Ressource Kreativität

Der Reichtum Afrikas ist seine Kultur

Spotlight Film: Wie Afrika das Kino neu erfindet

Einen besonderen Stellenwert innerhalb der Kreativwirtschaft nimmt die rasant wachsende afrikanische Filmbranche ein. Ob bei der Berlinale, den Oscars, internationalen Filmfestivals oder Netflix: Afrikanische Filme gewinnen an Aufmerksamkeit, bestechen durch innovative Erzähl- und Sende-Formate wie Web-TV und mobiles Kino per Handy. Mittlerweile wird nicht nur Nigeria als zweitgrößte Filmindustrie der Welt mit seinen „Nollywood“-Filmproduktionen und einem jährlichen Umsatz von knapp einer Milliarde US-Dollar international wahrgenommen. Auch in weiteren Ländern wie Südafrika, Kenia, Ruanda und Marokko entstehen immer professionellere Film- und Fernsehproduktionen, die ihren Markt finden – auch auf dem afrikanischen Kontinent. Seit 2016 ist der Streaming-Dienst Showmax in 36 afrikanischen Ländern verfügbar und damit der wirtschaftlich bedeutendste Anbieter Afrikas.

 

Doch die afrikanische Filmwirtschaft kämpft auch mit Herausforderungen: Es fehlt an praxisnahen Ausbildungsmöglichkeiten, an Finanzierung, wie z. B. Steuerbegünstigungen oder Filmfonds, an professionellen und fairen Vertriebsstrukturen mit gut vernetzten Verleihern und breitem Zugang zu Streaming-Diensten, Internet und Mobilfunk.

 

Deshalb habe ich 2017 die Initiative „Zukunft.Markt.Film.“ gestartet, die Filmschaffende in Kenia, Ruanda, Uganda, Ghana, Burkina Faso und Marokko qualifiziert, wirtschaftlich erfolgreiche Filme und Serien zu gesellschaftlich relevanten Themen zu produzieren. Denn Filme leisten über ihren wirtschaftlichen Nutzen hinaus einen wertvollen Beitrag zu Medienvielfalt und Meinungsbildung. Deshalb arbeiten wir hier eng mit der Deutschen Welle Akademie zusammen.

 

Das Markenzeichen der Initiative sind ihre Partner: Neben der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin und der Filmakademie Baden-Württemberg sind dies auch die deutschen Regisseure Tom Tykwer mit Training-on-set und Koproduktion in Kenia sowie Volker Schlöndorff mit Meisterklassen in Ruanda, die sich seit Jahren persönlich für Ausbildung, Vernetzung und Wertschöpfung vor Ort einsetzen. Im Ergebnis wurden mehr als 1.000 Filmschaffende aus- und weitergebildet, die Qualität von Film- und Medieninhalten verbessert, neun wirtschaftlich erfolgreiche Filme produziert und das Einkommen der Mitarbeiter um mehr als 50 Prozent gesteigert. Im Umfeld des Films entstanden neue Arbeitsplätze und Unternehmen – von Gastronomie bis Location-Scouting; Kenia und Ruanda wurden auch als Filmstandorte gestärkt.

 

Klar ist: Die afrikanische Filmwirtschaft transportiert das Bild des Chancenkontinents Afrika wie kaum eine andere Branche: jung, dynamisch und innovativ. Die Förderung dieser und anderer Kreativbranchen ist daher eine Investition in die Zukunft – für mehr Innovation, Vielfalt und Beschäftigung.

 

Dieser Text ist zuerst erschienen in Politik & Kultur 10/2019.

Gerd Müller
Gerd Müller ist Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung.
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