Gegen Schubladendenken

McDonald’s und die Initiative kulturelle Integration fördern gemeinsam gesellschaftlichen Zusammenhalt

 

Herr Zimmermann, wie haben Sie vonseiten der Initiative kulturelle Integration die Resonanz auf die gemeinsame Kampagne wahrgenommen?
Zimmermann: Erst mal habe ich mich sehr gefreut, dass wir zusammen diese Kampagne gemacht haben. Unternehmen haben selbstverständlich Verantwortung. Dass McDonald’s diese Verantwortung annimmt, ist richtig und notwendig. Viele haben mich gefragt: „Was, ihr arbeitet mit McDonald’s zusammen?“ Da habe ich geantwortet: „Ja, gerade mit McDonald’s.“ Die Diversität, besonders in der Mitarbeiterschaft, bildet eine Breite der Gesellschaft ab, die wir sonst nur schwer erreichen können. Allein dieser Umstand ist für uns ein Gewinn. Die Kampagne bestand aus zwei Teilen: einem Imagefilm, der die Idee in anderthalb Minuten wunderbar rüberbringt, und mehreren Kurzporträts von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus McDonald’s-Restaurants. Letzteres hat mich besonders begeistert. Integration funktioniert in Deutschland zu allererst über Erwerbsarbeit. Die Porträts der Mitarbeitenden von McDonald’s machen das wirklich greifbar.

 

Wieso ist Erwerbarbeit der Schlüssel zur Integration in Deutschland?
Zimmermann: Wir sind geschichtlich gesehen eine nach protestantischem Arbeitsethos entstandene Gesellschaft. Das ist auch in die katholischen Gefilde unseres Landes tief eingedrungen. Selbst in Bayern regiert das protestantische Arbeitsethos. Wir definieren uns ganz stark auch außerhalb unserer Arbeit über das, was wir arbeiten. Für den Menschen und seinen Status in der Gesellschaft spielt es eine ganz entscheidende Rolle, was wir arbeiten, wo wir arbeiten, wie wir arbeiten und welche Bedeutung diese Arbeit hat. Daher ist es wichtig, dass Menschen arbeiten können und dass sie sich in der Arbeit entwickeln können. Hier ist auch wieder das Vorbild McDonald’s so wichtig: Einer der schwierigsten Schritte ist, den ersten Fuß in die Arbeit zu bekommen. Das gilt für Menschen, die schon sehr lange in Deutschland leben, aber auch das eine oder andere Problem gehabt haben. Das gilt für Menschen, die von außen zu uns kommen, gleichermaßen. McDonald’s gehört zu den Unternehmen, die Eintrittsarbeitsmöglichkeiten bieten. Das ist zentral für unsere Gesellschaft. Das ist auch ein wichtiges Ziel der Kampagne: Schaut euch an, welche Integrationsleistung ein Unternehmen leistet, weil es die Türen öffnet und Menschen Arbeit bietet. Man muss sich an bestimmte Bedingungen wie Respekt halten, dann hat man auch eine Chance aufzusteigen. Durch Arbeit steigt man auch gesellschaftlich auf. Und das ist Integration.

 

Herr Wachholz, mit der Kampagne will McDonald’s auch die Mitarbeitenden, die in den sozialen Medien immer wieder Beleidigungen und verbalen Angriffen ausgesetzt sind, stärken. Wie machen Sie über die Kampagne hinaus Ihre Mitarbeitenden stark?
Wachholz: Es gibt Mitarbeiterschulungen, bei denen Strategien zum deeskalierenden Umgang mit direkten Anfeindungen im Restaurant vermittelt werden. Wir machen immer wieder die Beobachtung, dass der Zusammenhalt unter den Mitarbeitenden hoch ist. Das gilt auch für die Kampagne in den sozialen Medien. Gerade bei den negativen Kommentaren über unsere Mitarbeiter oder unseren Chef, Holger Beeck, sind viele Kolleginnen und Kollegen mit ihren Antworten in die Bresche gesprungen. Man steht füreinander ein. Das macht Mut.

 

Die Haltungskampagne vermittelt eine positive Botschaft. Ist es heute schwieriger, Positivnachrichten zu vermitteln?
Wachholz: In der Tat ist es schwieriger, positive Botschaften so zu verbreiten, dass sie bei Menschen hängen bleiben. Das hängt mit dem Naturell des Menschen zusammen. Und vielleicht sind wir in Deutschland auch grundsätzlich nicht so schnell begeisterungsfähig. Unsere Erfahrung zeigt, dass man Botschaften immer mit einem kleinen Aufreger oder auch Schmunzler verbinden muss. Das sind Hebel, um dafür zu sorgen, dass auch positive Botschaften wahrgenommen werden. Denn leider Gottes bleiben gerade die negativen Sachen eher hängen. Schaut man sich die heutige Medienlandschaft kombiniert mit sozialen Medien an, dann könnte man das Gefühl bekommen, dass wir jeden Tag nicht nur am Abgrund stehen, sondern schon am Fallen sind. Die Herausforderung ist groß, aber gerade deshalb darf man sich nicht beeinträchtigen lassen und muss immer wieder Versuche unternehmen, positive Botschaften zu platzieren. Wie in diesem Fall arbeitet man dann mit geeigneten und starken Partnern zusammen. Ich finde es fantastisch, dass wir hier mit McDonald’s und der Initiative kulturelle Integration zwei nicht unbedingt zu erwartende Partner für eine gute Sache haben. Diese ungewöhnlichen Wege muss man manchmal gehen.
Zimmermann: Wir müssen die positiven Beispiele immer wieder und wieder wiederholen und sagen: „Schaut euch das an, unsere Gesellschaft ist gut, wir schaffen das“ – um mich an die Lippen von Angela Merkel zu hängen. Wir – Wirtschaft und Zivilgesellschaft – haben eine gemeinsame Verantwortung, dieses Gemeinwesen mit einer positiven Grundstimmung zusammenzuhalten. Es reicht nicht, wenn wir uns in unserem Elfenbeinturm wohlfühlen, wir müssen in die gesellschaftliche Breite gehen. Multiplikatoren wie McDonald’s können das sehr gut ermöglichen. So öffnen sich Türen, die sonst für uns verschlossen sind. Es ist wichtig, gemeinsam über einen positiven Gesellschaftsbegriff nachzudenken.

 

Ist eine Fortsetzung der Zusammenarbeit geplant?
Wachholz: Die Zusammenarbeit und das Ergebnis waren sehr gut. Gerade überlegen wir, wie wir an die Kampagne #MehralseinHashtag in diesem Jahr anknüpfen können. Da werden wir auch mit der Initiative kulturelle Integration im Gespräch sein und über weitere gemeinsame Aktionen nachdenken.
Zimmermann: Wir haben uns sehr positiv kulturell angenähert. Das ist ein ganz wichtiges Ergebnis. Wir sind zu fast allen Schandtaten bereit. McDonald’s ist ein guter Partner für die Initiative, aber auch die Initiative ist ein guter Partner für McDonald’s.

 

Vielen Dank.

 

Dieses Interview ist zuerst erschienen in Politik & Kultur 02/2020.

Philipp Wachholz, Olaf Zimmermann und Theresa Brüheim
Philipp Wachholz ist Unternehmenssprecher von McDonald’s Deutschland. Olaf Zimmermann ist Sprecher der Initiative kulturelle Integration. Theresa Brüheim ist Chefin vom Dienst von Politik & Kultur.
Vorheriger ArtikelZusammenhalt oder Spaltung?