Ein Dasein im Schatten der Zensur

Kunst und Kultur im Iran

Das Volk der Dichter und Denker – im Nahen Osten sind es die Iraner. Viele europäische Literaten – allen voran der Deutsche Johann Wolfgang von Goethe – haben sich von persischen Vorbildern inspirieren lassen. Ferdusi, Hafis, Rumi, Omar Khayyam, Saadi, Nizami – sie haben der Welt beispiellose Schätze der Weisheit, der Dichtkunst und der Erkenntnis geschenkt. Das iranische Volk der Dichter und Denker verstumme, klagt die Verlegerin Shahla Lahiji in Teheran. In der Islamischen Republik Iran werde immer weniger gelesen, geschrieben und übersetzt: „Der Abstand zur Weltliteratur vergrößert sich. Wir verstehen Tag für Tag weniger, was in der Welt vor sich geht“.

 

1983 hat die heute 74-jährige Lahiji als erste Frau in der Islamischen Republik einen Verlag gegründet. Der Verlagsname Roshangarān bedeutet Aufklärer. Mehr als 2000 Bücher hat Lahiji veröffentlicht. „Die Leser halten Bücher nicht mehr für vertrauenswürdig. Sie glauben, das Leben ist aus den Büchern herausgewaschen worden. Bücher seien im religiösen Sinne gereinigt worden.“

 

In Artikel 24 der Verfassung der Islamischen Republik Iran heißt es: „Die Meinungsfreiheit in Publikation und Presse wird gewährleistet…“. Was zunächst vielversprechend klingt, wird im Nachsatz präzisiert: “ … es sei denn, die Grundlagen des Islams und die Rechte der Öffentlichkeit werden beeinträchtigt“. „Die Grundlagen des Islams“ bestimmen seit 37 Jahren Leben, Politik, Wirtschaft und Kultur im Iran. Viele Artikel der weltlichen Verfassung der Islamischen Republik Iran versprechen Grundrechte und Freiheiten nur unter Vorbehalt. In Artikel 27 heißt es beispielsweise: „Das Veranstalten von Versammlungen und Demonstrationen (…) ist frei, vorausgesetzt, diese verletzen nicht die islamischen Grundsätze“.

 

Geistlichen ist es in der Islamischen Republik vorbehalten, zu definieren, worin genau die islamischen Grundsätze bestehen. „Die Herrschaft im Iran ist ideologisch – wie einst die ideologische Herrschaft von Stalin, Hitler und Franco in Spanien…“, urteilt Sadegh Zibakalam. Der Politikwissenschaftler von der Uni Teheran ist einer der profiliertesten liberalen Intellektuellen im Iran. Die Ideologie der Herrscher Irans, so Zibakalam, sei ein Grundpfeiler der Islamischen Republik und solle gleichzeitig als Schutzwall gegen den westlichen Einfluss und die zugehörige Kultur dienen. Die Annahme westlicher Kultur bedeute ein folgenreiches Scheitern der eigenen Ideologie, folgert der Politikwissenschaftler. Um den Einfluss des Westens sowie den Drang nach künstlerischer und letztlich auch politischer Freiheit möglichst gering zu halten, greifen die iranischen Machthaber unterschiedlich intensiv und folgenschwer in alle Lebensbereiche ein.

 

„Wir dürfen nicht vergessen und alle sollen es wissen: Kunst ist nicht gefährlich und Künstler gefährden nicht die Sicherheit des Landes“, sprach Hassan Rohani Anfang 2014 wenige Monate nach seiner Wahl zum Präsidenten. Und noch etwas sagte er: „Zensur darf nur gesetzmäßig und eindeutig sein. Wenn die Gesetze dazu nicht klar sind, müssen wir eben transparente Gesetze erlassen, wodurch alle ihre Aufgaben und Grenzen genau erkennen“.

 

Rohani will sich Mitte Mai kommenden Jahres zur Wiederwahl stellen. In den dreieinhalb Jahren seiner Amtszeit als Präsident hat der Geistliche im Rang eines Hotschatolislam viele Sätze für die Galerie gesprochen. Er hat viel versprochen, aber deutlich weniger als in Aussicht gestellt auch tatsächlich eingelöst. „Es gibt eine Kraft stärker als Gewehre und Diplomatie und das ist nichts anderes als die Kultur. Die Kultur kann durch Medien verbreitet werden.“ Es mag dem 68-Jährigen nicht an guter Absicht mangeln. Aber Rohani ist nur eines von vielen Rädchen im Machtgetriebe der Islamischen Republik Iran und sein Einfluss ist begrenzt. Aber wie kein zweiter Mächtiger im Iran warnt er immer vor den realen Gefahren, die von den Rissen und Verwerfungen in seinem Land ausgehen: „In unserer heutigen Gesellschaft sind die sozialen Probleme die eigentlichen Gefahren. Von Armut über Prostitution bis zum allgemeinen Misstrauen in der Gesellschaft und der Korruption in der Wirtschaft“.

 

Tatsächlich hat der Iran massive soziale Probleme. 1,5 Millionen Menschen sollen offiziellen Zahlen zufolge drogensüchtig sein. Experten gehen von bis zu 2,5 Millionen aus. Die Zahl der Ehescheidungen hat sich binnen fünf Jahren laut dem Innenministerium auf 36 Prozent mehr als verdoppelt. Die Arbeitslosigkeit steht bei 14,5 Prozent, in manchen Gebieten ist sie höher als 50 Prozent. Transparency International listet den Iran in Sachen Korruption auf Platz 130 von 168.

 

Präsident Rohani hat Recht, wenn er betont, von Künstlern gehe angesichts der gesellschaftlichen Entwicklung keine Bedrohung der Gesellschaft aus. Diese sollten Symbole der Freude, der Hoffnung und der nationalen Einheit sein, fordert Rohani. Die Worte hören sie wohl – die Autoren, Maler, Regisseure, Musiker, Komponisten und Verleger. Leider gebe es im Iran auch knapp 38 Jahre nach der Revolution keine Freiheit der Kunst, stellt die Rechtsanwältin und Menschenrechtlerin Nasrin Sotudeh nüchtern fest: „Die Künstler leben in einem Klima der Unsicherheit. Wenn ein Künstler auf festen Beinen steht, kann er solide Kunstwerke schaffen“.

 

Zensur finde im Iran auf vielen Ebenen statt, weiß die Verlegerin Lahiji: „Zuerst zensiert sich der Autor selbst, weil er so wenige Probleme wie möglich haben möchte. Dann folgt der Verleger. Das macht er entweder mit oder ohne Erlaubnis des Autors, oder er setzt ihn unter Druck, um Ärger mit dem Ministerium zu vermeiden. Danach zensiert schließlich noch das Ministerium“.

 

Das Ministerium für Kultur und Islamische Rechtleitung – kurz Ershad – achtet darauf, dass sich keine unerwünschten Einflüsse im Iran breitmachen. Mahmoud Doulatabadi gehört zu den international renommiertesten Schriftstellern Irans. Etliche seiner Bücher sind auf Deutsch erschienen. Im Iran sind sie legal oft nicht erhältlich.

„Ständig fordere ich die Herrschaft dazu auf, Druckgenehmigungen für Bücher zu erteilen. Literatur führt zu keiner materiellen Veränderung. Kein Buch hat einen Regimewechsel bewirkt. Lasst doch die Bücher erscheinen und erlaubt den Menschen zu sagen, was sie sagen wollen“, so Doulatabadi.

 

Die in der Praxis umfangreich geübte Zensur zeige Wirkung, beklagt die Verlegerin Lahiji. Der iranischen Gegenwartsliteratur fehle es an Inhalt, Reiz und Tiefgang. Sie habe den Anschluss sowohl an die eigenen Leser als auch an die Welt der Literatur verpasst. Die großen Werke der Weltliteratur erzählten vom Leben. Wenn man das Leben aus den Werken herausnehme, bleibe nichts übrig, so Lahiji: „Das Leben besteht aus Gut und Böse. Es gibt im Leben Sex, Liebesbeziehungen, Hass und Liebe, töten und getötet werden und vieles mehr. Wenn wir über all das nicht schreiben und es auch nicht übersetzen dürfen, dann entfernen wir uns von dieser Welt“.

 

Trotz aller Einschränkungen – die knapp 80 Millionen Iraner leben nicht im Tal der Ahnungslosen. Das Internet wird zwar gefiltert, Satellitenschüsseln werden zertrümmert, leistungsstarke Störsender – im Iran Parasit genannt – sollen den Empfang von ausländischen Satellitenkanälen verhindern. Doch die Menschen wissen Bescheid. Sie verstehen es, sich zu informieren und sie wissen, was in der Welt vor sich geht. Junge Leute stehen trotz offizieller Ablehnung auf westliche Musik, sie mögen in London, Berlin oder New York gesetzte Trends und kommunizieren mit gleichaltrigen diesseits und jenseits der iranischen Grenzen.

 

Weil sie im Iran lebe, seien ihr die roten Linien bewusst, verdeutlicht die junge Theaterregisseurin Nasim Saman. Das Ergebnis sei eine ständig geübte Selbstzensur: „Man arbeitet mit der Zensur und das ganze Stück ist eigentlich ein Produkt der Zensur“. Es gebe ungeschriebene Regeln der Zensur, erklärt auch die Verlegerin Lahiji, und sie nennt ein Beispiel: Ein Mann und eine Frau lieben sich. Damit die Geschichte gedruckt werden kann, dürfen die beiden nicht unverheiratet sein. Deshalb wurde der Verlag aufgefordert, die beiden im Buch als verheiratet darzustellen. Der Reiz einer verbotenen Liebesbeziehung ist damit natürlich hin. Natürlich gibt es im Iran wie überall auf der Welt geheime Liebesbeziehungen. Deren Zahl nimmt stetig zu. Aber darüber darf nicht geschrieben werden.

 

Die Filmregisseurin Manishe Hekmat hat vor knapp 15 Jahren mit dem sozialkritischen Film „Das Frauengefängnis“ einen Kassenschlager gelandet. Zwei Jahre durfte der Streifen nach Fertigstellung nicht gezeigt werden. Dann kam er in die Kinos und wurde ein Publikumsrenner. Das war während der Präsidentschaft des Reformers Mohammed Khatami. Heute darf „Das Frauengefängnis“ im Iran nicht mehr verkauft werden. Die Liste der Tabuthemen, stellt Hekmat bitter fest, werde immer länger, inhaltsvolle Filme zu realisieren gestalte sich für unabhängige Filmemacher zunehmend schwierig: „(Tabuthemen sind) Drogensucht, Aids, Scheidung und Ehebruch. Man fängt an, eine Geschichte, ein Drama zu erzählen, aber wir dürfen die Geschichte nicht in unserem Sinne zu Ende erzählen. Irgendwo müssen wir aufhören. Wir schneiden ein Problem an, können aber nicht sagen und zeigen, wie es zu Ende geht“.

 

Am bedrohlichsten empfindet Verlegerin Lahiji, dass das Kulturniveau Irans immer tiefer sinke. Die Literatur werde immer oberflächlicher: „Es werden Bücher aufgelegt, die literarisch gesehen ziemlich wertlos sind. Bücher wie ´Wer aß meinen Käse?´, ´Wie kommt man schnell zu Geld?´ oder ´Managementkurs in 5 Minuten´. So etwas zählt man bestimmt nicht zur Weltliteratur“.

 

Drei Bücher hat Lahiji selbst geschrieben: Über Frauen in der iranischen Geschichte, Frauen in der Kunst und Frauen auf der Suche nach Freiheit. Jedes Mal musste sie um die Veröffentlichung hart kämpfen: „Es gibt keinen festen Maßstab für Zensur. Es hängt weitgehend vom Sachbearbeiter ab. Wir sind seinem Geschmack ausgeliefert, denn das Gesetz verbietet Zensur ja im Grunde. Wir wissen nicht, was eigentlich verboten ist. Es hängt vom Zensor und dessen Empfinden beim Lesen des Buches ab“.

 

Über 40 Bücher aus ihrem Verlag warten auf eine Druckgenehmigung. Bei vielen Büchern hat sie die Hoffnung bereits aufgegeben. Vor allem Büchern zu Frauenthemen bleibt die Zustimmung versagt. Auch wenn der Druck der Bücher genehmigt wird, ist der Vertrieb noch keineswegs sicher. Denn das gedruckte Werk muss noch dem Geschmack von anderen Beamten entsprechen, die das fertige Produkt freigeben müssen. Ganze Auflagen können so noch einer Zensur zum Opfer fallen, die es offiziell gar nicht gibt. Die Worte von Präsident Rohani verhallen ungehört: „Wenn die Medien nicht Sicherheit spüren, wenn sie ständig besorgt sein müssen über ihren Weg, über ihre Schriften, wie können sie etwas zur Sicherheit (unseres Landes) beitragen? Gebrochene Schreibstifte und geschlossene Münder können nichts bewirken“.

 

Rohani mahnt, doch er ist weitgehend machtlos. Irans erzkonservative Hardliner haben die Kultur zum Kampfplatz erkoren, um eigene Stärke zu demonstrieren und die relative Machtlosigkeit des Präsidenten zu zeigen. Fest terminierte Konzerte werden verboten, Ausstellungen abgesetzt und der Spielraum für Kulturschaffende wird immer weiter eingeschränkt. Die Politik der Herrschenden bleibt nicht unwidersprochen. Vor allem junge Menschen ziehen ihre eigenen Schlüsse. Zwischen 150.000 und 200.000 gut ausgebildete Iraner verlassen Jahr für Jahr ihr Land. Niemand hält sie zurück, obwohl dieser Braindrain laut Berechnungen des Internationalen Währungsfonds einem umgerechneten Kapitalverlust von knapp 50 Milliarden US-Dollar entspricht. Oft gehen eben kritische Köpfe, um ihr Glück in der Welt zu suchen, die den Herrschenden zuhause keine Kopfschmerzen mehr bereiten. Doch viele bleiben in ihrem Heimatland, auch wenn sie die Möglichkeit hätten, den Iran zu verlassen.

 

„Kyros ist unser Vater, der Iran ist unser Land“, haben Zehntausende Menschen unlängst in Pasargadai im südlichen Zāgros-Gebirge skandiert. Am Grabmal von Kyros dem Großen huldigten sie dem sechsten König des altpersischen Achämenidenreiches. Es war mehr als eine Huldigung. „Freiheit des Denkens ist mit Bart und Wolle nicht möglich“, riefen die Menschen unter Anspielung auf die Herrschaft der Geistlichen in ihrem Land. Die Versammlung am Grab von Kyros habe viele im Herrschaftsapparat ins Grübeln gebracht, erläutert Zibakalam von der Uni Teheran: „Die Herrschaft konnte sich nicht vorstellen, dass sich bis zu 50.000 Menschen dort versammeln. Sie kann auch keine ausländische Macht wie die USA oder die ´Zionisten´ dafür verantwortlich machen«. Niemand habe für Kyros geworben, es seien keine Bücher über ihn veröffentlicht und gelesen worden, so Zibakalam: »Kyros ist zu einem Symbol der Ablehnung des Regimes geworden“.

 

Was am Grab des Achämenidenkönigs aus dem 6. Jahrhundert vor Christus zu hören war, lässt die Alarmglocken bei den Herrschenden der Islamischen Republik laut läuten: „Wir sind Arier und beten keine Araber an“ war dort zu hören. Das neupersische Reich der Sasaniden wurde in der ersten Hälfte des 7. Jahrhunderts nach Christus sukzessive von arabischen Heeren unterworfen. Es folgten Jahrzehnte blutigen Widerstands mit drakonischen Strafmaßnahmen durch die muslimischen Eroberer. Persien wurde schließlich weitgehend islamisch. Seit der Revolution von 1979 ist der Islam stärker denn je Richtschnur für die Herrschenden des Landes.

 

Vor 37 Jahren, als die Revolution begann, habe man Kyros keine Bedeutung beigemessen, stellt der 68-jährige Politikwissenschaftler Zibakalam fest: „Die heutige Gesellschaft sollte eigentlich sehr islamisch und gläubig geworden sein, denn alles ist ja hier islamisch: Die Führung, der Präsident, das Parlament, die staatlichen Medien und die Universitäten – einfach alles. Wir wissen sehr genau, dass es zwischen Kyros und dem Islam keine Gemeinsamkeiten gibt“.

 

Shāh-e Shāhān – König der Könige wird Kyros genannt. Direkt nach der Revolution sollte sein Grabmal geschleift, die Erinnerung an ihn ausgelöscht werden. Tausende Menschen stellten sich damals den Abrisstruppen in den Weg. Dann herrschte lange Schweigen. Die Erinnerung an alte Größe komme nun in Zeiten wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Krise zurück, konstatiert Zibakalam: „Die (jungen Menschen) der zweiten und dritten Generation nach der Revolution sind vom Islam enttäuscht. Sie suchen nach Ersatz. Für meine Generation war der Islam die Antwort. (Die jungen Leute) werden wegen ihrer Islam-Enttäuschung so lange suchen, bis sie etwas Anderes gefunden haben“.

 

Präsident Rohani weiß die Zeichen der Unzufriedenheit zu deuten: „Wenn die Jugend dieses Landes ihre Idole und Helden nicht in ihrem eigenen kulturellen Umfeld finden können“, warnte er unlängst, „dann sind sie gezwungen, nach Helden in Übersee zu schauen. Hier liegt doch die Gefahr“.

 

Langfristig liegt die Gefahr sicher darin, dass vor allem junge Menschen mit dem eng gefassten, sich an „islamischen Grundsätzen“ orientierenden Kulturbegriff der Herrschenden immer weniger anfangen können. Sie wissen sehr wohl, welche kulturelle Weite möglich wäre und welcher Enge sie ausgesetzt sind.

 

Einer der gerufenen Slogans am Grabmal von Kyros in Pasargadai lautete in Anspielung an die arabische Eroberung: „Sie sagen, alles sei Gottes Wille. Aber alles Unheil kommt von den Arabern“. Im Land der Velayat-e Faqih – der Herrschaft des Rechtsgelehrten – klingen diese Worte wie reinste Blasphemie. Denn mit den Eroberern kam auch der Islam. Eine Minderheit äußere sich so, räumt Zibakalam ein. Aber diese Minderheit bringe Gefühle vieler vor allem junger Menschen zum Ausdruck.

 

„Die Generationen nach der islamischen Revolution glauben nicht mehr an die Politik der Führung. Wenn die Herrschenden hier von (Hizbollah-Chef) Hassan Nasrallah (im Libanon) sprechen, dann sagen sie, wer ist das überhaupt? Die Herrscher sprechen von Hamas und die Anderen sagen: Hamas, was bitteschön ist das? Die Führung sagt, die USA sind unser Feind. Die andere Seite sagt, nein, das sehen wir nicht so.“ Die Kluft zwischen Herrschaft und Volk sei groß, sagen vor allem die jungen Menschen im Iran. Die Herrschaft folge den Vorgaben Gottes und diene dem Volk, sagen die Herrschenden. Zu den Aufgaben von Kunst gehörten Bildung und Aufklärung des Volkes sowie kritische Reflexion der Macht, findet die Filmemacherin Hekmat. Im Iran sei das möglich, wenn es gemäß „den islamischen Grundsätzen“ umgesetzt werde. In Zeiten der Hoffnungslosigkeit ziehe sie es vor, Komödien zu produzieren, um die Menschen damit etwas zu beleben: „Eltern sollen mit ihren Kindern aus ihren Häusern, oder besser gesagt aus ihren Grotten herauskommen, sich zusammen einen Film anschauen und ein wenig lachen. Ich denke dieses kleine Vergnügen wird ihnen etwas Kraft geben“.

 

Der Text ist zuerst in der Politik & Kultur 1/17 erschienen.

Reinhard Baumgarten
Reinhard Baumgarten ist Redakteur bei SWR Ausland und Europa. Er war bis 2018 Hörfunkkorrespondent der ARD für die Türkei, Griechenland und den Iran.
Vorheriger ArtikelCouchsurfing im Iran
Nächster ArtikelIran, mein unbekanntes Land