebe Freunde, nette Nachbarn, meine Arbeitsstelle, Natur, Architektur und Lebenskultur habe. Ich habe zwei „deutsche“ Heimaten, da, wo ich geboren bin und die ersten 30 Jahre meines Lebens verbracht habe, und der Ort, wo ich bis jetzt die anderen 30 Jahre verbringe …

Annette Schulte, Schatzmeisterin des Deutschen Designtages

 

… ein Gefühl von Wärme und Vertrautheit, das einen ein Leben lang begleitet, selbst wenn der Abstand zu ihr groß ist. Zu Hause bin ich in München, dort werde ich wohl für immer bleiben. In der Pfalz, meiner Heimat, möchte ich nicht für immer bleiben, aber die wohlig-weiche Luft in der Nase und die glühende Pfälzer Sonne auf der Haut, der warme Spargelacker-Sandboden unter den Füßen und der Blick auf den Speyerer Dom am Horizont werden ewig meine Sehnsucht sein.

Michael Grill, Beauftragter des Vorstandes des Bundes der Theatergemeinden e.V.

 

… identitätsstiftend, transportiert über Kultur, Medien und gesellschaftliche Werte.  Diese sind ein wichtiger Teil einer vielfältigen und offenen europäischen Gesellschaft.

Hans Demmel, Vorstand von VAUNET – Verband Privater Medien

 

… etwas Bindendes, Konstantes und zugleich sehr Dynamisches, sich Veränderndes – es speist sich aus Gefühlen, Erfahrungen, Sprache, geteilten Erinnerungen, Haltungen und kulturellen Vorlieben. Heimat ist dabei kein Widerspruch zu Pluralismus, sondern setzt ihn voraus. In einem eher persönlichen, privaten Gebrauch, auch innerhalb von Gruppen, kann der vergangenheitsbelastete Begriff Heimat – milieu- und altersübergreifend – heute durchaus positiven und unbeschwerten Sinn stiften. Immer dann aber, wenn dem Begriff Heimat eine gesamtgesellschaftliche Funktion zugeschrieben werden soll, kommt die Schwere zurück und ist der positive Sinn flüchtig.

Jan Herchenröder, Geschäftsführer des Verbandes deutscher Drehbuchautoren

 

Heimat war früher – heute ist anders.

Rein Wolfs, Intendant der Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland

 

… der Ort, an dem mich niemand fragt, ob dieser Ort Heimat für mich sei. Heimat ist für mich immer dann, wenn ich nicht dort bin, wo Heimat sein sollte. Heimat ist mir eine liebgewonnene sentimentale Fiktion.
Andreas Grünewald Steiger, Programmleiter Museum der Bundesakademie für Kulturelle Bildung

 

… dort, wo ich aufgewachsen bin und wo daher meine sprichwörtlichen Wurzeln sind. Das ist eine Stadt, eine Landschaft, und deren Menschen. „Zuhause“ kann es mehrere geben, Heimat ist und bleibt einmalig.
Jörg Freese, Beigeordneter für Jugend, Schule, Kultur und Gesundheit des Deutschen Landkreistages

 

… wenn ich etwas Neues geschaffen habe und plötzlich feststelle: Die Wurzel zu diesem Neuen, noch nie Gehörten, die liegt tief in mir.
Charlotte Seither, Komponistin

 

… ein nicht nur geografischer Ort tiefen Vertrauens, an dem ich mir selbst nahe bin.
Nikolaus Neuser, Vorsitzender der Union deutscher Jazzmusiker

 

Diese Statements sind zuerst erschienen in Politik & Kultur 01-02/2019 sowie Politik & Kultur 03/2019.

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