Wann wird’s mal wieder richtig Sommer?

Und wann endet diese vermaledeite Pandemie endlich?

Was fehlt?

 

Kultur fehlt schmerzlich. Sie fehlt allen Menschen, die in Kultureinrichtungen, Kulturunternehmen oder freien Szene arbeiten. Viele hangeln sich von Fördermaßnahme zu Fördermaßnahme, leihen sich Geld von der Familie oder brauchen die bescheidenen Rücklagen auf, um über die Runden zu kommen. Viel Zeit und Energie, die eigentlich in neue künstlerische Projekte und Vorhaben fließen müsste, muss für die Beantragung von Wirtschaftshilfen, Neustarthilfen, Stipendien und anderes mehr verwandt werden. Und davor steht zuerst das Durchkämmen der Antragsmodalitäten, F & Q’s und anderes mehr. So mancher resigniert. Nicht zuletzt auch, weil ein Lebensexilier der – künstlerische – Austausch mit anderen und der Kontakt mit dem Publikum fehlt. Die daraus entstehende Verzweiflung ist sehr gut nachvollziehbar.

 

Kultur fehlt aber der gesamten Gesellschaft. „Der Mensch lebt nicht vom Brot allein“, dieses Sprichwort bekommt eine ganz neue Dimension in der Pandemie. Es geht um das Zusammenleben, um Begegnungen, um den Austausch. Gerade in Kunst und Kultur werden die wesentlichen Themen des Zusammenlebens verhandelt, Angst, Sorge, Freude, Lust, Liebe und anderes mehr. Diese Auseinandersetzung findet fast nur noch in audiovisuellen Medien statt. Der direkte Austausch, das gemeinsame Erleben, sind nicht möglich, damit fehlt auch wichtiges Ventil der Auseinandersetzung.

 

Es ist darum für die gesamte Gesellschaft zentral, dass möglichst bald wieder Kunst und Kultur öffentlich zugänglich sind. Um uns selbst und untereinander zu vergewissern.

 

Wo bleibt das Positive?

 

Positiv ist, dass es mit dem Impfen langsam, aber stetig vorangeht. Hier scheint der Wettbewerb zwischen den Ländern zu gelingen, denn jeder möchte deutscher Impfmeister werden. Sehr erfreulich ist auch, dass die Mittel aus NEUSTART KULTUR auch im Jahr 2022 verwendet werden dürfen und die Abrechnung im Jahr 2023 erfolgen kann. Vielen Programmverantwortlichen wird ein Stein vom Herzen gefallen sein, bestand doch die Sorge, dass in diesem Jahr sehr viel Geld ausgeschüttet werden muss und dafür im kommenden Jahr aufgrund der Bundestagswahl und der abzusehenden vorläufigen Haushaltsführung keine neuen Programme aufgelegt werden können. Jetzt besteht die Möglichkeit, auf längere Sicht, Programme anzulegen und damit dem Kulturbereich eine Perspektive auch nach der unmittelbaren Krise zu geben.

 

Wie hat Rudi Carrell gesungen: „Nur wann- und diese Frage geht uns alle an: Wann wird’s mal wieder richtig Sommer? Ein Sommer wie er früher einmal war.“ Wir geben nicht auf: der Sommer wird kommen.

 

Dieser Text ist zuerst erschienen in Politik & Kultur 5/2021.

Olaf Zimmermann & Gabriele Schulz
Olaf Zimmermann ist Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates. Gabriele Schulz ist Stellvertretende Geschäftsführerin des Deutschen Kulturrates.
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