Berlin, den 30.08.2016. Mit der aktuellen Ausgabe der Zeitung Politik & Kultur 05/2016 ist auch die 25. Rote Liste der bedrohten Kultureinrichtungen erschienen. Eine Ausstellung, ein Verein zur Stadtteilkultur und zwei Museen wurden neu in die Liste aufgenommen.
Thüringen
Seit 1993 zeigte das Forum Konkrete Kunst in der Erfurter Peterskirche Werke von 110 Künstlern aus 15 Nationen Europas. Angesichts der aktuellen städtischen Pläne ist das Forum nun jedoch in seiner Existenz massiv bedroht (Gefährdungskategorie 1). Die Versagung der Nachbesetzung zweier Aufsichtskraftstellen durch Erfurts Oberbürgermeister Andreas Bausewein bedeutet de facto die baldige Schließung und auch die geplanten Baumaßnahmen an der Peterskirche sehen keinen Erhalt der Dauerausstellung vor. Von Seiten des Museums heißt es jedoch, man werde weiterhin alle Kräfte einsetzen, um das Forum Konkrete Kunst zu erhalten.
Schleswig-Holstein
Das Haus Peters im schleswig-holsteinischen Tretebüll ist mit seinem landesweit einzigen original erhaltenen Kolonialwarenladen und einer Galerie für zeitgenössische Kunst ein einzigartiges Kulturprojekt im ländlichen Nordfriesland. Laden- und Museumsbetrieb sichern dabei alle laufenden Kosten, Unterstützung kam bisher auch von der Sparkassenstiftung und der Gemeinde. Letztere muss ihre Zuschüsse ab 2017 nun mit großer Wahrscheinlichkeit streichen. Mit den Zuwendungen der Sparkassenstiftung könne ebenfalls nicht sicher gerechnet werden. Eine endgültige Entscheidung seitens der Gemeinde ist noch nicht gefallen, nach alternativen Finanzierungsmöglichkeiten wird Ausschau gehalten. Entsprechend wurde das Haus Peters als gefährdet, Kategorie 2, eingestuft.
Hamburg
Stadtkultur Hamburg e. V., der Dachverband für lokale Kultur und kulturelle Bildung in Hamburg, blickt mit Sorge in die Zukunft der Hamburger Stadtteilkultur (Gefährdungskategorie 3). Die Zuwendungen, die auf 28 Stadtteilkulturzentren, Geschichtswerkstätten und Projekte in der Stadt verteilt werden, wurde schon seit 2009 nicht mehr erhöht. Die jetzt angekündigte Erhöhung der Förderung in zwei Schritten gleicht nicht einmal die bisherigen Kostensteigerungen aus. Die Häuser und Initiativen der Stadtteilkultur ermöglichen niedrigschwellige Kulturangebote für alle Bewohner der Stadt und leisten einen wichtigen Beitrag zu Integration, kultureller Teilhabe und Bürgerbegegnungen.
Bayern
Das Mutter-Museum in Armorbach erwartet seine Besucher mit viel Skurrilem und Unerwartetem. Neben den zahlreichen Objekten zwischen Kunst und Kitsch finden sich auch frühe Arbeiten Christos, Yves Kleins und Roy Lichtensteins unter den Ausstellungsobjekten sowie eine ausführliche Präsentation der Fluxus-Bewegung und ihr zugehöriger Werke. Die Zukunft der Einrichtung erscheint jedoch ungewiss (Gefährdungskategorie 3). Sinkende Besucherzahlen haben bereits die Öffnungszeiten schrumpfen lassen, die Stadt arbeite derzeit an der Entwicklung eines Museumskonzepts, in das Mutter-Museum eventuell integriert werden kann, so Bürgermeister Peter Schmitt. Es besteht also noch Hoffnung.
Der Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates, Olaf Zimmermann, sagte: „Wenn große Kultureinrichtungen in Gefahr kommen, ist ihnen die öffentliche Aufmerksamkeit meist sicher. Wir stellen deshalb in der Roten Liste besonders die kleineren Kulturprojekte vor, deren Fortbestand bedroht ist. Wir wollen, dass diese wichtigen Projekte gesehen werden, dass ihre Bedeutung erkannt und ihr Fortbestand gesichert wird.“
Die Rote Liste stellt in Analogie zu den bekannten Roten Listen der Tiere und Pflanzen bedrohte Kultureinrichtungen in Deutschland vor. In jeder Ausgabe werden gefährdete oder bereits geschlossene Kulturinstitutionen, -vereine und -programme aufgeführt. (Kategorie 4: Gefährdung aufgehoben/ungefährdet; 3: Vorwarnliste; 2: gefährdet; 1: von Schließung bedroht; 0: geschlossen)