Mirjam Wenzel: Antisemitismus in deutschen Kultureinrichtungen

Reflexionen und Handlungsempfehlungen in Politik & Kultur

Berlin, den 28.02.2024. Der Leitartikel „Antisemitismus in deutschen Kultureinrichtungen“ (Seite 1+2) in der März-Ausgabe von Politik & Kultur von Mirjam Wenzel, Direktorin des Jüdischen Museums Frankfurt, befasst sich mit Antisemitismus, insbesondere dem derzeit dominierenden israelbezogenen Antisemitismus im deutschen Kultur- und Wissenschaftsbetrieb. Sie geht auf Bedrohungen bis zu tätlichen Angriffen, denen Jüdinnen und Juden in Kunsthochschulen, Universitäten sowie Kunst- und Kultureinrichtungen ausgesetzt sind, ein und ordnet diese in die Geschichte und Erscheinungsformen des Antisemitismus in Deutschland ein.

 

Wenzel setzt sich damit auseinander, wie Antisemitismus in Kultur- und Wissenschaftseinrichtungen begegnet werden kann und äußert ihre Skepsis, dass zusätzliche administrative Maßnahmen helfen. Sie plädiert vielmehr dafür, das Urteilsvermögen der Verantwortlichen in den Kultur- und Wissenschaftseinrichtungen zu schärfen. Wenzel schreibt u. a.: „Angesichts des gestiegenen Antisemitismus und der Überforderung vieler Leitungen von Kultur- und Wissenschaftseinrichtungen mit der Aufgabe, den Entwicklungen Einhalt zu gebieten, sind Fortbildungs- und Beratungsmaßnahmen zur Sensibilisierung gegen Antisemitismus in seinen verschiedenen Erscheinungsformen sinnvoll.“

 

 

Der Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates und Herausgeber von Politik & Kultur, Olaf Zimmermann, sagte: „Die Verleihung der Goldenen und Silbernen Bären bei der Berlinale am letzten Samstag haben die Hilflosigkeit von Teilen des Kulturbetriebs wieder einmal offenbart. Wenn ein Film wie „No Other Land“, der sich mit der Besatzung im West-Jordanland auseinandersetzt, ausgezeichnet wird, muss damit gerechnet werden, dass die Autoren des Films bei ihrem Dank auch politisch Stellung nehmen. Es ist richtig, einen solchen Film auszuzeichnen, wenn er den künstlerischen Kriterien, nach denen die Auszeichnung vergeben wird, entspricht. Es ist selbstverständlich, dass die Preisträger bei der Entgegennahme des Preises danken. Es muss aber ebenso selbstverständlich werden, eine politische Positionierung von Künstlerinnen und Künstlern bei ihrer Dankesrede einzuordnen. Hier sind die Verantwortlichen in Kultureinrichtungen gefragt. Sie müssen Meinungsäußerungen von Künstlerinnen und Künstlern antizipieren und klar und unmissverständlich Flagge zeigen. Das gilt für israelbezogenen Antisemitismus wie für andere Formen der Verletzung der Menschenwürde.“

 


 

 

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