Unverzichtbar für die lokale Demokratie

Engagement in den Kommunen

Digitales Engagement

 

Die Digitalisierung erfasst alle Bereiche, so auch das bürgerschaftliche Engagement. Sicherlich lebt bürgerschaftliches Engagement zuvorderst vom sozialen Kontakt, der direkten Begegnung und dem menschlichen Miteinander. Gleichwohl liegen in der Digitalisierung erhebliche Potenziale auch für bürgerschaftliches Engagement, die von Institutionen und Organisationen aufgegriffen werden sollten. Mit ihr können insbesondere junge Menschen für Engagement gewonnen und die Reichweite des Engagements erheblich erhöht werden. Wichtig dafür ist allerdings, dass Zugänge und Voraussetzungen für alle geschaffen werden und eine digitale Spaltung unbedingt verhindert wird. Insgesamt kann digitales Engagement herkömmliche Formen des bürgerschaftlichen Engagements sinnvoll und nachhaltig ergänzen, gleichwohl aber nicht ersetzen.

 

Kulturelle Integration

 

Bürgerschaftliches Engagement in seinen verschiedenen Formen ist vielfach, verstärkt durch die Fluchtmigration ab 2014/2015, auf die Integration von Zuwanderinnen und Zuwanderern gerichtet. Dies ist gut so und hat die persönliche und berufliche Integration der Menschen unterstützt. Auf der anderen Seite sollte bürgerschaftliches Engagement Zuwanderinnen und Zuwanderer nicht nur zum Objekt, sondern vielmehr zum Subjekt machen, indem sie dazu ermutigt werden, selbst im Rahmen bürgerschaftlichen Engagements tätig zu werden. Selbst für andere aktiv zu werden, sich für das Gemeinwohl und die Ausgestaltung des eigenen Nahraums einzusetzen, bedeutet, Mitglied dieser Gesellschaft zu sein. In dieser Sicht ist bürgerschaftliches Engagement sowohl Motor wie auch Indikator für Integration und Teilhabe. Kunst und Kultur, kulturelle Bildung, aber auch andere Bereiche wie z. B. der Sport bieten mit ihren jeweiligen Spezifika dafür vielfältige Möglichkeiten.

 

Die Initiative kulturelle Integration ist in diesem Kontext ein wichtiges Bündnis, in dem der Deutsche Städtetag von Anfang mitgewirkt hat. Es ist etwas gelungen, was gerade in der heutigen Zeit bemerkenswert ist: Das Bündnis hat sich in einem Prozess sehr grundsätzlicher Diskussionen auf 15 Thesen zu grundlegenden Fragen kultureller Integration verständigt. In diesem Jahr 2020 steht die These 10 „Bürgerschaftliches Engagement ist gelebte Demokratie“ im Fokus. Die Initiative setzt damit einen Kontrapunkt gegen partikularistische Tendenzen und Entwicklungen in unserer Gesellschaft.

 

Populistisches Engagement

 

Die gegenwärtigen Demonstrationen von Populisten, Extremisten, Verschwörungstheoretikern oder Wutbürgern mag man auch als eine Form bürgerschaftlichen Engagements bezeichnen. Und sicherlich gibt es innerhalb dieser Gruppen auch eine gewisse Bindungskraft – aber nur innerhalb der Gruppe. Dieser Form von „schlechtem“ Engagement fehlt eine auf Integration, Toleranz, Vielfalt und Zusammenhalt ausgerichtete Zielsetzung. Sie sind eher spaltend unterwegs und darauf ausgerichtet, partikularistische Ziele und Vorstellungen durchzusetzen. Bürgerschaftliches Engagement in seinen verschiedenen Formen und seinen stabilisierenden Strukturen im Sinne der Initiative kulturelle Integration kann gesellschaftlich und politisch einen entscheidenden Beitrag zur Bekämpfung solcher den gesellschaftlichen Zusammenhalt gefährdenden Entwicklungen leisten. Seine Förderung ist auch deshalb aktuell und notwendiger denn je.

 

Fazit

 

Bürgerschaftliches Engagement – in seinen unterschiedlichsten Formen – lebt von der Eigenverantwortung und dem Gemeinsinn der Bürgerinnen und Bürger. In dem Papier der Initiative kulturelle Integration ist vom bürgerschaftlichen Engagement als „Schule der Demokratie“ die Rede. Dies ist ein hoher Anspruch, bei Wertschätzung und Unterstützung der Akteure ist noch Luft nach oben, auch in den Kommunen. Wir alle sind daher aufgerufen, bürgerschaftliches Engagement tatkräftig zu fördern. Und neben der gesellschaftlichen und politischen Bedeutung dieses Bereiches gilt auch: Sich für andere zu engagieren bereichert das eigene Leben und macht dabei auch Spaß.

 

Dieser Text ist zuerst erschienen in Politik & Kultur 11/2020.

Klaus Hebborn
Klaus Hebborn ist Kulturdezernent des Deutschen Städtetages.
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